Evotec war lange ein Biotech-Hoffnungsträger. Doch nun steht das Unternehmen vor einer existenziellen Krise. Besteht noch Hoffnung?
Große Namen, große Erwartungen …
Evotec ist vor allem in den Bereichen Wirkstoffforschung und Medikamentenentwicklung tätig und hat mehr als 4.000 Mitarbeiter. Zu den Kerngebieten des 1993 gegründeten Unternehmens zählen Neurologie, Schmerzen sowie Stoffwechsel-, Entzündungs-, Infektions- und Krebserkrankungen.
Das Unternehmen bietet integrierte Lösungen im Bereich der Wirkstoffforschung an und setzt auf langfristige Kooperationen mit namhaften Partnern wie Bayer, Roche, Sanofi, Boehringer Ingelheim oder AstraZeneca.
Dadurch hat sich Evotec eine Basis stetiger Einnahmen geschaffen.
In den zurückliegenden zehn Jahren konnte der Umsatz von 89 auf 781 Mio. Euro vervielfacht werden. Das Problem ist allerdings, dass man seit längerer Zeit Probleme mit der Profitabilität hatte und keine schwarzen Zahlen mehr geschrieben hat.
In der letzten ausführlichen Analyse wurde im Detail thematisiert, wie es dazu gekommen ist und warum mich das bereits 2022 dazu veranlasst hat, eindringlich vor der Aktie zu warnen:
Evotec-Aktie am Tiefpunkt: Trendwende oder Totalschaden?
Darüber hinaus wurde auch die aktuelle Lage besprochen, unter anderem auch die nachlassende Wachstumsdynamik, beziehungsweise dass das „Wachstum zum Erliegen gekommen ist und man rote Zahlen schreibt.“
Weitere Informationen finden Sie im Artikel.
… und große Probleme
Am 6. Mai hat das Unternehmen Quartalsergebnisse vorgelegt und leider ist keine Besserung erkennbar.
Der Umsatz ist im ersten Quartal um 4 % auf 200,0 Mio. Euro gesunken. Das Kerngeschäft ist um 9 % auf 140,65 Mio. Euro eingebrochen.
Der kürzlich zugekaufte Geschäftsbereich Just – Evotec Biologics verzeichnete hingegen ein Plus von 11 % auf 59,4 Mio. Euro.
Das bereinigte Konzern-EBITDA war auf Jahressicht von 7,8 auf 3,1 Mio. Euro rückläufig.
Das bedeutet, dass man weiter rote Zahlen schreibt. Das EBITDA sollte keinesfalls mit dem Gewinn verwechselt werden. EBITDA steht nicht ohne Grund für „Earnings before interest, tax, depreciation and amortization“, also Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
Im letzten Geschäftsjahr hat man beispielsweise ein bereinigtes EBITDA von 22,6 Mio. Euro erzielt – und einen Verlust von 196,1 Mio. Euro.
Ausblick und Bewertung
Daher hilft es wenig, dass man für dieses Jahr ein bereinigtes EBITDA von 30 – 50 Mio. Euro in Aussicht stellt. Damit wird man die Gewinnschwelle nicht annähernd erreichen.
Darüber hinaus könnte der Ausblick von Evotec zu optimistisch sein. Obwohl der Umsatz im letzten Geschäftsjahr nahezu stagniert hat und in Q1 sogar rückläufig war, stellt man für 2025 einen Anstieg der Umsätze von 797 auf 840 – 880 Mio. Euro in Aussicht.
Es wäre auch nicht das erste Mal, dass man zu optimistisch war. Anfangs hatte man für 2024 ein Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich und einen Anstieg des EBITDA im mittleren zweistelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.
Umsatz und EBITDA sollten also um mehr als 10 % zulegen. In der Realität stieg der Umsatz jedoch nur um 2 % und das EBITDA brach um 66 % ein. Knapp daneben. So ähnlich sieht es auch bei den langfristigen Zielen aus.
Aber sei’s drum, denn selbst wenn man die hochgesteckten Ziele dieses Mal erreichen wird, wird man keinen Gewinn erzielen. Weder 2025 noch 2026.
Inzwischen stellt sich eher die Frage, ob Evotec strukturell unprofitabel ist.
Bei einem Umsatz von 797 Mio. Euro konnte man im letzten Jahr nur einen Rohertrag von 115 Mio. Euro erwirtschaften.
Mit diesen 115 Mio. Euro müssen jedoch eine ganze Reihe von betrieblichen Aufwendungen finanziert werden, darunter Forschung und Entwicklung sowie Vertriebs- und Verwaltungskosten. Es müssen Zinsen und Pacht gezahlt und Labore ausgestattet werden und so weiter.
Da das nicht möglich ist oder war, hat man einen Verlust von 196 Mio. Euro eingefahren.

In diesem Jahr soll es den Schätzungen zufolge „nur“ ein Verlust von 60 Mio. Euro werden. Ich halte die Schätzungen jedoch für zu optimistisch.
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