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Fortinet ist nach den Zahlen um 25% abgestürzt, obwohl das Unternehmen massiv wächst, die Gewinnerwartungen übertroffen hat und neue Rekorde erwartet.
Sicherheit in der Digitalen Welt
Fortinet ist ein Spezialist für Netzwerksicherheit. Das Geschäftsmodell basiert auf dem Verkauf von Netzwerksicherheitslösungen wie Firewalls, VPNs, Antivirus-Software, Cloud-Sicherheit und anderen Lösungen für die Cybersicherheit.
Zusätzlich bietet Fortinet auch Managed-Security-Services an, bei denen das Unternehmen die Sicherheit seiner Kunden überwacht und verwaltet.
Mit ihrem Secure Access Service Edge (SASE) Modell sind Unternehmen in der Lage, die Zugänge zu Anwendungen und Infrastrukturen abzusichern. Besonders gilt das für Endanwender, die per remote arbeiten.
Fortinet war oder ist demnach ein großer Profiteur der zunehmenden Digitalisierung und dem Trend zum Home-Office, wenngleich es bei dem zweiten Thema auch gewisse Strömungen in die entgegengesetzte Richtung gibt.
An den grundlegenden Trends ändert das aber wenig, die Richtung ist vollkommen klar. Die Digitalisierung der Welt wird sich unaufhörlich fortsetzen und das führt dazu, dass die Cybersecurity-Branche von einer stetig steigenden Nachfrage getragen wird.
Sicherheit ist alternativlos
Für die meisten Unternehmen stellt sich nicht die Frage, ob man die Sicherheitssysteme von Anbieter A oder B verwendet, sondern welche man zu den ohnehin schon verwendeten Systemen noch zusätzlich braucht.
Cybersecurity ist daher ein integraler Bestandteil geworden, um die Integrität, Verfügbarkeit und Vertraulichkeit von Informationen zu gewährleisten und um den reibungslosen Betrieb von Geschäfts- und Regierungssystemen sowie kritischen Infrastrukturen zu gewährleisten.
Die Kosten für Cybersecurity sind im Verhältnis zu den möglichen Schäden marginal und machen auch grundlegend nur einen minimalen Anteil aller Ausgaben aus.
Das führt dazu, dass Kunden, die erstmal gewonnen wurden, in der Regel auch für eine lange Zeit Kunden bleiben.
Darüber hinaus ist das Geschäft von Anbietern wie Fortinet hochprofitabel, gut skalierbar und dank der gängigen Abo-Modelle auch gut planbar.
Fortinet auf Siegeszug
Diese Trends und Faktoren haben dazu beigetragen, dass Fortinet ein massiver Outperformer ist.
In den zurückliegenden zehn Jahren konnte der Umsatz von 615 Mio. USD auf 4,42 Mrd. USD gesteigert werden.
Der freie Cashflow legte im selben Zeitraum von 0,16 auf 1,80 USD je Aktie massiv zu.
Das Geschäft ist gut skalierbar und hochprofitabel, die FCF-Marge liegt bei über 30%. Daher konnte man das Wachstum vollständig aus dem laufenden Cashflow finanzieren, nennenswerte Schulden hat man nicht.
Seit 2017 kauft man sogar sukzessive eigene Aktien zurück und hat die Zahl der ausstehenden Papiere von 872 auf 786 Millionen Stück reduziert.
Doch selbst die besten Aktien korrigieren von Zeit zu Zeit. Da „Wachstumsaktien“ im vergangenen Jahr aus der Mode kamen, kam auch Fortinet unter Druck.
Doch im Gegensatz zu vielen anderen Werten erholte sich Fortinet schnell und erreichte kürzlich neue Allzeithochs.
Kurssturz als Gelegenheit?
Am vergangenen Donnerstag lösten die Quartalszahlen jedoch den nächsten Kurssturz aus. Über Nacht verlor das Unternehmen in etwa ein Viertel an Wert.
Das könnte sich noch als Gelegenheit herausstellen, denn der Gewinn lag mit 0,38 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,34 USD. Der Umsatz verfehlte mit 1,29 Mrd. die Analystenschätzungen von 1,30 Mrd. USD marginal.
