EUR.USD Prognose Euro/US-Dollar: Nur immer so weiter!

Aktuelle Entwicklung des EUR.USD

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen von EUR.USD

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Wirtschaftliche Stärke und politische Stabilität, das sind Faktoren, die eine Währung stark machen. In beiden Bereichen verlieren die USA an Boden … und entsprechend schwach kommt der US-Dollar daher. Aber das kann der US-Regierung doch nicht recht sein … oder?

Wie sieht das auch aus: Der US-Präsident wird nicht müde, sein Land als das stärkste, mächtigste, reichste und sicherste von allen zu preisen, und die Währung wird immer schwächer! Das kann auch dem Wähler auf der Straße (eigentlich) nicht entgehen. Und macht einen schlechten Eindruck. Indes, die Sache hat halt so ihre Vorteile.

Eine schwache Währung unterstützt den Export. Denn so können US-Exporteure ihre Waren in der Eurozone um den Faktor, den der US-Dollar zum Euro weniger wert wird, billiger anbieten und haben dann, wenn sie die Erlöse heimholen, in US-Dollar trotzdem das Gleiche herausgeholt. Das fördert den Umsatz. Oder man lässt die Preise gleich und erzielt so einen höheren Gewinn, weil man eben jetzt mehr US-Dollar für einen Euro bekommt, mit dem diese Waren in der Eurozone bezahlt wurden.

Dass Donald Trump diesen Aspekt im Hinterkopf hat, weiß man bereits seit seiner ersten Amtszeit, als der damalige Finanzminister Mnuchin ziemlich unverblümt genau diesen Aspekt als wünschenswert hervorhob. Das Problem ist jedoch, dass diese Sache auch Nachteile hat.

Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 16.06.2025, Kurs 1,1581 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 16.06.2025, Kurs 1,1581 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

So wird diese Sache mit den Carry-Trades kniffliger. Das sind Kredite, die man in einer schwachen Währung aufnimmt und darauf setzt, durch deren Währungsverlust, gerechnet in der eigenen Währung, deutlich weniger zurückzahlen zu müssen. Sehr beliebt ist da vor allem der US-Dollar/Yen Carry-Trade. Und da wird der Yen zum US-Dollar gerade teurer, nicht billiger. Das kann Probleme bereiten.

Außerdem profitieren andere Wirtschaftsräume im Fall steigender Rohstoffpreise wie derzeit beim Rohöl dann, wenn der US-Dollar sinkt, die USA aber nicht. Denn da Rohstoffe in US-Dollar fakturiert werden, mindert ein schwächerer US-Dollar den Anstieg der Rohstoffpreise für Währungen außerhalb des US-Dollar-Raums, für die USA hingegen nicht.

Expertenmeinung: Alles also nicht so ideal, das wiegt den Exportvorteil nicht unbedingt auf. Aber wird man versuchen, in Washington etwas gegen den wackligen US-Dollar zu tun? Aus aktueller Sicht würde ich meinen: Man würde vielleicht gern, wird es aber nicht wagen, denn:

Dass der Euro zum US-Dollar momentan so stark ist wie zuletzt Ende 2021 … und das trotz des markanten Leitzins- und Anleiherendite-Vorteils der USA … ist ein Ausdruck des Misstrauens gegenüber dem, was Donald Trump und seine Regierung tun. Man schätzt all das als unstet und problematisch ein.

Würde man versuchen, zu Gunsten eines stabileren US-Dollars zu intervenieren, würde das erst recht als Schwäche ausgelegt. Zumal man das im Weißen Haus nur verbal tun könnte, denn aktiv eingreifen könnte eigentlich nur die US-Notenbank. Das Finanzministerium könnte höchstens noch höhere Zinskupons für die Staatsanleihen ausloben, um die Nachfrage nach dem US-Dollar zu stärken … aber das wäre, klar, eine Schnapsidee, weil man sich damit durch noch höhere Refinanzierungskosten selbst in den Fuß schießen würde.

All das ist den Devisentradern klar. Und deswegen zeigt der Aufwärtstrend des Euros zum US-Dollar auch seit Wochen keine Schwäche mehr. Solange die Kreuzunterstützung aus 20-Tage-Linie und März-Aufwärtstrendlinie bei momentan 1,1405 US-Dollar pro Euro nicht klar brechen sollte, bleibt die Tür für einen Anlauf an die langfristig relevante Widerstandszone 1,1876/1,2042 US-Dollar offen.

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 16.06.2025, Kurs 1,1581 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 16.06.2025, Kurs 1,1581 US-Dollar, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Gültigkeit der Analyse: 1 Monat
Erwartung: Long / Buy
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der US-Dollar verliert seit geraumer Zeit zum Euro an Wert, und der Euro legt dementsprechend zu. Diese Woche wurde ein weiteres Kaufsignal im Chart generiert, nachdem der Widerstandsbereich bei rund 1.1450 nach oben durchbrochen wurde.

