Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Die Börse wird von Emotionen regiert. Kurse und Bewertungen werden wild umhergeworfen, teilweise ohne jeglichen Bezug zur Realität.
Wir alle kennen die enormen Boom- und Bust-Zyklen. Ganze Sektoren gehen durch die Decke, doch am Ende platzt die Blase unweigerlich.
Es geht aber auch umgekehrt. Manchmal herrscht auch Panik, geradezu Depression.
Darauf folgt ebenso unweigerlich eine Rallye.
Welche extremen Auswüchse das annehmen kann, zeigt der Ölsektor. Rohstoffe und die jeweiligen Aktien sind ohnehin für erhebliche Kursschwünge bekannt.
Von 0 auf 120
Vielleicht erinnern Sie sich noch dunkel, es erscheint fast wie ein unwirklicher Traum, aber der Ölpreis lag im April des Jahres 2020 kurzzeitig bei unter null.
Es herrschte absolute Panik. Die Pandemie schien die Weltwirtschaft regelrecht anzuhalten, als hätte jemand den Pause-Knopf gedrückt.
Die Öl-Nachfrage sackte ab und an der Börse kam es zu der gewohnten Überreaktion. Man verhielt sich so als würde die Wirtschaft nie mehr Öl benötigen, was natürlich Unsinn ist.
Seitdem ist der Ölpreis unentwegt gestiegen, auch schon vor dem Krieg in der Ukraine lag der Ölpreis bei rund 95 USD pro Barrel WTI oder Brent.
Aktuell stehen wir bei 120 USD, zwischenzeitlich waren es auch schon 130 USD.
Marathon legt einen Marathon hin
Ähnlich sieht es bei den Aktien im Sektor aus. Wie immer an der Börse liefert antizyklisches Investieren die besten Resultate, das gilt umso mehr für konjunkturanfällige Sektoren oder Rohstoffwerte.
Der Kurs von Marathon Petroleum ist beispielsweise von 15 auf derzeit 109 USD geschossen und steht Öl selbst also nicht viel nach.
Das verrückte daran ist, dass Marathon am Extrempunkt auf einen geringeren Börsenwert kam als den Verkaufspreis der ehemaligen Tochter Speedway.
Bereits Anfang 2020 verhandelte man mit 7Eleven über einen Verkauf. Der wurde dann wegen des Einbruchs des Ölpreises vorerst auf Eis gelegt, dabei hätte man den Tankstellenbetreiber während der damaligen Krise natürlich zu einem besonders günstigen Preis bekommen.
Wie dem auch sei. Vor dem Absturz der Ölpreise wurde ein Übernahmepreis von 22 Mrd. USD diskutiert, wir berichteten. Leider sind nur noch die einleitenden Worte online abrufbar:
Marathon Petroleum: Das ändert alles
Gerüchten zufolge könnte 7Eleven für 22 Mrd. USD die Marathon-Tochter Speedway übernehmen. Das wäre ein echter Gamechanger. Geht die Aktie jetzt durch die Decke?
Anschließend haben wir abermals auf die Situation hingewiesen:
Marathon: Verkauf bringt 21 Milliarden
Marathon verkauft die Tochter Speedway für 21 Milliarden Dollar, ist selbst an der Börse aber nur 25 Wert. Was ist da los? Sollte man dabei sein oder ist der Rest einfach nichts mehr wert?
Wertlos!
Am Ende wurden es also 21 statt 22 Mrd. USD und man konnte als Anleger sicherlich auch eine Sorge davor haben, ob die Tochter womöglich nur 15 Mrd. USD wert sein könnte.
Der Börsenwert von Marathon Petroleum lag am Tief allerdings unter 10 Mrd. USD.
Das bedeutet, all das, was heute noch unter dem Namen Marathon Petroleum an der Börse notiert ist, wurde von der Börse als wertlos eingestuft. Wie die Zeiten sich doch ändern…
Heute erzielt Marathon einen Umsatz von 135,3 Mrd. USD und einen Gewinn von 10,8 Mrd. USD.
Wichtig!
Man kann es kaum glauben, aber das ist die Realität an der Börse. Es ist nur eines von vielen Beispielen dafür, zu welch absurden Übertreibungen es auf dem Parkett kommt, egal ob zur Ober- oder Unterseite.
Die Börse verliert in unregelmäßigen Abständen immer wieder den Bezug zur Realität.
Wenn man etwas genauer darüber nachdenkt, kommt man aber noch zu einem sehr viel wichtigeren Schluss, der eine befreiende Wirkung hat:
Warum sollte man sich in Anbetracht dieser Faktenlage noch von Kursschwankungen verunsichern lassen?
Wenn Kurse zeitweise auf einen Bruchteil des echten Werts eines Unternehmens fallen können, welche Rolle sollte der Kurs für uns dann noch spielen?
Meine Antwort darauf wäre, dass kurzfristige Kursschwankungen, und damit meine ich mehrere Wochen oder selbst einige wenige Monate, bedeutungslos sind und man sie ignorieren sollte.
Aus der kurzfristigen Kursentwicklung lassen sich keinerlei sinnvollen Rückschlüsse über den Wert eines Unternehmens ziehen.
Warum sollte man sich von Kursen verunsichern lassen, wenn man folgendes weiß:
Kurse werden durch Anleger in einem emotionalen Schnellverfahren gemacht, von Anlegern, die mehrheitlich keine Ahnung haben, und weder einen Geschäftsbericht noch eine Bilanz lesen können.

Denken Sie daran, wenn die Kurse mal wieder in den Keller rauschen.
Abschließend noch einige Worte zur aktuellen Lage. In den letzten Monaten ist es zu einer massiven Sektor-Rotation gekommen.
Die Bereiche Technologie, Immobilien, Kommunikation und zyklische Konsumgüter wurden regelrecht in den Boden gestampft.
Im Gegenzug wurden Versorger sowie Rohstoff- und Energiewerte gekauft.
Mehr als 12.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Probleme mit Ihrem Broker? Ich bin bei LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen