Der Ölpreis ist turbulent ins neue Jahr gestartet. Nach einem Kursrutsch von 10 Prozent in zwei Tagen, schoss der Preis für ein Fass der Sorte West Texas Intermediate (WTI) um über 13 Prozent nach oben. War das der Startschuss einer größeren Kursrallye? Wenn ja, wie könnte man als aktiver Anleger davon profitieren? Antworten erhalten Sie anhand einer möglichen Trade-Idee in dieser Ölpreis-Analyse.
Rückblick: Die Bullen schlagen zurück!
Der Jahresauftakt im WTI Crude Oil war schwach. Innerhalb von nur zwei Handelstagen fiel der Ölpreis an der amerikanischen Terminbörse Comex um über 10 Prozent! Das war der schlechteste Jahresstart seit über 30 Jahren. Eine größere Verkaufspanik konnte jedoch vermieden werden, denn Käufer nutzten diesen enormen Preisabschlag zum Einstieg.
Anschlusskäufe haben den Preis für einen Ölkontrakt mit Laufzeit März 2023 (Kürzel: CLH3) bis auf 82,66 USD nach oben getrieben. Gerechnet vom letzten Verlaufstief ist das ein Preisanstieg von 9,93 USD oder 13,65 Prozent (vgl. Chart unten).

Das hohe Preislevel konnte im Wochenverlauf aber nicht gehalten werden. Gewinnmitnahmen setzten ein und sorgten für eine Kurskorrektur bis unter die Marke von 79,00 USD.
Jetzt fragt man sich…
Geht die Kursrallye weiter? Können Kursrücksetzer zum Einstieg genutzt werden?
Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, zoomen wir erst ein wenig heraus und schauen, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große fundamentale und technische Bild einfügt.
Überblick: Startet von hier die nächste Rallye?

Verschaffen wir uns zunächst einen Überblick aus der Vogelperspektive. Dazu werfen wir einen Blick auf den Monatschart in der logarithmischen Darstellung. Was fällt auf?
Seit dem Corona-Tief, an dem der Ölpreis am Terminmarkt sogar negativ war, befindet sich WTI Crude Oil in einem Aufwärtstrend. Dieser hat mit einem neuen Mehrjahreshoch bei 130,50 USD seinen bisherigen Höhepunkt markiert. Elementarer Bestandteil des Aufwärtstrends ist die Abfolge von höheren Verlaufshochs und höheren Verlaufstiefs. Diese sind im Chart oben grün markiert.
Ein besonderes Merkmal des Aufwärtstrends ist die abnehmende Qualität. Das ist dann der Fall, wenn die neuen Verlaufstiefs sich mit den vorherigen Verlaufshochs überschneiden.
Hält die Unterstützung?
Nach dem raketenhaften Kursanstieg seit 2020 ging den Öl-Bullen an den Höchstständen aus dem Jahr 2011 bei 115,00 USD die Luft aus. Das Verlaufshoch aus 2011 konnte bislang auf Monatsbasis nicht überwunden werden. Die langen Kerzendochte signalisieren die Relevanz des charttechnischen Widerstands. Verkäufer nutzten die Kurse über 115,00 USD zum Verkauf. Die Folge: Eine deutliche Korrektur bis unter das vorherige Verlaufshoch bei 85,41 USD. Dieses wurde mit dem Verlaufstief bei 70,11 USD im Dezember deutlich unterschritten.
Dieses Tief wurde im Zuge des Kursrutsches Anfang Januar erneut getestet, aber nicht unterschritten. Ein erstes Indiz dafür, dass hier der Start einer neuen Aufwärtsbewegung sein könnte. Denn trotz der laufenden Korrektur ist der übergeordnete Aufwärtstrend intakt. Entsprechend ist die technische Großwetterlage als bullisch zu bewerten.
Ändern würde sich das bullische Szenario erst, wenn wir im Chart einen Schlusskurs auf Monatsbasis unter der Marke von 62,43 USD bekämen. Dann wäre der Aufwärtstrend in dieser Trendebene gebrochen. Bis dahin ist es aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten sinnvoller Kursschwäche zu kaufen, als Kursstärke zu verkaufen.
