Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Das am Donnerstag veröffentlichte Urteil des Bundesgerichtshofs, dass Bonus-Modelle bei Bestellungen von rezeptpflichtigen Medikamenten bei in der EU ansässigen Online-Apotheken erlaubt sind, sorgte bei Redcare Pharmacy für einen Kurssprung. Ist das die Wende?
Noch nicht, zumindest nicht aus charttechnischer Sicht. Aber dieses Urteil an sich hat allemal das Potenzial, die zuletzt monatelang unter Druck stehende Aktie zum Leben zu erwecken … was sich mit einem stattlichen Plus von 9,73 Prozent als Reaktion auf das BGH-Urteil bereits am Donnerstag andeutete.
Ein deutscher Apothekerverband hatte Klage eingereicht, weil Online-Apotheken wie Redcare Pharmacy oder DocMorris zwar verschreibungspflichtige Medikamente zu den vorgegebenen, deutschen Festpreisen anboten, zugleich aber „Rezept-Boni“ gewährten: Je nach Höhe des Warenwerts des eingereichten Rezepts gab es einen Bonus, was die Medikamente auf diesem Weg gegenüber dem Kauf in der Vor-Ort-Apotheke günstiger machte. Und das war bzw. ist natürlich ein entscheidender Aspekt:
Wenn man sie in Online-Apotheken nicht billiger einkaufen kann, warum dann rezeptpflichtige Medikamente nicht vor Ort in der Apotheke kaufen, bei denen man sie in der Regel auch sofort mitnehmen kann und nicht auf den Versand warten muss? Nur diese Boni waren der Grund, wieso die Online-Apotheken ein markantes Umsatzwachstum durch das E-Rezept erwartet hatten, mit dem man diese Medikamente einfach über Apps bei ihnen bestellen kann. Und die Sorge, dass die Gerichte dem einen Strich durch die Rechnung machen, ist jetzt vom Tisch. Das ist also durchaus eine Nachricht, die das Potenzial zum „Game Changer“ hat, aber:
Expertenmeinung: Trotzdem muss Redcare Pharmacy erst einmal weiterwachsen, die Marge steigern und auch netto schwarze Zahlen erzielen, bevor aus dieser Aktie mehr wird als eine Spekulation. Das Erreichen eines Nettogewinns erwarten die Analysten mehrheitlich erst für 2027. Bis dahin sollte nicht allzu viel schiefgehen, denn eigentlich hatte man, als die Spekulanten die Aktie 2021 bis auf ein Rekordhoch von 249 Euro trieben, weit früher mit dem Erreichen der Gewinnzone gerechnet. Dieses Urteil kann dafür sorgen, dass der Optimismus wieder auflebt. Aber für eine charttechnische Wende war dieser eine bullische Tag noch zu wenig.
Das kräftige Plus reichte zwar, um eine mehrwöchige Bodenbildung abzuschließen und das markante Jahrestief 2024 bei 95,60 zurückzuerobern. Aber eine weit massivere Widerstandszone wurde damit nur von unten angelaufen: der Bereich zwischen 107,20 und 113,10 Euro. Erst, wenn die Redcare-Aktie diese Zone überboten hat, ließe sich von einer Wende sprechen. Und erst, wenn der Kurs darüber hinaus mit Schlusskursen über 126 Euro die mittelfristige Abwärtstrendlinie und die 200-Tage-Linie überbieten konnte, wäre diese Wende wirklich vertrauenerweckend.
Das gestrige Plus kann also der Beginn eines neuen Aufwärtstrends sein. Aber angesichts der vielen, noch über der Aktie wartenden Charthürden, an denen die Bären aktiv Widerstand leisten könnten, wäre, wer nicht gezielt hoch spekulativ agieren will, besser bedient, abzuwarten, bis aus einer Chance ein echtes, bullisches Signal wurde.
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Vorherige Analysen der Redcare Pharmacy Aktie
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Ein dramatischer Kurssturz innerhalb weniger Tage schockierte Anleger und Beobachter gleichermaßen. Doch wie ernst ist die Lage?
Von einem Standort zu 10 Millionen Kunden
Redcare Pharmacy, früher bekannt als Shop Apotheke, hat sich in den vergangenen Jahren als eine der führenden Kräfte im europäischen Online-Apothekenmarkt etabliert und eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben.
Was vor über zwei Jahrzehnten als visionäre Idee eines jungen Pharmazeuten in einer stationären Apotheke in Köln begann, hat sich mittlerweile zu einem börsennotierten Unternehmen entwickelt, das heute mehr als 10 Millionen Kunden in sieben Ländern Europas bedient.
Diese Transformation von einem lokalen Familienunternehmen hin zu einem digitalen Schwergewicht im Gesundheitssektor zeigt, wie visionäres Denken und strategische Planung ein Unternehmen nach vorne bringen können.
Das Kerngeschäft von Redcare Pharmacy umfasst den Versandhandel mit rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Medikamenten, wobei das Unternehmen sein Angebot weit über die klassische Apotheke hinaus erweitert hat. Neben Medikamenten bietet Redcare eine breite Palette an Gesundheits- und Schönheitsprodukten sowie Nahrungsergänzungsmitteln an, die das Sortiment abrunden und die Bedürfnisse einer modernen, gesundheitsbewussten Kundschaft ansprechen.
Wachstum als strategischer Fokus
Diese Diversifikation hat dazu beigetragen, Redcare als One-Stop-Shop für Gesundheitsprodukte zu positionieren, was die Attraktivität für Verbraucher in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt steigert.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In den letzten fünf Jahren hat Redcare Pharmacy seinen Umsatz von 968 Mio. auf 2,37 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Dieses rasante Wachstum ist das Ergebnis einer ambitionierten Expansionsstrategie, die darauf abzielt, Marktanteile in Europa zu sichern und die Reichweite des Unternehmens kontinuierlich zu vergrößern.
Neue Märkte, verbesserte Logistikprozesse und Investitionen in digitale Infrastruktur haben Redcare zu einem Vorreiter in der Branche gemacht. Doch dieses Wachstum hat seinen Preis: Das Unternehmen ist bisher nicht profitabel.
Ein Funke reicht aus
Der Aktienmarkt ist ein sensibles System – oft sensibler, als es vielen bewusst ist. Ein einziger Kommentar kann ausreichen, um den Kurs eines Unternehmens massiv einbrechen zu lassen. Ein aktuelles Beispiel zeigt, wie dramatisch sich solche Aussagen auswirken können: Redcare Pharmacy stürzte nach einem Analystenkommentar von Kepler Cheuvreux von 116 auf 86 Euro – ein Verlust von fast 26 Prozent innerhalb kürzester Zeit.
Der Auslöser war ein Kommentar von Sven Sauer, Analyst bei Kepler Cheuvreux. In seiner Einschätzung sprach er von einem “kritischen, strukturellen Risiko” für Onlineapotheken durch die anstehende Umstellung im deutschen E-Rezept-System.
Ab April 2026 wird die sogenannte GesundheitsID die bisherige Zugangsmethode CardLink ersetzen. Das Problem: Die Nutzung dieser digitalen Identität ist freiwillig – und damit ungewiss. Sauer warnte, dass Patienten ohne GesundheitsID de facto vom E-Rezept ausgeschlossen sein könnten.
Insbesondere für Redcare, dessen Geschäftsmodell stark auf das E-Rezept angewiesen ist, sei das ein massives Risiko. Sollte ein signifikanter Teil der Kundschaft aus technischen oder regulatorischen Gründen wegfallen, wäre das nicht nur ein Umsatzproblem – es könnte die komplette Wachstumsstory infrage stellen.
Panik
Wenn man das liest, versteht man die Panik, die diese Einschätzung ausgelöst hat. Dabei sollte man jedoch niemals vergessen, dass es sich um eine Einzelmeinung handelt.
Darüber hinaus entfällt nur etwa ein Fünftel der Umsätze auf das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Dieses Geschäft wird durch die Umstellung auf GesundheitsID sicherlich nicht kollabieren, wenngleich die Umstellung auch eine gewisse Reibung erzeugen könnte.
