Am Freitag, als große Teile der Anleger noch den 2. Weihnachtsfeiertag feierten, stieg der Silberpreis um sagenhafte 8,8 Prozent auf ein neues Allzeithoch. Am Montag startete der Kurs erneut höher … aber dann begannen Verkäufe, die zu einer Lawine wurden. Was nun?

Schon der Heiligabend endete bei eher ruhigem Handel mit einem neuen Rekord-Schlusskurs (72,21 US-Dollar). Am 2. Weihnachtsfeiertag schloss Silber dann bereits bei 79,63 US-Dollar. Und in diese Woche ging es dann mit einem neuen Verlaufsrekord von, je nach Marktplatz, 83,61 bis 84,10 US-Dollar pro Feinunze los. Was war da los … haben die Zocker einfach die Kontrolle über ihr Tun verloren, mussten die letzten Bären panisch eindecken … oder kam da etwas von außerhalb?
Es dürfte von allem etwas gewesen sein. Ein immer weiter steigendes Momentum der Hausse hat meist zur Folge, dass immer mehr Trader immer waghalsiger agieren. Solche Fälle hat die Börsengeschichte in rauen Mengen vorzuweisen … und in so ziemlich allen Assets. Und natürlich stehen den Bullen Verkäufer gegenüber, die keineswegs nur bestehende Long-Positionen an andere weiterreichen oder körperliches Silber direkt oder über Derivate losschlagen, sondern, z. B. im Future, auch Trader, die auf einen „sudden death“ der Hausse wetten. Der Haken dabei ist:
Man weiß bei solchen Rallyes nie, wann sie vorbei sind. Und wenn die Kurse immer schneller zulegen, müssen solche bärischen Trader einfach ihre Positionen schließen, um nicht alles zu verlieren. Was sie mit einem Gegengeschäft tun müssen, sprich: Sie müssen einen Long-Trade eingehen, um ihre bestehende Short-Position dadurch zu neutralisieren. Und das treibt einen Kurs nur noch schneller nach oben.
Denkbar ist auch, dass das Auslaufen der Silber-Optionen am 23. Dezember (mit Liefertermin Januar) für mehr Akteure als sonst damit einherging, dass Anleger für erworbene Long-Futures und/oder Call-Optionen eine tatsächliche Lieferung verlangten, die die Verkäuferseite aber so nicht umsetzen konnte und deshalb eilig Silber am Markt beschaffen musste.
Aber die Sache zum Überkochen dürfte die Meldung gebracht haben, dass China ab 1. Januar neue Exportregeln für Silber einführt. Da China ein äußerst großer Silber-Lieferant ist und man schon zuvor davon ausging, dass die Nachfrage 2026 größer sein dürfte als das Angebot, kann auch das panische und spekulative Käufe ausgelöst haben. Und dann, am Montagmorgen, ging etwas schief.
Expertenmeinung: Etwas, mit dem man eigentlich jederzeit rechnen muss, wenn ein Chartbild wie eine Parabel daherkommt: Irgendwann hat gekauft, wer kaufen wollte oder musste. Und das bei einem Kurs, der so hoch ist, dass selbst absolut überzeugte Bullen sich sagen: Es wird Zeit, Gewinne mitzunehmen, an die ich vor ein paar Wochen nicht einmal im Traum gedacht hätte. Kurz: Auf einmal kippt das Verhältnis der Käufer zu den Verkäufern. Und wenn das nicht blitzschnell aufgefangen wird, sehen das andere Trader und sagen sich: Lieber jetzt verkaufen, solange der Gewinn noch groß ist. Während sich das Käufer-Lager sagt: Wenn ich mir diesen Chart so ansehe, würde ich jetzt in ein fallendes Messer greifen, also: Lieber mal abwarten, was da passiert. Das Ergebnis für den Montag:
Ein dramatischer Kurseinbruch um 8,33 Prozent. Und ein „bearish engulfing pattern“ (eine lange, rote Kerze, die den grünen Kerzenkörper des Vortags komplett umhüllt) nach einer schwindelerregenden Rallye bei massiv überkauften markttechnischen Indikatoren. Was anders könnte das sein als das Ende der Fahnenstange?
Richtig ist: Es ist möglich, dass wir jetzt für längere Zeit das Hoch gesehen haben. Falsch wäre zu behaupten, dass das zwingend der Fall sein muss. Denn die die Hausse unterfütternde Problematik eines Nachfrage-Überhangs bleibt ja bestehen. So gesehen ist es durchaus denkbar, dass die Käufer diesen Absturz auffangen. Ob das dann zu neuen Hochs führt oder sich Silber „nur“ stabilisiert, ist nicht vorhersagbar. Aber zumindest eine Stabilisierung wäre machbar, so dass man hier mit der Short-Seite besser vorsichtig sein sollte. Aber wo genau sich diese Stabilisierung abspielen könnte, ist genauso wenig vorab bestimmbar, das Chartbild zeigt, weshalb:
Silber hätte zwar gleich eine ganze Handvoll an potenziellen Unterstützungen zu bieten, an denen der Kurs drehen oder zumindest die Verkaufslawine stoppen könnte. Aber Sie sehen: Die reichen von der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie bei derzeit 45 US-Dollar bis zum nächstgelegenen Support in Form der 20-Tage-Linie bei 65 US-Dollar. Bei einer solchen charttechnischen Vorlage kann man eigentlich nur eines raten: Besser kurzfristig noch raushalten, denn in Situationen, in denen nichts unmöglich ist, hat sich schon mancher die Finger ganz erheblich verbrannt!
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