Jetzt stellt sich die Frage: Passt das technische Bild auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?
IEA geht von steigender Nachfrage aus
Die International Energy Agency (IEA) geht in ihrem vor kurzem veröffentlichten Ölmarktbericht davon aus, dass die weltweite Ölnachfrage im Jahr 2023 um 1,9 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) auf einen Rekordwert von 101,8 mb/d steigen wird. Dabei hat die IEA ihre letzte Schätzung vom Dezember 2022 um weitere 200.000 Barrel pro Tag erhöht. Fast die Hälfte des Wachstums wird aus China kommen, nachdem Covid-Beschränkungen aufgehoben wurden.
Wie groß wird Chinas Hunger nach Öl?
Als größter Ölimporteur wird Chinas Nachfrage der entscheidende Faktor auf dem Ölmarkt 2023 sein. Im Zuge der chinesischen Wiedereröffnung deckt sich China bereits recht aggressiv mit Öl ein. Laut einem Bloomberg-Artikel hat sich China bereits 5 Millionen Barrel kasachisches Rohöl der Sorte CPC zur Lieferung im Februar gesichert. Aufgrund der hohen Nachfrage haben sich die Abschläge, die normalerweise bei 8 USD auf die Sorte Brent liegen, auf 3 USD pro Barrel reduziert.
Dabei beschränkten sich Chinas Öl-Einkäufe nicht nur auf das Schwarze Meer. Chinas Unipec kaufte mindestens zwei Millionen Barrel von Johan Sverdrup. Gleichzeitig buchte die Equinor ASA einen Supertanker, um die 2 Millionen Barrel noch in diesem Monat nach Asien zu transportieren. Auch hier verringerte sich der Abschlag nachfragebedingt von normalerweise 6 USD auf 3 bis 4 USD pro Barrel. Bleibt der chinesische Hunger nach Öl hoch, wird das tendenziell zu steigenden Preisen führen.
Terminkurve zeigt anziehende Nachfrage bei begrenztem Angebot
Auch an der amerikanischen Terminbörse Comex lässt sich die anziehende Nachfrage an den geringeren Preisaufschlägen zur schnellen Lieferung beobachten. Zwar befindet sich die Terminkurve vom 18.01.2023 noch nicht in einer lupenreinen Backwardation, jedoch könnte die anhaltende Nachfrage genau zu diesem bullischen Muster führen.
Dazu sollte man wissen, dass Öl-Kontrakte an der Terminbörse mit unterschiedlichen Laufzeiten gehandelt werden. Aufgrund von Lagerkosten kommt es in der Regel zu einem Preisaufschlag (Contango) bei späteren Lieferterminen. Ansatzweise war das für die ersten vier Liefertermine am 09.01.2023 zu beobachten (vgl. linker Chart in der Grafik unten).
Derzeit ist dieser Preisaufschlag kaum noch vorhanden. Aus Angst vor akuten Angebotsengpässen sind Käufer aktuell bereit für Öl zum nächstmöglichen Liefertermin deutlich mehr zu zahlen. In diesem Fall befindet sich die Terminkurve, bei der die Preise aller Liefermonate abgebildet sind, fast in einer „Backwardation“ (vgl. rechter Chart in der Grafik unten).

Technisch ist die Großwetterlage bullisch. Mittelfristig befindet sich der Ölpreis jedoch in einer Korrektur. Fundamental zieht die Ölnachfrage tendenziell wieder an. Das Angebot bleibt eher knapp. Entsprechend könnte man anhand eines Long-Trades auf einen steigenden Ölpreis setzten.
Ausblick: Möglichen Test der Unterstützung zum Long-Einstieg nutzen?
Schauen wir uns im Tageschart (logarithmische Darstellung) an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen zuletzt auf den Ölpreis ausgewirkt haben. Was fällt auf?
