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Der nächste Zinsschritt der EZB wird eine Erhöhung sein, geistert es gerade durch die Medien. Und die Kurse deutscher Bundesanleihen, hier dargestellt am Bund Future, fallen, d. h. die Zinsrenditen der Anleihen steigen. Was ist dran an diesem scheinbar irrationalen Szenario?
Einiges. Es könnte durchaus so laufen. Es wäre zwar sicherlich kaum jemandem, der sich auf Kredit finanziert, recht, aber nachvollziehbar wäre es eben trotzdem. Nur ist das ein deutlich kleineres Problem, als man im ersten Moment beim Wort „Zinserhöhung“ denken könnte.
Isabel Schnabel, Mitglied des EZB-Direktoriums, brachte dieses Thema auf, wies aber auch darauf hin: In naher Zukunft steht das voraussichtlich nicht an. Was es indes bedeutet – wobei sie mit dieser Einordnung in EZB-Kreisen keineswegs alleine steht –, ist: Die Phase der Leitzinssenkungen ist vorbei. Was allerdings niemanden überraschen sollte, denn seit Langem hatte man eine Rückkehr auf den neutralen Zins, den man allgemein für Europa bei zwei Prozent verortet, als sinnvoll angesehen. „Neutral“ heißt, dass ein solcher Leitzinssatz die Konjunktur weder stimuliert noch bremst.
Dass der deutsche Bund Future als Kurs-Barometer für deutsche Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von etwa zehn Jahren derzeit ein bärisches Signal generiert, dürfte daran liegen, dass auf die deutschen Anleihekurse auch noch andere Faktoren drücken.
Expertenmeinung: Da haben wir zum einen den Umstand, dass die EZB die konjunkturelle Situation der Eurozone derzeit als robust einordnet und hervorhebt, dass die Eurozone-Wirtschaft dem durch Trumps Einfuhrzölle ausgelösten, zusätzlichen Druck deutlich besser widerstanden hat, als das anfangs zu befürchten war. Für die gesamte Eurozone ist das auch so. Und für sie, nicht für Deutschland, werden die Leitzinsen „gemacht“. Dass Deutschland hinsichtlich des Wachstums ziemlich am Ende des Eurozone-Zuges dahin zuckelt und Zinserhöhungen daher für uns hierzulande problematischer wären als für Länder mit mehr Wachstum, ist in der Tat eine Belastung.

Zum anderen dürfte auch die Erwartung eines spürbar zunehmenden Angebots bei deutschen Bundesanleihen langsam vorweggenommen werden. Die Finanzierung der deutlich steigenden Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung muss großenteils über den Anleihemarkt laufen. Das steigert mittelfristig das Angebot, während die Schwäche der deutschen Wirtschaft die Nachfrage internationaler Investoren tendenziell bremst. Auch das hat seinen Anteil daran, dass der Bund Future jetzt aus seiner seit April geltenden, breiten Seitwärtsspanne nach unten ausgebrochen ist.
Da das Angebot erst noch real deutlich zunehmen müsste und man das aktuell nur vorwegnimmt … und da höhere Leitzinsen noch nicht aktuell sind … ist es fraglich, ob der Bund Future dadurch wirklich zügig auf das nächste Kursziel auf rein charttechnischer Ebene, das Jahres-Verlaufstief vom März bei 125,64 Prozent, zulaufen wird.
Ein Short-Trade im Bund Future, der damit vice versa auf deutlich steigende Anleihe-Renditen setzt, wäre aus aktueller Sicht bestenfalls ein Gedanke für die Trading-Ebene, für einen weitreichenden, mittelfristig relevanten Abstieg gäbe es momentan noch keine Basis auf der Nachrichtenseite.
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