Der Dow Jones-Index, richtiger eigentlich der Dow Jones Industrial Average, da es noch weitere Dow Jones-Indizes gibt, ist der mit Abstand meistbeachtete Index weltweit. Nicht nur, weil er angeblich die wichtigsten Blue Chips der wichtigsten Börse der Welt listet – Ist das wirklich so? Wir werden es hinterfragen – sondern weil er der erste echte Aktienindex überhaupt war. Mit diesen Fakten geben sich die meisten Anleger bereits zufrieden. Ein Fehler, sagen wir. Es gibt einiges mehr über diesen Index, das man wissen sollte. Denn er ist kein Index wie die anderen!

Dow Jones – Ein exklusiver Club: Die Mitgliedskarten verteilt das Wall Street Journal

Der Dow Jones Industrial Average wurde zwar von Charles Dow und Edward Jones schon im Jahr 1884 geschaffen, aber dieser erste Index hat mit dem heutigen wenig zu tun. Seine endgültige Form bekam der Dow erst 1928. Seit diesem Jahr sind es 30 Aktien aus den wichtigsten Industriebranchen der USA, die dort ihre Heimat gefunden haben. Von den damaligen Index-Mitgliedern des Jahres 1928 sind nur noch General Electric und Exxon Mobil, damals Standard Oil, dabei. Und da kommen wir schon zur ersten Besonderheit:

Wer im Dow Jones Industrial Average gelistet ist und wer nicht, wird nicht nach dem Wert oder der Größe des Unternehmens bestimmt. Eigentlich sind es überhaupt keine objektiven Gesichtspunkte, denn wer im US-Index-Flaggschiff mit dabei ist, bestimmen die Herausgeber des Wall Street Journal! Deswegen wird die Aussagekraft des Dow Jones als Repräsentant des US-Aktienmarkts auch oft kritisiert.

Unternehmen mit gigantischem Börsenwert wie Google und amazon.com sind bis heute nicht im Boot, Apple kam erst 2015 dazu. Der Dow Jones ist eher ein Abbild traditioneller Aktien, die wie Minnesota Mining & Manufacturing (kurz 3M) oder Coca-Cola das typische Amerika abbilden. Damit kann man den Dow Jones eigentlich nicht als wichtigsten Aktienindex bezeichnen. Richtig ist: Alle sehen hin. Aber falsch ist, dass er durchweg die wirklich wichtigsten US-Aktien beinhaltet.

Nichtsdestotrotz, er läuft seit 2009 scheinbar wie ein Strich nach oben, wie dieser folgende Chart auf Monatsbasis zeigt, der die letzten 67 Jahre ab 1950 in logarithmischem Maßstab abbildet. Wobei er selten so stark lief wie derzeit. Der Relative Stärke-Index, im unteren Teil des Charts eingeblendet, zeigt, dass der Dow Jones derzeit so intensiv gestiegen ist wie selten in den letzten Jahrzehnten. Was nicht ungefährlich ist, aber dazu kommen wir weiter unten.

Entwicklung: Dow Jones von 1950 bis 2017

Es gibt übrigens auch nicht wie z.B. beim DAX feste Termine, an denen die Mitgliedschaft der Index-Mitglieder überprüft wird. Aber das ist keineswegs das einzige und erst recht nicht das entscheidende Element, das diesen Index untypisch macht. Es ist viel mehr der Umstand, dass es sich hier um einen Kursindex handelt.

Knackpunkt Divisor: Die besondere Berechnung des Dow Jones

Das heißt, dass für die Bewegungen des Index der Kurs der Aktien, nicht ihre Performance zählt. Was bedeutet das, wo soll da das Problem liegen, werden Sie sich jetzt fragen? Diese Berechnung als Kursindex bedeutet folgendes:

Je teurer eine Aktie ist, desto mehr beeinflusst sie den Index. Also nicht ihre Relevanz in der US-Wirtschaft oder ihre Marktkapitalisierung entscheidet, sondern alleine der Kurs. Jeder US-Dollar Veränderung bei egal welcher Aktie macht beim Dow Jones denselben Wert an Zugewinn oder Verlust aus. Aber ein Dollar Anstieg bei der derzeit teuersten Aktie Boeing (285,90 US-Dollar) ist leicht erreicht, für die billigste Aktie, General Electric, ist ein Dollar Anstieg bei einem aktuellen Kurs von 17,71 US-Dollar hingegen ein gewaltiger Sprung. Was heißt: Wer steigt, wird immer wichtiger und kann die Kurse des Index leichter immer höher tragen, wer fällt, wird schnell bedeutungslos.

Der Grund dafür ist die Berechnung über einen sogenannten „Divisor“. Ursprünglich berechnete man den Index einfach, indem man die Kurse aller 30 Aktien addierte und durch 30 teilte. Dann wurde es nötig, Aktiensplits und andere Kapitalmaßnahmen zu berücksichtigen. Das führte dazu, dass man nicht mehr durch 30 dividierte, sondern der Divisor immer weiter und bald sogar unter Eins fiel. Zum letzten Mal wurde er Anfang September 2017 geändert und beträgt jetzt 0,145233969. Was wiederum bedeutet:

Jeder US-Dollar Plus oder Minus in egal welcher Aktie des Dow Jones bewegt den Index um 6,8854 Punkte. Und das ist insofern ein Problem, weil große Adressen, die den Index „ziehen“ wollen, das am leichtesten erreichen, indem sie „teure“, sprich hochpreisige Aktien kaufen. Ein Rechenbeispiel:

Ein Prozent Kursanstieg bei Boeing bewegt den Dow Jones bei einem Kurs von 285,90 US-Dollar um 19,69 Punkte (Berechnung: 285,90 USD ./. 100 = 2,859 USD …. 2,859 USD x 6,8854 = 19,69).

