Der Ölpreis ist regelrecht explodiert! Im März wurden für ein Fass der Sorte West Texas Intermediate (WTI) in der Spitze über 130 USD gezahlt. 71 Prozent mehr als noch zu Beginn des Jahres. Aktuell hat sich der Preis bei knapp über 100 USD eingependelt. Ist damit der Preisschock überstanden, oder sehen wir bald Kurse von 150 USD bis 200 USD? Antworten erhalten Sie in dieser Ölpreis-Analyse.
Rückblick: Kurskorrektur nach „Melt-Up“
Was wir im WTI Crude Oil Anfang März gesehen haben, war die reine Kaufpanik. Die Angst vor einem Importverbot von russischem Öl oder einem Lieferstopp von Russland selbst trieb schlagartig eine Menge Käufer in den Ölmarkt. Trifft eine plötzlich explodierende Nachfrage auf ein eh schon begrenztes Angebot, kommt es unausweichlich zu einem „Melt-Up“ – einem sehr starken Kursanstieg.
Zusätzlich dürften Short-Eindeckungen den Kursanstieg befeuert haben. Denn je schneller der Kurs gegen die Short-Positionen läuft, desto eher müssen die Wetten auf fallende Kurse aufgelöst werden. Das kann nur durch zusätzliche Käufe erfolgen, was zusätzlich „Öl ins Kursfeuerwerk“ gießt.
Die Kaufpanik gipfelte bei über 130,00 USD. Am 07. März wurde beim Öl-Kontrakt mit Laufzeit April 2022 (Kürzel: CLJ2) sogar ein neues 14-Jahreshoch bei 130,50 USD markiert. Gerechnet vom Jahrestief bei 74,27 USD ist das ein Preisaufschlag von 56,23 USD oder 75 Prozent.
Auf diesen Preisschock folgte eine Preiskorrektur, die es in sich hatte. Innerhalb von sechs Handelstagen korrigierte der Ölpreis um 28 Prozent und fiel zwischenzeitlich wieder unter die 100 USD Marke (vgl. Chart unten).

Jetzt fragt man sich…
Folgt schon bald der nächste Rallye-Schub? Wenn ja, welche Kursniveaus könnten angelaufen werden? Oder ist im Ölpreis aufgrund der Übertreibung nach oben mit einer weiteren Korrekturwelle zu rechnen?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, zoomen wir erst ein wenig heraus und schauen, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große fundamentale und technische Bild einfügt.
Überblick: Öl übertrifft Höchststände aus dem Jahr 2011

Ölpreis zündet nächste Stufe im Aufwärtstrend
Mit einem neuen Mehrjahreshoch bei 130,50 USD hat WTI Crude Oil den seit April 2020 laufenden Aufwärtstrend fortgeführt. Verdeutlicht wird das durch eine Abfolge von höheren Hochs und höheren Tiefs auf der Kursachse, welche im Chart oben grün markiert sind. Die letzten langen grünen Monatskerzen zeigen die Preisdynamik im Ölpreis. Ohne große Rücksetzer konnte der Kurs das Verlaufshoch aus dem Jahr 2011 anlaufen. Im Rahmen der Kaufpanik Anfang März sah alles danach aus, als ob der horizontale Widerstand von den Bullen im ersten Anlauf genommen werden kann. Doch dem war nicht so. Stand heute, befindet sich der Schlusskurs für den Monat März unter 115 USD. Falls der Markt diesen Widerstand überwindet, dann liegt das nächste Kursziel bei 147 USD.
Dank des intakten Aufwärtstrends ist die technische Großwetterlage als bullisch zu bewerten. Ändern würde sich das bullische Szenario, wenn wir im Chart einen Schlusskurs auf Monatsbasis unter der Marke von 62,43 USD bekämen. Dann wäre der übergeordnete Aufwärtstrend gebrochen. Bis dahin ist es aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten sinnvoller Kursschwäche zu kaufen, als Kursstärke zu verkaufen.
Jetzt stellt sich die Frage: Passt das technische Bild auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?
Verfügbarkeitsprämie zeigt knappes Angebot
Der Ukrainekrieg und die damit verbundene Angst vor Angebotsausfällen hat den Ölmarkt aktuell voll im Griff. Deutlich wird das, wenn wir uns die derzeitige Marktkonstellation an der Warenterminbörse genauer anschauen.
Öl-Kontrakte werden an der Terminbörse mit unterschiedlichen Laufzeiten gehandelt. Aufgrund der Lagerkosten kommt es in der Regel zu einem Preisaufschlag bei späteren Lieferterminen. Futures-Händler sprechen hier von einem „Contango“. Derzeit ist aber genau das Gegenteil der Fall. Aus Angst vor akuten Angebotsengpässen sind Käufer aktuell bereit für Öl zum nächstmöglichen Liefertermin einen deutlichen Aufpreis, eine sogenannte „Verfügbarkeitsprämie“, zu zahlen. In diesem Fall befindet sich die Terminkurve, bei der die Preise aller Liefermonate abgebildet sind, in einer „Backwardation“ (vgl. Grafik unten).

