Während Sportartikelhersteller wie adidas oder PUMA bislang sehr gut durch das extrem schwierige Jahr 2000 kamen, sieht das bei Modeartikel-Unternehmen meist ganz anders aus. Im zweiten Quartal musste Hugo Boss einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 250 Millionen Euro hinnehmen, ein Minus, das doppelt so groß ausfiel, wie es die Analysten im Vorfeld vermutet hatten. Am Dienstag folgte jetzt die Bilanz für das Sommerquartal. Da gelang zwar ein Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 15 Millionen Euro, während die Experten von einem kleinen Minus von ein bis zwei Millionen ausgingen. Aber das war zu wenig, um die Anleger zu motivieren, hier richtig zuzulangen und der Aktie dadurch die Basis für eine Aufwärtswende zu geben.
Zum einen, weil der Umsatz mit 533 Millionen Euro nicht nur weit unter dem Vergleichsquartal 2019 blieb (720 Millionen Euro), sondern auch unter der Analystenprognose von im Schnitt 563 Millionen. Zum anderen, weil dieses deutliche Umsatzminus zum Vorjahr andeutet, dass die Normalität auch nach der Lockdown-Phase noch längst nicht wieder eingekehrt ist. Hugo Boss führte das Erreichen der Gewinnzone auf eine Erholung der Konsumneigung in China und auf ein starkes Online-Geschäft zurück. Das alleine würde das Unternehmen aber nicht wieder in Richtung der früheren Profitabilität bringen, sonst hätte da zwischen Juli und September mehr vorangehen müssen. Und der jetzt begonnene, fast ganz Europa umfassende Teil-Lockdown betrifft zwar nur in einigen Ländern auch die Textilgeschäfte. Aber erste Tendenzen zeigen, dass sich die Verbraucher auch dort rarmachen, wo sie vor Ort einkaufen könnten. Die Konsequenz:
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Expertenmeinung: Man könnte diese gestrige Bilanz allemal mit „es hätte schlimmer kommen können“ übertiteln, aber für die meisten Marktteilnehmer scheint das Glas derzeit eher halb leer als halb voll zu sein. Die Aktie legte zwar als Reaktion auf das Zahlenwerk um 2,33 Prozent zu, aber Sie sehen im Chart, dass das kaum weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein war, wenn es um die Chance einer Aufwärtswende geht. Positiv ist, dass es dadurch gelang, den Kurs vom bisherigen, im März markierten Jahres-Verlaufstief bei 19,11 Euro fernzuhalten, aber:
Um einen tauglichen Sicherheitspuffer zu diesem Verlaufstief und die Chance auf eine mittelfristig tragfähige Wende zu generieren, müsste die Boss-Aktie zumindest über die Juni-Abwärtstrendlinie bei aktuell 23,20 Euro hinaus. Besser wäre noch, wenn es gelingen würde, zumindest das letzte Zwischenhoch bei 23,49 Euro zu überbieten, um den Bann der stetig unter den vorherigen liegenden Hochs zu brechen. Das ist angesichts der eher verhaltenen Reaktion auf die gestrigen Ergebnisse ein steiniger Weg. Im Gegenzug wäre der Weg bis an dieses 2020er-Tief bei 19,11 Euro nicht allzu weit. Und würde man sich die Aktie in einem ganz langfristigen Chartbild ansehen, würde deutlich, dass Hugo Boss an den Wendepunkten nach den Baissen 2000-2003 und 2008/2009 jeweils bis unter zehn Euro gefallen war. Dass das bärische Lager versuchen wird, die Chance auf einen erneuten Abwärtsschub zu nutzen, sollte man daher einkalkulieren.

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