Bei der letzten Analyse des europäischen Leitindex am 22.4. lief er gerade von unten an eine mittelfristig immens wichtige Widerstandszone. Die ist mit Schwung überboten, aktuell geht es bereits um die Rückkehr in die „bel étage“ der 2025er-Handelsspanne. Kann das klappen?
Der Glaube kann nicht nur Berge versetzen, sondern auch Käufe provozieren. Und derzeit scheinen zumindest diejenigen, die in den letzten Wochen im Euro Stoxx 50 Long-Positionen etabliert haben, zu glauben, dass die „Zoll-Strategie“ der US-Regierung eher über kurz als über lang einen Zustand gebären wird, in dem sich nicht alleine die USA mehr Vorteile sichern, sondern alle besser dastehen als zuvor, auch die Eurozone.
Denkt man die Sache bis zum Ende durch, fällt es schwer, sich ein solches Szenario vorzustellen, eher würde ein Perpetuum Mobile funktionieren, als dass auf einmal alle mehr Geld haben, mehr konsumieren und damit den Unternehmen noch mehr Gewinn bescheren. Aber da kommt eben der Glaube ins Spiel. Wenn man fest daran glauben will, dass am Ende alles gut läuft, verzichtet man gerne auf kritisches Nachhaken. Vor allem, wenn einem die Kurse offensichtlich Recht geben, indem sie immer weiter steigen.
Nun sind steigende Kurse kein Beweis dafür, dass die Motivation, aus der heraus die Käufer agieren, vernunftbasiert und richtig ist, denn sie sind ja nur das Resultat der Aktionen derer, die glauben wollen, der Himmel stehe dem Aktienmarkt offen. Aber da das eine zum anderen führt, hat man hier dann eben doch, zumindest solange der Schwung der Rallye erhalten bleibt, eine Art Perpetuum Mobile. Und zuletzt hatte man dafür die nötigen Argumente. Auch wenn die auf fundamentaler Ebene eher dünn ausfielen und dieser gestern verkündete „Deal“ mit Großbritannien deutlich machen müsste, dass man mit einem solchen Deal eher nicht besser dasteht als zuvor, denn die Charttechnik lieferte den ansonsten fehlenden Rückenwind.
Expertenmeinung: Wir sehen im Tageschart des Euro Stoxx 50, dass er am 23. April mit großer Dynamik zurück in den August-Aufwärtstrendkanal lief, die 20-Tage- und die 200-Tage-Linie zurückeroberte und danach auch noch über die wichtige Widerstandszone 5.052/5.122 Punkte stieg. Danach ging die Rallye erst einmal „von alleine“ weiter, getrieben durch das hohe Momentum des Anstiegs. Und auch jetzt wäre der Index noch nicht zwingend überkauft.

Mit dieser Ausgangslage geht es jetzt darum, sogar wieder an das Rekordhoch von 5.568,19 Punkten vorzudringen, das der Euro Stoxx 50 Anfang März erreicht hatte. Zwei Linien trennen ihn davon, die zusammen gesehen den Status einer „Schlüsselzone“ verdient hätten: die Nackenlinie des im März ausgebildeten und Anfang April vollendeten Topps bei 5.294 Punkten und die März-Abwärtstrendlinie bei aktuell 5.390 Punkten. Rein charttechnisch betrachtet wäre ein Anlauf an das Rekordhoch, idealerweise auch darüber hinaus, im Fall eines Anstiegs über diese Linien sehr gut möglich. Aber:
Wer davon überzeugt ist, dass der Druck, der auf der Weltwirtschaft aufgrund der Zoll- und Geopolitik lastet, schnell und rückstandslos verschwinden wird, dürfte mittlerweile gekauft haben. Jetzt müssten solche Trader also zukaufen, statt die ordentlichen, in sehr kurzer Zeit aufgelaufenen Gewinne mitzunehmen. Und mehr noch: Die „anderen“ müssten entweder auch kaufen oder doch wenigstens nicht bestehende Positionen abbauen oder sogar Short gehen. Welche anderen?
Die anderen, die die Lage und die Perspektive deutlich weniger bullisch sehen. Denn solange eine Rallye so dynamisch daherkommt, gibt es keinen Grund für die Skeptiker und/oder Bären, auszusteigen oder mit Leerverkäufen dagegenzuhalten. Das wird erst lukrativ, wenn die Dynamik nachlässt oder die Käufe sogar völlig versiegen. Und wie groß das Lager derer ist, die sich diese „Zauber-Hausse“ von der Seitenlinie aus ansehen, ohne daran zu denken, ebenfalls mit Schwung in dieses Minenfeld der Unwägbarkeiten zu springen, weiß man eben nie. Also?
Also ist Long auf kurzfristiger Ebene beim Euro Stoxx 50 zwar immer noch die richtige Seite. Aber es würde sich gerade jetzt, da der Index an die nächste, wichtige Widerstandszone herangelaufen ist, dringend anbieten, bei den Stop Loss Long zu überprüfen, ob da noch alles sitzt und passt!
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