Die fünf wichtigsten Verkaufssignale

von Ronald Gehrt
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Verkaufssignale richtig erkennen:

Diese 5 Verkaufssignale sollten Sie als Trader kennen, um Verluste zu vermeiden!

Starke Kursausschläge machen jeden Investor unruhig, vor allem, wenn sie aus scheinbar heiterem Himmel kommen. Da reagiert man leicht hektisch und lässt sich von Emotionen leiten. Manch einer steigt dann aus und muss feststellen: Es war nur ein Sturm im Wasserglas. Alles halb so schlimm … und schon muss man in bereits wieder gestiegene Kurse zurückkaufen. Das ist ärgerlich. Und noch ärgerlicher wird es, wenn man mit dem Wiedereinstieg zu lange zögert, am Ende außen vor bleibt und ein großer Aufwärtsimpuls ohne einen stattfindet. Kann man also wirklich “zu” vorsichtig sein? Nein.

Grundsätzlich ist Vorsicht immer sinnvoll, wenn es um die Börse geht. Denn hier geht es schließlich um Geld. Und bei nicht wenigen Investoren um viel Geld. Da ist besonnenes Vorgehen Pflicht, denn wer hier alles sofort und davon noch viel mehr will, wer immer glaubt zu wissen, wie es weitergeht und mit der Brechstange reich werden will, wird ganz schnell zu einem “ehemaligen Investor”. Nein, Vorsicht ist an der Börse eine gute Sache. Und nach Haaren in der Suppe zu suchen, ist kein Pessimismus, sondern klug. Denn nur wer auch die Risiken sieht bzw. sehen will, erhält ein vollständiges Bild der Lage. Aber:

Gerade in unsicheren Phasen, in denen die Kursbewegungen bisweilen nicht zu den Rahmenbedingungen passen, in denen vieles, was maßgeblichen Einfluss auf die Börsen hat, in der Schwebe ist, wichtige Entscheidungen und Nachrichten jederzeit ohne Vorwarnung für kräftige Impulse sorgen können, ist man leicht ein wenig zu “schreckhaft”. Doch es gibt bestimmte Konstellationen, bei denen man gar nicht schreckhaft genug sein kann, bei denen es in der Tat gilt, umgehend erst einmal in die Defensive zu wechseln.

Short-Signale erkennen – So handeln Sie fallende Märkte

Wir stellen Ihnen hier fünf markante Verkaufssignale vor, die konsequent beachtet werden sollten … und die für aktive, risikofreudige Trader zugleich die Chance bedeuten, ihre Gewinne auf der Short-Seite zu suchen. Und wenn Sie da den klassischen Bruch einer Trendlinie vermissen: Hier geht es um besondere Signale, die den Bruch einer Trendlinie an Brisanz deutlich übersteigen. Und oft ist es so, dass solche Signale längst den Ausstieg nahegelegt haben, wenn ein Kurs an einer solchen Aufwärtstrendlinie ankommt.

Der gleitende Durchschnitt – Wenn die 200-Tage-Linie bricht …

Die 200-Tage-Linie, d.h. der Kurs-Durchschnitt der letzten 200 Börsentage, ist ein vielbeachteter gleitender Durchschnitt, der von vielen vor allem mittel- und langfristig orientierten Investoren als Scheidemarke zwischen einem bullischen und einem bärischen Gesamtbild angesehen wird. Ist der Kurs über dieser Linie, unterstellt man ein Umfeld, in dem man investiert sein kann. Darunter aber ist man entweder ausgestiegen oder Short. Damit ist diese Linie eine immens wichtige Marke, deren Bruch kräftigen Verkaufsdruck auslösen kann. Aber:
Man muss sich das im Einzelnen genau ansehen. Es gibt durchaus Kursverläufe, bei denen man in der Vergangenheit feststellen kann, dass die Kurse über und unter diese Linie kreuzen, ohne dass das besondere Auswirkungen hatte. Dann ist diese Linie bei diesem speziellen Kursverlauf wenig beachtet worden und als Verkaufssignal im Fall ihres Bruchs auch nicht entscheidend. Aber Vorsicht, wenn Sie Kursverläufe sehen, bei denen glasklar wird, dass diese 200-Tage-Linie aktiv verteidigt wird, so wie hier beim US-Index S&P 500:

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Im obigen Chart sehen wir gleich drei (!) Tests dieser 200-Tage-Linie binnen kurzer Zeit. Wenn ein Kursverlauf bullisch ist, wenn die Rahmenbedingungen passen, pflegt ein einziger erfolgreicher Test schon auszureichen, um den bestehenden Aufwärtstrend neu zu beleben. Hier haben wir nicht nur drei Tests in relativ kurzer Zeit, der Index kann sich auch jedes Mal weniger nach oben absetzen. Bei mehrfachen Tests ist die Gefahr besonders hoch, denn:

All diejenigen, die in der Hoffnung auf einen neuen, großen Aufwärtsschub an der 200-Tage-Linie eingestiegen sind, werden ihre Stoppkurse natürlich relativ nahe unterhalb dieser Linie ansiedeln. Wenn diese Linie also bricht, dann kann es alleine durch das Auslösen all dieser Stoppkurse zu einem rasanten, weitreichenden Kursrutsch kommen, denn die Käuferseite wäre, würde diese Linie am Ende eben doch fallen, nahezu verwaist. Wer will schon direkt in ein starkes Short-Signal auf der Long-Seite einsteigen? Man muss in solchen Situationen extrem vorsichtig agieren. Ideal wären Stop Loss-Verkaufsorders zur Absicherung, die man in einem Abstand von etwa einem Prozent unter der 200-Tage-Linie ansiedelt, um nicht bei einem nur kurzzeitigen Unterschreiten unglücklich aus der Position geworfen zu werden.

Gefahrensignal “Abendstern”

Der Abendstern, engl. “Evening Star”, ist eine der brisantesten Formationen in der Candlestick-Lehre. Die Zuverlässigkeit dieser eine Trendwende nach unten indizierenden Formation ist hoch, vorausgesetzt – das wird oft übersehen – dass sie durch eine weitere rote Kerze nach der Formation selbst bestätigt wird. Wie sieht so ein Abendstern aus?

Nach einer längeren Aufwärtsbewegung (die muss vorliegen) entsteht nach einer grünen Kerze ein Doji oder zumindest eine Kerze mit sehr kleinem Kerzenkörper, der knapp über dem Kerzenkörper der vorangegangenen, grünen Kerze liegt. Diesem Doji bzw. der kleinen Kerze folgt eine größere rote Kerze. Die “Story” dahinter: Nach einer Aufwärtsbewegung indiziert der Doji, dass die Schwungkraft der Bullen nachgelassen hat. Die folgende rote Kerze macht deutlich, dass die kurzfristige Kontrolle an die Verkäufer übergegangen ist. Aber Vorsicht:

Alle Candlestick-Formationen haben eigentlich nur eine Prognosereichweite von drei bis fünf Zeiteinheiten. Ein Abendstern auf Tagesbasis muss also keine lang anhaltende, weitereichende Abwärtsbewegung indizieren. Aber achten Sie auf solche Abendsterne auf Wochenbasis! Da wird es schon weitaus brenzliger, da spielt sich dieser Prozess des Kontrollverlustes der Bullen und der Übernahme der Marktbeherrschung durch die Verkäufer bzw. die Bären auf einer größeren Zeitebene ab. Und ein solches Signal hätte dann nach entsprechender Bestätigung eben auch eine Prognosereichweite von drei bis fünf Wochen, nicht Tagen. Was übrigens nicht ausschließt, dass die Kurse dann doch länger abwärts laufen.