Der Chart unten zeigt uns den angepassten Endloskontrakt im WTI Crude Oil. Sie sehen, dass der Ölpreis seit dem Verlaufshoch im Juni bei 115,90 USD in der Spitze um über 39,5 Prozent gefallen ist. Der Kursverlauf formte dabei einen Abwärtstrend. Elementarer Bestandteil des Abwärtstrends ist die Abfolge von tieferen Verlaufshochs und tieferen Verlaufstiefs (vgl. rote Kreise im Chart unten).

Ölpreis mit Bodenbildung?
Die letzte Abwärtswelle des übergeordneten Abwärtstrends wurde dabei von einem untergeordneten Abwärtstrend getragen (vgl. rote Rechtecke im Chart oben). Dieser Abwärtstrend hat für einen ordentlichen Preissturz im Öl gesorgt. Wurden Anfang November noch 93,17 USD für ein Barrel Öl gezahlt, bekam man es einen Monat später fast 25 Prozent günstiger für 70,11 USD.
Durch den Kursrutsch lief der Ölpreis bis an den unteren Rand des Abwärtstrendkanals. Mit der zusätzlichen Unterstützung in Form der runden Kursmarke von 70,00 USD schafften die Öl-Bullen es dort das Ruder herumzureißen. Die Folge: Eine Kurserholung, die erst an der 50-Tage-Linie endete. Genau dort gelang den Bären ein erfolgreicher Gegenschlag und der hatte es in sich…
Innerhalb von zwei Handelstagen verlor das schwarze Gold über zehn Prozent. Doch anstatt eine Verkaufspanik auszulösen, lockte der Preisabschlag neue Käufer in den Markt. Diese schafften es im Anschluss dann auch das Ruder zu übernehmen und den Ölpreis über 13 Prozent nach oben zu treiben.
Damit notiert der Ölpreis wieder über dem schneller laufenden 50-Tage-Durchschnitt (vgl. blaue Linie im Chart oben). Zwar liegt der 200-Tage-Durchschnitt aktuell noch weit darüber, jedoch ist die Zurückeroberung der 50-Tage-Linie schon mal ein Indiz, dass es zu einer weiteren Kurserholung kommen könnte.
Dafür benötigen die Bullen weitere Kaufsignale, um neue Käufer in den Markt zu locken. Eins davon könnte der Trendbruch des oben mit roten Rechtecken eingezeichneten Abwärtstrends sein. Dieser wäre mit einem nachhaltigen Kursanstieg über die Marke von 83,65 USD in trockenen Tüchern. Schaffen die Bullen es diesen technischen Widerstand zu brechen, ist das nächste Kursziel die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 89,55 USD verläuft. Vom aktuellen Kurs gerechnet besteht in diesem Szenario ein Anstiegspotenzial von 10,50 USD oder 13,4 Prozent.
Dennoch hat der Kursanstieg von über 13 Prozent in den letzten neun Handelstagen dafür gesorgt, dass der Abwärtstrend deutlich an Dynamik und damit Qualität verloren hat. Ein erstes Signal, dass im Ölpreis bereits ein Boden gefunden wurde und eine mögliche Trendwende nicht mehr weit weg ist.
Das eine solche Trendwende gar nicht so unwahrscheinlich ist, zeigt ein Blick auf die saisonalen Daten.
Ölpreis bis Anfang März saisonal stark
Werfen wir einen Blick auf den durchschnittlichen Kursverlauf von Öl am Terminmarkt ab Mitte Januar. Was fällt auf?

Die Grafik oben zeigt eine statistische Auswertung des Öl-Futures für die vergangenen 5, 10, 15 und 20 Jahre in Abhängigkeit der Jahreszeit.
Auffällig ist, dass der Ölpreis auf Sicht von einem Monat in jeder der oben gewählten Analysezeiträume gestiegen ist. In den letzten zehn Jahren im Schnitt sogar um 3,1 Prozent. Weitet man den Betrachtungszeitraum auf drei Monate bis Mitte April aus, dann liegt der durchschnittliche Kursgewinn der letzten 5, 10, 15 und 20 Jahre bei 4,6 Prozent.
Mit einem nüchternen Blick auf die Zahlen kann daher bis Anfang März tendenziell mit weiteren Kursgewinnen im Öl gerechnet werden. Kursrücksetzer könnten aufgrund der saisonalen Stärke entsprechend zum Einstieg genutzt werden.
