Was sind ETFs?

von Wendelin Probst

In diesem Artikel

Definition ETF

Ein ETF oder Exchange Traded Fund ist ein börsennotierter Fonds, genauer gesagt ein börsennotierter Indexfonds. ETFs sind zwar noch relativ junge Anlageprodukte, die sich aber als attraktive Anlagealternative zunehmender Beliebtheit erfreuen. Mittlerweile sind weltweit bereits mehr als 5 Billionen USD in ETFs investiert, mit steigender Tendenz. An der weltgrößten Börse, dem US-Aktienmarkt machen Transaktionen von ETFs mittlerweile rund ein Fünftel des Handelsvolumens aus. Wie funktioniert ein ETF und was macht diese Art Fonds so besonders?

Was ist ein Fonds?

In einem Investmentfonds (kurz: Fonds) werden Anlegergelder gesammelt, die dann von der Fondsgesellschaft verwaltet und an den Finanzmärkten angelegt werden. Auf diese Weise wird das Kapital von einem professionellen Fondsmanager breit gestreut und gemäß der vorgegebenen Anlagestrategie z.B. in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe investiert. Ziel eines aktiv gemanagten Publikumsfonds ist es die Performance des jeweiligen Vergleichsindex z.B. DAX Index oder S&P 500 Index zu schlagen, was allerdings nur den wenigsten Fondsmanagern nachhaltig gelingt.

Was ist ein Indexfonds?

In einem Indexfonds soll die Entwicklung eines vorgegebenen Index wie z.B. dem DAX Index, dem Dow Jones Index oder einen Renten Index so exakt wie möglich nachgebildet werden. Dazu muss der Fonds mit den verfügbaren Mitteln die im Index enthaltenen Wertpapiere mit deren jeweiligen Index-Gewichtung kaufen. Da die Zusammensetzung der Indizes öffentlich bekannt ist, wissen Anleger genau in welche Werte investiert wird z.B. alle 30 DAX-Werte nach deren Gewichtung.

Was ist ein ETF oder Exchange Traded Funds?

ETFs oder Exchange Traded Funds (Exchange Traded = Englisch: Börsengehandelt) sind börsengehandelte, passiv gemanagte Fonds, die in ihrer Zusammensetzung in der Regel einen Index oder den Preis eines Wirtschaftsguts (z.B. Rohstoff) nachbilden und deshalb ohne teuren Fondsmanager auskommen. ETFs werden im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds nicht über die emittierende Investmentgesellschaft, sondern an der Börse – dem Sekundärmarkt – erworben und veräußert. Wie Aktien können ETFs so durchgehend während der offiziellen Handelszeiten an vielen Börsen der Welt gehandelt werden.

Die Erfolgsgeschichte von ETFs

Die Idee, neben Aktien und anderen Wertpapieren auch Fonds an der Börse zu handeln entstand in den USA, wo der Fonds Standard & Poor’s Depositary Receipt (SPDR, umgangssprachlich: „Spider“, Symbol: SPY) im Jahr 1993 als erster ETF aufgelegt wurde. Der Indexfonds des US-Vermögensverwalters State Street Global Advisors bildet die Entwicklung des S&P 500 Index ab und ist heute mit mehr als 280 Mrd. USD an Fondsvermögen der größte ETF weltweit. Im Laufe der Jahre kamen mit dem Markennamen SPDR weitere ETFs hinzu mit denen Indizes von Bloomberg, MSCI und S&P abgebildet werden, so dass State Street heute zu den Top 3 ETF-Anbietern gehört.

ETFs wurden zu einer gewaltigen Erfolgsgeschichte: Allein in den USA wurden im Zeitraum von 1993 bis 2015 mehr als 2 Billionen USD in ca. 1.800 ETFs investiert, weltweit sind es, wie eingangs erwähnt, bereits 5 Billionen. In Europa sind ETFs seit dem Jahr 1999 erhältlich und erfreuen sich auch dort immer größerer Beliebtheit. Per Ende September 2019 steckten allein 620 Mrd. Euro an Anlegergeldern in börsennotierten Indexfonds, die über Xetra den elektronische Börsenplatz der Deutschen Börse gehandelt werden.

Klassische Investmentfonds hinken den Indizes bei der Performance hinterher

Zur Erfolgsgeschichte von ETFs hat sicherlich auch beigetragen, dass viele klassische Investmentfonds eine eher enttäuschende Performance erzielen. Finanzökonom Mark Carhart hat für eine Langfrist-Studie die Performance von knapp 2.000 aktiv gemanagten Investmentfonds analysiert. Das Ergebnis: In einem Betrachtungszeitraum von 35 Jahren, von 1961 bis 1995, entwickelten sich satte 94 Prozent aller aktiv gemanagten Fonds schlechter als ihr jeweiliger Vergleichsindex. Durch die hohe Kostenbelastung aus Verwaltungsgebühren und Transaktionskosten sind also selbst Fonds mit einer überdurchschnittlich guten Aktienauswahl nicht in der Lage den Benchmark-Index zu schlagen.

Wenn es den normalen Aktienfonds also offensichtlich nur in Ausnahmefällen gelingt den Index zu schlagen, so ist es aus Anlegersicht natürlich sinnvoller, in ETFs zu investieren. Denn deren Wertentwicklung ist direkt an einen Index gekoppelt, so dass zumindest die Benachmark-Performance erzielt wird.

Anlagekapital wie bei normalen Investmentfonds Sondervermögen

Wie herkömmliche Investmentfonds verbriefen ETF-Anteile einen Anteil am Sondervermögen einer Investmentgesellschaft. Um Anlegergelder im Falle der Insolvenz der Investmentgesellschaft vor Ausfällen zu schützen, werden die Investmentvermögen von Investoren als Sondervermögen getrennt von den Mitteln der Kapitalverwaltungsgesellschaft bilanziert. In einen ETF investierte Gelder zählen damit nicht zur Insolvenzmasse und werden an die Anteilseigner zurückbezahlt. Wird ein Fonds liquidiert, so bekommen die Anleger das verbleibende Sondervermögen anteilsmäßig ausgeschüttet.

Passive Anlagestrategien Die Anlagestrategie von börsengehandelten Fonds ist in den allermeisten Fällen passiv. Das bedeutet, das Fondsmanagement investiert das Fondsvermögen so, dass die Wertentwicklung eines Indexes oder anderen Basisinstrumenten nachgebildet wird. Das Nachbilden wird im Englischen als „Tracking“ (tracking = Englisch: Verfolgen) bezeichnet, deshalb werden ETFs oft auch als „Tracker“ bezeichnet. Der Index oder das nachgebildete Finanzinstrument wird auch als Benchmark bezeichnet. Im Gegensatz dazu investiert der Manager eines aktiv gemanagten Fonds gemäß der eigenen Meinung und/oder einer bestimmten Strategie. Seit der Genehmigung durch die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC im Jahr 2008 existieren auch einige aktiv gemanagte ETFs, die jedoch nur einen sehr geringen Marktanteil aufweisen.


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