Ölpreis-Prognose | Online Broker LYNX
Die Entwicklung der Ölpreise ist heutzutage für viele Investoren eine wichtigere Vorlage für die Richtung des weltweiten Wachstums, als es Konjunkturdaten oder die Trends am Anleihe- und Devisenmarkt sind. Und die dahinterstehende Überlegung wirkt auch vollkommen logisch: Steigt die Rohöl-Nachfrage, brummt der Konjunkturmotor. Nur:

Da liegt man oft falsch. Denn die Rohöl-Kurse gehorchen keineswegs nur der reinen Angebot/Nachfrage-Entwicklung. Eine Prognose ist daher immer ein Abwägen zwischen Realität und Projektion, zwischen der echten Nachfrage und der Spekulation. Und wenn dann noch geopolitische Spannungen hinzukommen, die zuletzt massiv Einfluss auf den Ölpreis nahmen, wird die Situation für Verbraucher und Investoren erst recht herausfordernd. Dieser Markt hat es also in sich. Aber eines ist er für uns Anleger damit nie: langweilig!

Investoren wie Konsumenten gleichermaßen beschäftigt dabei im aufkommenden Frühjahr 2023 nur eine Frage: Ist das Schlimmste hinsichtlich des zuvor dramatischen Ölpreis-Anstiegs überstanden? Zu dieser Frage unten mehr, zunächst ein grundsätzlicher Überblick:

Was bewegt den Ölpreis?

In erster Linie sind es die ökonomischen Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft, die für die grundsätzliche Trendrichtung entscheidend sind. Diese bestimmen die Nachfrage nach Rohöl und Benzin, Kerosin oder Heizöl. Auf der anderen Seite ist es das Angebot, das auf die Kurse einwirkt. Dabei spielt die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) eine wichtige Rolle. Allerdings stellen auch Länder, die nicht der OPEC angehören, beispielsweise Russland, die USA und Norwegen, in Bezug auf das Angebot und damit letzten Endes auf die Preisbildung eine zunehmend wichtige Größe dar. Vor allem die USA haben ihre Förderung in den vergangenen Jahren immens ausgebaut und sind mittlerweile das Land mit der höchsten Förderung von allen.

Das zweite Element ist die Spekulation am Rohstoff-Markt. Am Ende ist es die dortige Angebot/Nachfrage-Situation, die den Kurs bestimmt. Dabei ist die reale Nachfrage nach Rohöl zwar ein wichtiges Element. Aber wenn große Spekulanten massiv über den Terminmarkt Long oder Short gehen, dominieren sie und nicht die ökonomischen Rahmenbedingungen für diesen Moment den Trend. Wichtig ist dabei (das ist auch ein entscheidender Aspekt, wenn es um eine Prognose für den Ölpreis geht), dass diese Spekulation sich an der realen Nachfrage-Entwicklung bzw. deren Perspektiven orientieren kann, aber nicht muss!

(Mehr Fakten und Informationen zum Thema Rohöl finden Sie in diesem Beitrag: „Rohöl – Fakten und Handelsmöglichkeiten“)

Sehen wir uns einmal, Stand März 2023, die vier entscheidenden Aspekte an, die den Ölpreis im kommenden Jahr beeinflussen werden. Konkret sind das die Wachstumssituation weltweit, die Angebotsseite, die politische Entwicklung und vor allem der Faktor der Spekulation.

Ölpreis-Prognose: Kapazitätsauslastung der US-Industrie und die Entwicklung des Ölpreises im Vergleich von 2018 bis 2023 | Online Broker LYNX

Ölpreisprognose – Ausgangslage Frühjahr 2023 (1): Die ökonomischen Aspekte

Die seit Sommer 2021 sukzessiv aus dem Ruder gelaufene Inflation wurde auch durch einen immensen Anstieg der Rohstoffpreise ausgelöst. Dieser wiederum fußte auf einer zeitweiligen Verknappung des Angebots, weil die im Zuge der Corona-Lockdowns massiv reduzierte Ölförderung nur schrittweise wieder angehoben wurde, während die Industrie weltweit versuchte, die durch diese Lockdowns verursachten Einbußen aufzuholen. Dafür war aber zu wenig Energie und Material vorhanden bzw. wegen der Überforderung der Logistik nicht zeitgerecht zu bekommen. Aber diese Ausgangslage veränderte sich im Verlauf des Jahres 2022.

