Die Reaktion auf die am Donnerstag nach US-Handelsende vorgelegte Bilanz des ersten Geschäftsjahresquartals 2020/2021 war ein Intraday-Turnaround. Zuerst markierte die Disney-Aktie einen neuen Verlaufsrekord, dann aber schloss 1,7 Prozent tiefer und produzierte dadurch ein „bearish engulfing pattern“ in der Candlestick-Lehre. Das alleine wäre noch kein Verkaufs-, sondern nur ein Warnsignal. Aber sollte dieses „bearish engulfing pattern“ am heutigen Dienstag (am Montag waren die US-Börsen geschlossen) mit einer weiteren roten Kerze bestätigt werden, sollte man in der Tat langsam in den Alarm-Modus übergehen. Denn dieser Baum namens Walt Disney-Aktie ist bereits derart weit in den Himmel gewachsen, dass es schwer fällt, dem Kurs mehr Luft nach oben als nach unten zuzubilligen.
Richtig ist zwar, dass das Ergebnis des Weihnachtsquartals besser ausfiel als seitens der Analysten vorausgesagt. Aber da die meisten Akteure mittlerweile erkannt haben, dass die Analysten solche Ergebnisse in einem kritischen Umfeld und bei schon weit gelaufenen Aktien gezielt zu tief schätzen, um die Bullen bei Kauflaune zu halten, hat das nichts zu sagen. Und dass die Aktie trotz der scheinbar grandiosen Zahlen nicht durch die Decke ging, belegt das. Zumal die durchschnittliche Schätzung von -0,40 US-Dollar pro Aktie schon fast albern niedrig war. Damit nicht genug:
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Expertenmeinung: Walt Disney meldete, man habe 0,32 US-Dollar im Weihnachtsquartal verdient, wenn man die Gewinne um „Sondereinflüsse“ bereinigt. Was indes in diesem Fall Restrukturierungskosten und „andere Effekte“ waren. Was so viel heißt wie: Hätten wir wegen Corona nicht besondere Kosten, hätten wir 32 Cent pro Aktie verdient. Nur gibt es Corona aber und der Effekt dieser Problematik wird noch lange vorhalten. Da wäre man besser beraten, wenn man den de facto-Gewinn als Basis der Beurteilung nähme, der dann nur noch müde zwei Cent pro Aktie beträgt.
Das wäre ja nicht schlimm, wenn es um die Frage ginge, ob eine massiv gedrückte Aktie langsam wieder an den Prä-Corona-Level herankäme. Aber Sie sehen es im Chart: Vor dem „Corona-Crash“ notierte Disney um 140 US-Dollar, am Hoch des Freitags notierte sie 38 Prozent höher. Weil die Gewinne eben nicht eingebrochen sind? Doch, und wie. Für das Geschäftsjahr 2019/2020, das am 30.9.2020 endete, stand ein Verlust zu Buche. Und für das jetzt begonnene Jahr 2020/2021 rechnen die Experten im Schnitt mit einem Gewinn von einem Dollar pro Aktie, für 2021/2022 mit vier Dollar. Was immer noch deutlich unter dem Gewinn von 6,70 US-Dollar läge, der 2018/2019 erreicht wurde. Doch die Aktie notiert auf Rekordlevel.
Die Aktie ist dadurch jetzt extrem teuer bewertet. Selbst für den geschätzten Gewinn, der per 30.9.22 erreicht werden soll, läge das Kurs/Gewinn-Verhältnis aktuell bei 47. In den Jahren zuvor lag das KGV nie weit über 20!
Wäre aus Disney auf einmal ein dynamisch wachsender Hightech-Konzern geworden, es würde noch angehen. Aber es ist nur das Streaming-Geschäft, das momentan stark wächst. Aber Disneys Streaming-Kanals wird ja in Zukunft nicht die tragende Säule des Unternehmens sein. Disney hat mit Amazon Prime und Netflix harte, etablierte Konkurrenz, von den vielen kleineren Wettbewerbern und Apple+ mal nicht zu reden. Das Streaming profitiert von der Corona-Krise und davon, dass die Kinos geschlossen sind, aber das bleibt ja nicht so. Und selbst, wenn diejenigen unter den Analysten, die die Zahlen des gerade anstehenden Quartals zu tief schätzen, das auch bei ihren Zukunfts-Prognosen täten (was sie nicht tun, denn die Zukunftsprognosen müssen ja ihre Kaufempfehlungen rechtfertigen), wäre jetzt ein Punkt erreicht, an dem so langsam die Schwerkraft zuschlagen dürfte. Teilgewinnmitnahmen und konsequente Stoppkurse für die Restposition wären unbedingt zu überlegen!

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