Mitte Juli hat die Gemeinschaftswährung eine psychologisch wichtige Marke unterschritten: die Parität zum US-Dollar. Seitdem konnte sich der Euro in der Spitze um über vier Prozent erholen. Hat der Euro damit das Gröbste überstanden, oder geht die Abwertung im Euro schon bald in die nächste Runde? Eine Antwort erhalten Sie anhand einer Trade-Idee in dieser EUR/USD-Analyse.
Rückblick: Der Euro gewinnt in vier Wochen über vier Prozent
Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren hat der Euro Mitte Juli das Paritätsniveau durchbrochen. Angesichts der enormen Wucht, mit der das Hauptwährungspaar auf die psychologisch wichtige Kursmarke traf, waren sich viele Marktteilnehmer unsicher, ob die mögliche Unterstützung bei 1,0000 auch halten würde.
Doch sie tat es. Plötzlich wurde der Euro gekauft. Im weiteren Handelsverlauf konnten den Euro-Bullen sogar das Ruder übernehmen. Das Ergebnis: Ein schneller Kursanstieg bis knapp unter die Marke von 1,0280. Danach folgte eine zweiwöchige Konsolidierung im Bereich von 1,0150 bis 1,0293. Am Mittwoch beförderten Anschlusskäufe den Kurs des Devisenpaars dann in der Spitze bis auf 1,0368. In Summe ist das eine Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar von 416 Pips oder 4,19 Prozent (vgl. Chart unten).

Wie könnte es nun weiter gehen? Kann sich der Euro weiter erholen, oder folgt schon bald der nächste Kursrutsch?
Um die Lage besser einschätzen zu können, zoomen wir ein wenig heraus und schauen uns an, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das große technische und fundamentale Bild einfügt.
Überblick: Gefangen im langjährigen Abwärtstrend

Abwärtstrend trifft auf runde Kursmarke
Verschaffen wir uns zunächst aus der Vogelperspektive einen Überblick im EUR/USD. Dazu werfen wir einen Blick auf den Monatschart in der logarithmischen Darstellung (Kürzel: EUR.USD). Was fällt auf?
Anfang 2021 sah es mit Kursen über 1,2000 nach einem Trendwechsel im EUR/USD aus. Denn der Abwärtstrendkanal wurde nach oben verlassen. Doch der Ausbruch war nicht nachhaltig. Im weiteren Verlauf fehlten kräftige Anschlusskäufe. Das Resultat: Der Kurs drehte nach unten ab.
Seit dem Verlaufshoch Anfang 2021 bei 1,2349 hat der Euro zum US-Dollar in der Spitze über 19 Prozent an Wert verloren. Dabei formte der Kursverlauf einen übergeordneten Abwärtstrend. Erkennen können Sie das einerseits daran, dass sich der Kurs nach einem Fehlausbruch wieder im Abwärtstrendkanal befindet. Andererseits signalisiert eine Abfolge von tieferen Verlaufshochs und tieferen Verlaufstiefs (im Chart oben rot markiert), dass mit weiter fallenden Kursen gerechnet werden darf.
Das schließt zwischenzeitliche Kurserholungen nicht aus. Entsprechend sind Kursanstiege auch in einem Abwärtstrend jederzeit möglich. Gerade dann, wenn der Kurs, wie im Chart oben grün markiert, auf einer möglichen charttechnischen Unterstützung aufsetzt. Gemeint ist hier die runde Kursmarke bei 1,0000. Hier haben Käufer den Kurs gestützt, was Sie an der langen schwarzen Lunte der Monatskerze vom Juli erkennen können.
Ein erstes mögliches Korrekturziel des übergeordneten Abwärtstrends ist der mögliche Widerstand im Bereich von 1,0340. Diese Kursmarke wurde im Wochenverlauf bereits erreicht. Sollte hier die Dollar-Bullen wieder das Ruder übernehmen, könnte die nächste Abwärtsbewegung starten. Falls der Abwärtstrend fortgesetzt wird, liegen übergeordnet die nächsten Kursziele bei 0,9900 (78,6 Prozent Fibonacci Retracement) und danach im Bereich von 0,9500.