In diesem Jahr gab es bereits einige technische Signale, welche den Euro in Richtung Norden trieben. Alles begann mit dem Bruch des Widerstands im März knapp über der Marke von 1.05. Dies führte dazu, dass als Nächstes die psychologisch wichtige Marke bei 1.10 anvisiert wurde. Nach ersten Gewinnmitnahmen bot die 20-Tage-Linie ausreichend Rückhalt, um das nächste Kaufsignal auszulösen. Danach ging es in Richtung des bisherigen Jahreshochs, welches noch diese Woche erreicht werden könnte. Der Trend gegenüber dem US-Dollar bleibt aus charttechnischer Sicht positiv.

Expertenmeinung: Beim Blick auf den längerfristigen Chart deutet sich an, wohin die Reise nun gehen könnte. Der nächste größere Widerstand wäre im Bereich von 1.20 zu finden. Unter Umständen könnte diese Marke in der zweiten Jahreshälfte erreicht werden.

Das Vertrauen in den US-Dollar scheint unter Anlegern nach wie vor angeschlagen, und selbst das nach wie vor deutlich höhere Zinsniveau in den USA kann diese Schwäche derzeit nicht ausgleichen. Solange der Bereich zwischen 1.12 und 1.13 gehalten werden kann, bleibe ich optimistisch für den Euro.

Aussicht: BULLISCH

EUR.USD: Chart vom 12.06.2025, Kurs: 1.15158 Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
EUR.USD: Chart vom 12.06.2025, Kurs: 1.15158 Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS
Über den Autor

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.

Gültigkeit der Analyse: 1 year
Erwartung: Long / Buy
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Die EZB hat erneut den Leitzins gesenkt. Die Schere zwischen dem US-Leitzins und dem der Eurozone wird immer größer – zu Gunsten der USA. Eigentlich müsste das den US-Dollar stärken, aber es ist der Euro, der seit Mitte Mai wieder steigt. Und das könnte so weitergehen.

Das Geld fließt tendenziell dorthin, wo die Investoren die höheren Zinsen bekommen. Was die USA wären. Vergleicht man die aktuelle Verzinsung von Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit, so liegt diese Rendite für die US-Bonds momentan um die 4,40 Prozent, für deutsche Bundesanleihen – als Beispiel für den Euro-Raum – bei 2,58 Prozent. Da es der Kauf von Anleihen erfordert, zuvor die entsprechende Währung zu kaufen, müsste der US-Dollar angesichts dieses deutlichen Renditevorsprungs also eigentlich stark sein. Was er nicht ist, wie die Charts zeigen.

Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 05.06.2025, Kurs 1,1437 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Tages-Chart vom 05.06.2025, Kurs 1,1437 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Euro in der Relation zum US-Dollar im Winter eine saubere Bodenbildung vollzog und diese mit einem starken, bis Mitte April laufenden Hausse-Impuls vollendete. Es folgte zwar eine Korrektur. Aber die war gestern großenteils bereits wieder aufgeholt.

Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 05.06.2025, Kurs 1,1437 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Monats-Chart vom 05.06.2025, Kurs 1,1437 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Und der langfristige Chart auf Monatsbasis zeigt, dass der Euro dadurch wieder aus der 2023 und 2024 dominierenden Handelsspanne nach oben hinauslief.

Das nächste Kursziel wäre, sobald es gelingt, das bisherige Jahres-Verlaufshoch von 1,1573 US-Dollar pro Euro zu überwinden, das momentan bei 1,1825 US-Dollar verlaufende, obere Ende des 2022-Aufwärtstrendkanals, das ab August mit der Widerstandszone 1,1876 zu 1,2042 US-Dollar einen Kreuzwiderstand bilden würde.

Expertenmeinung: Dass der Euro so viel stärker wird, haben viele vermutlich zu Jahresbeginn nicht erwartet. Aber jetzt haben sich die Rahmenbedingungen eben verändert … wobei die Verzinsung von Anleihen nicht mehr ausreicht, um den US-Dollar zu stützen.

Was die Investoren in Anleihen ebenfalls sehen wollen, ist Sicherheit. Die Sicherheit, dass die Zinsen und das investierte Kapital absolut sicher sind. Und auch diejenigen, die in den USA in Unternehmen, Immobilien oder Aktien investieren, erwarten solide Bedingungen in Form klarer gesetzlicher Vorgaben, die auch übermorgen noch so sind wie aktuell. Und sie erwarten ein starkes, berechenbares politisches Umfeld. Und genau das haben sie derzeit eben nicht. Der ohne Not vom Zaun gebrochene Zollstreit, die wankelmütigen Entscheidungen im Weißen Haus, das hoch problematische Steuergesetz, all das führt dazu, dass sich die USA als Investmentziel gerade selbst demontieren. Und mit dieser Demontage verliert der US-Dollar den bislang unerschütterlichen Nimbus als sicherste Währung weltweit.

Der schlagartig aufgekommene, aber nach Stunden bereits auf einen schon peinlichen Level gesteigerte Streit zwischen Donald Trump und Elon Musk, die bisherige Erfolglosigkeit auf außenpolitischer Ebene in Bezug auf Nahost und die Ukraine, das bislang vergebliche Warten auf überzeugende „Deals“ als Ergebnis des Trump’schen Zoll-Hammers … all diese Aspekte zusammengenommen sägen am US-Dollar – da hilft eine höhere Anleiherendite als beispielsweise in Deutschland oder Japan gar nichts.

Und da es überraschend wäre, wenn sich diese Probleme in nächster Zeit zu Gunsten von das Vertrauen regenerierenden Entwicklungen erledigen, hätte der Euro grundsätzlich auch weiterhin die Chance, gegenüber dem US-Dollar an Stärke zu gewinnen.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Erst kappt Donald Trump die 90-Tage-Frist für die EU, dann gewährt er sie doch wieder. Man könnte das als Erfolg verkaufen, weil er diesem wichtigen Handelspartner auf diesem Weg Beine gemacht hat. Am Devisenmarkt aber sieht man das nicht positiv, der Euro bleibt stark.

Mitte des Monats sah es so aus, als könnte die Stärke des Euros zum US-Dollar vorüber sein, als das Währungspaar unter das 2024er-Hoch bei 1,1214 US-Dollar pro Euro und damit zugleich zurück in die im Monatschart zu sehende Handelsspanne der Jahre 2023/2024 rutschte. Aber die Anschlussverkäufe blieben aus, der Kurs stabilisierte sich und zog zügig wieder an. Jetzt kommt langsam schon wieder das am 21. April markierte, bisherige Jahreshoch bei 1,1573 US-Dollar in Sicht.

Euro/US-Dollar: Chart vom 26.05.2025, Kurs 1,1382 USD, Kürzel: EUR.USD | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 26.05.2025, Kurs 1,1382 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS

Wieso wird der US-Dollar bzw. der „Greenback“, wie er am Devisenmarkt auch genannt wird, nicht stärker, nachdem diese Drohung gegen die EU dazu führte, dass man sich in Brüssel jetzt mit Vorschlägen für eine Einigung beeilt und weiß, dass Donald Trump nötigenfalls mit der Brechstange agiert, um seine Vorstellung einer starken US-Wirtschaft durchzusetzen?

Expertenmeinung: Zum einen, weil die Akteure am Devisenmarkt offenbar keineswegs der Ansicht sind, dass dieser Weg der richtige ist bzw. mehr Nutzen als Schaden nach sich zieht. Zum anderen, weil es weniger um diesen vom Weißen Haus losgetretenen Zoll-Händel an sich geht, sondern um die Intention, die insgesamt dahintersteht, und den Weg, mit dem sie durchgesetzt werden soll.

Eine Währung ist dann stark, wenn sie gesucht ist, weil internationales Kapital dort investieren will, sei es in Aktien, Immobilien oder Unternehmen. Und das tut man bevorzugt dort, wo die Wirtschaft stabil wächst, rechtliche Grundlagen nicht unverhofften Änderungen unterliegen und die Staatsfinanzen solide sind, sodass man getrost in Staatsanleihen investieren kann. Kurz: Das Geld fließt bevorzugt dorthin, wo man Stabilität und Berechenbarkeit vorfindet.

Zwar ist die Eurozone kein Ausbund an Wachstumsstärke und Einigkeit. Aber es kommt ja immer auf den direkten Vergleich an. Und da haben die USA zuletzt deutlich an Boden verloren. Da geht es nicht nur um den Zollstreit, sondern, unter anderem, auch um Donald Trumps Steuersenkungspaket, das er mit aller Macht durchbringen will und von den Experten als waghalsig und für die Gesamtwirtschaft potenziell schädlich eingestuft wird. Es geht um eine Schlingerkurs fahrende Regierung, bei der die Investoren nicht sicher sein können, dass morgen noch gilt, was heute sicher scheint. Dass Moody’s den USA jüngst als letzte der drei großen Ratingagenturen die Top-Bonität aberkannt hat, ist ein Symbol dieser Entwicklung. Eines, das am Devisenmarkt ebenso wenig übersehen wird wie bei den großen, internationalen Investoren.

