Über Leerverkäufe wurde in letzter Zeit viel gesprochen. GameStop war in aller Munde, doch nicht nur diese Aktie ging zeitweise durch die Decke.
Zeitweise gingen unter anderem auch Blackberry, Bed Bath Beyond, AMC Networks, und Nokia durch die Decke.
Nachdem wir darauf hingewiesen hatten, legten die Kurse der vier Aktien nochmal um 20-100% zu.
Ganz kurz
Abgesehen von dem Irrsinn, GameStop bei Kursen von 300 oder 400 USD zu kaufen, hatte die Rallye durchaus eine rationale Grundlage.
Wir hatten auf LYNX frühzeitig auf die Situation hingewiesen: Kauft GameStop einfach alle eigenen Aktien zurück?
Zeitweise lag der Börsenwert des Unternehmens nämlich unter den Barmittelbeständen. Trotzdem wurde in einem Ausmaß leerverkauft, der einen nur staunen lässt.
Ich kann nur jedem abraten, Aktien leerzuverkaufen, die einen sehr hohen Short-Float haben.
Es benötigt keine Community auf Reddit oder anderen Plattformen, um einen Squeeze auszulösen.
Ein gutes Quartal reicht.
Mein Rat an Sie
Ich würde sogar noch weitergehen. Die meisten Privatanleger sollten überhaupt keine Leerverkäufe durchführen, vor allem keine ungedeckten.
Das hat zwei einfache Gründe:
Die am meisten geshorteten Aktien sind zwar Underperformer, in Summe laufen sie aber seitwärts.
Sie fallen im Durchschnitt nicht. Sie als Leerverkäufer zahlen unterdessen aber die Dividende ein und darüber hinaus noch Leihgebühren.
Der wichtigere Grund ist aber, dass Sie unbegrenzt verlieren und begrenzt gewinnen können.
Das ist nicht gerade ein wünschenswertes Chance-Risiko-Verhältnis.
Die höchsten Short-Floats im S&P500
Darüber hinaus ist es auch wirklich erstaunlich, welche Aktien teilweise leerverkauft werden.
Einige der folgenden Unternehmen haben durchaus Probleme. Andere sind aber grundsolide oder sogar richtig gut aufgestellt.
Schauen wir sie uns gemeinsam an, die Top10 der Aktien mit dem höchsten Short-Float im S&P500:
International Flavors, Ticker IFF, Short-Float 28,12%
ViacomCBS, Ticker VIAC, Short-Float 21,95%
Iron Mountain, Ticker IRM, Short-Float 17,51%
Norwegian Cruise Line, Ticker NCLH, Short-Float 16,31%
SL Green Realty, Ticker SLG, Short-Float 15,66%
Discovery, Ticker DISCA, Short-Float 12,49%
Lumen, Ticker LUMN, Short-Float 10,93%
Campbell Soup, Ticker CPB, Short-Float 10,92%
Dish Networks, Ticker DISH, Short-Float 10,47%
Clorox, Ticker CLX, Short-Float 10,12%
Das kann man nachvollziehen
Selbstverständlich findet man bei allen Aktien Argumente, die gegen sie sprechen. Die Leerverkäufer haben schließlich ihre Gründe.
Nehmen wir als Beispiel Norwegian Cruiseline. Es ist kein Geheimnis, dass der Betreiber von Kreuzfahrtschiffen massiv von der Krise betroffen ist.
Der Kurs steht heute allerdings auch 60% unter dem Vorkrisen-Niveau und bisher kann sich die Branche erstaunlich problemlos Geld beschaffen.
Was passiert, wenn das Geschäft in einigen Monaten wieder anläuft?
Ob man es glaubt oder nicht, die Buchungen sind sehr vielversprechend.
Grundsolide
In anderen Fällen kann ich die Gedankengänge der Leerverkäufer nicht so recht nachvollziehen.