Ebenso gut wäre es aber auch denkbar, dass das neue System dazu führt, dass mehr Menschen ihre Medikamente online bestellen. Wer kann das schon sicher vorhersagen? Niemand.
Hinzu kommt der Zeitpunkt, zu dem die Äußerungen getätigt wurde. Die GesundheitsID ist Teil der digitalen Gesundheitsstrategie der letzten Bundesregierung und wurde offiziell mit dem Digital-Gesetz (DigiG) auf den Weg gebracht, das im Oktober 2023 vom Bundestag beschlossen wurde und im März 2024 in Kraft getreten ist.
Das Thema ist also alles andere als neu. Das “kritische, strukturelle Risiko” war bereits seit Monaten bekannt. Warum man sich im Juni 2025 plötzlich dazu veranlasst gefühlt hat, auf dieses „Risiko“ hinzuweisen, auf diese Frage werden wir wohl niemals eine Antwort erhalten.
Zum richtigen Zeitpunkt
Der Hinweis das “kritische, strukturellen Risiko” kam jedenfalls zu einem sehr geschickten Zeitpunkt, zumindest aus Sicht der Bären. Der Chart war bereits angeschlagen und der Kurs lag nur knapp über der wichtigen Unterstützung bei 112 Euro und es war anzunehmen, dass darunter etliche Stopps liegen würden.
Hätte man den Kurs absichtlich unter Druck bringen wollen, was ich natürlich niemals unterstellen würde, hätte man es genau so getan.
Der Kurs stürzte jedenfalls bis zur Unterstützung bei 87 Euro ab und es sieht ganz danach aus, dass dort fleißig gekauft wurde. Die Chartmuster sprechen dafür, dass eine oder mehrere größere Akteure die Aktie auf diesem Niveau akkumuliert haben.
Ausgehend von dieser Basis kommt es jetzt wieder zu einem Aufwärtsimpuls. Über 95 Euro wäre der Weg in Richtung 100 Euro frei. Gelingt ein nachhaltiger Anstieg über 100 Euro, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 113 – 116 Euro.
Redcare Pharmacy ist zwar noch nicht profitabel, doch aus fundamentaler Sicht lassen sich dennoch Argumente für steigende Kurse finden. Seit dem Börsengang lag das KUV durchschnittlich bei 1,22 und aktuell bei etwa 0,70 – das entspricht in etwa demselben Niveau wie am Tief von 2022 und 2019. Darüber hinaus soll 2026 endlich der Sprung in die Profitabilität gelingen.
Über den Autor
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Analysemethode
Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.
Bekommt die Online-Apotheke Redcare Pharmacy kommendes Jahr ein Problem in Bezug auf das Einlösen von Rezepten auf Online-Basis – oder nicht? Ein Analyst warnte gestern, dass es da problematisch werden könnte, die Aktie rutschte kräftig ab. Aber ist das auch so?
Man musste lange warten, aber dann war es endlich da, das sogenannte „E-Rezept“, das es möglich machte, verschreibungspflichtige Medikamente auf dem Online-Weg bei Online-Apotheken kaufen zu können. Ab April 2026 soll es für das dafür nötige CardLink-System einen Nachfolger geben, der diese Einlösung mit der Gesundheits-ID koppelt. Die ermöglicht die Online-Identifikation eines Patienten, um sichergehen zu können, dass, wer das Medikament kaufen will, auch diejenige Person ist, der es verschrieben wurde.
Da diese Gesundheits-ID aber auf freiwilliger Basis laufen soll, fürchtet ein Analyst, dass diese Entwicklung die Zahl von eingelösten Rezepten bei Redcare Pharmacy unter Druck setzen könnte. Und es ist vor allem das Wachstum in diesem Bereich, auf welches die Anleger hier seit Jahren setzen, denn bislang ist man gerade einmal auf operativer Ebene profitabel, noch ist die „schwarze Netto-Null“ nicht erreicht. Das E-Rezept soll das ermöglichen. Und würde es da Probleme geben, wäre das in der Tat ein Grund, bei der Aktie vorsichtig zu werden. Aber:
In einer umgehenden Stellungnahme zu diesen geäußerten Befürchtungen machte Redcare Pharmacy deutlich, dass die Veränderung der Systematik seit August 2024 bekannt sei und es neben dem Einlöse-Weg über die Gesundheits-ID auch eine Nachfolgelösung des bisherigen Systems CardLink geben soll, so dass man davon ausgehe, dass es nicht zu einer Verschlechterung des Potenzials in Bezug auf verschreibungspflichtige Medikamente kommen wird. Also nur viel Rauch um nichts?
