Airbus hat das bisherige Rekordhoch vom Juli bei 186,94 Euro, an dem der Kurs im August noch abgewiesen wurde, überboten und läuft auf die runde Marke von 200 Euro zu. Die Frage ist: Was treibt die Aktie an? Wäre es als Käufer eine gute Idee, auf dieses Pferd zu setzen?
Oft sind es entweder Bilanzdaten des Unternehmens oder von Analysten heraufgesetzte Kursziele, die einen Ausbruch auslösen – sofern die Aktie nicht einfach mit einem haussierenden Index mitläuft. Letzteres ist nicht der Fall, der DAX schiebt sich gerade kraftlos seitwärts. Bilanzdaten kamen zuletzt auch keine. Und die jüngste Anhebung eines Kursziels? Die stammt von der UBS. Dort vergab der Analyst ein Ziel von 220 Euro und wertete mit „Kaufen“. Nur gibt es schon länger höhere Kursziele, „Kaufen“ sagen auch andere Experten und zudem kam dieses Kursziel am 3. September, während die Aktie erst im Lauf dieser Woche durchstartete.
Außerdem fällt auf, dass es offenbar niemanden schert, dass Airbus für den August mit 60 ausgelieferten Maschinen zwar einigermaßen gut unterwegs ist, das angestrebte Jahresziel an Auslieferungen aber nur noch erreichen würde, wenn die Auslieferungen ab sofort massiv zulegen würden.
Und ebenso ist es eine hochgezogene Augenbraue wert, dass die Aktie mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 29 für die durchschnittliche 2025er-Gewinnschätzung ziemlich „sportlich“ bewertet ist. Und das, obwohl man kaum übersehen kann, dass die Neigung des US-Präsidenten, Zoll-Deals wenn irgend möglich mit der Verpflichtung zum Kauf von Flugzeugen des Airbus-Konkurrenten Boeing zu verknüpfen, mittelfristig Probleme für Airbus‘ Auftragsbuch bedeuten dürfte. Zumal die Weltwirtschaft derzeit nicht so läuft, dass man mit einem Bestellungs-Boom bei Flugzeugen rechnen müsste. Also, warum steigt diese Aktie?
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Expertenmeinung: Eine Stütze bzw. ein Argument für die Bullen kann sein, dass Airbus ja auch eine militärische Komponente hat. Das Ziel, Europa so schnell wie möglich in Sachen Verteidigung stärker aufzustellen, würde also Airbus grundsätzlich helfen. Aber ebenso wie bei den anderen Rüstungstiteln stellt sich da doch die Frage: Wie sehr wird sich das am Ende denn wirklich in der Bilanz niederschlagen … und wann?
Ich habe den Eindruck, es könnte noch einen weiteren Grund für diesen Ausbruch über die bisherigen Hochs geben: Die Kombination aus der heute in einer Woche anstehenden, großen Abrechnung an der Terminbörse und der Tatsache, dass Airbus im DAX, im CAC40 in Paris ebenso wie im Euro Stoxx 50 recht stark gewichtet ist.
Denn de Bullen haben gerade ein Problem. Der Trend weist grundsätzlich noch aufwärts, so dass man, auch und gerade, weil die US-Börsen auch nach oben streben, annehmen kann, dass das Gros der großen Adressen an den Terminmärkten eine Abrechnung der Optionen und Futures am kommenden Freitag auf höchstmöglichem Niveau anstreben, wie es in solchen Situationen normal wäre. Doch kein Index läuft nach oben, wenn seine Schwergewichte es nicht tun. Und da kämen wir zu SAP.
SAP hat nach unten abgedreht. Und diese Aktie ist im DAX ebenso wie im Euro Stoxx 50 die am höchsten gewichtete Aktie. Wenn man verhindern will, dass dieses frühere Zugpferd des DAX diesen nach unten zieht und damit nicht nur die Pläne der großen Spieler am Terminmarkt unterminiert, sondern womöglich sogar die Vollendung des seit Monaten virulenten Topps im DAX versursacht, müssen andere Aktien die Rolle als Zugpferd übernehmen. Aktien, die nach Möglichkeit in intakten Aufwärtstrends unterwegs sind und eine hohe Index-Gewichtung haben.
Die Aktien mit den nach SAP höchsten Gewichtungen wären die Telekom, Allianz und Siemens. Aber wenn man sich die Chartbilder dieser drei ansieht, stellt man fest, dass die sich als Ersatz-Zugpferde nicht gerade anbieten, alle drei wären nur schwer in einen kurzfristigen Aufwärtstrend zu bringen. Bleiben also die „nächstschweren“ Aktien. Das wären Airbus, die Münchener Rück und Rheinmetall. Da die Münchener Rück auch gerade eher bärisch daherkommt, überrascht es nicht, dass nicht nur Airbus auf einmal in den letzten Tagen zu neuem Leben erwacht ist, sondern auch Rheinmetall.

Doch bei einer bereits teuren Bewertung, einem eher kniffligen Umfeld und zuletzt zwar guten, aber nicht überragenden Bilanzdaten müsste man Sorge haben, dass dieses „Ersatz-Zugpferd“ sehr schnell in Richtung Gnadenbrot geschickt wird, wenn dieser „dreifache Hexensabbat“, d.h. die große Abrechnung am Terminmarkt heute in einer Woche, über die Bühne ist. Fazit: Ich würde hier nahe an der 200 Euro-Marke eher verkaufen als kaufen, für einen Einstieg wäre mir dieses Eis eindeutig zu dünn.