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Warner kennt jeder, Discovery auch. Können Sie gemeinsam die Streaming-Platzhirsche wie Disney oder Netflix vom Thron stoßen?
Die große Vereinigung
Von Warner Bros. dürfte so ziemlich jeder schonmal gehört haben. Wahrscheinlich haben Sie das ikonische „WB“ Emblem in Blau bereits vor einem Film oder einer Serie gesehen.
Der Konzern kann auf eine gigantische Filmbibliothek verweisen, von Bugs Bunny über Matrix bis Game of Thrones ist alles dabei.
Darüber hinaus ist man auch im Gaming-Segment tätig.
Nicht weniger bekannt dürfte Discovery Channel sein. Zum Unternehmen gehören allerdings auch noch TLC, Animal Planet, Food Network, HGTV oder der History Channel.
Inzwischen ist man fusioniert, Warner Bros und Discovery sind nun eins.
Das bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Discovery wird gerne unterschätzt, ist aber einer der weltweit reichweitenstärksten Sendergruppen.
Gemeinsam will man jetzt den Streaming-Markt aufmischen.
Fehlanzeige
In der letzten Analyse (PNE Wind: Wenn Hype, dann aber richtig) hatten wir ausführlich über das Thema Trackrecord gesprochen.
Wie wichtig er ist, welche Rückschlüsse man ziehen kann und wie sehr die Aussagekraft der bisherigen Geschäftsentwicklung unterschätzt wird.
Wie geht man aber vor, wenn es keinen Trackrecord gibt, so wie es bei Warner Bros. Discovery jetzt der Fall ist?
Entweder man verlässt sich auf die Prognosen, die zumindest grob die Richtung vorgeben könnten, oder man beschäftigt sich umso eingehender mit dem Geschäftsmodell.
Gemeinsam ist man stark
Discovery ist einer der größten Produzenten von Inhalten weltweit.
Das Unternehmen setzt dabei auf Dokumentationen, Tierfilme (zB.: Planet Earth), Alltagsthemen (zB: Food Network) und Formate aus dem echten Leben und. Über Fischfänger, Schrotthändler, Survival-Shows oder zum Beispiel Mythbusters und Bear Grylls.
Diese Formate unterscheiden sich ganz erheblich von den meisten Formaten anderer Sender, die vornehmlich auf Sitcoms, Fiktion oder „Reality“-Shows wie Dschungelcamp oder DSDS setzen.
Warner hingegen bringt mit CNN einen der größten Nachrichtensender ein und mit WarnerBros, HBO, DC, Cartoon Network, Cincemax und den anderen Töchtern Unmengen an Serien und Filme.
Darunter Erfolgsgeschichten wie Game of Thrones.
Gemeinsam kann man 200.000 Stunden an exklusiven Inhalten anbieten.
Dabei unterscheidet sich das Gesamtpaket erheblich von den bisherigen Anbietern. Amazon sowie Netflix setzen vor allem auf Filme und Serien, sind aber in den Bereichen Sport oder Nachrichten schwach aufgestellt. Disney+ richtet sich vor allem an Kinder.
Warner Bros. Discovery könnte also eine Marktlücke schließen.
Erste Liga
Um ganz oben mitspielen zu können und damit sich die Sache auch wirklich auszahlt, muss man allerdings auch eine gewisse Größe erreichen.
Warner und Discovery könnten auf dem besten Weg sein, genau das zu erreichen.
Die drei Platzhirsche Amazon, Netflix und Disney haben jeweils etwas mehr als 200 Millionen Streaming-Kunden.
Gemeinsam könnte man aber stark genug sein, um mit den großen Streaming-Services zu konkurrieren.
HBO Max, der Streaming Service der Warner-Tochter HBO, ist erfolgreich gestartet. Dasselbe gilt für Discovery+. Binnen kürzester Zeit wurden die Apps millionenfach heruntergeladen.
Inzwischen haben wir erste Daten dazu, wie viele Abos man an den Mann bringen konnte.
Zuletzt lag die Zahl der Streaming-Abonnenten bei 92,1 Millionen.
Das ist definitiv eine beeindruckende Zahl an Kunden, die man überzeugen konnte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass HBO Max, der Streaming-Dienst von Warner erst im Mai 2020 und Discovery+ erst im Januar 2021 gestartet ist.
