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Der Markt behandelt Salesforce derzeit wie einen KI-Verlierer, obwohl die neuen KI-Produkte zu den größten Wachstumstreibern zählen. Was könnte das für Anleger bedeuten?
Erfolgreiche Investoren müssen diese Muster erkennen
Die Börse ist weit davon entfernt, ein rationaler Mechanismus zur Bewertung von Aktien zu sein.
Kurse werden stattdessen von einer komplexen Mischung aus menschlicher Psychologie, kurzfristigen Emotionen, Narrativen und Herdenverhalten angetrieben, was regelmäßig zu Phasen extremer Irrationalität führt.
Das gilt für die Börse als Ganzes und umso mehr für Einzelaktien.
Jeden Tag erreicht irgendeine Aktie oder ein ganzer Sektor eine absurd hohe Bewertung. Diese Blasen werden oft durch eine überzeugende Geschichte, einen Hype um eine neue Technologie getragen, die Investoren dazu bringt das Vielfache des intrinsischen Werts auf den Tisch zu legen.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an Marihuana-Aktien wie Aurora Cannabis, 3D-Drucker wie 3D Systems oder Meme-Stocks wie AMC Entertainment.
Sie alle wurden irgendwann von der Schwerkraft eingeholt. Der Realität kann man nicht entfliehen.
Dasselbe gilt umgekehrt. Teilweise treten Aktien jahrelang auf der Stelle oder die Kurse sinken sogar, obwohl das Geschäft blendend läuft.
Falls Sie ein langjähriger Leser sind, erinnern Sie sich vielleicht noch an Quanta Services. Als ich 2020 auf die Aktie hingewiesen hatte, hatte das Unternehmen vier Jahre mit Gewinnsprüngen zwischen 10 und 43 % hinter sich – der Kurs kam trotzdem nicht von der Stelle. Der Rest ist Geschichte.
KI-Angst trifft Rekordzahlen
Ähnlich sinnbefreit ist aus meiner Sicht das Kursgeschehen von Salesforce. Die Aktie notiert heute auf demselben Niveau wie 2020, obwohl sich Gewinn und Cashflow seitdem mehr als verdoppelt haben.
Das Unternehmen übertrifft nahezu jedes Quartal die Erwartungen und eilt von Rekord zu Rekord.
In den letzten Monaten ist die Aktie dennoch unter die Räder gekommen, da die Aktie den Stempel als KI-Verlierer verpasst bekommen hat.
Die Realität ist jedoch, dass sich an den Zahlen keinerlei Probleme ablesen lassen – ganz im Gegenteil. Vergangene Woche hat Salesforce die Ergebnisse des dritten Quartals vorgelegt.
Der Gewinn lag mit 3,25 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 2,85 USD. Mit einem Umsatz von 10,3 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen erfüllt.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 10 % und einem Gewinnsprung von 35 %.
Der freie Cashflow, die für Salesforce relevanteste Kennzahl, konnte um 22 % auf 2,18 Mrd. USD gesteigert werden.
Kunden setzen auf Salesforce-KI
Der Auftragsbestand (RPO, remaining performance obligations) kletterte um 12 % auf 60 Mrd. USD. Der kurzfristige Auftragsbestand verbesserte sich um 11 % auf 29,4 Mrd. USD.
Das deutet auf eine zunehmende Wachstumsdynamik hin und zeigt eindeutig, dass die Kunden Salesforce nicht durch irgendeine magische und obendrein nicht existente KI ersetzen.
Stattdessen setzen die Kunden auf KI-Produkte von Salesforce. Agentforce und Data 360 sind die Wachstumstreiber im Konzern. Der annualisierte Umsatz dieser Produktlinien konnte auf Jahressicht um 114 % auf 1,4 Mrd. USD gesteigert werden. Der Umsatz (ARR) von Agentforce hat sich auf 540 Mio. USD sogar mehr als vervierfacht.
Doch nicht nur die Bestandskunden setzen auf diese Produkte, die Hälfte des Wachstums wurde durch Neukunden erzielt. Salesforce baut mit Agentforce und Data 360 nicht nur das Geschäft mit Bestandskunden aus, sondern es gelingt auch, damit im großen Stil neue Kunden in das Ökosystem zu ziehen.
Historisch niedrig
Daher wurde die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 41,1 – 41,3 Mrd. auf 41,5 – 41,6 Mrd. USD erhöht und für das FCF-Wachstum von 12 – 13 % auf 13 – 14 % erhöht.
Die Resultate der ersten neun Monate sprechen dafür, dass die Prognose zu niedrig ist.
Hinzu kommen die laufenden Aktienrückkäufe. In den letzten 12 Monaten wurde die Zahl der ausstehenden Papiere von 965 auf 952 Millionen Stück reduziert.
Den Konsensschätzungen zufolge dürfte der freie Cashflow in diesem Jahr um 16 % auf 14,85 USD je Aktie steigen. Salesforce kommt demnach auf einen P/FCF von 17,6.
Die Bewertung von Salesforce ist auf dem niedrigsten Niveau der letzten beiden Jahrzehnte angekommen – länger reichen meine Daten nicht zurück.
Sollte der FCF im kommenden Jahr wie erwartet um 10 % auf 16,34 USD je Aktie steigen, würde der P/FCF auf 15,9 sinken.
In den letzten fünf Jahren lag der P/FCF durchschnittlich bei 35.
Die Sachlage ist simpel: Entweder wird Salesforce durch KI disruptiert, oder die Aktie könnte unterbewertet sein.

Das gilt umso mehr, wenn Salesforce die langfristigen Ziele erreicht: Der Umsatz soll bis 2030 auf 60 Mrd. USD steigen.
Gleichzeitig dürfte die Profitabilität zunehmen und die Aktienzahl sinken.
Gelingt jetzt ein Ausbruch über 261 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 275 und 284 – 290 USD. Darüber wäre der Weg in Richtung 310 – 315 USD frei.
Fällt die Aktie hingegen wieder unter 250 USD zurück, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.
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