Uniper Aktie Prognose Uniper: Ich würde sie weiterhin nicht anfassen!

News: Aktuelle Analyse der Uniper Aktie

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Uniper
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Zur Uniper Aktie
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Die Uniper-Aktie vollzog seit Mitte des Monats zuerst einen gewaltigen Kurssprung, dann brach sie wieder ein. Aber auf der Nachrichtenseite war nichts zu finden, das diese verrückte Volatilität begründet hätte. Was war da los … und wie geht es weiter?

Der Energieversorger Uniper ist jetzt quasi verstaatlicht. Die Aktien bleiben zwar frei handelbar. Aber das, was da umgeht, wird in Relation zu den Anteilen, die der Bund hält, immer weniger. Denn der Bund erhält für seine Finanzspritzen gewaltige Mengen an Aktien, die weit unter Börsenkurs emittiert werden. Das heißt, die Zahl der Uniper-Anteile wächst immer weiter, so dass ein Gewinn, wenn der irgendwann wieder erzielt wird, auf so viele Aktien verteilt wird, dass nicht mehr viel übrig bleibt. Dementsprechend ist es nachvollziehbar, dass Uniper langsam an die Schwelle zum „Pennystock“ rutscht.

Doch auf einmal zog die Aktie am 11.11. stark an. Gegenüber dem Schlusskurs des 10.11. lag die Aktie acht Handelstage später, am 22.11., in der Spitze unglaubliche 156 Prozent höher. Da müsste man glatt Gold im Keller gefunden haben, um das zu rechtfertigen. Und es gab nichts an Nachrichten, was das hätte begründen können. Aber irgendwer hat da gekauft. Und das nicht zu knapp, die Umsätze explodierten im Zuge des Anstiegs, am Tag des Hochs, dem 22.11., gingen alleine im Xetra-Handel knapp 7,4 Millionen Aktien um. Was war da los?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Uniper Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Auch bei solchen Extremen hängt an den Orders kein Zettel mit Absender und Begründung der Käufe. Denkbar wäre, dass ein paar große Adressen auf die Terminmarkt-Abrechnung des 18.11. Call-Optionen verkauft hatten und dann, als die Aktie zur Abrechnung überraschend über 5 Euro schloss, unbedingt die zu liefernden Aktien der dann ins Geld gelaufenen Calls kaufen mussten, weil sie die vorher in Erwartung, dass die verkauften Calls wertlos auslaufen würden, gar nicht hatten. Aber das ist einfach nur eine Möglichkeit. Man weiß es nicht sicher.

Sicher weiß man aber eines: Diese 8,56 Euro, die Uniper am Hoch dieser irrwitzigen Kaufwelle erreichten, ist die Aktie nicht wert. Was auch diejenigen so sahen, die diese auf einmal höheren Kurse nutzten, um eigene Bestände abzubauen. Nachdem der Kurs zwei Monate zuvor mit 2,50 Euro sein bisheriges Rekordtief erreichte, war das ein Geschenk, dass man annehmen musste.

Und die Luft nach oben wird dünn bleiben. Weder der Gewinn pro Aktie noch eine irgendwann mal wieder auszuzahlende Dividende wird bei der gewaltigen Menge an Uniper-Aktien, die es seit diesen über Aktienemissionen abgewickelten Milliarden-Spritzen des Bundes gibt, einen Level erreichen, der Uniper wieder an die alten Hochs führt. Auf Jahre hinaus nicht, vielleicht nie. Und wenn die Citigroup am Freitag das Kursziel für Uniper von zuvor 3,30 auf 1,70 Euro senkte und, folgerichtig, mit „Verkaufen“ einstufte, dann weiß man dort, warum. So verlockend ein „schneller Trade“ angesichts der prozentual großen Sprünge auch wirken mag: Als Investor würde ich diese Aktie nicht anfassen!