Da ist noch viel mehr drin
Man hat also in sehr kurzer Zeit viele Neukunden gewonnen. Die Sache wird umso attraktiver, sobald beide Services im Sommer 2023 zusammengelegt werden.
Es ist anzunehmen, dass man dadurch noch mehr Kunden überzeugen kann.
Ein weiterer Knackpunkt ist Europa. Bisher gibt es HBO Max in unseren Gefilden nicht, da Content-Verträge geschlossen wurden, die noch bis 2025 laufen.
Spätestens dann dürfte der Streaming-Service auch hier vollumfänglich nutzbar sein, was einen weiteren Schub von Abos bewirken sollte.
Im Zuge der Recherche war selbstverständlich auch im Game of Thrones und das Prequel House oft the Dragon ein Thema.
Dabei gehen viele Fans so weit, dass sie sich über ein VPN-Netzwerk in den USA entsprechende Accounts bei HBO Max eingerichtet haben.
Man sollte die Strahlkraft solcher Serien nicht unterschätzen. House of the Dragon hatte zum Serienauftakt in den USA 10 Millionen Zuschauer.
Zum Vergleich: Die letzten Serienhits von HBO kamen auf anderthalb bis zweieinhalb Millionen Zuschauer.
Großinvestoren schlagen zu
Die Börse scheint von diesen Aussichten bisher nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Warner Bros. Discovery stellt einen interessierten Anleger auch tatsächlich vor eine ganze Menge an Analysearbeit.
Da winken viele ab.
Hinzu kommt das schwache Börsenumfeld und ein laufender Abwärtstrend. Das hat eine ganze Reihe von Großinvestoren allerdings nicht abgeschreckt.
Im zweiten Quartal 2022 haben gleich ein halbes Dutzend namhafter Fondsmanager zugeschlagen (Link). Darunter beispielsweise Seth Klarman von Baupost und in Q1 David Einhorn von Greenlight Capital.
Ob sich das als gute Entscheidung herausstellen wird, muss die Zukunft zeigen.
Können die Prognosen aber nur annähernd erfüllt werden, stehen die Chancen gut.
Im letzten Quartal hat Warner einen freien Cashflow von 789 Mio. USD erzielt, für das Gesamtjahr werden 2,95 Mrd. USD erwartet.
Im kommenden Jahr sollen es bereits mehr als 6 Mrd. USD werden, im Folgejahr über 8 Mrd. USD.
Das entspräche rund 3,30 USD je Aktie und somit einem P/FCF von 4.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Kurs in diesem Szenario nicht erheblich steigen würde.
Der Knackpunkt
Das gilt umso mehr, wenn man unterdessen die Schulden senkt, denn das dürfte die Hauptsorge der meisten Anleger sein.
Das ist bei einem Schuldenberg von rund 50 Mrd. USD durchaus nachvollziehbar.
Bezieht man die Barmittel und langfristigen Schulden mit in die Rechnung ein, läge der EV/FCF im Jahr 2024 bei 10,4.
Kann Warner bis dahin allerdings 10 Mrd. USD an Schulden tilgen, läge der EV/FCF nur noch bei 9,1.
Am Ende dürfte das Kalkül der Großanleger auf folgendes abzielen:
In dem Umfang, in dem Warner Schulden tilgt, kann im Gegenzug der Börsenwert steigen. Vermutlich sogar mehr, da ein sinkender Verschuldungsgrad das Risiko senkt, wodurch sich wiederum auch höhere Bewertungen rechtfertigen lassen.
Erste Schritte in Richtung Deleveraging wurden bereits unternommen und aus dem letzten Quartalsbericht geht hervor, dass man den freien Cashflow vorrangig für eine Reduzierung der Schulden nutzen möchte.
Nun muss man sich nur noch vergegenwärtigen, dass Warner bis Ende 2024 in Summe einen freien Cashflow von rund 16 Mrd. USD erwirtschaften soll, also rund 50% des Börsenwerts.

Aus technischer Sicht sollte man vermutlich eine Bodenbildung oder erste positive Signale erwarten.
Gelingt zum Beispiel ein Anstieg über 14 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal.
Mögliche Kursziele lägen dann bei 14,50 sowie 15,50 und 16,50 USD.
Fällt die Aktie hingegen unter 12,75 USD, muss mit weiteren Kursverlusten gerechnet werden.
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