Otis ist der weltweit führende Hersteller von Aufzügen und auch an der Börse eine Erfolgsgeschichte. Kann man jetzt wieder zuschlagen?
Unkonventionell
Wer sich öfter in Aufzügen befindet und die Augen offenhält, dem dürfte Otis ein Begriff sein.
Vielleicht kennen Sie das Unternehmen auch von meinen vorangegangenen Analysen.
Zum ersten Mal hatte ich die Aktie unmittelbar nach dem Börsengang vorgestellt. Das hat für sich genommen bereits Seltenheitswert, denn direkt nach dem IPO sind die wenigsten Aktien attraktiv bewertet.
Schließlich werden im Vorfeld die tollsten Hochglanzbroschüren erstellt und die Braut aufgehübscht, um Anleger anzulocken. Die begleitenden Großbanken preisen das jeweilige Unternehmen an und versuchen möglichst viele Papiere unter das Volk zu bringen.
Schließlich verdient man damit Geld.
Im Fall von Otis ist die Geschichte ein wenig anders gelaufen, denn es erfolgte kein konventioneller Börsengang.
Otis wurde von United Technologies abgespalten und eigenständig an die Börse gebracht, in dem die Otis-Papiere an die Aktionäre von United Technologies ausgeschüttet wurden.
Das geschah vor dem Hintergrund der Mega-Fusion von Raytheon und United Technologies. Otis war also ein Nebenkriegsschauplatz.
Für uns war das ein Segen, denn man hatte die Möglichkeit, den weltweit führenden Hersteller von Aufzügen für eine P/E von unter 20 zu kaufen.
Damals wie heute
Für diese Branche ist das wenig. Zum damaligen Zeitpunkt kamen die größten Konkurrenten Kone und Schindler jeweils auf ein KGV von ungefähr 30.
Heute ist die Lage ähnlich. Schindler kommt auf eine P/E 25,2 von und eine forward P/E von 29,5.
Kone ist eine Ecke günstiger und kommt auf eine P/E von 23,2 und eine forward P/E von 23,7.
Otis wird mit einer P/E von 24,4 und eine forward P/E von 22,6.
Daraus ergeben sich zwei interessante Rückschlüsse. Otis ist im Branchenvergleich noch immer nicht teuer, außerdem scheint das Geschäft hier am besten zu laufen.
Kone und Schindler erwarten für das laufende Geschäftsjahr ein rückläufiges Ergebnis, erst 2023 soll es wieder aufwärts gehen.
Otis stellt für das laufende Geschäftsjahr einen Anstieg des Gewinns von 3,01 auf 3,20 – 3,30 USD je Aktie in Aussicht.
Kann das gelingen?
Stellt sich nur die Frage, ob es auch wirklich so gut läuft und ob die hohen Erwartungen auch erfüllt werden können.
Darauf liefern die jüngsten Quartalszahlen, welche am Montag vorbörslich veröffentlicht wurden, die besten Hinweise.
Die Dividende wurde bereits vor Veröffentlichung der Quartalszahlen von 0,24 auf 0,29 USD je Aktie erhöht. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von 1,57%.
Der Gewinn lag in Q1 mit 0,77 je Aktie über den Erwartungen von 0,75 USD. Der Umsatz war mit 3,41 Mrd. USD im Rahmen der Erwartungen.
Seit dem Börsengang hat Otis in jedem Quartal die Prognosen übertroffen. Man darf dem Unternehmen also eine gewisse Konservativität unterstellen.
In diesem Licht scheint es wahrscheinlich, dass man die nun auf 3,22 – 3,27 USD je Aktie konkretisierte Prognose erfüllen kann.
Der freie Cashflow soll weiterhin bei 1,6 Mrd. USD liegen, obwohl man beim Umsatz von 14,4-14,7 auf 14,1-14,3 Mrd. USD etwas zurückrudern musste. Hauptgrund dafür ist der Krieg in der Ukraine und die dadurch eingeschränkte Geschäftstätigkeit.
Cash ist King
Perspektivisch peilt man ein organisches Umsatzwachstum mit „niedrigen bis mittleren“ einstelligen Prozentbereich an. Das Ergebnis je Aktie soll allerdings um mehr als 10% pro Jahr steigen.
Im Verhältnis dazu scheint eine forward P/E von 22,6 vertretbar zu sein. Tatsächlich war Otis seit dem Börsengang fast durchweg höher bewertet, im Schnitt mit einer P/E von 27,8.
Das Hauptargument für Otis ist, neben der starken Marktmacht in einer wachsenden Branche, der starke freie Cashflow.
Otis dürfte in diesem Jahr einen FCF von 1,6 Mrd. USD erzielen, die weitgehend für die Tilgung von Schulden, eine Erhöhung der Dividende sowie Buybacks eingesetzt werden können.
Im letzten Quartal hat man beispielsweise neben der Dividendenerhöhung auch noch 200 Mio. USD in Buybacks gesteckt und 500 Mio. USD an Schulden getilgt.
In ähnlicher Weise dürfte sich das in Zukunft fortsetzen. Steigende Gewinne und Dividenden, Aktienrückkäufe und eine sinkende Verschuldung.
Störfeuer
Es sei denn, man übernimmt die Aufzugssparte von Toshiba. Die Japaner scheinen jedenfalls einen Verkauf anzustreben.
Das hat neben Otis aber auch noch eine ganze Reihe anderer Interessenten angelockt. Und dementsprechend ist ein Bieterkampf nicht auszuschließen.
Presseberichten zufolge sind neben Otis auch Thyssen Elevator, Kone, Midea sowie die Finanzinvestoren CVC und KKR interessiert.
Wer auch immer den Zuschlag erhalten wird, zahlt wahrscheinlich zu viel.
Aber selbstverständlich bringt eine Übernahme auch Chancen mit sich und der Zukauf wäre für Otis stemmbar.
Presseberichten zufolge könnte der Kaufpreis von Toshiba Elevator bei rund 4,0 Mrd. USD liegen. Mit Blick auf die vielen Interessenten sollte man wohl eher von etwas mehr ausgehen.
Das entspräche 12,5% des Börsenwerts von Otis und wäre demnach kein gigantischer Brocken.
Schlägt Otis zu, könnte das den Aktienkurs kurzfristig unter Druck bringen und entsprechende Chancen zum Einstieg eröffnen.
Am wahrscheinlichsten ist allerdings, dass Kone den Zuschlag erhält, da die Finnen ohnehin schon eine Beteiligung von 19,9% an der Aufzugssparte von Toshiba halten.

Aus technischer Sicht steht eine Richtungsentscheidung bevor. Kann der langfristige Aufwärtstrend gehalten werden, könnte die Korrektur bald ein Ende finden. Klar positive Signale ergeben sich über 80 USD.
Fällt Otis jedoch unter das März-Tief bei 71 USD und somit auch unter den Aufwärtstrend, muss eine Ausdehnung der Korrektur in Richtung 68 USD gerechnet werden.
Darunter rücken die Unterstützungen bei 66 sowie 62,50 und 58,50 USD in den Fokus.
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