Uniper-Aktie: Chart vom 25.11.2022, Kurs 4,802 Euro, Kürzel UN01 | Online Broker LYNX
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Vorherige Analysen der Uniper Aktie

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Die Nachrichten, die gestern zum Thema Uniper kamen, führten dazu, dass die Aktie am Ende mit +3,83 Prozent einen Intraday-Turnaround ablieferte, der, wären diese Nachrichten wirklich gut, die Basis einer Wende sein könnte. Aber waren die Nachrichten denn gut?

Eine knifflige Frage, die so leicht nicht zu beantworten ist. Wobei man zunächst konstatieren könnte: Das war doch eigentlich zu erwarten, weil unvermeidlich. Was? Dass der Bund jetzt eine Mehrheitsbeteiligung an Uniper bekommen wird. Und zwar, indem man eine Ruckzuck-Kapitalerhöhung über acht Milliarden Euro vollzieht, damit Uniper, denen durch die Notwendigkeit, Gas zu jedem Preis heranschaffen zu müssen, die bisherigen Kredite zwischen den Fingern zerrinnen, nicht pleitegeht. Zudem hieß es am Dienstagabend, dass der Bund die finnische Fortum, bislang Mehrheitsaktionär von Uniper, herauskaufen wird. Damit wäre das Unternehmen quasi verstaatlicht. Gut oder schlecht?

Richtig ist: Uniper wird so nicht in die Pleite rutschen. Aber wenn wir mal an frühere Fälle denken, an denen der Bund einstieg, z.B. bei der Commerzbank im Zuge der Subprime-Krise oder bei der Lufthansa im Zuge der Corona-Krise, so sieht man doch: Die Basis für eine umgehende Hausse war das nie.

Expertenmeinung: Woher auch. Erstens verdient Uniper ja nicht auf einmal wieder Geld, nur, weil der Bund sich ins Boot setzt und so eine Pleite verhindert. So wird eigentlich nur sichergestellt, dass genug Geld fließt, um die Zeit des finanziellen Siechtums zu überbrücken. Was danach kommt und wann „danach“ sein könnte, weiß heute noch niemand. Kein Grund also, jetzt mit Hurra einzusteigen. Eigentlich.

Darüber hinaus kauft der Bund wohl Fortum heraus, das erhöht die Zahl der Aktien, durch die man (irgendwann wieder fließende) Gewinne dann teilen müsste, nicht. Diese Kapitalerhöhungen aber sehr wohl, denn hier wird frisches Geld gegen Aktien eingetauscht, die neu emittiert werden. Das heißt, die Zahl der Aktien erhöht sich immens, so dass sich zukünftige Dividenden auf viel mehr Aktien verteilen müssen, der Gewinn an sich auch. Auch kein Grund zum Einstieg. Eigentlich. Aber:

Wo Uniper irgendwann, wenn sich die Lage stabilisiert hat, einen fairen Wert finden wird, kann man natürlich nicht vorhersagen. Aber so viele neue Aktien bis dahin auch dazu kommen werden: Dass eine Uniper-Aktie dann mehr wert sein dürfte als die 3,29 Euro, die sie zu Wochenbeginn als Rekordtief auswies, ist zu vermuten. Und dadurch, dass mit der Übernahme der Mehrheit durch den Bund eine Pleite wirklich vom Tisch ist, schwindet auch die Unsicherheit ein Stück weit.

Sie dürfte die Triebfeder derer gewesen sein, die Uniper ein ums andere Mal immer massiver leer verkauft und damit gedrückt hatten. Wenn diese Leerverkäufer jetzt aussteigen, indem sie ihre Positionen schließen, geht das nur, indem sie die vorher leer verkauften Aktien kaufen. Und wenn man sich ansieht, dass auf das Freitags-Rekordtief eine weiße Kerze folgte, die ein „bullish engulfing pattern“ formte und jetzt am Dienstag ein Intraday-Turnaround entstand, kann es gut sein, dass die Bären zusehen, dass sie aus ihren Short-Positionen herauskommen und eine Short Squeeze entsteht, die den Kurs, zumindest kurzfristig, nach oben zieht.

