Die Commerzbank-Aktie steht kurz vor Jahresende in der 2025er-Performance-Hitliste der DAX-Aktien – nur knapp von Siemens Energy geschlagen – auf Platz 3. Kann diese so ungewöhnlich starke Performance 2026 weitergehen … oder wird die Luft langsam zu dünn?
Am Freitag lag das Jahresplus bei etwa 130 Prozent. Für eine Bank-Aktie ist das schon recht ungewöhnlich. Und auch, wenn die Deutsche Bank in der Performance-Tabelle auf Platz 4 und damit direkt hinter der Commerzbank rangiert: Sie liegt mit +96 Prozent deutlich hinter der Kursrakete „CoBank“. Die Antwort auf die Frage, warum die Commerzbank so viel stärker gelaufen ist als die Branchenkollegin, kann dabei der Schlüssel zum verbleibenden Aufwärts- bzw. denkbaren Rückschlagpotenzial sein. Und die lautet wie?
Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Geldhäusern ist, dass die Anleger bei der Commerzbank auf eine Übernahme durch die UniCredit wetten. Die bereits einen Anteil an der Commerzbank hält, der knapp unter der Schwelle liegt, ab der man ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreiten müsste. Und wenn die UniCredit das täte, so die Idee, müsste sie für die CoBank-Aktien natürlich mehr bieten als den aktuellen Börsenkurs, damit Anteilseigner auch bereit wären, ihre Aktien anzudienen. Die Sache hat aber einen Haken:
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Expertenmeinung: Gerade diese Übernahmespekulation bzw. der mit ihr einhergegangene, immense Anstieg des Kurses macht ein Übernahmeangebot immer unwahrscheinlicher. Einfach, weil sich das bei diesem Preis für die UniCredit nicht mehr rechnen würde. Das hatte ich an dieser Stelle immer wieder als Problem angeführt, zuletzt hatte auch die Commerzbank-Vorstandschefin auf diesen Aspekt hingewiesen. Bislang ignorieren die Bullen das. Aber das kann jederzeit schiefgehen, zumal die Gemengelage ein Damoklesschwert gratis mitliefert:
Diese große Beteiligung der UniCredit wurde zu drastisch tieferen Kursen aufgebaut. Sollte die UniCredit entscheiden, von einer Übernahme endgültig abzusehen, wäre das Risiko nicht zu unterschätzen, dass die italienische Großbank die Beteiligung reduziert, immerhin würde man damit Milliardengewinne einstreichen. Und dann wäre die Aktie sehr schnell ein gutes Stück tiefer zu verorten, alleine die Differenz zwischen Deutsche Bank- und Commerzbank-Performance basiert ja vor allem auf der immer weniger unterfütterten Übernahmephantasie.
Auch, was die Bewertung angeht, ist die Aktie deswegen teurer als die Deutsche Bank, die Commerzbank weist für die 2025er-Durchschnittsprognose ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,5 auf, die Deutsche Bank von 10,7. Mit Blick auf die Erwartung, dass der steigende Refinanzierungsbedarf des Bundes mit vermehrten Anleiheemissionen und steigenden Anleiherenditen einhergeht, wäre eine etwas über der üblichen KGV-Spanne von acht bis zehn für Bankaktien liegende Bewertung zwar hinnehmbar, aber 14,5 ist dann doch deutlich zu üppig.
Entsprechend verhalten fallen die Urteile der Analysten derzeit aus. Nur drei von 13 Experten haben noch eine aktive „Kaufen“-Einschätzung. Und am durchschnittlichen Kursziel von momentan knapp 34 Euro ist die Akte gerade wieder vorbeigezogen.
Kurzfristig könnte der Kurs noch gut laufen, immerhin tendieren die größten Gewinner eines Börsenjahres eher dazu, zum Jahresultimo weiter zuzulegen. Würde man versuchen, das bisherige Jahreshoch von 38,40 Euro Richtung Jahresende anzusteuern, wäre das keine Überraschung. Aber ohne neue, starke Argumente für einen noch höheren Kurs könnte der Lack mit dem Start ins neue Jahr schnell ab sein, daher: Die Aktie entlang des April-Aufwärtstrends zu halten, wäre machbar, wenn man sich darunter konsequent absichert … aber auf diesen Zug jetzt noch aufzuspringen, das könnte leicht zur Bauchlandung werden.



