VERBIO: Viel Rauch um (noch) nichts?

von Ronald Gehrt
27.09.2024 | 08:36 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Mit +11,48 Prozent gehörte die Aktie des Bioenergie-Herstellers VERBIO gestern zu den größten Gewinnern im SDAX. Ausgangspunkt war die am Morgen vorgelegte Bilanz des Geschäftsjahres 2023/2024. Die Frage ist: Kommt jetzt die Wende – oder ist sie das schon?

Das Ergebnis lässt auf den ersten Blick nicht erkennen, wieso die Aktie einen derart großen Satz nach oben machte, in der Spitze lag der Kurs am Donnerstag sogar 15,7 Prozent höher. Denn der Umsatz lag mit 1,66 Milliarden im Rahmen der durchschnittlichen Analystenprognose (1,64 Mrd.) und wie befürchtet recht deutlich unter den 1,97 Milliarden des Geschäftsjahres 2022/2023. Was erst recht für den operativen Gewinn gilt, der von 240 Millionen im Jahr 2022/2023 auf 121,6 Millionen fiel. Was zwar wie von VERBIO im Vorfeld avisiert am unteren Ende der Prognosespanne von 120 bis 150 Millionen Euro lag, aber leicht unter der Konsens-Erwartung der Analysten von 127,5 Millionen.

Dass VERBIO trotzdem einen neuen Rekord bei der Produktion von Biodiesel und Bioethanol bzw. bei Biogas erreichte, macht sehr deutlich, wo das Problem liegt: im Preisdruck. Das Unternehmen begrüßte dabei zwar, dass EU und Bundesregierung etwas gegen die zunehmende Einfuhr gefälschter Biokraftstoffe aus Asien unternehmen will, aber das Problem wird nicht so schnell vom Tisch sein. Das machte auch der verhaltene Ausblick auf das seit 1. Juli laufende Geschäftsjahr 2024/2025 klar:

Hier erwartet VERBIO einen operativen Gewinn auf EBITDA-Basis zwischen 120 und 160 Millionen Euro, also nicht zwingend mehr als im abgelaufenen Jahr. Und auch, wenn die Aktie seit ihrem Hoch, das 2022 bei 88,10 Euro erreicht wurde, massiv gefallen ist: Auf Basis dieses avisierten Gewinns und der geringen Wachstumsdynamik wäre ein deutlich höherer Kurs nicht zwingend. Was indes auch die Charttechnik noch nicht hergibt, trotz dieses kräftigen Gewinns am Donnerstag, denn:

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur VERBIO Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Die Aktie sprang zwar dadurch über die Widerstandslinie bei 16,50 Euro. Aber das war im August auch schon gelungen, der Kurs fiel danach trotzdem zurück. Das da erreichte Zwischenhoch bei 19,99 Euro und die knapp darunter, bei 19,63 Euro verlaufende 200-Tage-Linie, das sind die Charthürden, auf die es für ein echtes, bullisches Signal ankäme.

Dann hätte die VERBIO-Aktie grundsätzlich, auf charttechnischer Ebene, Luft bis in den Bereich 22,85/23,36 Euro, aber angesichts der momentan nur stabilisierten Gewinnperspektive wäre ein solches Signal ohne Rückenwind des Gewinnwachstums, also nur auf Basis von Hoffnungen, unterwegs und damit potenziell instabil.

Fazit: Das Ergebnis lag im Rahmen der Erwartungen. Der Ausblick auf 2024/2025 wirkt mit 120 bis 160 Millionen beim EBITDA solide, aber unspektakulär. Die Zahlen sind zweifellos kein Grund, hier auszusteigen oder auf der Short-Seite zu agieren, aber ohne den Rückenwind klar bullischer Signale der Charttechnik auch kein Kaufargument. So groß der gestrigen Kursanstieg auch war, die Wende was das noch nicht.

VERBIO Aktie: Chart vom 26.09.2024, Kurs 17,87 Euro, Kürzel: VBK | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Ergebnis Geschäftsjahr 2023/2024, 26.09.2024:
Verbio SE – Verbio erreicht im GJ 2023/24 prognostiziertes Ergebnis und setzt wichtige Meilensteine

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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