Uniper-Aktie: Chart vom 20.09.2022, Kurs 4,176 Euro, Kürzel UN01 | Online Broker LYNX
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Einen derart dramatischen Abstieg der Aktie eines großen Unternehmens gibt es nicht alle Tage. In der Spitze waren es schon beinahe 90 Prozent, die bei Uniper zwischen Jahreshoch und dem bisherigen Tief lagen. Der Ausverkauf müsste doch langsam mal vorbei sein … oder?

Alleine gestern kam es zu drei Kursziel-Senkungen in Bezug auf die Uniper-Aktie. Die sollte man sich im Einzelnen ansehen. Die Berenberg Bank senkte das Kursziel von 24,00 auf 6,00 Euro, Einschätzung „Halten“. Was nicht hilfreich ist, denn beim vorherigen Kursziel von 24,00 Euro urteilte Berenberg ebenfalls mit „Halten“.

Die Credit Suisse senkte ihr Kursziel für die Aktie des Energieversorgers von 24,60 auf 4,00 Euro. Die Empfehlung wurde von „Neutral“ auf „Underperform“ gesenkt. Und den Vogel schießt das Bankhaus Metzler ab. Die waren vorher schon negativ für die Aktie, hatten nur ein Kursziel von 5,50 Euro und senkten das jetzt auf … 2,00 Euro, Empfehlung „Verkaufen“! Alleine dieses eine, neue Kursziel macht sehr klar, dass man sich hier selbst nach diesem dramatischen Ausverkauf seit Ende Februar immer noch die Finger verbrennen kann.

Expertenmeinung: Das erste Problem mit dieser Aktie ist, dass Uniper durch den vorherigen, hohen Anteil an Gasimporten aus Russland Unmengen Gas zu quasi jedem Preis von überallher kaufen musste, um die Versorgung der Kunden sicherzustellen. Das hat derart gigantische Kosten verursacht, dass der Hauptaktionär, die finnische Fortum, und danach auch der Bund Milliardensummen aufwenden mussten, um eine Pleite zu verhindern. Aber durch den Stopp von Nord Stream 1 wurde die Lage nur noch schlimmer, so dass befürchtet wird, dass Uniper auch dieses frisch zur Verfügung gestellte Geld relativ bald ausgeht und der Versorger damit zu einem Fass ohne Boden wird.

Das zweite Problem ist, dass die Staatskredite über den KfW-Kredit hinaus als Pflichtwandelanleihe gestaltet wurden, so dass Uniper Geldspritzen des Bundes mit eigenen Aktien bezahlen muss, die dann aber nur zu einem Teil des jeweiligen Börsenkurses an den Bund gehen. Es kommt also zu einer Schwemme an Uniper-Aktien, die zur Folge hat, dass sich zukünftig wieder erzielte Gewinne durch eine Unmenge mehr Aktien teilen werden als zuvor. Und eventuelle Dividenden natürlich auch.

Das ist es, was das Bankhaus Metzler mit diesem Kursziel von nur 2,00 Euro sehr plastisch aufzeigt. Und das ist der Grund, warum ich bei meiner persönlichen Einschätzung der Aktie aus der vorherigen Analyse vom 18. August bleibe: „Das hier ist ein Eisen, das so heiß ist, dass man besser gar nicht erst versuchen sollte, es anzupacken!“ Diese Aktie kann auf unabsehbare Zeit nicht zu einem Schnäppchen werden, egal, wie groß die Distanz zu dem Hoch Anfang des Jahres wird. Denn damals waren die Lage und das Unternehmen noch andere.

Uniper-Aktie: Chart vom 07.09.2022, Kürzel UN01 | Online Broker LYNX
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Die am Mittwochmorgen vorgelegten Halbjahreszahlen des Energieversorgers Uniper lasen sich unschön, aber manch einer mag gedacht haben: „Das ist doch gar nicht so dramatisch?“ Doch man sollte sich vom operativen Ergebnis nicht täuschen lassen: Die Lage bleibt ernst.

Vor Steuern und Zinsen (EBIT) lag das Minus von Uniper im ersten Halbjahr bei 564 Millionen nach einem Gewinn von 580 Millionen im ersten Halbjahr 2021. Netto belief sich der Verlust auf 359 Millionen nach +485 Millionen im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen gestern meldete. Das klingt nicht gut, aber auch nicht dramatisch, man hätte denken mögen, dass der Verlust größer wäre. Aber ja, das ist er auch.

Denn was Uniper da vorlegte, waren um Einmal- und Sonderfaktoren bereinigte Zahlen. Was sich auch anhand der Aussagen des Vorstandschefs zu diesem Ergebnis erkennen ließ. Denn da wurde erläutert, dass bis gestern Verluste in Höhe von 3,8 Milliarden Euro aufgelaufen seien, derzeit kämen neue Verluste von im Schnitt 60 Millionen pro Tag hinzu. Würde sich das bis Ende des laufenden Quartals linear fortsetzen, würde Uniper Ende September bei einem Verlust von 6,5 Milliarden liegen. Und die Ende Juli massiv von zwei auf neun Milliarden aufgestockte KfW-Kreditlinie sei bislang bereits im Umfang von fünf Milliarden ausgenutzt worden. Das sind gruselige Zahlen … und da hilft es eher wenig, wenn man bei Uniper hofft, wenigstens im übernächsten Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

Zwar könnte man angesichts des dramatischen Einbruchs der Aktie denken, dass man mit Blick auf die kommenden Jahre, mit einem ausreichend langen Atem, trotzdem einen guten Schnitt machen würde, aber:

Expertenmeinung: Dass die Aktie am Mittwoch als Antwort auf das Zahlenwerk und die anschließenden Statements fiel, zeigt schon, dass man auf Sand bauen würde, wollte man diesen Kurslevel als Schnäppchen ansehen. Denn davon mal abgesehen, dass man nicht absehen kann, wie lange solche Riesen-Verluste noch auflaufen werden und wo man dann am Ende herauskommt, ist das Prozedere von Unipers Rettung ein Problem für sich:

Zwar ist sichergestellt, dass Uniper als systemrelevantes Unternehmen nicht zusammenbricht. Aber die Art und Weise, wie das umgesetzt wurde, ist für Anleger ein ewiger Klotz am Bein. Denn das, was der Bund zur Rettung beiträgt, wird die Aktie langfristig belasten bzw. deren Aufwärtspotenzial ausbremsen. Das hatte ich bereits bei Bekanntgabe des Rettungsplans am 25. Juli berichtet, hier noch einmal der Kern der Sache:

Es wurde entschieden, eine sogenannte „Pflichtwandelanleihe“ über die gewaltige Summe von 7,7 Milliarden Euro zu begeben. Das Prozedere sieht wie folgt aus: Sobald Uniper neues Geld benötigt, werden Tranchen dieser Anleihe an den Bund begeben, der das jeweilige Kapital an Uniper auszahlt. Dabei wird die Rückzahlung nicht wahlweise in Geld oder Aktien erfolgen, sondern verpflichtend in Aktien, die aber dann zu Abschlägen zwischen 25 und 50 Prozent zum Börsenkurs begeben und an den Bund übertragen werden.

Das bedeutet, dass sich kommende Gewinne, so sie denn irgendwann wieder erzielt werden, auf ein Vielfaches an Aktien verteilen werden wie vor der Krise. Das heißt: Jede einzelne Aktie, ob sie der Bund halten wird oder ein Privatanleger, wäre vom Gesamtgewinn des Konzerns her weniger wert. Eine Rückkehr auf den Level zu Jahresbeginn, als der Kurs noch um die 40 Euro pendelte, ist also eigentlich ausgeschlossen. Es wäre sogar denkbar, dass die Aktie bereits in der Region zwischen 10 und 15 Euro mittelfristig überbewertet wäre. Vor allem, wenn das Volumen der Pflichtwandelanleihe noch einmal aufgestockt werden muss, falls auch dieses Geld nicht ausreichen würde. Weiterhin gilt: Das hier ist ein Eisen, das so heiß ist, dass man besser gar nicht erst versuchen sollte, es anzupacken.