Die Verfügbarkeitsprämie ist umso höher, je größer die Preisunterschiede (engl. Spreads) zwischen den unterschiedlichen Liefermonaten sind. Stand gestern muss für ein Fass Öl zur nächstmöglichen Lieferung 11,74 USD mehr gezahlt werden, als wenn man sich die gleiche Menge in sechs Monaten liefern lassen würde. Je steiler die Terminkurve fällt, desto tiefer muss für eine schnelle Lieferung in die Tasche gegriffen werden. Eine Marktsituation bei der die aus Angst getriebene Nachfrage auf ein begrenztes Angebot trifft.
Opec hält das Ölangebot zusätzlich knapp
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) traf sich am gestrigen Donnerstag. Es wurde erwartet, dass die bisherige Förderpolitik auch im zweiten Quartal 2022 fortgesetzt werden soll. D.h. die Ölproduktion soll nur um 400.000 Barrel pro Tag angehoben werden. Bei einer Nachfrage von durchschnittlich 100 Millionen Barrel pro Tag ist das nicht viel und sorgt für eine künstliche Verknappung auf dem Ölmarkt.
Energie- und Rohstoffpreise gehen durch die Decke
Wegen der starken Energiepreise dürfte die Inflation auch in den kommenden Monaten weiter hoch bleiben. Analysten halten in Europa sieben oder acht Prozent, in den USA im schlimmsten Fall sogar bis zu zehn Prozent, für möglich.
Grundlage dafür dürfte sein, dass in einer Vielzahl von Rohstoffen Angebotsknappheit auf große Nachfrage trifft (vgl. Grafik unten).

