Anleger flüchten derzeit aus den Risikoanlagen. Darunter leidet auch der Ölpreis. Ein Fass der Sorte West Texas Intermediate (WTI) notiert aktuell bei 88 USD und damit fast 30 Prozent tiefer als noch Mitte Juni. Lohnt hier ein Long-Einstieg, oder muss aufgrund von Nachfragesorgen mit noch tieferen Preisen gerechnet werden? Eine Antwort erhalten Sie anhand einer Trade-Idee in dieser Ölpreis-Analyse.

Rückblick: Ölpreis mit großen Preisschwankungen

Der Chart im WTI Crude Oil unten gleicht einer Achterbahnfahrt. Auf einen Kursanstieg von gut 13 Prozent, folgte ein Kursrutsch von über 10 Prozent. Und das alles innerhalb von nur zwei Handelswochen. Die Händler am Terminmarkt geben u.a. die geringe Liquidität als Grund für die großen Preisschwankungen an.

Verantwortlich für den jüngsten Preisverfall ist eine seit Dienstag laufende Verkaufswelle, die am Donnerstag ihren bisherigen Höhepunkt erreichte. Am bisherigen Wochentief wurden für einen Ölkontrakt mit der Laufzeit Oktober 2022 (Kürzel: CLV2) nur noch 87,12 USD gezahlt. Vom Wochenhoch gerechnet, ist das ein Abschlag von 10,54 USD oder 10,7 Prozent (vgl. Chart unten).  

Chart vom 01.09.2022 Kurs 88,22 Kürzel: CL 4-Stundenkerzen | Online Broker LYNX

Jetzt fragt man sich…

Sind das Kurse für Schnäppchenjäger, oder geht der Abverkauf weiter?

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, zoomen wir erst ein wenig heraus und schauen, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große fundamentale und technische Bild einfügt.

Überblick: Öl mit dem dritten Monatsverlust in Folge

Chart vom 01.09.2022 Kurs: 87,51 Kürzel: CL∞ Monatskerzen | Online Broker LYNX 

Dynamischer Aufwärtstrend intakt

Verschaffen wir uns zunächst einen Überblick aus der Vogelperspektive. Dazu werfen wir einen Blick auf den Monatschart in der logarithmischen Darstellung. Was fällt auf?

Seit dem Corona-Tief, an dem der Ölpreis am Terminmarkt sogar negativ war, befindet sich WTI Crude Oil in einem dynamischen Aufwärtstrend. Dieser hat mit einem neuen Mehrjahreshoch bei 130,50 USD seinen bisherigen Höhepunkt markiert. Elementarer Bestandteil des Aufwärtstrends ist die Abfolge von höheren Verlaufshochs und höheren Verlaufstiefs. Diese sind im Chart oben grün markiert.

Ein besonderes Merkmal des Aufwärtstrends ist die hohe Qualität. Das ist dann der Fall, wenn die neuen Verlaufstiefs sich kaum bzw. nicht mit den vorherigen Verlaufshochs überschneiden.

Ölpreis in der Korrektur – wie lange noch?

Nach dem raketenhaften Kursanstieg seit 2020 ging den Öl-Bullen an den Höchstständen aus dem Jahr 2011 bei 115,00 USD die Luft aus. Das Verlaufshoch aus 2011 konnte bislang auf Monatsbasis nicht überwunden werden. Die langen Kerzendochte signalisieren die Relevanz des charttechnischen Widerstands. Verkäufer nutzten die Kurse über 115,00 USD zum Verkauf. Die Folge: Eine deutliche Korrektur in Richtung des vorherigen Verlaufshochs bei 85,41 USD.

Falls der Markt seinen übergeordneten Aufwärtstrend fortsetzen sollte, dann müsste zunächst der Widerstand bei 115,00 USD fallen. Darüber wäre Raum bis zum Verlaufshoch vom letzten Monat bei 130,50 USD.

Trotz der laufenden Korrektur ist der übergeordnete Aufwärtstrend intakt und die technische Großwetterlage als bullisch zu bewerten. Ändern würde sich das bullische Szenario, wenn wir im Chart einen Schlusskurs auf Monatsbasis unter der Marke von 62,43 USD bekämen. Dann wäre der Aufwärtstrend in dieser Trendebene gebrochen. Bis dahin ist es aus Chance-Risiko-Gesichtspunkten sinnvoller Kursschwäche zu kaufen, als Kursstärke zu verkaufen.

Jetzt stellt sich die Frage: Passt das technische Bild auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?

Neue Lockdowns in China könnten Ölnachfrage dämpfen

Auf dem Ölmarkt spielt China eine wichtige Rolle. Denn China ist der größte Ölimporteur der Welt. Entsprechend besorgt reagieren Ölhändler, wenn China die Megastadt Chengdu mit ihren 21 Millionen Einwohnern aufgrund von Covid-19 abriegelt. Erst Anfang dieses Jahr wurde Shanghai für zwei Monate in einen Lockdown versetzt. Drei Monate nachdem die Sperre aufgehoben wurde, kämpft die Wirtschaft dort, speziell Hotels, Restaurants und der Einzelhandel, immer noch mit einer schleppenden Erholung. Ein neuer Lockdown in Chengdu könnte dafür sorgen, dass erneut Flüge gestrichen und weniger Autos getankt werden, was tendenziell die Nachfrage nach Öl dämpft.