Expertenmeinung: Was den Auslöser der kräftigen Abgaben bei der Aktie angeht, womöglich schon. Aber auch, wenn das Chartbild zeigt, dass diese Analysten-Meinung in einer anderen charttechnischen Situation vermutlich deutlich weniger heftig gewirkt hätte, wird damit doch daran erinnert, wie abhängig das Wohl und Wehe der Aktie von Wachstum im Bereich der verschreibungspflichtigen Medikamente ist, denn wie gesagt: Noch ist kein Netto-Gewinn erreicht. Und die operative Marge ist klein, das Ziel für 2025 liegt seitens Redcare Pharmacy da bei gerade mal 2,5 Prozent. Aber zurück zum charttechnischen Aspekt:
Dass die Kursverluste gestern zeitweise massiv ausfielen, lag daran, dass diese Meldung die Aktie bzw. die Trader in einer ungünstigen Ausgangslage erwischte. Wir sehen, dass die Redcare-Aktie im Dezember mit einer Abwärts-Kurslücke ein Topp vollendet hatte. Diese Kurslücke wurde dann im März präzise geschlossen, daraufhin drehte der Kurs umgehend wieder ab. Eine Seitwärtsbewegung entstand, deren untere Begrenzungszone zwischen 107,20 und 113,10 Euro verläuft. Und das wurde dann gestern zum Auslöser für den Abwärtsruck, denn:
Die Aktie war vorher bereits an das obere Ende dieser Unterstützungszone gerutscht. Durch erste Abgaben als Folge der skeptischen Analysten-Aussagen rutschte der Kurs schnell in und dann unter diesen Bereich. Aber dort liegen in einer Seitwärtsbewegung immer Stop Loss-Verkaufsorders zur Absicherung von Long-Positionen. Als die dadurch ausgelöst wurden, intensivierte sich der Abstieg umgehend. Aber wir sehen auch, dass sich der Kurs von seinem Tagestief lösen konnte. Zeitweise hatte das Minus 18,6 Prozent betragen, am Schluss waren es „nur“ noch 13,88 Prozent. Zugleich wurde damit die Unterstützungslinie bei 95,60 Euro in Form des Tiefs vom Mai 2024 verteidigt. Also, alles ein „Versehen“ und die Aktie kann wieder auf das vorherige Level steigen, vielleicht sogar schnell darüber hinaus?
So simpel ist es vermutlich nicht. Zum einen muss sich nächstes Jahr erst herausstellen, wie einfach bzw. nicht einfach sich die Einlösung von Rezepten auf Online-Basis mit den neuen Systemen wirklich darstellt. Zum anderen dürfte dieser Abriss so manchen Trader daran erinnert haben, dass der Kurslevel der Redcare Pharmacy-Aktie vor allem auf den Erwartungen basiert, dass Marge und Gewinn in den nächsten Jahren erheblich steigen werden. Und Erwartungen sind nun einmal kein allzu solides Fundament. Es kann daher gut sein, dass viele jetzt etwas vorsichtiger werden, daher:
Redcare kann weiter aufholen, muss es aber keineswegs. Und solange die nächsten Quartalszahlen nicht absolut überzeugend daherkommen, wäre der Griff ins fallende Messer einer, den nur erwägen sollte, wer sich des nicht unwesentlichen Risikos auf diesem Kursniveau bewusst ist.
Quellenangaben: Pressemitteilung des Unternehmens zum Thema „CardLink“, 04.06.2025: https://www.redcare-pharmacy.com/de/newsroom/press-releases/statement-on-today-s-media-coverage-regarding-cardlink
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Was wie ein Crash begann, könnte sich als hervorragender Einstiegspunkt entpuppen. Bei Redcare Pharmacy stehen alle Zeichen auf Aufbruch.
Wer sich ein wenig mit Charttechnik beschäftigt hat, wird sicherlich festgestellt haben, dass am Beginn größerer Rallyes oder Crashs oft eine schnelle Kehrtwende stattfindet. Es werden noch schnell die letzten Stopps abgefischt, bevor die Party richtig losgeht.
Bei Redcare Pharmacy könnten wir gerade Zeuge eines solchen Vorgangs sein. Die Aktie wurde am Montag vorbörslich bei unter 105 Euro gehandelt und war mehr als 10 % im Minus.
Im regulären Handel startete die Aktie allerdings direkt wieder über 110 Euro, holte die Verluste wieder auf und schloss dann im Plus bei 120,50 Euro. Eine komplette Kehrtwende dieser Art sieht man nicht oft.
Auf der Unterseite dürften etliche Stopps abgefischt worden sein. Darüber hinaus dürften einige Anleger short gegangen sein. Das führt zu einem Ungleichgewicht, das heute bereits seine Wirkung entfaltet.
Die armen Leerverkäufer, auch wenn es nicht viele sind, müssen sich eindecken, und diejenigen, die sich ausstoppen haben lassen, suchen den Neueinstieg. Hinzu kommen die Trader, die diese Formationen, so wie ich früher auch, aktiv handeln. Das führt zu einem Ungleichgewicht – in diesem Fall einem Nachfrageüberhang.
Da Redcare Pharmacy auf den Kurstafeln weit oben steht, werden noch mehr Anleger darauf aufmerksam, und kommt es zu weiteren charttechnischen Kaufsignalen, springen noch mehr auf.
Das könnte die Aktie jetzt in Richtung 140 Euro katapultieren. Darüber käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 150 – 153 sowie 160 und 170 Euro.
Über den Autor
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Analysemethode
Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.
Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Während der S&P 500 in Flammen aufgeht und die Börsen weltweit ein Beben erleben, glänzt Redcare Pharmacy mit dem nächsten starken Quartal.
Von einer Apotheke zur Apothekenmacht
Redcare Pharmacy, ehemals bekannt als Shop Apotheke, hat sich in den letzten Jahren als eine der führenden Kräfte im europäischen Online-Apothekenmarkt etabliert.
Das Unternehmen blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück, die vor über zwei Jahrzehnten in einer stationären Apotheke in Köln begann. Was damals als visionäre Idee eines jungen Pharmazeuten zur Digitalisierung eines Familienunternehmens startete, hat sich mittlerweile zu einem börsennotierten Unternehmen mit einem Kundenstamm von mehr als 10 Millionen Menschen in sieben Ländern Europas entwickelt.
Neben dem klassischen Versandhandel mit rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Medikamenten bietet das Unternehmen eine breite Palette an Gesundheits- und Schönheitsprodukten sowie Nahrungsergänzungsmitteln an.
Wachstum mit Plan
In den letzten fünf Jahren konnte Redcare den Umsatz von 968 Mio. auf 2,37 Mrd. Euro mehr als verdoppeln. Die aggressive Expansion geht jedoch zulasten der Profitabilität, bisher erzielt man noch keinen Gewinn. Der Verlust ist in den letzten Jahren jedoch tendenziell rückläufig gewesen. An der Spitze lag er bei mehr als 4 Euro je Aktie, im letzten Jahr waren es noch -2,27 Euro je Aktie.
Ein Verlust in Höhe von 46,4 Mio. Euro ist im Verhältnis zu einem Umsatz von mehr als 2 Mrd. Euro nicht viel, die operative Marge liegt nur knapp unter der Null-Linie. Die Strategie von Redcare scheint einfach zu sein: Um zu wachsen, investiert man so viel wie möglich, verbrennt aber auch nicht unnötig Geld.
Ab einer gewissen Größe muss man nur an einigen Stellschrauben drehen und ist profitabel. Wenn man weniger schnell expandieren würde, wäre das wohl jetzt schon möglich.
Warum das Wachstum in diesem Segment so wichtig ist
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat sich die gute Entwicklung fortgesetzt.