Der Beginn des Ukraine-Konflikts und die damit verbundene Verunsicherung darüber, wie sich die Versorgungslage durch die Sanktionen gegen den großen Ölförderer Russland verändern würde, trieben den Kurs der wichtigsten Ölsorten zwar im ersten Halbjahr 2022 massiv nach oben. Aber seither sind die Kurse Schritt für Schritt zurückgekommen, weil man jetzt langsam eine andere Karte hinsichtlich der ökonomischen Perspektiven spielt: die der Rezession.

Die angehobenen Leitzinsen als Maßnahme zur Bekämpfung der zu hohen Inflation bremsen das Wachstum. Wie stark und wie lange, ist auch jetzt noch nicht eindeutig absehbar, aber klar ist: Je geringer das Wachstum wird bzw. wenn die Wirtschaftsleitung zurückgeht, wird das auch die Nachfrage nach Rohöl, nach Benzin, Diesel und Heizöl verringern. Kommt es so, könnte es zu einem Angebotsüberhang kommen. Aber wie sieht es aktuell mit der Angebotsseite aus?

Ölpreisprognose – Ausgangslage Frühjahr 2023 (2): Die Angebotsseite

Als die Weltwirtschaft im Frühjahr 2020 fast zum Stillstand kam, brach der Ölpreis massiv ein. Die OPEC+, d.h. die Organisation erdölexportierender Länder plus Russland, nahm daher im Mai 2020 eine radikale Förderkürzung um ganze zehn Millionen Barrel pro Tag vor. Die USA, die nicht in einer solchen Gruppierung organisiert sind, reduzierten die Förderung ebenfalls massiv.

Aktuell liegt die weltweite Fördermenge wieder auf dem vormaligen Rekordlevel, das in den Jahren 2018 und 2019 erreicht wurde: knapp über 100 Millionen Barrel pro Tag.

Bislang hat sich die Nachfrage nicht wesentlich verändert, denn weltweit betrachtet hat sich das Anheben der Zinsen als Mittel gegen eine zu hohe Inflation erst wenig auf den Konsum und die Produktion ausgewirkt. Dementsprechend diffus ist im März 2023 das Vorgehen der Anbieter.

Die OPEC und Russland, allgemein als „OPEC+“ bezeichnet, hatten im Herbst die Fördermengen reduziert, um zu verhindern, dass die da für die Anbieter noch ideal hohen Preise zu weit absinken. Seither ist das Bild der OPEC als der größten Organisation der erdölexportierenden Länder aber vor allem durch Uneinigkeit geprägt. Wie sich die Angebotsseite verhalten wird, wenn die Konjunktur weltweit doch noch stärker in die Knie geht, ist damit noch offen. Zwei Möglichkeiten bestünden:

Ölpreis-Prognose: Entwicklung Ölpreis der Sorte Brent von 2018 bis 2023 | Online Broker LYNX

Entweder die OPEC+ und die anderen großen Förderländer verknappen das Angebot, um einer sinkenden Nachfrage zu begegnen und so einen Preisverfall zu verhindern. Das würde aber im Gegenzug den Umsatz verringern, ein effektiver Erfolg muss dabei nicht herauskommen.

Oder man ist sich weiterhin so uneinig, dass keine Maßnahmen erfolgen und einige Förderländer ihren Output sogar erhöhen, weil man sich dort sagt, dass, wer am billigsten anbietet, bei sinkender Nachfrage immer noch das größte Stück des Kuchens abbekommt, was in vergleichbaren Situationen schon oft vorgekommen ist.