Ändern würde sich das bearishe Szenario erst, wenn der Markt aus dem Abwärtstrendkanal nach oben ausbricht und auf Monatsbasis über 1,2270 schließt. Bis dahin ist die technische Großwetterlage im EUR/USD bearish zu bewerten. Daher ist es sinnvoller Kursstärke zu verkaufen, als Kursschwäche zu kaufen.
Passt das auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?
US-Inflation im Juli unter den Erwartungen
Die Preissteigerungen in den USA im Juli waren mit 8,5 Prozent immer noch hoch. Jedoch lagen sie deutlich unter den vom Markt erwarteten 8,7 Prozent. Damit hat sich der Preisanstieg verlangsamt und lag im Juli deutlich unter dem 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent vom Monat zuvor.
Verantwortlich dafür sind weniger stark gestiegene Kosten für Benzin (+44 Prozent gegenüber 59,9 Prozent im Juni), Heizöl (+75,6 Prozent gegenüber 98,5 Prozent) und Erdgas (+30,5 Prozent gegenüber +38,4 Prozent). Stromkosten (+15,2 Prozent) und Nahrungsmittelkosten (+10,9 Prozent) beschleunigten sich jedoch weiter.
Fed will den Kurs ihrer Geldpolitik nicht ändern
Die Fed hat ihr Ziel der Preisstabilität klar im Fokus. Um die explodierenden Preise unter Kontrolle zu bekommen, dreht die amerikanische Notenbank dafür kräftig an der Zinsschraube. In den Sitzungen im Juni und Juli hat die Fed den US-Leitzins um jeweils 75 Basispunkte auf aktuell 2,25 – 2,50 Prozent erhöht.
Nach den am Mittwoch schwächer als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten, zweifelt der Markt daran, ob die Fed in diesem Zinstempo weitermarschiert. Ein Blick auf das Fed Watch-Tool der CME Group zeigt, dass der Markt derzeit nur noch mit einer 37,5-prozentigen Wahrscheinlichkeit damit rechnet, dass Fed-Chef Powell im September ein weiteres Mal die Zinsen um 75 Basispunkte erhöht. Vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten, lag die Wahrscheinlichkeit mit 42 Prozent noch deutlich höher (vgl. Grafik unten).

Vertreter der US-Notenbank machten jedoch klar, dass dies den bisherigen Weg der Fed nicht ändern würde. Laut Bloomberg will der sonst eher zurückhaltende Fed-Präsident von Minneapolis, Neel Kashkari, den Leitzins der Fed Ende 2022 bei 3,9 Prozent und Ende 2023 bei 4,4 Prozent sehen. Auch sein Amtskollege aus Chicago, Charles Evans, sieht die Inflation, trotz des Rückgangs, weiter als „inakzeptabel hoch“. Er erwarte, dass die Fed die Zinsen bis in das nächste Jahr hinein erhöhen werde, um das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen.
Steigende Zinsdifferenz drückt auf den Euro Dollar
Die Zinsdifferenz ist eine treibende Kraft für den Wechselkurs zweier Währungen. Die aggressivere Vorgehensweise der Fed hat die Zinsschere zwischen dem Euro und dem US-Dollar immer weiter auseinandergetrieben. Während der Zinssatz der Fed aktuell bei 2,25 bis 2,5 Prozent steht, hat die EZB den Zinssatz im Euro-Raum gerade mal auf 0,5 Prozent erhöht. Dabei hat die EZB es deutlich schwieriger ihre Ziele in Sachen Preisstabilität zu erreichen. Der Handlungsspielraum der europäischen Zentralbank ist im Vergleich zur Fed deutlich eingeschränkter. Denn…
Würde die EZB die Zinsen in dem Tempo und Ausmaß wie die Fed erhöhen, bekämen Länder wie Italien große Finanzierungsprobleme. Nachdem die italienischen Renditen im Juni in die Höhe geschossen sind, arbeitet die EZB bereits an einem Instrument, um den Ausbruch einer weiteren Schuldenkrise zu verhindern. Angesichts eines drohenden Rezessionsrisikos dürften der EZB die Hände gebunden sein, um mit aggressiveren Zinserhöhungen die Zinsabstand zu verkleinern.
