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Was den Dow Jones gestern bewegte, waren die neuen Prognosen der US-Notenbank. Die „Fed“ sieht 2024 mehr Wachstum als bislang, preiste aber auch erhoffte Zinssenkungen aus. Am Ende wurde das negativ gewertet und bringt den Index charttechnisch in die Bredouille.
Das Chartbild des Dow Jones auf 15-Minuten-Basis seit dem Handelsbeginn am Montag erzählt für den gestrigen Mittwoch eine Geschichte aus Hoffnung, Enttäuschung, Aufbäumen und Kapitulation.

Wir sehen in diesem Kurzfrist-Chart, dass das US-Index-Flaggschiff gegen 19 Uhr unserer Zeit, eine Stunde vor der Entscheidung der US-Notenbank, sein Tageshoch erreicht hatte. Seit der Sitzungsmitte des Dienstags hatte der Index in der Spitze 465 Punkte zugelegt – vor Notenbank-Entscheidungen ein typisches Bild, da das bullische Lager vorab gute Stimmung generieren und zugleich für den Fall, dass die Aussagen der „Fed“ negativ wirken, einen Sicherheitspuffer nach unten aufbauen will. Den man diesmal, Sie sehen es, auch nötig hatte.
Nachdem der Dow unmittelbar nach dem Statement der „Fed“ um 20 Uhr kurz durchsackte, bäumten sich die Bullen noch einmal auf, trieben den Index gegen 20:30 Uhr fast wieder an das Tageshoch. Doch dann setzten die Verkäufe erneut ein und bewirkten, dass der Dow Jones fast auf Tagestief und nicht mehr allzu weit vom Wochen-Verlaufstief des Dienstags schloss. Nicht gut, auch nicht im Zeitraster auf Tagesbasis:
Hier sehen wir, dass der Dow durch diesen Intraday-Turnaround nach unten die Chance verpasste, sich von der am Dienstag getesteten und gehaltenen 100-Tage-Linie abzusetzen und wieder über die bereits seit Ende August belagerte, mittelfristige Aufwärtstrendlinie zu retten. Damit besteht jetzt das Risiko, dass der Index die bereits seit August 2022 relevante Zone zahlreicher Zwischenhochs in der Region zwischen grob 34.260 und 34.700 unterschreitet und die bei aktuell bei 33.820 Zählern verlaufende 200-Tage-Linie testet. Und die steht als einziger Support von Bedeutung über der Region um 32.500 Punkte. Aber warum hat der Index abgedreht, wo lag das Problem bei dieser Notenbankentscheidung bzw. den dazu gehörigen Aussagen? Immerhin hatte die „Fed“ den Leitzins nicht angehoben. Und mehr noch:
Expertenmeinung: Man hatte zudem im Zuge der neuen Ausblicke die Prognose für das laufende Jahr auf einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,1 Prozent angehoben, die letzte Prognose vom Juni hatte da nur +1,0 Prozent gesehen. Für 20ß24 erwartet die „Fed“ nunmehr +1,5 Prozent statt bislang +1,1 Prozent. Und nicht nur das: Die Inflationsprognose für das kommende Jahr 2024 blieb unverändert: 2,5 Prozent für die Gesamtrate, 2,6 Prozent für die Kerninflation. Mehr Wachstum, aber nicht mehr Inflation – hätte man sich denn mehr wünschen können?
Der Haken war der Ausblick auf den mittleren Leitzins für die kommenden Jahre. Da prognostiziert die „Fed“ (damit schätzt sie also sozusagen ihre eigenen Entscheidungen) für 2024 einen mittleren Leitzins von 5,1 Prozent, für 2025 einen von 3,9 Prozent. Und das war ein Schlag in die Magengrube, denn im Juni hatten diese Projektionen noch bei 4,6 Prozent für 2024 und 3,4 Prozent für 2025 gelegen. Sprich: Jetzt erwartet man für das kommende Jahr zwar niedrigere Leitzinsen, aber um einen halben Prozentpunkt weniger niedrig als zuvor.
Der Grund liegt in dem stärker als erwarteten Wachstum, aktuell ebenso wie für 2024. Würde es laufen, wie man das aktuell voraussagt, wäre das Wachstum stark genug, um die Inflation zurückkehren zu lassen, falls man die Zins-Zügel zu früh schleifen ließe. Das klingt zwar logisch. Aber damit standen die Trader eben vor einem Dilemma: Kann man sich über die höheren Wachstumsprognosen freuen – oder muss man wegen der höheren Leitzinsprognose den Kopf einziehen?

Gesiegt hat, die Charts zeigen es, letztere Variante. Denn diejenigen, die kurz nach dem Notenbank-Statement nach dem Motto „Hauptsache Wachstum“ zugriffen, unterschätzen, so offenbar die Sicht der Verkäufer, die massiv problematische Wirkung von längere Zeit derart hohen Zinsen in einer überschuldeten Volkswirtschaft. Wer da ausstieg, fürchtet, dass der Leitzins zu lange zu hoch bleibt, die Wirtschaft mitnichten so wächst wie prognostiziert, sondern in nächster Zeit einfach abreißt und die „Fed“ dann nicht imstande ist, das Ruder schnell genug herumzureißen.
Und diese Überlegungen haben Hand und Fuß genug, ansteckend zu wirken, so dass man jetzt vor allem nach unten schauen sollte: Fällt die aktuell um 34.280 Punkte verlaufende 100-Tage-Linie, wird es kritisch. Fällt die bei 33.820 verlaufende 200-Tage-Linie, wird es ernst!
Quellenangaben:
Statement der US-Notenbank zur Zinsentscheidung, 20.09.2023:
https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/files/monetary20230920a1.pdf
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