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Porsche geht an die Börse, die mediale Aufmerksamkeit ist groß. Ist das eine Gelegenheit? Und was hat das mit Otis zu tun?
Wie sehen die Wahrscheinlichkeiten aus?
IPOs sind statistisch gesehen ein schlechter Zeitpunkt für Investments. Die Gründe dafür sind recht simpel.
Die begleitenden Banken haben ein Interesse daran, einen möglichst hohen Preis zu erzielen, schließlich verdient man unmittelbar mit.
Also wird die Braut hübsch gemacht und die schönsten Hochglanzprospekte gedruckt.
Das Unternehmen wird angepriesen, den eigenen Kunden und der ganzen Welt empfohlen.
Obendrein muss der Preis beim Börsengang so hoch sein, dass die bisherigen Eigentümer überhaupt dazu bereit sind, einen Teil der Aktien abzugeben.
Für Anleger, die die Börsengänge zeichnen, geht die Sache mehrheitlich schlecht aus und nahezu in allen Fällen kann man die neuen Aktien einige Wochen oder Monate später günstiger einkaufen als zum Ausgabepreis.
Viel mehr habe ich an dieser Stelle zur neuen Porsche Aktie auch nicht zu sagen. Man tut sich selbst einen Gefallen, wenn man an der Börse nicht gegen die Statistik wettet, und daher werde ich es auch nicht tun.
IPO oder Spin-off
Anders als bei klassischen Börsengängen sieht es bei sogenannten Spin-Offs aus. Als Spin-Off bezeichnet man die Abspaltung eines Geschäftsbereichs durch einen Mutterkonzern, der dann eigenständig an die Börse gebracht werden.
Bei Spin-Offs kommt es zwar auch oft dazu, dass die Kurse in der ersten Phase nach dem Börsendebüt nachgeben, es handelt sich jedoch um einen sehr interessanten Jagdgrund.
In vielen Fällen zielen derartige Abspaltungen darauf ab, dass der reale Wert von Geschäftsbereichen oder Tochtergesellschaften endlich greifbar wird.
Das dürfte auch beim Aufzug-Branchenführer Otis der Fall gewesen sein.
Die Aktionäre von United Technologies drängten den Vorstand im Zuge der Fusion mit Raytheon, Otis eigenständig an die Börse zu bringen.
Am Ende wurden die neuen Aktien von Otis kostenlos an die Anteilseigner ausgeschüttet.
Otis war börsentechnisch geboren und nach der IPO stieg der Kurs binnen weniger Monate um etwa 130%.
Die einstigen Aktionäre von United Technologies machte das um 22 Mrd. USD reicher.
Wir hatten damals direkt nach dem Börsengang auf die Situation hingewiesen. (Thyssen Elevator können Sie vergessen: Otis!)
Zuletzt ist der Kurs des Branchenprimus wieder zurückgekommen. Grund genug, um die Lage neu zu sondieren.
Eine Gelegenheit (?)
Otis ist einer der weltweit führenden Hersteller von Aufzügen. Das Geschäft ist nicht nur hochprofitabel, dank Millionen an Wartungsaufträgen ist es auch vergleichsweise krisensicher.
Außerdem setzt sich die globale Verstädterung fort. Bauflächen sind rar und dementsprechend baut man in die Höhe.
Was beispielsweise in einigen Ländern in Südostasien an vertikalem Bau stattfindet, kann man sich in Deutschland kaum vorstellen – es sei denn, man hat es mit eigenen Augen gesehen.
Hochhäuser werden dort immer mehr zur Regel, aber ohne Aufzüge wird es auch schon bei einigen Stockwerken schwer.
Der Markt für Aufzüge wächst und das dürfte auch so bleiben. Und je mehr Aufzüge installiert sind, desto mehr kann Otis im Service-Geschäft verdienen, was wiederum zu planbaren Cashflows führt.
Bauprojekte werden aufgrund von Krisen sicherlich eingestellt oder verschoben, bei der Wartung von Aufzügen hat man allerdings wenig Spielraum. Sie müssen durchgeführt werden, auch in Krisenzeiten.
Derzeit hat Otis Serviceverträge für 2,1 Millionen Aufzüge, mehr als 40.000 der 70.000 Mitarbeiter sind „Field Technicians“, also Techniker.
Ausblick und Bewertung
Dass an dieser These, die ich bereits in den früheren Analysen vertreten hatte, etwas dran ist, erleben wir derzeit.
Der Verkauf von neuem Equipment ist im letzten Quartal um 5,0% gesunken, durch negative Währungseffekte lag das Minus in Dollar sogar bei 11,2%.
Das Wartungsgeschäft konnte allerdings um 5,2% wachsen, wodurch der Umsatz währungsbereinigt sogar um 0,2% gesteigert werden konnte.
Otis erzielt inzwischen rund die Hälfte des Konzernumsatzes im Service-Segment, und mehr als 80% des Gewinns.
Das gilt nicht nur in der aktuellen Situation, sondern beispielsweise auch im Vorjahr, als der Absatz von Aufzügen noch sehr gut lief.
Der Mehrheit der Anleger dürfte überhaupt nicht klar sein, wie wenig konjunkturanfällig das Geschäft inzwischen ist.
Daher konnte der Konzerngewinn trotz dem herausfordernden Umfeld und massiv negativen Wechselkurseffekten stabil gehalten werden.
Das operative Ergebnis lag im ersten Halbjahr bei 1,078 Mrd. USD, im Vorjahreszeitraum waren es 1,085 Mrd. USD.
Der Gewinn je Aktie kletterte von 1,47 auf 1,62 USD je Aktie, ein Plus von 10%. Darf man den Prognosen Glauben schenken, dürfte der Gewinn in diesem Jahr um 6% auf 3,20 USD je Aktie klettern.
In den Folgejahren werden Gewinnsteigerungen von 10% p.a. erwartet.
Otis kommt demnach auf eine forward P/E von 20,6. Seit dem Börsengang lag die P/E durchschnittlich bei 27,8.
Aus dieser Sicht wäre also durchaus Luft vorhanden.
Dasselbe gilt im Branchenvergleich. Schindler und Kone erwarten in diesem Jahr keine steigenden Gewinne und kommen auf eine P/E von 26,8 und 23,2.

Antizyklische Investoren könnten sich also auf die Lauer legen. Ein möglicher Einstieg könnte sich in dem Bereich zwischen 63 und 59 USD anbieten, denn dort reihen sich die Unterstützungen geradezu auf.
Ein erstes prozyklisches Signal würde sich im Falle einer Rückkehr über 68 USD ergeben. Gelingt ein Anstieg über 68 USD, wäre eine erneute Erholung in Richtung 73 oder 77 – 80 USD möglich.
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