Aber der Ölpreis ist nicht nur von der unmittelbaren Angebot/Nachfrage-Situation abhängig. Oft spielt die Politik indirekt in die Preisentwicklung mit hinein.

Ölpreisprognose – Ausgangslage Frühjahr 2023 (3): Der Faktor der Politik

Die Politik spielt bei der Entwicklung des Ölpreises keine permanente Rolle, kann aber jederzeit durch bestimmte Ereignisse oder die Reaktionen darauf starke Kursbewegungen auslösen. Dabei sollte man sich nicht darauf verlassen, dass der alte Börsenspruch „politische Börsen haben kurze Beine“ immer zutrifft – es kommt darauf an, was passiert.

Dass diese „kurzen Beine“ auch mal äußerst lang sein können, beweist die derzeitige Situation ja wie keine andere.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 war, wie der folgende Chart zeigt, Auslöser für einen immensen Anstieg des Ölpreises. Der sich dann zwar erst einmal moderierte, aber politische Entscheidungen im Zuge dieser Krise hatten und haben weiterhin direkte Auswirkungen auf den Kurs. Der Umgang mit russischen Ölexporten, die Suche nach Alternativen durch höhere Lieferungen anderer Förderländer, die Reaktionen der OPEC, all das bewegt sich im Bereich politischer Entscheidungen.

Ölpreis-Prognose: Einfluss politscher Entscheidungen auf den Ölpreis im Zeitraum 2019 bis 2023 | Online Broker LYNX

Und der Chart zeigt auch, dass der Ölpreis auch darüber hinaus stark unter dem Eindruck politischer Entscheidungen steht. Die Entscheidung für Lockdowns und deren Beendigung, die Geldpolitik der Notenbanken, all das nimmt starken Einfluss auf die Trends am Ölmarkt. Und solche Einflüsse sind oft schwer berechenbar.

Ölpreisprognose – Ausgangslage Frühjahr 2023 (4): Das wichtige Element der Spekulation

So stark die Impulse durch die Angebotsseite, die Politik und die konjunkturellen Perspektiven auch sind: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Preisbildung bei Rohöl letztlich an der Börse vorgenommen wird. Es ist daher am Ende die dortige Relation zwischen Käufern und Verkäufern, die die Kurse bewegt. Und ob jemand auf der Käuferseite tatsächlich ein „Abnehmer“ ist, sprich das über den Future gekaufte Rohöl wirklich abnehmen wird oder nur aus rein spekulativen Gründen Long geht, die Position vor der Abrechnung des Futures neutralisiert und damit gar kein „echtes“ Öl abnimmt, ist egal: Einen kurstreibenden Effekt hat beides. Sehen wir uns das anhand eines Charts über einen langen Zeitraum an:

Ölpreis-Prognose: Entwicklung Ölpreis und S&P 500 im Vergleich von 1993 bis 2023 | Online Broker LYNX

Hier sehen Sie den langfristigen Kursverlauf des Ölpreises in Relation zum marktbreiten US-Index Standard & Poor’s 500 (S&P 500). Oft verlaufen die Trends parallel, was logisch ist, da das weltweite Wirtschaftswachstum für beide Assets gleichermaßen eine Orientierung ist. Aber es gibt auch Phasen, in denen der Ölpreis völlig gegensätzlich läuft.

Das ist momentan, Anfang März 2023, nicht der Fall: Der Ölpreis und der S&P 500 zeigen seit dem Herbst 2022 eine eher nach unten weisende Tendenz. Aber es gab frühere Fälle, in denen sich Aktien und Ölpreis massiv gegensätzlich entwickelten … und man muss immer damit rechnen, dass solche Situationen erneut eintreten.