Ein klassisches Beispiel für einen solchen Abendstern auf Wochenbasis mit entsprechenden Folgen sehen wir hier im Chart der Apple-Aktie, wo ein solcher Abendstern im September 2012 für eine umfassende Abwärtsbewegung gesorgt hatte:

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Schulter-Kopf-Schulter Formation… und dann gehen die Kurse in den Keller?

Nicht nur beim Abendstern gilt: Achten Sie auf alle Zeitraster. Prüfen Sie nicht nur Charts auf Tagesbasis auf Gefahrensignale. Wechseln Sie auch auf die Wochenbasis … und vergessen Sie die Monatsbasis nicht. All diese ganz besonders brisanten Verkaufssignale haben eine “Story”, d.h. der Grund für ihre Gefährlichkeit ist logisch herleitbar. Und je länger sich eine gefährliche Entwicklung ausbildet, desto brutaler ist oft die Konsequenz. Dass gerade auf Monatsebene viele große Verkaufssignale übersehen werden, weil immer mehr Marktteilnehmer nur noch auf kurzfristiger Ebene agieren wollen, ändert daran gar nichts. Ein hervorragendes Beispiel für ein von vielen glatt übersehenes “Super-Verkaufssignal” auf langfristiger Monatsbasis finden wir bei Euro/US-Dollar: eine sich über fast zehn Jahre erstreckende Schulter-Kopf-Schulter-Trendwendeformation.

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Hier mag manch einer einwenden, dass es sich da doch gar nicht um eine echte Schulter-Kopf-Schulter-Formation handelt, schließlich hat unsereins ja auf jeder Seite nur eine Schulter. Doch das ist so nicht richtig. Die Zahl der Schultern ist links wie rechts vom “Kopf” eigentlich beliebig, solange das Grundprinzip stimmt. Und das lautet:

Einem ersten Zwischenhoch folgt ein höheres Zwischenhoch, noch ist da alles hinsichtlich des Aufwärtstrends in Ordnung. Aber die Korrektur nach diesem höheren Hoch führt nicht zu einem nennenswert höheren Zwischentief als zwischen den beiden Hochs, das ist ein Warnsignal. Trotzdem rappeln sich die Käufer noch einmal auf, der Kurs steigt wieder. Aber er kommt nicht mehr an das vorherige Hoch heran. So entsteht dieses Bild, das aussieht wie in Kopf mit zwei Schultern. Die Dominanz ist den Bullen aus der Hand geglitten … und wenn die Linie, die die beiden Tiefs zwischen den drei Hochs verbindet, gebrochen wird – die Nackenlinie – ist die Formation vollendet.

In diesem Fall von Euro/US-Dollar bäumt sich der Kurs zwar nach der ersten rechten Schulter noch ganze zweimal auf. Aber die markanteren Zwischenhochs liegen immer wieder unter dem jeweils vorherigen … und die Nackenlinie bleibt eine klar umrissene Linie, deren Bruch Ende 2014 zur Vollendung der Formation und dem Abstieg des Euro/US-Dollar-Kurses bis auf im Tief 1,0340 US-Dollar führte.

Durchgefallen: Wenn Bodenbildungen scheitern

Allerhöchste Vorsicht gilt auch, wen Bodenbildungen scheitern. Und je länger die Bodenbildungen gedauert haben, desto heftiger geht es gemeinhin zu, wenn ein von vielen als tragfähig angesehener Boden unverhofft doch noch bricht. Ein gutes Beispiel ist der Kursverlauf der Tesla-Aktie zwischen Sommer 2015 und Anfang 2016:

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Im August 2015 hatte es einen rasanten, extremen Kursrutsch gegeben. Doch die Aktie erholte sich zügig. Dann fiel sie zwar erneut zurück. Aber da dann entstandenen, kleinen Zwischentiefs lagen allesamt über dem Tief des Kursrutsches vom August. Dazu lagen sie jeweils höher als das vorherige. Das sah nach einer soliden Bodenbildung aus. Es galt nur noch, die im Sommer etablierte Abwärtstrendlinie zu überwinden, dann wäre der Weg nach oben frei. Dachte man.