Die steigende Zinsdifferenz zu anderen Währungen wie z.B. dem Euro oder dem Yen stärkt dem US-Dollar den Rücken. Höhere Rendite ziehen mehr ausländisches Kapital an, welches zuvor in USD gewechselt werden muss. Das sorgt für zusätzlich Nachfrage und treibt den Kurs der US-Leitwährung.
Ein starker USD macht Rohstoffe, welche in USD abgerechnet werden, für den Euro-Raum immer teurer. Es müssen immer mehr Euros verkauft und in USD gewechselt werden. Der zunehmende Verkaufsdruck schwächt die Gemeinschaftswährung somit zusätzlich.
Das Ergebnis: Die Zinsdifferenz zwischen dem Euro und dem US-Dollar dürfte aufgrund der aggressiveren Zinspolitik der Fed weiter ansteigen. Das stärkt tendenziell den US-Dollar und drückt gleichzeitig auf den Euro.
Wie könnte man als Anleger nun von möglichen Kursverlusten im EUR/USD profitieren?
Ausblick: Widerstand zum Einstieg in Trendrichtung nutzen?
Schauen wir uns im nächsten Schritt an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen auf den Kurs des EUR/USD ausgewirkt haben. Dazu zoomen wir anhand eines Tagescharts des EUR/USD weiter in das aktuelle Marktgeschehen hinein. Der Chart zeigt uns, dass der Kurs des Devisenpaares derzeit bei 1,0326 notiert. Im Zuge von steigenden US-Zinsen konnte der US-Dollar seit dem Jahreshoch bei 1,1494 bis zu 13 Prozent an Wert gegenüber dem Euro gewinnen. Der Kurs des Währungspaares formte dabei einen Abwärtstrendkanal von hoher Qualität. Das ist dann der Fall, wenn sich die im Chart rot markierten neuen Verlaufshochs kaum bzw. nicht mit den vorherigen Verlaufstiefs überschneiden (vgl. Chart unten).

Trendampel signalisiert weiter fallende Kurse
Nachdem Mitte Juli die untere Trendkanalbegrenzung gehalten hat, konnte sich der Kurs des EUR/USD daraufhin erholen. Der Kursanstieg der letzten Wochen, hat den EUR/USD dabei an den oberen Rand des Trendkanals geführt. Hier wird eine Entscheidung stattfinden…
Prallt der Kurs hier am charttechnischen Widerstand nach unten ab, dann bleibt der dynamische Abwärtstrend intakt. Denn der Kurs würde weiterhin im Abwärtstrendkanal bleiben und das aktuelle Verlaufshoch würde sich mit dem letzten Verlaufstief nicht überschneiden. Aktive Anleger, die auf dieses Szenario setzen wollen, können sich gerne von der Trade-Idee in meiner letzten EUR/USD-Analyse inspirieren lassen.
Falls der Euro, in einem 2. Szenario, den Widerstand bei 1,0360 knackt, könnten die Widerstände im Bereich 1,0500 bis 1,0600 getestet werden. Damit wäre der untergeordnete Abwärtstrend immer noch intakt und weitere Kursverluste wahrscheinlicher.
Erst ein Tagesschlusskurs über 1,0786 würde das kurzfristig bearishe Szenario auflösen. Falls der Markt diesen Widerstand bricht, würde das weiteres Erholungspotenzial bis 1,1040 freisetzen. Darüber wäre Raum bis 1,1500.
Wo könnte man in dem 2. Szenario am besten einen Short-Trade im Euro eröffnen?
Diese technischen Verkaufssignale sollten Sie auf dem Radar haben
Die Trendampel steht auf Rot. Das EUR/USD Devisenpaar befindet sich, wie oben dargestellt, auf allen Trendebenen in einem intakten Abwärtstrend. So lange der untergeordnete Abwärtstrend nicht mit Schlusskursen über 1,0786 gebrochen wird, sind weitere Kursverluste wahrscheinlicher. Kursrücksetzer bis auf dieses Level sind nur als Korrektur zu werten.