Angeführt von den Energiemärkten (Gas und Öl) befinden sich viele weitere Rohstoffterminmärkte in einer Backwardation. Käufer sind entsprechend weiterhin bereit eine Verfügbarkeitsprämie zu zahlen. Es zeigt aber auch, dass viele Länder nicht in der Lage sind, ihre Förderkapazitäten hochzufahren.
Das sorgt dafür, dass sowohl in den USA wie auch in Europa die Inflationsrate neue Höchstwerte erreicht. Diese lag in den USA im Februar bei 7,9 Prozent. In Europa bei 5,8 Prozent. In Deutschland ist die Inflationsrate, nach den vorläufigen Berechnungen des statistischen Bundesamtes, im März auf 7,3 Prozent angestiegen. Damit ist die Teuerungsrate so hoch wie 1981, als der Irakkrieg zu massiven Preisanstiegen geführt hat.
USA arbeiten an der Freigabe weiterer strategischer Ölreserven
Als die Meldung heute über den Ticker lief, verlor der Ölpreis im Handumdrehen 5 USD pro Barrel. Laut einem Bericht von Bloomberg arbeitet die Biden-Regierung auf Hochtouren an der Freigabe weiterer strategischer Ölreserven. Im Gespräch sind 180 Millionen Barrel, die über mehrere Monate verteilt, freigegeben werden sollen. Täglich dürften somit 1 Million Barrel mehr zur Verfügung stehen. Kurzeitig würde sich das am Markt herrschende Angebotsdefizit dadurch deutlich reduzieren. Vielleicht sogar den Markt ins Gleichgewicht bringen. Langfristig ist das jedoch keine Lösung.
Solange das Öl-Angebot nicht schlagartig ausgeweitet wird und die Unsicherheit, aufgrund von erfolgreichen Friedensgesprächen in der Ukraine, aus dem Markt geht, könnte der nächste, inflationsgetriebene Rallye-Schub beim Ölpreis kurz bevorstehen. Machen wir uns also auf die Suche nach einem Einstiegsniveau mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis für einen Long-Trade.
Ausblick: Kurskorrektur zum Einstieg nutzen?
Wenn wir anhand eines Tagescharts weiter in das aktuelle Marktgeschehen hineinzoomen, dann sehen wir, dass der Kurs derzeit bei 100,98 USD notiert. Und damit wieder deutlich unter dem Mehrjahreshoch, das im Monatsverlauf bei 130,50 USD markiert wurde (vgl. Chart unten).

Trendampel steht auf grün
Der übergeordnete Aufwärtstrend (im Chart mit grünen Kreisen markiert) hat nochmal an Dynamik gewonnen. Mit dem Bruch des ehemaligen Verlaufshochs bei 100,54 USD, wurde die nächste Bewegungswelle bestätigt. Dazu beigetragen hat ein untergeordneter Aufwärtstrend, welcher im Chart oben mit grünen Quadraten markiert wurde. Eine Abfolge von stetig höheren Verlaufshochs und Verlaufstiefs seit letztem Dezember hat den Ölpreis in der Spitze auf ein 14-Jahreshoch bei 130,50 USD geführt.
Durch die Kursverluste der letzten Tage befindet sich der Ölpreis in einer Korrektur dieses intakten Aufwärtstrends. Aufhalten könnte diese Kurskorrektur die charttechnische Unterstützung im Bereich von 95 USD. Von hier könnte dann der nächste Rallye-Schub starten.
Sollte diese Kursmarke nicht halten, könnten Käufer im Bereich von 90,00 USD zuschlagen. Falls der Markt diese Unterstützung bricht, dann würde das weiteres Abwärtspotenzial bis 87 USD freisetzen. Schlusskurse darunter, würden einen Test der 200-Tage-Linie bei ca. 80 USD signalisieren.
Ölpreis im April saisonal stark
Saisonale Muster sind an den Rohstoffmärkten keine Seltenheit und können durchaus lukrativ sein (vgl. Grafik unten).