Rezessionsängste drücken den Ölpreis

Eine aus dem Ruder laufende Inflation, gerade bei den Energiepreisen, hat die Fed und andere Notenbanken dazu veranlasst die Geldpolitik zu straffen. Die Zinsen und damit die Kredit- und Refinanzierungskosten schießen in die Höhe. Das erhöht die Sorgen vor einer globalen Rezession. Damit könnte sich die Nachfrage nach Energie und insbesondere nach Öl verlangsamen. Das genau das auch passiert, zeigt uns der Terminmarkt.

Ölnachfrage am Terminmarkt entspannt sich etwas

Ein Blick auf die derzeitige Konstellation an der Warenterminbörse zeigt uns, dass sich die Lage am Ölmarkt etwas entspannt hat. Die Terminkurve beim WTI befindet sich zwar immer noch in einer Backwardation, jedoch ist das Preisgefälle zwischen dem 1. und dem 6. Liefermonat nicht mehr so extrem wie noch Anfang Juli (vgl. Grafik unten).

Zur Erklärung: Öl-Kontrakte werden an der Terminbörse mit unterschiedlichen Laufzeiten gehandelt. Aufgrund der Lagerkosten kommt es in der Regel zu einem Preisaufschlag bei späteren Lieferterminen. Futures-Händler sprechen hier von einem „Contango“.

Derzeit ist aber genau das Gegenteil der Fall. Aus Angst vor akuten Angebotsengpässen sind Käufer aktuell bereit für Öl zum nächstmöglichen Liefertermin einen Aufpreis, eine sogenannte „Verfügbarkeitsprämie“, zu zahlen. In diesem Fall befindet sich die Terminkurve, bei der die Preise aller Liefermonate abgebildet sind, in einer „Backwardation“ (vgl. Grafik unten).

Chart vom 01.09.2022 Terminkurve WTI Crude Oil | Online Broker LYNX

Die Verfügbarkeitsprämie ist umso höher, je größer die Preisunterschiede (engl. Spreads) zwischen den unterschiedlichen Liefermonaten sind. Bei einem Kauf von einem Fass Öl zum nächstmöglichen Lieferzeitpunkt, musste man Anfang Juli noch 13,17 USD mehr bezahlen, als wenn man sich das Fass erst in sechs Monaten hätte liefern lassen. Am 31. August wäre nur noch ein Aufpreis von 3,71 USD fällig gewesen.

Der geringere Aufpreis zeigt, dass die kurzfristige Nachfrage zwar noch über dem Angebot liegt.  Jedoch nicht mehr so hoch, wie noch vor zwei Monaten.

Opec+ mit Produktionskürzungen?

Aufgrund der zurückgehenden Nachfrage hat Saudi-Arabien bereits signalisiert, dass sie das Öl-Angebot kürzen könnten. Am 05. September treffen sich die 23 Nation der Opec+, um über die weitere Produktionspolitik zu entscheiden. Laut Bloomberg unterstützen viele Opec+-Nationen den Aufruf nach einer Produktionskürzung von Saudi-Arabien. Angesichts der hohen Inflation und der hohen Kraftstoffpreise, könnte die Opec+ aber noch die Füße stillhalten.

Technisch ist die Großwetterlage noch bullish. Fundamental liegt die Öl-Nachfrage immer noch über dem Angebot. Sollte die Opec+ am Montag mit einer Produktionskürzung überraschen, könnte der Ölpreis auch schnell wieder nach oben durchstarten. Wo könnte man also einen Einstieg für einen Long-Trade wagen?

Ausblick: Laufende Korrektur zum Einstieg nutzen?

Schauen wir uns im Tageschart an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen zuletzt auf den Ölpreis ausgewirkt haben. Was fällt auf?

Der Chart zeigt uns, dass der Ölpreis seit dem Verlaufshoch im Juni bei 123,68 USD in der Spitze um über 30 Prozent gefallen ist. Der Kursverlauf formte dabei einen untergeordneten Abwärtstrend in Form von tieferen Hochs und tieferen Tiefs (vgl. rote Quadrate im Chart unten).

Chart vom 01.09.2022 Kurs: 87,27 Kürzel: CL∞ Tageskerzen | Online Broker LYNX 

Untergeordneter Abwärtstrend ist gebrochen

In Folge des untergeordneten Abwärtstrends ist Öl am Terminmarkt unter die vielbeachteten Trendindikatoren, dem 50-Tage- und dem 200-Tage-Durchschnitt, gerutscht (vgl. blaue und rote Linie im Chart oben).