Das Sentiment ist äußerst bearish. Der aktuelle Wechselkurs im EUR/USD befindet sich sowohl unter dem 50-Tage- als auch unter dem 200-Tage-Durchschnitt. Beide einfachen gleitenden Durchschnitte fallen, was von vielen Marktteilnehmern als bearish gesehen wird.
Sollte sich der EUR/USD seine kurzfristige Erholung fortsetzen, könnte der Preisbereich um die Marke von 1,0500 angelaufen werden. Hier könnte eine ehemalige Unterstützung durch einen „Rollentausch“ zum Widerstand werden. Knapp darüber, genau bei umgerechnet 1,0530, liegt der Point of Control (POC) seit dem Jahreshoch im Euro Future. Der POC ist das Kursniveau mit dem höchsten gehandelten Volumen an Euro-Futures in einem bestimmten Zeitraum. Dieser volumenbasierte Preis könnte als Widerstand fungieren.
Zusätzlich wird innerhalb dieser Widerstandszone ein Harmonisches Kursmuster vervollständigt. Diese Muster signalisieren mögliche Umkehrpunkte im Chart und werden von mir gerne als Einstiegssignal genutzt.
Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 2,84 für einen Short-Einstieg im EUR/USD
Ein Test der oben beschriebenen Widerstandszone im Bereich von 1,0500 könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Short-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Abwärtsbewegung im Euro profitieren (vgl. Chart unten).

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen. Basierend auf über 1.000 Echtgeld-Trades weiß ich, dass ich mit den Harmonischen Preismustern über eine große Anzahl von Trades in ca. 56 Prozent der Fälle zu den Gewinnern gehöre. Gepaart mit einem Chance-Risiko-Verhältnis wie in diesem Fall von 2,84 zu 1, liefern diese Kennzahlen mir genau diesen handfesten statistischen Gewinnvorteil.
Sollten Sie sich für einen Short-Trade entscheiden, können Sie bei 1,0539 einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 1,0701, also über dem letzten Verlaufshoch absichern. Damit würde auch die aktuelle Volatilität im Euro berücksichtigt werden.
Ein erstes mögliches Gewinnziel könnte bei 1,0078 liegen. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) von 2,84. Natürlich können Sie bei einem starken Momentum die Gewinne weiterlaufen lassen und den Stopp-Loss Schritt für Schritt nachziehen.
Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 1,0316 erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Damit wird das Restrisiko auf null reduziert.
Fazit der EUR/USD-Analyse
Die aktuelle EUR/USD-Analyse zeigt: Der Euro befindet sich in einem dynamischen Abwärtstrend. Eine mögliche Erholung im Abwärtstrend könnte eine attraktive Chance für einen Short-Trade eröffnen.
Ein Einstieg in diese Spekulation könnte bei 1,0539 mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis erfolgen.
Falls es im EUR/USD von dort weg zu einer neuen Bewegungswelle nach unten kommt, könnten Sie von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro 2,84 Euro zurückerhalten.
Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen.
Risiken für die Trade-Idee besteht in erster Linie darin, dass sich der Euro im Rahmen von Verhandlungen oder sogar einem Kriegsende in der Ukraine deutlich erholen könnte. Zudem könnte, im Falle einer weniger hawkischen Fed, der US-Dollar an Stärke verlieren.
Die vorgestellte Trade-Idee können Sie mit unterschiedlichen Finanzinstrumenten umsetzen. Je nach Kontogröße und Risikoeinstellungen können Sie z.B. den September Kontrakt des Euro-FX-Future (Symbol: 6EU2) oder den kleineren E-mini Euro-FX-Future (Symbol: E7U2) dafür einsetzen. Alternativ können Sie das Währungspaar auch mit dem Kürzel EUR.USD handeln und Ihre Positionsgröße optimal anpassen. Bitte beachten Sie, dass die Futures-Preise derzeit ca. 27 Pips über den hier in der Analyse verwendeten Spotpreisen liegen. Sollte der Trade länger laufen, vergessen Sie nicht den Future rechtzeitig zu rollen.
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