Die Grafik oben zeigt eine statistische Auswertung des WTI Crude Oils für die vergangenen 22 Jahre. Als Zeitraum wurde der 01. April bis 20. April gewählt. Was fällt auf?
In 14 von 22 Jahren stieg der Ölpreis in diesen drei Wochen. Oder anders ausgedrückt, Anleger, die in den letzten 22 Jahren ab dem 01. April auf einen steigenden Kurs im WTI Crude Oil gesetzt haben, lagen in 63 Prozent der Fälle richtig. Die Wahrscheinlichkeit für Kursgewinne im Öl ist damit in den kommenden drei Wochen deutlich höher als für fallende Kurse. Gepaart mit der Tatsache, dass die durchschnittlichen Kursgewinne mit 6,51 Prozent deutlich höher als die durchschnittlichen Kursverluste mit 4,43 Prozent in dieser Periode waren, führt das zu einem positiven Erwartungswert.
Schnäppchenjäger, die für ihren Öl-Einstieg ein gutes Timing suchen, sollten das im Hinterkopf behalten. Aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage könnte das saisonale Muster allerdings eine kleinere Rolle spielen.
Diese technische Kaufsignale sollten Sie auf dem Radar haben
Die Trendampel steht auf grün. Der Ölpreis befindet sich, trotz der aktuellen Preiskorrektur, in den übergeordneten Trendebenen in einem intakten Aufwärtstrend. So lange der untergeordnete Aufwärtstrend nicht mit Schlusskursen unter 93,53 USD gebrochen wird, sind weitere Kursanstiege wahrscheinlicher. Kursrücksetzer bis auf dieses Level sind nur als Korrektur zu werten.
Das Sentiment ist äußerst bullish. Der aktuelle Preis für einen Terminkontrakt des WTI Crude Oil befindet sich sowohl über dem 50-Tage- als auch dem 200-Tage-Durchschnitt. Beide einfachen gleitenden Durchschnitte steigen an, was von vielen Marktteilnehmern als bullish gesehen wird.
Sollte es zu einem Kursrücksetzer im Öl kommen, könnte der Preisbereich bei 95,00 USD für Unterstützung sorgen. Einerseits haben hier schon Mitte März die Bullen das Ruder übernommen. Andererseits verläuft der Volumengewichtete Durchschnittskurs (VWAP) aller seit dem Jahrestief gehandelten Futures-Kontrakte bei 94,69 USD. Da institutionelle Händler oft am VWAP gemessen werden, fungiert dieser volumenbasierte Preis oft als Unterstützung bzw. Widerstand im Preischart.
Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 2,9 für einen Long-Einstieg in den Öl-Future
Ein möglicher Test der oben aufgezeigten Unterstützungszone im Bereich von 95 USD könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Long-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Aufwärtsbewegung im Öl-Future profitieren (vgl. Chart unten).

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen.
Sollten Sie sich für einen Long-Trade entscheiden, können Sie bei 95,40 USD einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 88,30 USD, also unter dem letzten Verlaufstief absichern. Damit berücksichtigen wir auch die aktuelle Volatilität im Öl-Future.
Ein mögliches Gewinnziel wäre bei 116,50 USD. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis von 2,9. Natürlich können Sie bei einem hohen Momentum auch versuchen die Gewinne weiterlaufen zu lassen. Ein weiteres Ziel wäre bei ca. 122,50 USD.
Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 103,50 USD erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Das Restrisiko wird damit auf null reduziert.
Fazit der WTI Crude Oil-Analyse:
Die aktuelle Analyse des Öl-Futures zeigt: Eine Korrektur im dynamischen Aufwärtstrend eröffnet eine attraktive Chance für einen Long-Trade. Ein möglicher Umkehrpunkt im Chart könnte im Bereich von 95 USD liegen.
Falls es im WTI Crude Oil Future von dort zu einer weiteren Aufwärtsbewegung kommt, könnten Sie als Leser dieser Analyse von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro 2,9 Euro zurückerhalten.
Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen. Ein aktives Risiko- und Trademanagement sind daher ebenfalls sehr wichtig. Aufgrund der hohen Volatilität ist es ratsam die Positionsgröße anzupassen.
Am einfachsten und vor allem kostengünstigsten können Sie die vorgestellte-Trade-Idee mit Futures umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellung können Sie z.B. den CL-Future (Symbol: CLK2), den kleineren QM-Future (Symbol: QMK2) oder den Mikro-Future (Symbol: MCLK2) mit Laufzeit Mai 2022 dafür einsetzen. Der Kontrakt mit dieser Laufzeit hat derzeit ein ausreichend großes Handelsvolumen und steht nicht kurz vor dem First Notice Day. Bitte denken Sie daran, falls der Trade länger laufen sollte, den Future rechtzeitig zu rollen.
Alternativ können Sie auch in Öl Aktien investieren, um von einem steigenden Ölpreis zu profitieren. Hier finden Sie eine spannende Auswahl: Die besten Öl Aktien
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