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Southwest und Delta haben die Krise hinter sich gelassen, zumindest geschäftlich. Die Kurse sind dennoch im Keller. Jetzt zuschlagen?
Die Krise ist abgehakt
Jeder kennt die Börsenweisheit, dass man kaufen soll, wenn die Kanonen donnern. Gemeint ist damit, dass man während Krisen und somit antizyklisch kaufen soll.
Noch besser ist es aber, wenn man bei Crashkursen einsteigen kann, obwohl die Kanonen nicht mehr donnern.
Genau das könnte derzeit bei den US-Airlines zutreffen.
Grundlegend handelt es sich bei dem Airline-Geschäft um ein furchtbares Business. Der Betrieb einer Flugzeugflotte inklusive Personal ist enorm kapitalintensiv, der Wettbewerb ist hoch, die Margen sind gering.
Außerdem muss man bei einem Oligopol (Airbus und Boeing) einkaufen und ist auf der Lohnseite erpressbar, da einzelne Teile der Belegschaft den Betrieb lahmlegen können.
Das sind nur einige der Gründe, warum die meisten Airline-Aktien rückblickend ein schlechtes Investment waren.
In den USA ist der Markt allerdings stark konsolidiert und wird von vier großen Spielern dominiert. Sie kontrollieren die wichtigen Hubs und Flughäfen, das Streckennetz und die Preise.
Man sollte daher meinen, dass sich inzwischen gutes Geld verdienen lässt. Bei American Airlines und United Airlines ist das allerdings nicht der Fall und dementsprechend haben sich die Aktienkurse auch entwickelt.
Gleiche Branche, andere Welt
Bei Delta Air Lines sieht es schon deutlich besser aus, das Unternehmen ist auch vergleichsweise gut durch die Krise gekommen.
Am besten aufgestellt ist aus meiner Sicht aber Southwest Airlines. Die Fluggesellschaft hat eine besondere Unternehmenskultur und den besseren Service.
Daher wächst man schneller als der US-Markt und hat höhere Margen. Einen weiteren großen Unterschied zur Konkurrenz offenbart die Bilanz: Southwest hat keine Nettoschulden.
Zum Vergleich: American Airlines hat bei einem Umsatz von 45,7 Mrd. und einem Gewinn von 1,68 Mrd. USD rund 40 Mrd. USD an Schulden.
Southwest hat hingegen keine Nettoschulden und mit einem Umsatz von 22,4 Mrd. USD einen Gewinn von 2,30 Mrd. USD eingefahren. (Daten von 2019)
Es dürfte niemanden überraschen, dass man bei dieser Ausgangslage auch ganz anders durch die Krise gekommen ist.
American Airlines musste massive Kapitalerhöhungen durchführen, wodurch die Zahl der ausstehenden Aktien von 443 auf 650 Millionen Stück gestiegen ist.
Damit hat man allerdings nur Löcher gestopft, die Schulden sind noch ungefähr so hoch wie 2019.
Bei Southwest ist die Zahl der Aktien hingegen nur von 538 auf 592 Millionen Stück gestiegen. Damit hat man in der Krise weniger Papiere ausgegeben als man zuvor in nur zwei Jahren eingezogen hat.
Delta Ausblick
Delta Air Lines hat am Donnerstag Zahlen zum ersten Quartal 2023 vorgelegt. Der Gewinn lag mit 0,25 je Aktie unter den Erwartungen von 0,30 USD. Der Umsatz verfehlte mit 11,8 Mrd. die Analystenschätzungen von 12,0 Mrd. USD ebenfalls.
Auf den ersten Blick hört sich das nicht gut an, ist es auch nicht. Es spielt aber keine Rolle, denn im ersten Quartal verdient man seit jeher nicht viel Geld.
Entscheidend sind die darauffolgenden Monate und genau hier kann man punkten.
Delta verzeichnete im vergangenen Monat die 10 umsatzstärksten Tage der Unternehmensgeschichte und war in der Lage, die Preise hochzuhalten, obwohl man weitere Kapazitäten schafft.
Um es einfach auszudrücken: Delta hat für den Sommer Rekordbuchungen eingefahren.
Daher stellt man für das zweite Quartal ein Ergebnis von 2,00 – 2,25 USD je Aktie in Aussicht, für das Gesamtjahr 5,00 – 6,00 USD.
Das bedeutet nicht nur, dass Delta Air Lines aktuell nur auf eine forward P/E von 6,1 kommt, sondern auch, dass man die Krise hinter sich gelassen hat.
Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis die Anleger wieder Vertrauen fassen. Dann könnte die Bewertung wieder auf ein historisch normales Niveau steigen. Im Fall von Delta bedeutet das eine P/E von etwa 10.
Wenn man das obere Ende der Prognose erreicht, wäre es das zweitbeste Jahr der Konzerngeschichte.
Das wird dadurch untermauert, dass der FCF in diesem Jahr bei über 2,0 Mrd. USD liegen soll. Delta käme demnach auf einen P/FCF von 10,6 oder weniger.
Southwest Ausblick
Bei Southwest ist die Sache ähnlich gelagert. Da man die Zahlen zum ersten Quartal allerdings noch nicht vorgelegt hat, dürften die derzeitigen Konsensschätzungen für das laufende Geschäftsjahr viel zu niedrig sein.
Es wäre äußerst überraschend, wenn Southwest für den Sommer nicht auch ein sehr starkes Buchungsaufkommen verzeichnet.
Doch selbst ohne weitere „Überraschungen“ sieht es gut aus. Aktuell liegt die Gewinnschätzung für Southwest bei 2,70 USD je Aktie.
Daher stellt sich auch hier die Frage, wann das Vertrauen der Anleger zurückkehren wird. Vielleicht wird das der Fall sein, wenn man am 27. April die nächsten Zahlen und einen „überraschend“ positiven Ausblick vorlegt.
Stellt sich dann heraus, dass man womöglich 3,00 USD oder mehr verdienen wird und 2024 ein neues Rekordjahr ins Haus stehen könnte, könnte bei den Anlegern ein Umdenken einsetzen.
Warum sollte die Aktie in diesem Szenario auf dem Krisenniveau von 2020 notieren? Würde es nicht vielmehr Sinn ergeben, wenn sich die Kurse in Anbetracht von Rekordgewinnen auch wieder in Richtung Allzeithoch bewegen würden?

Aus technischer Sicht läuft aktuell ein Bodenbildungsversuch nahe der Unterstützungszone bei 29-30 USD.
Solange die Aktie nicht unter 30 USD fällt, stehen die Chance für eine Erholung hoch.
Ein erstes positives Signal ergäbe sich über 32,50 USD. Gelingt ein Ausbruch über 35,00 USD und den Abwärtstrend, hellt sich das Chartbild nachhaltig auf.
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