Uniper-Aktie: Chart vom 18.08.2022, Kurs 6,81 Euro, Kürzel UN01 | Online Broker LYNX

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Am Freitagmorgen wurden die bangenden Anleger erlöst: Uniper wird vom Bund aufgefangen, das Rettungspaket für den wankenden Energieversorger steht. Aber wieso brach die Aktie danach um unglaubliche 28,9 Prozent ein? Dazu muss man sich das Paket genauer ansehen!

Das Problem, das die Investoren mit diesem Rettungspaket haben, das nötig wurde, weil Uniper von russischen Gaslieferungen immens abhängig ist und fehlendes Gas zu horrenden Preisen andernorts einkaufen musste, um die Kunden beliefern zu können – ohne diese Kosten an die Verbraucher weitergeben zu können – liegt in den Details dieses Rettungspakets.

Zunächst mal gibt es eine Kapitalerhöhung, die sich aber in einem kleinen Rahmen hält. 267 Millionen zum „Freundschaftspreis“ von 1,70 Euro pro Aktie gehen da an den Bund, der dann 30 Prozent an Uniper halten wird. Zudem wird das KfW-Darlehen, bislang zwei Milliarden Euro schwer, auf neun Milliarden aufgepumpt. Das war nötig und zu erwarten, anders könnte man Uniper nicht stabilisieren. Aber jetzt kommt es:

Darüber hinaus wird es eine sogenannte „Pflichtwandelanleihe“ geben. Und zwar über sagenhafte 7,7 Milliarden Euro. Das läuft folgendermaßen: Sobald Uniper neues Geld benötigt, werden Tranchen dieser Anleihe an den Bund begeben, der dann das jeweilige Kapital an Uniper auszahlt. Dabei wird die Rückzahlung nicht wahlweise in Geld oder Aktien vonstattengehen, sondern verpflichtend in Aktien, die aber dann zu Abschlägen zwischen 25 und 50 Prozent zum Börsenkurs begeben und an den Bund übertragen werden. Und das ist ein Problem, denn:

Expertenmeinung: Durch den Crash der Aktie in den letzten Monaten bewegt sich die Marktkapitalisierung von Uniper momentan nur noch um die drei bis dreieinhalb Milliarden Euro. Wenn diese Pflichtwandelanleihe ausgenutzt wird und dafür für 7,7 Milliarden Euro neue Aktien ausgegeben und an den Bund weitergereicht werden, die gerade einmal 25 bis 50 Prozent des Börsenkurses entsprechen, hieße das, es gibt eine Flutwelle an zusätzlichen Uniper-Aktien. Konsequenz:

Wenn Uniper dann irgendwann wieder stabil ist und Gewinne schreibt, würde sich dieser Gewinn dann durch ein Vielfaches an Aktien teilen als bisher. Und da niemand weiß, wie weit diese Pflichtwandelanleihe ausgeschöpft wird und wie viele Aktien daraus entstehen, nahmen die verbliebenen Investoren die Beine in die Hand und sahen zu, dass sie aus der Aktie herauskommen. Fazit:

Uniper ist damit aufgefangen. Das war bei einem großen Energieversorger auch nötig und somit zu erwarten. Aber dass Uniper fortbesteht heißt angesichts der Art und Weise der Rettung nicht automatisch, dass man entspannt in die Aktie einsteigen könnte, der Selloff des Freitags macht das sehr deutlich. Und jetzt, da in Bezug auf Unipers Überleben alle Fragen geklärt, in Bezug auf einen adäquaten Level der Aktie aber neue Fragen ohne greifbare Antworten aufgetaucht sind, kann man nur eines raten: wegbleiben!