Campbell Soup ist zwar wahrlich kein Überflieger, aber grundsolide. Das Geschäft mit Suppen & Co. ist krisensicher, man ist anhaltend profitabel, kauft eigene Aktien zurück und zahlt eine Dividende von 3,15%.
Ein Investment-Case ist die Aktie aus meiner Sicht nicht. Aber warum sollte man hier shorten?
Unverständlich
Wie es Clorox auf die Kurszettel der Bären geschafft hat, ist mir hingegen vollkommen schleierhaft.
Der Hersteller von Putzmitteln und Haushaltswaren dürfte wohl kaum ein Krisenverlierer sein – ganz im Gegenteil.
Darüber hinaus handelt sich um ein gutes Unternehmen und einen Dividendenaristokraten. Umsatz und Gewinn steigen seit Jahrzehnten, zwar langsam aber stetig.
Bedenklich
In der Liste findet sich auch Iron Mountain. Ich hatte mich kürzlich positiv zur Aktien geäußert (Link). Zwischenzeitlich legte die Aktie im Hoch um über 60% zu.
Die ausführliche Begründung, warum ich zu einer positiven Einschätzung gekommen bin, finden Sie in dem verlinkten Artikel.
Hier nur ein kurz:
Iron Mountain ist einer der weltweit führenden Anbieter für die Speicherung und Sicherung von sensiblen Daten.
Das Unternehmen wächst, hat ordentliche Margen und zahlte zum Zeitpunkt der Analyse eine Dividende von knapp 10%.
Leerverkäufer müssen die Dividende zahlen, statt sie zu erhalten.
Bedenklich 2.0
Fast schon gefährlich ist die Situation bei International Flavours.
Derzeit hat man zwar mit den Nachwehen einer Übernahme zu kämpfen, man ist aber auch einer der weltweiten führenden Hersteller von Duft- und Aromastoffen.
IFF wächst, hat ordentliche Margen ist stark positioniert und hat eine ordentliche Dividende von 2,4%.
Der Short-Float ist mit 28,12% bedenklich hoch.
Gefährlich
Bei Discovery bin ich nicht weniger verwundert. Daher hatte ich mich kürzlich auch positiv zur Aktie geäußert. Seitdem hat sich der Kurs fast verdoppelt (Link).
Abgesehen von der Tatsache, dass mir die Dokus & Co. von Discovery gefallen – das Unternehmen verzeichnet anhaltend hohes Wachstum.
Die Margen sind ordentlich, der Cashflow stark und zum Zeitpunkt der Analyse lag die P/E bei 7,4.
Da sollte man von Leerverkäufen wohl lieber absehen.
Darüber hinaus hat man im Februar vergangenen Jahres Aktienrückkäufe mit einem Volumen von 2,0 Mrd. USD beschlossen.
Derzeit könnte man damit jede Zehnte Aktien kaufen.
Zum Zeitpunkt der Analyse hätte Discovery sogar ein Fünftel aller Papiere einziehen können.
Auf dem aktuellen Niveau würde ich zwar kein Investment mehr empfehlen, sondern nach der schnellen Kursverdopplung sogar zur Mitnahme von (Teil-) Gewinnen raten.
Bei einem Short-Float von über 12% und umfassenden Buybacks reicht aber ein Funke, um einen weiteren Kurssprung auszulösen.
Für Leerverkäufer wäre es dann gar nicht so einfach, ihre Positionen schnell glattzustellen.
An normalen Handelstagen werden rund 5 Millionen Aktien von Discovery umgesetzt. Selbst in den letzten Wochen waren es selten mehr als 10 Mio.
Derzeit sind allerdings mehr als 58 Millionen Akten leerverkauft.
Über 45 USD käme es jedenfalls zu einem prozyklischen Kaufsignal mit extrapolierten Kurszielen bei 50 sowie 55 USD.
Fällt die Aktie hingegen unter 40 USD, muss mit einem Rücksetzer zum Aufwärtstrend gerechnet werden.

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