Am Freitag erreichte die Commerzbank-Aktie den höchsten Stand seit Frühjahr 2011. Am Montag wurde gemeldet, dass UniCredit einen Großteil ihrer Optionen in Aktien umgewandelt hat, am Dienstag rutschte die Aktie weg. Es scheint, einigen dämmert, was passieren könnte.
Dass die markanten Kursverluste des Dienstags mit der Herabstufung der Aktie von „Neutral“ auf „Underperform“ durch die Bank of America einhergingen, würde ich eher als zusätzlichen Weckruf denn als eigentlichen Grund der Abgaben ansehen. Dass die Aktie zu teuer ist, weiß man nicht erst, seit der Bank-of-America-Analyst das jetzt schrieb. Ich für meinen Teil legte das ja gerade erst Ende vergangener Woche dar. Und jeder, der will, könnte sehen, dass der Kurs mit dem Jahreshoch des Freitags bei 38,40 Euro meilenweit über dem durchschnittlichen Analysten-Kursziel von 31,23 Euro notierte, aber:
Trotzdem kam da noch kein größerer Druck auf. Solange ein Trend dynamisch bleibt, kümmern sich die wenigsten Trader um überbotene Kursziele und eine Überbewertung. Da muss erst etwas passieren, das sie aufschreckt. Und das könnte etwas anderes als diese Herabstufung gewesen sein.
Ich könnte mir eher vorstellen, dass es die Meldung war, dass die italienische Großbank UniCredit einen Großteil ihrer nur über Derivate existierenden Beteiligung jetzt in Aktien umgewandelt hat. Jetzt hat man dort 26 Prozent der insgesamt 29 Prozent der Commerzbank-Anteile in Aktienform. Und es stellt sich die Frage, warum man das getan hat.
Dazu sollte man sich erinnern, wann die UniCredit diese große Position aufgebaut hat. Das war vor dem 11. September 2024, als die massive Ausweitung der Beteiligung bekannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt lag der UniCredit-Anteil bei 21 Prozent, aufgestockt von zuvor knapp 10 Prozent … und die Aktie notierte vor dieser Meldung bei 12,60 Euro. Bis Ende Dezember stieg der Anteil weiter auf etwa 29 Prozent. Ende 2024 notierte die CoBank-Aktie bei 15,10 Euro.
Das heißt, dass die UniCredit jetzt das Gros der Derivate-Optionen zu den damaligen Kursen, als man die Optionen kaufte, umgewandelt und somit einen gigantischen Gewinn realisiert hat. Ob das getan wurde, weil die Laufzeit dieser Optionen endete oder nicht, sei mal dahingestellt. Aber Aktien könnte man auf jeden Fall leichter weitergeben als Derivate. Was einige daran erinnern dürfte, dass folgende Gemengelage besteht:
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Commerzbank Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Erstens müsste die UniCredit ihren – insgesamt, mit Rest-Derivaten – um 29 Prozent liegenden Anteil weiter aufstocken, wenn es zu einer Übernahme kommen soll, was aber weder der Bund als anderer, großer Anteilseigner noch die Commerzbank selbst wollen. Zweitens ist zweifelhaft, dass die Kartellbehörden eine solche Übernahme überhaupt genehmigen würden. Drittens wäre eine Übernahme der Bank und das damit einhergehende Angebot an die Anteilseigner zum aktuell hohen Kurs der Commerzbank-Aktie absurd teuer und damit nicht rentabel. Und viertens sitzt die UniCredit damit auf einem gewaltigen Aktienpaket, mit dem sie auf Dauer nicht allzu viel anfangen kann, das aber zugleich einen Gewinn in prozentual dreistelliger Höhe ausweist.
Da mag es den ersten langsam dämmern, was los wäre, wenn die UniCredit einen logischen Schritt unternähme, indem sie die nicht chancenreiche Übernahme-Idee einfach zu den Akten legt und die Commerzbank-Aktien an andere große Adressen verkauft. Denn die würden solche Aktienpakete, in Scheibchen aufgeteilt, natürlich schon gerne nehmen. Aber immer mit „Mengenrabatt“, sprich sattem Abschlag zum Börsenkurs. Was die Aktie, ohnehin zu teuer bewertet, deutlich drücken könnte, wenn es so liefe. Und da die UniCredit derart massive Gewinne mit ihrer Beteiligung einfahren würde, würde man da einen solchen Abschlag wohl gewähren, ohne mit der Wimper zu zucken.

Achten Sie daher unbedingt auf den Supportbereich, auf den ich bereits vergangenen Freitag hingewiesen hatte: Die Aufwärtstrendlinie seit April, aktuell im Bereich 31,40 Euro sowie das markante Zwischenhoch aus dem Juli bei 30,74 Euro. Rutscht die Aktie da durch, wird es vermutlich umgehend äußerst ungemütlich für Long-Trades!