Natürlich wird es trotz alledem mit dem Euro nicht wie an der Schnur gezogen aufwärtsgehen. Aber solange die USA ohne all die Attribute dastehen, die dem Greenback in den Jahrzehnten zuvor seine Stabilität und Stärke gegenüber dem Euro verliehen hatten, könnte Letzterer durchaus weiter Boden gutmachen. Ein Anlauf an die nächste, langfristig relevante Widerstandszone im Bereich 1,1876 zu 1,2042 US-Dollar pro Euro wäre, solange sich die Rahmenbedingungen mit Blick auf die USA nicht deutlich verbessern, auf Sicht einiger Monate keine allzu große Überraschung.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Bereits im Vorfeld hatte es eine kleine Toppbildung gegeben, mit der überraschend deutlichen Senkung der Einfuhrzölle zwischen den USA und China wurde die vorherige Hausse des Euro zum US-Dollar dann vorerst beendet. Aber kehrt die alte Dollar-Stärke jetzt wirklich zurück?

Rein charttechnisch betrachtet ist der Euro auf kurzfristiger Ebene jetzt erst einmal bärisch, der US-Dollar bullisch. Wir sehen, dass der Euro zum Greenback am Montag als Reaktion auf die positiven Meldungen in Bezug auf China nachgab, womöglich zum Teil auch wegen der Hoffnung, Donald Trump habe jetzt doch etwas in Bezug auf die Ukraine-Thematik bewegt. Das Währungspaar durchbrach die immens steile, Anfang März etablierte Aufwärtstrendlinie sowie die Unterstützungslinien, die sich von den beiden Hochs vom August und September 2024 bei 1,1202/1,1214 und vom Zwischenhoch vom Dezember 2023 bei 1,1140 US-Dollar pro Euro ableiten.

Das nächste Kursziel wäre der Bereich der Hochs vom November 2024 und März 2025 bei 1,0937/1,0955 US-Dollar. Bis dahin wäre ein Rücksetzer allemal denkbar, ohne dass das zwingend einen Paradigmenwechsel für das Währungspaar bedeuten müsste. Erst, wenn auch diese, jetzt ja schon recht nahe gekommene Linie fallen sollte und man darunter um die bei aktuell 1,0795 US-Dollar verlaufende 200-Tage-Linie ringt, würde es mittelfristig bedeutsam. Könnte es dazu kommen?

Expertenmeinung: Das könnte es aus aktueller Sicht eigentlich nur, wenn seitens der USA mehr an Erfolgen und vernunftbetonten Entscheidungen auf den Tisch kommt als bisher. Denn ja, es wirkt auf den ersten Blick, als hätten die USA China jetzt zu Zugeständnissen gebracht. Nur gibt es die wohl noch gar nicht. Man hat Kanäle geschaffen, um zu verhandeln und beiderseitig guten Willen suggeriert. Aber konkrete Schritte hin zu einem „Deal“ gab es nicht, nur diese Geste gesenkter Zölle für die Dauer von 90 Tagen, um die eigentlichen Verhandlungen unter geringerem wirtschaftlichem Druck führen zu können.

Das ist also bei genauem Hinsehen zumindest bis jetzt noch keine Gemengelage, die die Verlässlichkeit und Berechenbarkeit der USA als Investitionsstandort und damit das „Standing“ des US-Dollars wiederherstellen könnte. Man hat einfach beiderseits erkannt, dass man die Zölle erst einmal herunternehmen muss und das umgehend, um Schäden zu verhindern, die man danach nicht mehr so leicht würde reparieren können. Aber:

Ein Währungspaar hat natürlich immer zwei Seiten, was hieße: Ob der Euro in Kürze oberhalb mittelfristig wichtiger Unterstützungen die „zweite Luft“ bekommt oder nicht, hängt auch davon ab, wie sich die EU jetzt geopolitisch und wirtschaftspolitisch präsentiert. Ob Zölle oder Ukraine, die Forex-Trader werden sich beide Seiten, die Eurozone ebenso wie die USA, in den kommenden Wochen genau ansehen und erst dann mittelfristig relevante Weichen stellen. Kurzfristig stehen die zu Gunsten einer US-Dollar-Erholung. Aber das sollte man im Trading dann auch mit entsprechend kurzfristigem Zeithorizont angehen und das Fell der US-Dollar-Bären besser nicht verkaufen, bevor sie erlegt sind … denn das sind sie bislang ohne Zweifel noch nicht.

Euro/US-Dollar: Chart vom 12.05.2025, Kurs 1,1086 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro/US-Dollar: Chart vom 12.05.2025, Kurs 1,1086 USD, Kürzel: EUR.USD | Quelle: TWS
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