LyondellBasell gehört zu den fünf größten Chemiekonzernen der Welt, ist einer der größten Produzenten von Polymeren sowie Katalysatoren und führend in der Entwicklung und der Lizenzierung von Polypropylen- und Polyethylenprozessen.
Das hört sich auf den ersten Blick gut an. Viele Anleger nehmen wie selbstverständlich an, dass man mit Marktführern in solch wichtigen Branchen wie Chemie wenig falsch machen kann.
Das stimmt leider nur zur Hälfte.
Tatsächlich ist die Kursentwicklung der größten Chemiekonzerne eher mager. DuPont notiert heute unter dem Ausgabepreis von 2018, als man die Abspaltung von Dow vollzogen hat.
Die BASF – Aktie notiert hat Anlegern seit mehr als einem Jahrzehnt keine Kursgewinne beschert.
Bei Sinopec oder Sabic sieht es nicht besser aus.
Dann gehen die Lichter aus
Bei LyondellBasell sieht das eine Ecke besser aus und das hat Gründe.
Die Chemiebranche gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen überhaupt. Ohne Chemie geht in anderen Sektoren nichts. Wenn man es salopp formulieren will, liefert die Chemiebranche die Grundstoffe für so ziemlich alles.
Das ist auch einer der Gründe, warum so eindringlich vor einem Gasembargo ohne alternative Bezugsquellen gewarnt wird.
Gehen bei BASF die Lichter aus, betrifft es eben nicht nur BASF, sondern unzählige andere Unternehmen und Wirtschaftszweige.
Das würde mit großer Sicherheit zu einer Disruption der Lieferketten führen, wie man sie noch nicht erlebt hat. Doch um ein mögliches Embargo soll es nicht gehen. Damit soll nur die Bedeutung der Branche verdeutlicht werden.
Die Chemiebranche kennzeichnet allerdings auch ein ständiger Innovationsdruck und harter Wettbewerb.
Die chemische Forschung und Entwicklung spielt in den Unternehmen daher eine große Rolle.
Diese Faktoren führen allerdings auch dazu, dass die Margen nicht sehr hoch sind, vor allem bei weitreichend verfügbaren Stoffen abseits von Hightech-Anwendungen.
Ferner ist die Branche aufgrund von Forsch und Entwicklung und dem notwendigen Bau von Großanlagen kapitalintensiv.
Gepaart mit der zyklischen Natur des Geschäfts, sind das die Hauptgründe, warum die Aktien aus dem Sektor nicht unbedingt zu den Überfliegern gehören.
Mehrwert
In der Chemiebranche wird trotzdem ordentlich Geld verdient, das gilt auch für die genannten Unternehmen abseits von Lyondell.
Viel mehr als die Dividende ist für die Aktionäre rückblickend allerdings nicht rausgesprungen.
Die Ausschüttungen sind zwar üppig, aber sind wir mal ehrlich, wegen 3-5% Dividende sind wir alle nicht an der Börse.
Für das Risiko, dass man an der Börse auf sich nimmt, muss schon ein wenig mehr drin sein.
Bei Lyondell ist es das. Auf Sicht von zehn Jahren hat sich die Aktie im Gegensatz zu den anderen Branchengrößen vervielfacht.
Dazu haben mehrere Faktoren beigetragen. Lyondellbasell ist vergleichsweise effizient aufgestellt, was in einer recht hohen operativen Marge und einem niedrigeren Kapitalbedarf mündet.
Das erwirtschaftete Kapital wird wiederum in großen Stil für Buybacks und nicht nur für die Dividende verwendet.
Dadurch konnte die Zahl der ausstehenden Papiere in der zurückliegenden Dekade von 577 auf 334 Millionen Stück reduziert werden.
Dadurch wurde der Gewinn je Aktie spürbar befeuert und ein echter Mehrwert für die Anleger geschaffen.
Das Ergebnis legte in diesem Zeitraum von 4,92 auf 16,75 USD je Aktie zu, wobei das letzte Geschäftsjahr für die Branche bekanntermaßen außerordentlich gut war.
Die Dividende wurde von 1,45 auf 4,44 USD je Aktie erhöht. Inzwischen darf man sich über eine Rendite von 4,07% freuen.
Ausblick und Bewertung
Wie bereits angeschnitten, ist der Gewinn im letzten Geschäftsjahr sprunghaft angestiegen und hat sich auf 16,75 USD je Aktie mehr als verdreifacht.
Dass es nicht in dieser Geschwindigkeit weitergehen wird, sollte kein Anleger erwarten. Das muss es aber auch nicht.
Bei einer P/E und forward P/E von um die 6,6 – 7,2 muss man keinerlei Wachstum unterstellen, damit sich ein Investment perspektivisch lohnen kann.
Darf man den Prognosen Glauben schenken, dürfte Lyondellbasell in den kommenden Jahren ähnlich hohe Gewinne erwirtschaften.
Gelingt das, hat die Aktie erhebliches Potenzial, denn das niedrige KGV ist keine Luftbuchung. Das zeigt ein Blick in die Bilanz.
Lyondellbasell hat die sprudelnden Gewinne dazu genutzt, um die langfristigen Verpflichtungen in nur vier Quartalen von 15,29 auf 11,25 Mrd. USD zu reduzieren. Ferner wurden in dieser Zeit rund 1,4 Mrd. USD an Dividenden ausgeschüttet.
Das zeigt, was dieser Konzern real erwirtschaftet.
Wird man perspektivisch ähnlich gut verdienen, muss das Geld geradezu zwingend in Buybacks und eine steigende Dividende fließen.
Kommen Anleger zu der Erkenntnis, dass das letzte Geschäftsjahr nicht nur ein positiver Einzelfall war, könnte die Bewertung auch noch anziehen.
Unterstellt man, dass die Bewertung auf das historische Durchschnittsniveau steigt, hätte Lyondellbasell noch Luft bis 147,50 USD.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Aktie allerdings auch einige Hürden überwinden.
Gelingt ein nachhaltiger Anstieg über 115 sowie 122 USD, kommt es jeweils zu prozyklischen Kaufsignalen, die den Weg in Richtung 147,50 freimachen könnten.
Solange der Ausbruch noch nicht gelungen ist, können Anleger auf einen Rücksetzer hoffen. Als antizyklische Einstiegsmarken bieten sich 96 sowie 86 USD an.
Tiefere Kurse erscheinen mit Blick auf die niedrige Bewertung unwahrscheinlich.
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