Ein Prozent Kursanstieg bei General Electric bewegt den Dow bei einem Kurs von 17,71 US-Dollar um 1,22 Punkte (Berechnung: 17,71 USD ./. 100 = 0,177 USD …. 0,177 USD x 6,8854 = 1,22).

Ein Pulverfass: Was schon teuer ist, wird noch teurer

Na und, könnte man denken. Die Investoren werden schließlich darauf achten, dass sie einzelne Aktien nicht zu teuer kaufen, der Index ist ja nur deren Summe und damit zweitrangig für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen. Wirklich? Sehen wir uns dazu mal die beiden folgenden Tabellen an:

20171112-Dow-Jones-Die-Top-5-der-letzten-200-Boersentage-Artikel-LYNX

Sie zeigen die Entwicklung der fünf am stärksten und der fünf am schwächsten gelaufenen Aktien des Dow Jones in den letzten 200 Börsentagen. Ist es ein Zufall, dass vier der fünf Top-Titel über 100 US-Dollar „schwer“ sind? Ist es ein Zufall, dass bei den „Flop 5“ nur zwei Aktien mit einem Wert von über 100 US-Dollar dabei sind, bei momentan 16 Index-Mitgliedern, die über 100 US-Dollar notieren?

Nein, das ist es nicht. Denn die wachsende Zahl an Fonds und ETFs, die den Index abbilden, intensivieren diese Entwicklung. Sie bilden den Index nach seiner Gewichtung ab. Doch da der Dow Jones nicht nach der Marktkapitalisierung der einzelnen Aktien gewichtet ist, sondern das sich Gewicht der einzelnen Aktien nur nach deren Kurs bestimmt, werden die teuren Akten umso mehr gekauft, je teurer sie werden. Was sie noch teurer macht.

Dow Jones: Die Flop 5 der letzten 200 Boersentage

Doch das birgt Risiken. Die Tabellen zeigen, dass die Kurs/Gewinn-Verhältnisse der großen Gewinner der letzten 200 Handelstage gegenüber Ende 2015, bevor also die US-Präsidentschaftswahl die „Trump-Hausse“ lostrat und dadurch bereits per Ende 2016 Verzerrungen auslöste, für die voraussichtlichen Gewinne per 2017 teilweise deutlich höher liegen als damals. Die Kurse steigen somit schneller als die Gewinne der Unternehmen.

Das führt dazu, dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis des Dow Jones Industrial Average mit 21,44 derzeit wieder das Hoch vom Jahresanfang erreicht hat. Das ist der höchste Level seit knapp acht Jahren und für Phasen außerhalb von Rezessionen, in denen das KGV in der Regel Verzerrungen nach oben zeigt, ganz außergewöhnlich hoch. Dass dieses KGV wieder den Level vom Jahresanfang erreicht, zeigt zudem, dass die in 2017 gestiegenen Gewinne der Dow Jones-Unternehmen nicht schnell genug stiegen, um diese untypisch teure Bewertung abzubauen. Was bedeutet das?
Entwicklung KGV der Dow jones Aktien von 2010 bis 2017

Im Fall einer Wende kommt es zum Bumerang-Effekt

Das bedeutet, dass die Überbewertung des Dow Jones immer weiter zunimmt. Das zeigt auch der Vergleich dieses Index-Flaggschiffs mit dem breiten Markt, im folgenden Chart durch den New York Stock Exchange (NYSE) Composite Index mit über 2.000 US-Aktien repräsentiert:

Vergleich der Entwicklung des Dow Jones und des NYSE Composite von November 2016 bis Dezember 2017

Sie sehen hier, dass der Dow Jones, gemessen ab dem Tag der US-Präsidentschaftswahl am 8. November 2016, eine um 60 Prozent höhere Performance als der NYSE Composite aufweist. Aber eben nicht, weil die Aktien des Dow Jones eine höhere Gewinnsteigerung pro Aktie aufweisen würden, sondern vor allem deswegen, weil diese ungewöhnliche Index-Berechnung den Anstieg steigender Aktien immer weiter intensiviert. Was aber bedeutet:

Wenn es zu einer Trendwende kommen würde, würde das auch den Dow Jones Industrial Average stärker treffen als den breiten US-Markt – und da vor allem die nominal teuren Gipfelstürmer im Index. Denn diese derzeit 6,8854 Punkte pro US-Dollar Kursbewegung in egal welcher Aktie bedeuten dann auch für die Leerverkäufer, die „Bären“, die sich den Index dann vorknöpfen, dass es am leichtesten ist, den Index zu drücken, wenn man immens teure Aktien des Index leer verkauft und damit drückt. Was auch noch logisch wäre, denn gerade diese Aktien weisen ja tendenziell die höchsten Kurs/Gewinn-Verhältnisse auf und sind dementsprechend ohnehin zu „teuer“! Fazit:

Anders als bei anderen Indizes würde es bei einer Trendwende vor allem die vermeintlich stärksten Aktien treffen … weil sie meist nur wegen dieser besonderen Berechnungsweise des Index so stark geworden sind!

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Hinweis: Charts mit MarketMaker pp4 erstellt

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