Mit dem Verlaufstief bei 85,73 USD hat der Abwärtstrend Mitte August seinen Extrempunkt erreicht. Ausgehend von einer Kreuzunterstützung im Bereich von 85,00 USD, konnte sich der Ölpreis erholen. Dabei wurde in dieser Handelswoche sogar das letzte tiefere Verlaufshoch sowie der 200-Tage-Durchschnitt auf Schlusskursbasis überschritten. Charttechniker sprechen hier von einem Trendbruch. Doch wie dieser in Zeiten äußerst geringer Liquidität zu bewerten ist, wird wohl der weitere Kursverlauf zeigen. Denn nach dem 10-prozentigen Kursrutsch in den letzten drei Handelstagen, könnte das auch eine lupenreine Bullenfalle gewesen sein.

In einem bullishen Szenario hält die Kreuzunterstützung bei 85,00 USD. In dem Fall könnte eine weitere Kurserholung den Ölpreis wieder in Richtung der 200-Tages-Linie führen. Erstes Kursziel wäre dann die Kursmarke von 95,00 USD. Das wäre vom aktuellen Kursniveau aus ein Erholungspotenzial von rund 7,00 USD oder 8 Prozent.

Weiteres Anstiegspotenzial würde ein nachhaltiger Ausbruch über die Marke von 97,66 USD freisetzen. Damit wäre auch ein untergeordneter Aufwärtstrend bestätigt. Mögliche Kursziele wären hier bei 102,00 USD und darüber bei 112,00 USD bis 115 USD.

Wird jedoch die Kreuzunterstützung mit einem Schlusskurs unter 84,50 USD gebrochen, würde das bullishe Szenario seinen Vorteil verlieren. In dem Fall könnte es schnell in Richtung 75,00 USD bis 77,00 USD gehen.

Diese technische Kaufsignale sollten Sie auf dem Radar haben

Auch wenn die aktuelle Volatilität aufgrund der geringen Liquidität zur Vorsicht mahnt, ist der Aufwärtstrend in der übergeordneten Trendebene weiter intakt. So lange dieser Trend nicht mit Schlusskursen unter 62,43 USD gebrochen wird, sind weitere Kursanstiege wahrscheinlicher. Korrekturziele, wie das 61,8er Fibonacci-Retracement, werden dabei von Käufern gerne zum Einstieg genutzt.

Der Preisbereich um die runde Marke von 85,00 USD könnte somit weiter für Unterstützung sorgen. Einerseits verläuft hier die bereits dreimal getestete horizontale Unterstützung im Bereich des 61,8er Fibonacci-Retracement. Andererseits sorgt die untere Begrenzung des oben eingezeichneten Trendkanals, für eine Kreuzunterstützung.

Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 1,8 für einen Long-Einstieg in den Öl-Future

Ein möglicher Test der oben aufgezeigten Unterstützungszone im Bereich von 85,00 USD könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Long-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Aufwärtsbewegung im WTI Crude Oil profitieren (vgl. Chart unten).

Chart vom 01.09.2022 Kurs: 102,48 Kürzel: CL 4-Stundenkerzen | Online Broker LYNX 

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen.

Sollten Sie sich für einen Long-Trade entscheiden, können Sie bei 88,00 USD einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 84,10 USD, also unter dem letzten Verlaufstief absichern. Damit berücksichtigen wir auch die aktuelle Volatilität im ÖL-Future.

Ein mögliches Gewinnziel wäre bei 95,00 USD. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis von 1,8. Natürlich können Sie bei einem hohen Momentum auch versuchen die Gewinne weiterlaufen zu lassen. Weitere Ziele wären bei 97,50 USD und darüber bei 102,00 USD.

Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 91,40 USD erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Das Restrisiko wird damit auf null reduziert.

Fazit der WTI Crude Oil-Analyse:

Die aktuelle Analyse des Öl-Futures zeigt: Der Markt hat sich um die runde Marke von 85,00 USD stabilisiert.

Falls es im WTI Crude Oil Future von dort zu einer weiteren Kurserholung kommt, könnten Sie als Leser dieser Analyse von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro 1,8 Euro zurückerhalten.

Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen. Ein aktives Risiko- und Trademanagement sind daher ebenfalls sehr wichtig. Aufgrund der hohen Volatilität ist es ratsam die Positionsgröße anzupassen.

Am einfachsten und vor allem kostengünstigsten können Sie die vorgestellte-Trade-Idee mit Futures umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellung können Sie z.B. den CL-Future (Symbol: CLV2), den kleineren QM-Future (Symbol: QMV2) oder den Mikro-Future (Symbol: MCLV2) mit Laufzeit Oktober 2022 dafür einsetzen. Bitte denken Sie daran, falls der Trade länger laufen sollte, den Future rechtzeitig zu rollen.

Alternativ können Sie auch in Öl Aktien investieren, um von einem steigenden Ölpreis zu profitieren. Hier finden Sie eine spannende Auswahl: Die besten Öl Aktien

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