Aber knapp unter dieser Abwärtstrendlinie drehte die Aktie nach unten, rutschte auf den vermeintlich tragfähigen Boden zu. Der wurde noch eine Weile verteidigt, aber dann war es vorbei: Als die Zone des vermeintlich tragfähigen Bodens klar gebrochen war, fiel die Aktie zurück und beschleunigte ihre Abwärtsdynamik zusehends.

Das Problem dabei ist, neben den unter dem vermeintlichen Boden liegenden Stoppkursen, die bei dessen Bruch ausgelöst werden, vor allem psychologischer Natur: Die Anleger werden mit dem Gegenteil dessen konfrontiert, was sie erwartet haben und reagieren dadurch sehr heftig und emotional. Was auch für das fünfte Beispiel besonders gefährlicher Verkaufssignale gilt:

False Breakouts (Bullenfallen): Nichts wie weg!

Besonders heftige Reaktionen entstehen, wenn eine erhoffte Entwicklung nicht nur greifbar wird, sondern scheinbar bereits eingetreten ist. So z.B. die Vollendung einer Bodenbildung, auf die hin Anleger beruhigt und hoffnungsvoll einsteigen. Wird eine solche scheinbar gesicherte Situation unverhofft “abgeschossen”, kommt es zu heftigen Reaktionen. Vorsicht ist da besonders geboten, wenn es zum Überwinden markanter Widerstände vor wichtigen, den Kurs betreffenden Ereignissen kommt. Aber auch innerhalb von langen Abwärtstrends wirken sogenannte “False Breakouts”, die man zu Deutsch einfach “Bullenfallen” nennt, fatal. Denn hier, um es noch einmal zu betonen, gehen die Anleger nicht wie im vorherigen Fall davon aus, dass ein Boden hält. Hier sind sie sicher, dass er seine Tragfähigkeit bereits bewiesen hat und die Bodenbildung längst vollendet ist! Ein Beispiel dafür ist das Verhalten der Aktie von General Electric (heute: GE Aerospace) im Januar 2018:

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Sie sehen, dass die GE-Aktie im Herbst 2017 begonnen hatte, sich an einer Bodenbildung zu versuchen. Dass das erste Tief minimal unterboten wurde, dann aber kein echter Druck aufkam und die Aktie wieder stieg, bestärkte viele in der Hoffnung: Jetzt wird es endlich etwas mit der Bodenbildung und der anschließenden Trendwende nach oben. Und in der Tat verließ die Aktie ihre Bodenbildungszone im Januar nach oben. Es schien alles klar zu sein. Aber dann kam es anders als gedacht:

Statt auf kräftige Anschlusskäufe stieß dieser Ausbruch nach oben auf Abgabedruck. Die Aktie fiel schnell in die alte Bodenbildungszone zurück. Ernüchterung machte sich breit, die in markanten Verkaufsdruck überging, als GE den vermeintlich sicheren Boden auf einmal nach unten verließ. Der Ausbruch nach oben wurde zur Bullenfalle, die Erleichterung schlug blitzschnell ins Gegenteil um.

Große Vorsicht ist daher geboten, wenn der Kurs sich nach dem Ausbruch über wichtige Widerstände so völlig “falsch” verhält und rote Kerzen produziert, die auf Verkaufsdruck statt auf die zu erwartenden Anschlusskäufe schließen lassen, wie es hier bei General Electric der Fall war.Wie erkennt man Verkaufssignale am Aktienmarkt? Interview mit Ulrich W. Hanke | LYNX fragt nach

Erfahren Sie in unserem Interview mit dem Börsenstrategen Ulrich W. Hanke, welche eindeutigen Signale es gibt, aufgrund derer ein Chart nach oben oder nach unten verläuft und wie man diese aktiv für seine Investmentstrategie nutzen kann.

Artikelserie: Die Technische Analyse – Lassen Sie Charts für sich arbeiten!

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