Den vorläufigen Zahlen zufolge konnte der Umsatz im ersten Quartal um 28 % auf 717 Mio. Euro gesteigert werden. Die Non-Rx-Umsätze (rezeptfrei) haben um 20 % auf 484 Mio. Euro zugelegt. Das RX-Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten konnte sogar um 49,5 % auf 233 Mio. Euro gesteigert werden.
In Deutschland haben sich die RX-Umsätze nahezu verdreifacht und konnten auf Jahressicht um 191 % auf 108 Mio. Euro gesteigert werden.
Die aktive Kundenbasis konnte von 11,2 auf 13,1 Millionen vergrößert werden. Der höhere Anteil an rezeptpflichtigen Medikamenten könnte ein Indiz dafür sein, dass das Geschäft zunehmend durch wiederkehrende Einnahmen geprägt ist. Denn verschreibungspflichtige Medikamente finden in vielen Fällen bei chronischen Erkrankungen Anwendung.
Darüber hinaus dürfte das RX-Geschäft wesentlich profitabler sein. Bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten muss man mit den Preisen anderer Anbieter wie DocMorris konkurrieren. Da alle Wettbewerber derzeit noch auf Wachstum setzen, dürften die Margen niedrig sein.
Das ist die Basis für zukünftige Gewinne
Verschreibungspflichtige Medikamente unterliegen in Deutschland jedoch der Arzneimittelpreisverordnung, die einen einheitlichen Apothekenabgabepreis sowie fixe Zuschläge für Großhandel und Apotheken vorschreibt.
In den anderen Ländern, in denen Redcare aktiv ist, sieht es ähnlich aus. In Frankreich wird der Preis für verschreibungspflichtige Medikamente vom Wirtschaftsausschuss für Gesundheitsprodukte (Comité Économique des Produits de Santé, CEPS) festgelegt und gilt dann für alle Apotheken.
In Italien wird der Preis verschreibungspflichtiger Medikamente von der italienischen Arzneimittelbehörde (AIFA) festgelegt. Diese Preise sind für Apotheken verbindlich, und es gibt fixe Margen für Großhandel (ca. 3 %) und Apotheken (ca. 26,7 %).
In Belgien legt das Nationale Institut für Kranken- und Invalidenversicherung (INAMI/RIZIV) die Erstattungspreise für verschreibungspflichtige Medikamente fest, die gleichzeitig als Höchstpreise für Apotheken gelten.
In der Schweiz schließlich werden die Preise verschreibungspflichtiger Medikamente vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) ebenfalls festgelegt.
Ausblick und Bewertung
In Österreich unterliegen verschreibungspflichtige Medikamente einer staatlichen Preisregulierung, allerdings mit einem etwas anderen Ansatz. Die Preisbildung basiert auf dem sogenannten EU-Durchschnittspreis.
Lange Rede, kurzer Sinn. Redcare hat das Potenzial, in der näheren Zukunft ordentliche Gewinne zu erzielen. Für das Geschäftsjahr 2026 wird ein Ergebnis von 1 – 2 Euro je Aktie erwartet und im Folgejahr 3 – 6 Euro je Aktie.
Bisher hat Redcare den Zeitpunkt für den Sprung über die Gewinnschwelle immer wieder nach hinten verschoben. Das kann wieder geschehen, ändert aber wenig an dem zugrundeliegenden Potenzial.
Das KUV liegt aktuell bei 0,98. Seit dem Börsengang musste man durchschnittlich 1,22 auf den Tisch legen.
Redcare ist zum Aufwärtstrend nahe der Unterstützung bei 115 Euro zurückgekommen. Wird dieser Support durchbrochen, muss mit einem erneuten Rücksetzer in Richtung 100 Euro gerechnet werden.
Solange das nicht geschieht, besteht jedoch die Hoffnung, dass es zu einer erneuten Erholung Richtung 140 Euro kommt. Darüber käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 150 – 153 sowie 160 und 170 Euro.
Über den Autor
Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Analysemethode
Die Aktienanalysen von TobiasKrieg basieren auf einer Kombination aus Charttechnik und Fundamentalanalyse. Dabei liegt der Fokus auf der Bewertung von Unternehmen anhand ihrer finanziellen Kennzahlen, wie z. B. KGV, Cashflow oder Eigenkapitalrendite, sowie auf der Identifikation von überdurchschnittlichen Wachstumspotenzialen zu einem attraktiven Einstiegskurs.
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Seit dem Zwischenhoch vom 11. November hat die Aktie der Online-Apotheke Redcare Pharmacy drastisch korrigiert. Am Freitag brach dabei die im Mai 2024 etablierte, mittelfristige Aufwärtstrendlinie. Aber zugleich bringt es die Aktie einer markanten Supportzone näher.
Der Chart zeigt diese interessante „einerseits, andererseits“-Konstellation: Mit dem Bruch des Mai-Aufwärtstrends wurde die Aktie am Freitag zum größten Verlierer im MDAX. Aber auch, wenn wir damit ein grundsätzlich bärisches Signal sehen, so hielt zugleich einigermaßen die untere Begrenzungslinie eines diese Korrektur führenden Abwärtstrendkanals. Und die Aktie nähert sich dadurch der Unterstützungszone 115,70/119,20 Euro, deren Ursprung auf den Sommer 2023 zurückgeht und die seither mehrfach als untere Wendemarke fungierte. Zugleich ist die Markttechnik, hier im Chart der RSI-Indikator, überverkauft. Die Frage ist damit:
Gibt es Argumente für das bullische Lager, die Redcare-Aktie trotz dieses frischen Trendlinien-Bruchs auf einem noch ein wenig tiefer liegenden Level, im Bereich dieser markanten Auffangzone, einzusammeln? Oder spricht mehr dafür, dass sie dort einfach durchrutscht?
Expertenmeinung: Wäre die Antwort einfach und eindeutig, wäre der Kurs gar nicht erst so weit durchgereicht worden, immerhin hatte die Aktie keine zwei Monate zuvor bei gut 170 Euro noch Käufer gefunden. Aber dass Redcare Pharmacy seither so deutlich an Boden verlor, hatte ja Gründe. Die gälte es, auf ihre Tragweite abzuklopfen.
Als erstes drückte den Tradern aufs Gemüt, dass das Unternehmen mitteilte, dass der operative Gewinn vorerst weniger stark ausfallen werde als allgemein erwartet, weil man mehr Geld in gezieltes Marketing in Bezug auf das E-Rezept stecken wolle. Kurzfristig natürlich unerfreulich. Aber gelingt es, sich einen größeren Anteil am Kuchen verschreibungspflichtiger Medikamente zu sichern, wäre das eine Strategie, die mittel- und langfristig deutlich mehr einbringt als sie jetzt kostet.
Der zweite Faktor, der für Druck sorgte, waren die Pläne der Drogeriemarktkette dm, in das Online-Apotheken-Geschäft einzusteigen. Man fürchtet, dass dm etablierten Unternehmen wie Redcare und DocMorris spürbar Marktanteile abnehmen könnte. Aber ob das auch wirklich passiert, ist zumindest offen, denn Redcare Pharmacy ist mit seinen Portalen gut etabliert.
Ob das, was die Aktie gedrückt hat, also am Ende wirklich so negativ wirkt, wie man es nach diesem markanten Kursabstieg eingepreist hat, ist fraglich. Und die bislang aktuellsten Zahlen, die Anfang November für das dritte Quartal vorgelegt wurden, weisen ein zügiges und konstantes Kunden- und Umsatzwachstum aus, so dass die grundsätzlich bullische Perspektive bis dato ungebrochen ist.
Aber eine Chance auf eine Aufwärtswende und die Wende selbst sind zwei Paar Schuhe. Die Aktie in die Watchlist zu packen, wäre sicher angebracht, sie im Fall eines Tests der Zone 115,70 zu 119,20 Euro genau zu beobachten, ebenfalls. Aber erst, wenn sie dort klare Signale eines Turnarounds zeigt oder – wenn sie nicht bis dort hinunter durchgereicht wird – wenn sie den Kreuzwiderstand im Bereich 132/134 Euro zurückerobert, wäre der Punkt erreicht, an dem man darüber nachdenken könnte, hier auch tatsächlich zuzugreifen.
Über den Autor
Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
Analysemethode
Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.