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Kürzlich hatten wir auf die einmalige Situation bei Ciena hingewiesen. Das Unternehmen würde demnach vor nie dagewesenen Gewinnsprüngen stehen.
Inzwischen wissen wir, dass dieses Szenario immer wahrscheinlicher wird.
Zur Einordnung aber zunächst nochmal die Beschreibung des Geschäftsmodells.
Wandel zum Besseren
Ciena ist einer der weltweit führenden Anbieter von Netzwerk- und Kommunikationslösungen.
Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Lösungen für die Übertragung von großen Datenmengen.
Bisher verdiente man also vor allem damit Geld, die eigenen Produkte und Dienstleistungen an Telekommunikationsunternehmen und Internetanbieter zu verkaufen.
Inzwischen sind die Anwendungsfelder jedoch sehr viel umfangreicher, man könnte auch sagen, dass sie schier endlos sind.
Heutzutage sind die meisten Arbeitsplätze vernetzt. Unternehmen und Behörden betreiben riesige Netzwerke mit ebenso gigantischem Datenaufkommen. Das will verarbeitet, gespeichert und zugänglich gemacht werden.
Dafür benötigt man allerlei Netzwerk-Technologie, angefangen bei Servern bis hin zur passenden Software zur Überwachung, Steuerung und natürlich Cloud-Anwendungen.
All das geschieht für die meisten Menschen unsichtbar im Hintergrund, Netzwerktechnik ist allerdings omnipräsent.
Mehr Daten, höhere Geschwindigkeit
Die Datenmengen steigen unaufhörlich und exponentiell. Das liegt nicht nur an der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt, es liegt vor allem auch daran, dass heutzutage viele Produkte mit Sensoren ausgestattet werden, bei denen das früher nicht der Fall war.
Oder nehmen Sie beispielsweise Autos. Vor 30-40 Jahren war ein Auto ein Verbrennungsmotor mit einem Blechrahmen und ein paar Sitzen, heute ist es ein fahrender Computer mit zahllosen technischen Spielereien.
Beides ist natürlich eine Vereinfachung der Situation, aber der Unterschied sollte offensichtlich sein.
Die Datenmengen gehen also durch die Decke und dementsprechend müssen die Kapazitäten zur Verarbeitung der Daten ausgebaut werden. Das Mittel zum Zweck sind beispielsweise Glasfaser-Anschlüsse oder 5G.
Genau hier kommt Ciena ins Spiel. Durch 5G dürften die Datenmengen regelrecht explodieren, schließlich verzehnfacht sich die Geschwindigkeit des mobilen Internets. Konzerne und Mittelständler haben also gar keine andere Wahl als aufzurüsten.
Aufgewacht
Darf man den Prognosen Glauben schenken, steht das Unternehmen vor galoppierenden Gewinnsteigerungen.
Einen ersten Vorgeschmack darauf hatte man bereits im vorletzten Quartal erhalten.
Der Gewinn lag mit 0,61 je Aktie weit über den Erwartungen von 0,08 USD. Der Umsatz übertraf mit 971 Mio. die Analystenschätzungen von 850 Mio. USD ebenfalls deutlich.
Doch damit sollte nicht genug sein. Für das laufende Geschäftsjahr stellte man damals ein Umsatzwachstum von 16-18% sowie steigende Margen in Aussicht.
Unter dem Strich sollte der Gewinn in diesem und den kommenden beiden Geschäftsjahren jeweils um 20-37% steigen.
Vor wenigen Stunden hat das Unternehmen die Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt.
Ausblick und Bewertung
Der Gewinn lag mit 0,64 je Aktie wieder weit über den Erwartungen von 0,36 USD. Der Umsatz übertraf mit 1,06 Mrd. die Analystenschätzungen von 0,96 Mrd. USD ebenfalls.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 25% und einem Gewinnsprung von 36%.
In ähnlicher Weise dürfte sich das vorerst fortsetzen. Dem Vorstand zufolge hat sich die Versorgungslage mit Komponenten verbessert und soll sich weiter entspannen. Dann wäre Ciena endlich dazu in der Lage, die Nachfrage auch wirklich zu bedienen.
In den letzten beiden Analysen waren wir auf dieses Problem bereits eingegangen („Im Endeffekt ist Ciena bereits seit einiger Zeit in der Situation, dass man die Nachfrage aufgrund von Lieferketten-Problemen nicht bedienen konnte.“).
Dadurch wird man den Auftragsbestand in den kommenden Monaten abbauen können, wenngleich er auch Ende des Geschäftsjahres noch auf einem „erhöhten Niveau“ liegen dürfte.
Für das nächste Quartal stellt man einen Umsatz von 1,04 – 1,12 Mrd. USD in Aussicht. Bisher lagen die Konsensschätzungen bei 1,02 Mrd. USD.
Die Prognose für das Umsatzwachstum 2023 wurde von 16-18% auf 20-22% erhöht, was 4,36 – 4,43 Mrd. USD entsprechen würde.
Das Ergebnis dürfte dementsprechend noch höher ausfallen als bisher angenommen, obwohl für 2023 bereits ein Gewinnsprung um 37% auf 2,60 USD je Aktie antizipiert wurde.
Nimmt man beispielsweise an, dass Ciena in diesem Jahr 3,00 USD je Aktie verdienen wird, liegt die forward P/E beim aktuellen Kurs von 50,90 USD bei 17,1.
Das ist weder absolut noch relativ betrachtet viel.
Setzen sich die Wachstumsraten perspektivisch fort, wäre deutlich mehr zu rechtfertigen.

Die meisten Anleger scheinen den Kurssprung nach den Zahlen im ersten Moment zu Gewinnmitnahmen zu nutzen.
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich das langfristig als Fehler herausstellen wird.
Aus Sicht der Bullen muss die Aktie möglichst schnell über 52 USD zurückkehren, um dann anschließend in Richtung 56,50 USD durchziehen zu können.
Fällt Ciena hingegen unter 50 USD, muss mit einem Rücksetzer in Richtung 46 USD gerechnet werden. Möglicherweise wird dann sogar der Aufwärtstrend nahe 43 USD angesteuert.
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