Am extremsten war das 2008 der Fall, als der Aktienmarkt längst einbrach, der Ölpreis aber förmlich explodierte. Das ist ein markantes Beispiel dafür, wie groß die Rolle der Spekulation beim Ölpreis sein kann. Der Kurs wurde damals förmlich durch die Decke getrieben, stieg auf im Vorfeld ungeahnte Rekorde, bevor er dann 2009 implodierte, den negativen Rahmenbedingungen doch noch folgte. Aber auch in den Jahren 2013 und 2014 liegen Aktienmarkt und Ölpreis gegensätzlich, ohne dass das von der Angebot/Nachfrage-Situation oder der Politik her zwingend gewesen wäre. Daraus folgt:

Wäre der Faktor der Spekulation nicht so erheblich, wäre die Ölpreisprognose für 2023 einfacher, wenngleich „einfacher“ alleine wegen der aktuell kaum absehbaren Entwicklung des Wachstums und der unberechenbaren Entwicklungen auf politischer Ebene nicht „einfach“ heißt. Aber der Spekulationsfaktor ist eben erheblich und erfordert deswegen für Anleger, die sich bei Rohöl engagieren, noch höhere Aufmerksamkeit.

Ölpreisprognose – Glaskugel vs. Charttechnik: Folgen Sie dem Trend!

Gerade im Bereich der Commodities (d.h. Rohstoffe) pflegen die charttechnisch orientierten Trader Trends konsequent und nicht selten extrem auszureizen. Wenn sich ein klares charttechnisches Signal zeigt und sich danach ein Trend etabliert hat, kann der sehr weit führen, über das hinaus, was man aus rein rationaler Sicht erwarten würde.

Was die derzeitige Situation im März 2023 angeht, ist die Gemengelage besonders spannend. Denn nicht wenige pokern am Aktienmarkt massiv darauf, dass die weiterhin hohe Inflation ebenso wie die deutlich angehobenen Leitzinsen in den USA, der Eurozone, England und vielen anderen westlichen Nationen den Konsum, die Produktion und mit ihnen die Ölnachfrage nicht nennenswert beeinflussen werden. Auch, weil man in Asien versucht, mit in die Gegenrichtung weisenden Maßnahmen, konkret mit dem Anwerfen der Notenpresse, das Wachstum zu befeuern. Auf der anderen Seite spiegelt die Entwicklung der Rohstoffe und des Anleihemarkts diesen Optimismus nicht vollständig, teilweise sogar gar nicht wider.

So sehen wir bei der für Europa wichtigsten Ölsorte Brent Crude Oil, dass im Spätsommer 2022 ein großes Doppeltopp vollendet wurde, das in einen mehrere Monate abwärts weisenden Trendkanal überging. Jetzt, Anfang März, entbrennt das Ringen um einen Ausbruch nach oben, befeuert durch den Widerstreit zwischen denen, die nicht an eine weitreichende Rezessionsphase glauben und denen, die dies erwarten und mit ihr zunehmenden Druck auf den Ölpreis.

Ölpreis-Prognose: Entwicklung Ölpreis der Sorte Brent von 2019 bis 2023 | Online Broker LYNX

Dementsprechend offen ist die aktuelle, charttechnische Konstellation. Und gerade weil man eine Glaskugel bräuchte, um vorhersehen zu können, wie sich die Rahmenbedingungen zum Jahresende darstellen und was die Trader daraus machen, kann es letzten Endes nur eine Lösung geben, wenn es um die Frage geht, in welche Richtung man sich beim Rohöl-Trading orientieren könnte:

Konsequent dem Trend bzw. den charttechnischen Signalen zu folgen. Vor allem, weil ein Spruch beim Ölpreis noch öfter zutrifft als z.B. am Aktienmarkt: Unverhofft kommt oft!

Fazit unserer Ölpreis-Prognose 2023:

Legen Sie sich nie vorab fest, wenn Sie im Rohöl traden, sondern folgen Sie etablierten Trends. Die können, wie gesagt, verblüffend dynamisch und weitreichend ausfallen und sie müssen, das haben die vorstehenden Charts gezeigt, nicht immer rational sein, d.h. den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Und auch, was diese Rahmenbedingungen angeht, gilt: Was heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein. Folgen Sie daher konsequent dem Trend und nie persönlichen Vermutungen!

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