Das Spezialchemieunternehmen Covestro kappte gestern seine Gewinnprognose für das laufende Jahr. Die Aktie markierte daraufhin zwar ein neues Jahrestief. Aber wenn man genauer hinsieht, ist die Sache hier für die Bullen noch nicht verloren.
Der Umsatz des ersten Quartals 2022 war beeindruckend. Mit 4,68 Milliarden Euro übertraf der Polymerspezialist Covestro die durchschnittliche Prognose der Analysten, die bei 4,27 Milliarden Euro lag, überraschend deutlich. Den Umsatz des Vorjahresquartals von 3,3 Milliarden sowieso. Aber während der Umsatz damit um 41,8 Prozent zulegte, lag der Nettogewinn nur 5,8 Prozent über dem des Vorjahres. Solche Diskrepanzen kennen viele Anleger bislang nur anders herum, weil über Jahre hinweg die Gewinnmargen gestiegen waren. Jetzt läuft es anders. Und deshalb reduzierte Covestro auch seine Gesamtjahres-Prognose:
Statt den bislang prognostizierten 2,5 bis 3,0 Milliarden vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) sieht man nur noch 2,0 bis 2,5 Milliarden Euro. Auch der operative Cashflow wird jetzt deutlich niedriger angesetzt, zwischen 400 und 900 Millionen Euro statt bisher bei 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro. Die Gründe?
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Expertenmeinung: Die Gründe, das ist genau der Aspekt, der das kräftige Minus von 4,85 Prozent, das die Covestro-Aktie daraufhin am Dienstag kassierte, als – womöglich – nicht wegweisend einstuft. Denn es sind Faktoren, die jeder Anleger kennt: Massiv gestiegene Energie- und Rohstoffkosten, die Verwerfungen durch die Lockdowns in China und das wacklig gewordene Wachstum weltweit.
Dass all das da ist, dass das durchweg negativ wirkt, weiß man. Anzunehmen, dass ein Unternehmen wie Covestro von den Auswirkungen dieser Probleme verschon bleiben könnte, wäre naiv gewesen. Und wenn man bedenkt, dass der Automobilindustrie-Zulieferer Dürr am Montagabend mit den gleichen Begründungen seine Prognose senkte, die Dürr-Aktie aber mit dem Argument, das hätten die Anleger ohnehin schon erwartet, stieg, stellt sich die Frage, wie stabil das vermeintlich klar bärische Signal bei Covestro ist. Zumal das so bärisch noch gar nicht ist, wenn man sich einen längerfristigen Chart ansieht.
Denn während der Bruch des März-Tiefs bei 39,50 Euro trotz des Umstands, dass die Aktie nicht auf Tagestief, sondern nahe dem Eröffnungslevel schloss und ein Doji die Chance auf eine Gegenbewegung eröffnet, eindeutig scheint, sieht man beim Blick auf den Wochenchart:

Das März-Tief ist nur Teil einer Unterstützungszone, die bis ins Jahr 2019 zurückreicht und zwischen 37,30 und 39,50 Euro liegt. Da man in der Tat unterstellen kann, dass die meisten Trader von dieser Gewinnwarnung nicht wirklich überrascht sein konnten, die Aktie seit Jahresanfang deutlich stärker fiel als der Gesamtmarkt und kurzfristig überverkauft ist, wäre ein Short-Trade ausgerechnet jetzt womöglich riskanter, als es auf den ersten Blick scheint.

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