Das entspricht einem Umsatzplus von 26% und einem Gewinnsprung um 36%.
Aufgrund der makroökonomischen Unsicherheiten verschieben jedoch viele Kunden den Abschluss neuer Verträge, wodurch die Billings „nur“ um 18% auf 1,54 Mrd. USD gesteigert werden konnten.
Daher hat man die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 5,43 – 5,49 auf 5,35 – 5,45 Mrd. USD gesenkt.
Im Gegenzug erhöhte man die Gewinnerwartungen von 1,44 – 1,48 auf 1,49 – 1,53 USD je Aktie.
Weniger Umsatz, mehr Gewinn
Für mich ist die wichtigste Erkenntnis daraus, dass Fortinet sehr schnell auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert hat und trotz einer schwächeren Wachstumsdynamik die Profitabilität steigern kann.
Man kann trotzdem vortrefflich darüber streiten, ob ein stärkeres Umsatz- oder Gewinnwachstum wichtiger ist, aber die Antwort ist eigentlich simpel.
Man muss sich nur die Frage stellen, was langfristig besser ist.
Ein hohes Umsatzwachstum und gleichzeitig ein stagnierender Gewinn oder ein stagnierender Umsatz, aber gleichzeitig ein steigender Gewinn?
Der Markt scheint dieser Logik nicht gefolgt zu sein. Doch selbst wenn man das nicht tut, muss man zur Kenntnis nehmen, dass Fortinet den Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich um 22% und den Gewinn um 26% steigern dürfte.
Die Resultate sind mehr als nur solide, sie sind hervorragend.
Ein Lichtblick
Doch wie gewohnt verstärken Banken und Researchhäuser den Abverkauf noch. Nach den Quartalszahlen kam es zu etlichen Downgrades und Kursziel-Senkungen, unter anderem von JP Morgan, Wells Fargo, Morgan Stanley.
Nur Guggenheim sticht positiv heraus. Dort stufte man nach dem Kurssturz von neutral auf buy und bekräftigte das Kursziel von 70 USD.
Es gleicht fast einem Wunder, wenn Banken und Researchhäuser das Chance-Risiko-Verhältnis einer Aktie besser beurteilen, nachdem sie abgestürzt ist.
Dabei sollte es offensichtlich sein, dass genau das der Fall ist.
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Ausblick, Bewertung, Buybacks
Fortinet wird die Situation sicherlich dazu nutzen, um wieder Buybacks durchzuführen. In den letzten sechs Monaten hat man davon nicht Gebrauch gemacht, doch es wurden bereits Aktienrückkäufe autorisiert und es stehen noch 2,03 Mrd. USD für diesen Zweck zur Verfügung.
Fortinet kann es sich leisten, denn derzeit hat man 3,3 Mrd. USD an Cashreserven und 0,99 Mrd. USD an langfristigen Verpflichtungen.
Den Konsensschätzungen zufolge soll der freie Cashflow in diesem Jahr um 25% auf 2,25 USD je Aktie steigen, was in etwa 1,72 Mrd. USD entsprechen würde.
Da Fortinet im ersten Halbjahr bereits 1,09 Mrd. USD an FCF erwirtschaftet hat, könnten diese Erwartungen deutlich zu niedrig sein.
Doch selbst auf dieser Basis käme Fortinet auf einen forward P/FCF von 25,6. Sind die Schätzungen zu niedrig und es wird ein FCF von 2,0 Mrd. USD erreicht, liegt der forward P/FCF bei 22,7.
Das ist im Verhältnis zu dem anhaltend hohen Wachstum wenig. In den letzten fünf Jahren lag der P/FCF am absoluten tief in etwa bei 17 und am Hoch bei 50.

Aus technischer Sicht ist die Aktie auch nach dem Kurssturz noch übergeordnet bullisch und der langfristige Trend ist intakt.
Sollte die Unterstützungszone bei 55 – 57 USD halten, könnte der Spuk bereits ein zu Ende sein.
Wird der langfristige Aufwärtstrend jedoch durchbrochen, muss mit einer Ausdehnung der Korrektur in Richtung 50 oder 47 USD gerechnet werden.
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