Uniper-Aktie: Chart vom 22.07.2022, Kurs 7,465 Euro, Kürzel UN01 | Online Broker LYNX
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Die Aktie des Energieversorgers Uniper war am Dienstag mit +10,11 Prozent klarer Tagessieger im MDAX. Das wirkt, als hätte die abgestürzte Aktie ihren Boden gefunden. Und ja, das könnte auch sein – aber es muss nicht! Was man wagen könnte … und was lieber nicht.

Uniper ist extrem in die Bredouille geraten, weil das Unternehmen den Großteil des für die Energieversorgung zu liefernden Gases aus Russland bezieht. Die abnehmenden Liefermengen führten dazu, dass sich Uniper das Gas aus anderen Quellen und weitaus teurer beschaffen muss. Und mit Blick auf die momentan stillstehende Pipeline Nord Stream 1 ist die Angst groß, dass die Probleme in Kürze noch größer werden könnten.

Anfang Juli meldete Uniper, dass man derzeit täglich (!) Mittelabflüsse im zweistelligen Millionenbereich habe und womöglich in Kürze Gas aus den Vorratsspeichern für die Versorgung der Kunden entnommen werden müsse, die am 8. Juli, als diese Meldung kam, ohnehin nur zu knapp über 50 Prozent gefüllt waren. Es ist klar: Die Lage ist ernst. Aus früheren Gewinnen werden 2022 massive Verluste. Und wie es 2023 weitergeht, weiß niemand. So gesehen ist es kein Wunder, dass die Aktie derart massiv verloren hat. Aber klar ist auch etwas anderes:

Expertenmeinung: Die Bundesregierung wird Uniper nicht pleitegehen lassen. Das Unternehmen ist „systemrelevant“ und bedient die Grundversorgung der Bevölkerung. Zwar will Uniper-Großaktionär Fortum, ein finnischer Energieversorger, kein Geld zuschießen, aber die Regierungsbehörden werden Mittel und Wege finden, Uniper zu erhalten. Dass es mit dieser Aktie zu einem Totalverlust kommt, ist daher äußerst unwahrscheinlich. Aber wenn es um die Frage geht, ob man in diese so dramatisch gefallenen Kurse hinein einsteigen könnte, weil man ja jetzt viel näher an der Nulllinie als an den 40 Euro ist, um die der Kurs zu Jahresbeginn pendelte, sollte man eines bedenken:

Wer jetzt kauft, hat hinsichtlich der Rahmenbedingungen eine unsichere Perspektive vor sich. Wenn sich die Krise verstetigt, kann man da leicht in eine Art „Lufthansa-Phänomen“ hinein rutschen, d.h. die Aktie könnte ein jahrelanges Siechtum vor sich haben und damit Kapital blockieren, das man woanders hätte gewinnbringender investieren können. Aus rein charttechnischer Sicht könnte man zwar die Hoffnung hegen, dass die Aktie den vorhandenen Spielraum bis zur Widerstandszone 16/17 Euro auslotet, war auf dem aktuellen Kurslevel natürlich höchst lukrativ wäre, aber:

Bislang spräche hier nichts für einen Einstieg außer, dass die Aktie zuvor immens gefallen ist und einige Tage lang keinen neuen Abgabedruck gesehen hat. Aber noch laufen die Verhandlungen, wie man Uniper retten will … und jede neue negative Nachricht kann die Abgaben wieder aufleben lassen.

Und wenn es um die Frage geht, ob ein Kurs um zehn Euro „billig“ ist: Wer jetzt kauft, verliert genauso 20 Prozent des eingesetzten Kapitals, wenn die Aktie auf acht Euro nachgibt, als hätte man bei 40 Euro einen Rückgang auf 32 Euro mitgemacht. Ein niedriger Kurs heißt nicht, dass eine Aktie deswegen mit Blick auf ihr zukünftiges Potenzial billig ist. Daher: Risikofreudige Trader könnten sich an gezielt kurzfristigen Aktionen versuchen, aber zu glauben, Uniper sei wegen des niedrigen Kurses ein mittelfristig risikoloses Investment, dürfte ein Fehler sein.

Chart vom 19.07.2022, Kurs 10,40 Euro, Kürzel UN01 | Online Broker LYNX