In der Vorwoche gehörte die Lufthansa-Aktie zu den Outperformern, weil man im Vorfeld des am Montag abgehaltenen Kapitalmarkttages bereits vorwegnahm, dass die Kranich-Airline mit großen Zielen daherkommen würde. Aber jetzt droht erst einmal großer Ärger.
Die Lufthansa hat ambitionierte Ziele. Zwischen 2028 und 2030 will man auf eine Marge vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen acht und zehn Prozent kommen. 2024 hatte diese EBIT-Marge noch bei 4,4 Prozent gelegen. Käme es so, würde sich der Vorsteuergewinn also bei gleichem Umsatz mehr als verdoppeln. Aber Ziele sind eben Ziele. Und wie oft kam es in den letzten Jahrzehnten zu negativen Überraschungen bei den Rahmenbedingungen, die gerade im Bereich der Airlines jegliche am Reißbrett vorgezeichneten Ziele zu Staub zerfallen ließen?
Dennoch, verlockend klang das, was die Airline da im Zuge ihres Kapitalmarkttages verkündete, schon. Und dass man im Verwaltungsbereich automatisieren und rationalisieren will und dadurch bis 2030 bis zu 4.000 Stellen abzubauen gedenkt, klingt, als ginge es zügig los mit dem Sprint hin zu deutlich besseren Gewinnmargen. Aber kaum hatte man die Aktie in den Tagen zuvor nach oben bugsiert, kam schon die erste dieser „negativen Überraschungen“ daher:

Die Pilotenvereinigung Cockpit entschied am Dienstag in einer Urabstimmung, dass nach dem Scheitern der Verhandlungen zum Thema der betrieblichen Altersvorsorge nunmehr Streiks möglich sind. Prompt sackte der Kurs durch … und verlor, was er mit Blick auf die mittelfristigen Ziele des Unternehmens zuvor gewonnen hatte. Und jetzt, wie weiter?
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Expertenmeinung: Jetzt wäre Vorsicht angebracht. Denn auf der einen Seite steht eine angestrebte, aber letztlich ungewisse, positivere Zukunft. Auf der anderen Seite Streiks, die wieder einmal heftige Scharten in die Bilanz der Airline schlagen würden … und die wahrscheinlich genug sind, um dieses Risiko als real einzustufen. Hier ein möglicherweise höchst bullisches Morgen, da das keineswegs erfreuliche Heute – das dürfte die Käufer eher vorsichtig stimmen.
Und das sollte man auch sein, denn „billig“ ist die Aktie von ihrer Bewertung her eigentlich nicht. Ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis von knapp sieben klingt zwar nach einem Schnäppchen, ist aber für eine Fluggesellschaft normal, für die Lufthansa im Vergleich der letzten zehn Jahre sogar eher etwas hoch. Und das sehen die Analysten genauso. Die Mehrzahl der Experten wertet die Aktie derzeit nur mit „Halten“. Und das durchschnittliche Kursziel findet sich aktuell bei 7,72 Euro – dieser Level war, bevor diese Nachricht über die Gewerkschafts-Urabstimmung auf den Tisch kam, sogar schon leicht überboten worden.
Fazit: Die gestrigen 7,14 Prozent Kursverlust klingen nach viel, aber ob sie bereits „zu viel“ waren, ist fraglich genug, um hier erst einmal die Füße stillzuhalten. Für Short-Trades wäre die Aktie zwar erst einen Gedanken wert, wenn sie die momentan bei 6,96 Euro verlaufende 200-Tage-Linie klar unterbieten würde. Aber nur, weil sie noch kein „Bärenfutter“ ist, ist sie eben nicht zugleich ein Kaufkandidat: Besser vorerst neutral bleiben!