Diese technische Kaufsignale sollten Sie auf dem Radar haben
Für Trendtrader ist die Trendampel auf Gelb gesprungen. Der 50-Tage-Durchschnitt konnte erfolgreich zurückerobert werden. Zudem hat der Ölpreis, wie oben dargestellt, durch den dynamischen Kurssprung der letzten Tage ein erstes Signal von Stärke gezeigt.
Sollte es in den kommenden Tagen, wie schon Ende Dezember, zu einem Kursrücksetzer kommen, könnte der Ölpreis bei 73,00 USD auf neue Käufer treffen. Nach einem Preisabschlag in dieser Größenordnung, starte schon Anfang Januar die nächste Aufwärtswelle.
Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 2,85 für einen Long-Einstieg in den Öl-Future
Ein möglicher Test der oben aufgezeigten technischen Unterstützungszone könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Long-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Aufwärtsbewegung im WTI Crude Oil profitieren (vgl. Chart unten).

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen.
Sollten Sie sich für einen Long-Trade entscheiden, können Sie bei 73,86 USD einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 71,44 USD, also unter dem letzten Verlaufstief absichern. Damit berücksichtigen wir auch die aktuelle Volatilität im Öl-Future.
Ein mögliches Gewinnziel wäre bei 80,77 USD. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis von 2,85. Natürlich können Sie bei einem hohen Momentum auch versuchen die Gewinne weiterlaufen zu lassen. Ein weiteres Kursziel wäre im Bereich von 82,60 USD.
Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 77,22 USD erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Das Restrisiko wird damit auf null reduziert.
Fazit der WTI Crude Oil-Analyse:
Die aktuelle Analyse des Öl-Futures zeigt: Trotz des noch intakten Abwärtstrends gibt es, wie oben aufgezeigt, bereits erste technische Zeichen für eine weitere Kurserholung. Fundamental dürfte dich Nachfrage aus China tendenziell die Preise stützen. Entsprechend könnten Kursrücksetzer zum Einstieg genutzt werden.
Falls es im WTI Crude Oil Future zu einer weiteren Kurserholung kommt, könnten Sie als Leser dieser Analyse von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro ca. 2,85 Euro zurückerhalten.
Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen. Ein aktives Risiko- und Trademanagement sind daher ebenfalls sehr wichtig. Aufgrund der hohen Volatilität ist es ebenfalls ratsam die Positionsgröße anzupassen.
Am einfachsten und vor allem kostengünstigsten können Sie die vorgestellte-Trade-Idee mit Futures umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellung können Sie z.B. den CL-Future (Symbol: CLH3), den kleineren QM-Future (Symbol: QMH3) oder den Mikro-Future (Symbol: MCLH3) mit Laufzeit März 2023 dafür einsetzen. Bitte denken Sie daran, falls der Trade länger laufen sollte, den Future rechtzeitig zu rollen.
Alternativ können Sie auch in Öl Aktien investieren, um von einem steigenden Ölpreis zu profitieren. Hier finden Sie eine spannende Auswahl: Die besten Öl Aktien.
Als Futures-Broker bieten wir Ihnen den weltweiten Futures-Handel. Egal ob DAX, Euro Stoxx, Dow Jones, S&P 500, Russel 2000 oder z.B. Futures auf Währungen und Rohstoffe wie Öl, Gold oder Silber, über LYNX finden Sie immer den passenden Future. Handeln Sie direkt an den großen und bekannten Terminbörsen und profitieren Sie damit von einem hohen Handelsvolumen und einem engen Spread.
Über den Online-Broker LYNX profitieren Sie als Daytrader, Anleger oder Investor von unserem ausgezeichneten Angebot, denn wir ermöglichen Ihnen den preiswerten Handel von Aktien, ETFs, Futures, Optionen, Forex u.v.m. Nehmen Sie sich die Zeit, unsere Gebühren mit denen der Konkurrenz zu vergleichen und handeln Sie in Zukunft über unsere professionelle Handelsplattform.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen