Die Top-Performer im MDAX kommen vor allem aus den Bereichen Verteidigung und Bau, aber schon auf Platz 6 findet sich der Gebrauchtwagenhändler AUTO1 Group. Einerseits erstaunlich angesichts des Elends der Autobranche – andererseits gerade deswegen nicht.
Im Februar 2021 startete der auf Online-Plattformen wie „wirkaufendeinauto.de“ und anderen basierende Gebrauchtwagenhändler AUTO1 Group seine Börsenkarriere. Der Ausgabepreis für die Erstzeichner der Aktie lag bei 38 Euro, der erste Kurs mit 55 Euro satt darüber. Das Tageshoch an diesem ersten Handelstag wurde bei 56,76 Euro registriert … und ward seither nie wieder gesehen. Da waren zu große Erwartungen im Spiel, man war zu sehr davon überzeugt, dass die Plattform nicht nur rasant wachsen, sondern ebenso rasant hochprofitabel würde. Was bei Neuemissionen alles andere als ungewöhnlich ist. Die Dimension des dann folgenden Abstiegs war es allerdings schon.

Denn die Aktie fiel auf ein Tief von 3,27 Euro, das im März 2024 markiert wurde. Selbst diejenigen, die die Aktie zum Ausgabepreis bekamen und nicht gleich zu Beginn des Handels an der Börse kauften, hatten mehr als 90 Prozent Verlust zu beklagen. Indes, wenn die Nacht am dunkelsten ist … die Aktie notiert heute weit höher. Noch nicht am Ausgabepreis, am Rekordhoch schon mal gar nicht. Aber auf dem Weg dahin ist sie schon, immerhin sehen wir hier seit dem Frühjahr 2024 einen Aufwärtstrend. Und der hängt nicht einfach in der Luft.
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Expertenmeinung: Die schwarzen Zahlen kamen, wenngleich später als anfangs erhofft: 2024 wurde ein kleiner Gewinn erzielt, 2025 soll der spürbar größer ausfallen. Operativ, als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), rechnen die Analysten momentan im Schnitt mit gut 170 Millionen Euro, der Gewinn pro Aktie soll bei etwa 0,35 Euro liegen … und in den kommenden Jahren weiter zulegen. Für übernächstes Jahr schätzt man seitens der Experten einen Gewinn in der Region zwischen 0,85 und 0,90 Euro pro Aktie. Zugleich sind die meisten Analysten hier bullisch: Von 13 Analysten, die die AUTO1 Group regelmäßig auf dem Schirm haben, sehen sie zehn als kaufenswert an. Allerdings …
… wäre deren durchschnittliches Kursziel aktuell bereits erreicht. Und auch das gestern von Goldman Sachs angehobene Kursziel wäre mit 30 Euro nicht allzu weit entfernt, trotzdem reagierte die Aktie darauf positiv und stieg über das bisherige Jahreshoch. Und wir bewegen uns aktuell nicht nur auf spekulativem Terrain, weil das Durchschnitts-Kursziel erreicht ist, der nächste charttechnische Widerstand bei 28,19 Euro schon recht nahe ist und die Aktie sogar auf der hier abgebildeten Wochen-Ebene überkauft ist. AUTO1 ist darüber hinaus auch ziemlich teuer bewertet.
Richtig ist zwar, dass der Gebrauchtwagenmarkt durch die drastischen Preiserhöhungen bei Neuwagen derzeit nicht nur steigende Umsätze, sondern auch erfreulich hohe Gewinnmargen ermöglicht. Aber das müsste zumindest bis 2027 so weitergehen … noch mehr Umsatz, noch mehr Marge … um die derzeit teure Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis zu unterfüttern. Das läge aktuell für die 2025er-Konsens-Gewinnschätzung um 70. Und nur, wenn sich der Gewinn pro Aktie in den nächsten zwei Jahren auf 0,90 Euro steigert, wie man es momentan schätzt, wäre die Aktie auf dem hier und heute erreichten Level dann, Ende 2027, mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von knapp 30 zumindest nicht mehr überzogen teuer. Aber eben nur dann. Und ob der Gebrauchtwagenmarkt durch fortdauernde Probleme der Automobilkonzerne und durch zukünftig mehr Geld in den Taschen der Kunden weiter so zulegen kann wie zuletzt, ist offen. Was heißt: Wer aktuell kauft, tut das auf Basis ziemlich ambitionierter Annahmen.
Ein intakter Aufwärtstrend kann solche Aspekte lange in den Hintergrund drängen, immerhin besteht die grundsätzlich teure Bewertung nicht erst seit gestern. Aber eine konsequente Absicherung ist dennoch unbedingt ratsam, denn sollten der Aktie Käufer und Schwung ausgehen, werden fundamentale Risiken, die zuvor keiner sehen wollte, schnell wieder wahrgenommen.
Da die mittelfristigen Aufwärtstrendlinien allesamt schon weit unter dem Kurs liegen, wäre das erste der drei vorherigen, markanten Hochs des Jahres bei 24,72 Euro eine sinnvolle Orientierungsbasis für einen Stoppkurs. Denn sollte die AUTO1-Aktie die drei vorherigen Zwischenhochs dadurch allesamt wieder unterbieten, hätten wir hier eine Bullenfalle und damit genau den Momentums-Schwund, der die bislang ignorierte, hohe Bewertung wieder ins Spiel bringen könnte.
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