SÜSS MicroTec hatte die Erwartung von Tradern und Analysten mit seinen Halbjahreszahlen enttäuscht. Das sorgte Ende Juli für einen drastischen Abverkauf von 20 Prozent an nur einem Tag. Doch die Aktie fiel noch deutlich weiter und wird damit zum Risiko … für die Bären.
Ja, die Wachstumsstory des auf die Halbleiterbranche spezialisierten Anlagenbauers hat eine Delle. Zwar soll der Umsatz steigen, aber die Gewinnmarge sinken, SÜSS MicroTec sieht bei der EBIT-Marge für das laufende Jahr eine (Ende Juli dorthin gesenkte) Spanne zwischen 13 und 15 Prozent. 2024 war dem Unternehmen da noch der Rekordwert von 16,8 Prozent gelungen. Da der Umsatz nicht in vergleichbarem Maß steigt, wie die Marge sinkt, muss für 2025 mit einem leicht niedrigeren Gewinn pro Aktie gerechnet werden. Derzeit liegen die Schätzungen der Analysten im Bereich von 2,60 bis 2,65 Euro pro Aktie. Aber:
Das wäre eben kein Gewinneinbruch, sondern genau wie formuliert ein nur leicht niedrigerer Gewinn; 2024 hatte der, abzüglich eines großen Sonderertrags, bei 2,72 Euro gelegen. Doch während die Gewinnerwartung nur leicht zurückgenommen wurde, erlebt die Aktie einen förmlichen Baisse-Taumel. Seit dem Schlusskurs am Vortag der Halbjahreszahlen ist die SÜSS-Aktie um fast 35 Prozent weggebrochen. Und so dynamisch die Bären hier auch unterwegs sind, diese aktuelle Gemengelage könnte für diejenigen Short-Seller, die nicht auf der Hut sind, ins Auge gehen.
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Expertenmeinung: Denn wer hier aussteigen wollte, dürfte längst ausgestiegen sein. Die Aktie bezieht ihre Abwärtsdynamik jetzt vor allem von gezielten Leerverkäufen. Die aber in dem Moment so richtig problematisch werden, wenn eine Aktie nicht wie erhofft unter den Level fällt, zu dem man geliehene Aktien am Markt verkauft hat, die man dann zu tieferen Kursen zurückkaufen und damit einen Gewinn erzielen wollte … sondern steigt.
Und das könnte sie jetzt jederzeit. Aus rein fundamentaler Sicht, weil dieser Abstieg eine ohnehin eher günstig bewertete Aktie noch viel billiger gemacht hat. Aktuell hätten wir hier ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis um zehn, das ist für einen Anlagenbauer mit Spezialausrichtung auf die Chipbranche untypisch niedrig. Aus charttechnischer Sicht, weil die SÜSS-Aktie jetzt das bisherige Jahrestief erreicht hat. Im April markiert, als man panisch wurde und dachte, da geht nichts mehr in Richtung USA raus. Aus markttechnischer Sicht, weil die Aktie klar überverkauft ist.
Wer hier Aktien leer verkauft hat, könnte also a) mit dem Ergebnis zufrieden sein und b) auf den Gedanken kommen, dass es Zeit wäre, die Ernte einzufahren. Und genau das kann in einen sogenannten „Short Squeeze“ führen, eine Situation, in der die Bären ausgequetscht werden wie Zitronen. Grund:
Um ihre Positionen zu schließen und damit den Gewinn mitzunehmen, müssen die Leerverkäufer, sprich die Bären, ihre zuvor zum Zweck des Drückens der Aktie geliehenen und verkauften Aktien ja zurückkaufen (was man auch „Eindecken“ nennt). Und das in einem überverkauften Markt, in dem es schon so lange abwärts ging, dass das Aktien-Angebot außerhalb dieser Leerverkäufe sehr schnell zu klein würde, wenn zu viele zugleich diese Eindeckungen vornehmen wollen. Daher können ein paar Eindeckungen zu viel den Kurs schnell und weit nach oben treiben, was dann die verbleibenden Leerverkäufer nervös machen dürfte. Und falls die dann auch die Segel streichen wollen, würde der Kaufdruck nur noch höher … ein Short Squeeze wäre geboren.

Und dieses Risiko wäre nicht vom Tisch, wenn die Aktie das April-Tief bei 26,68 Euro, das gestern im Schlusskurs bereits leicht unterboten wurde, deutlicher unterschreitet. Denn das könnte zwar durch ausgelöste Stop-Loss-Verkaufsorders von immer noch ausharrenden Bullen einen schnellen Ruck nach unten auslösen. Aber genau das wäre ja das Angebot, auf das Leerverkäufer warten würden, um auch für größere Eindeckungen genug Aktien im Angebot zu haben. Das kann aber eben auch zu wenig sein. Und auch das Risiko sollte man, wäre man hier auf der Short-Seite dabei, sehen:
Da die Aktie jetzt so weit gefallen und so günstig bewertet ist, wäre es zumindest keine Überraschung, wenn einige „Shorties“ das Potenzial als ausgereizt einordnen und gezielt so viel mehr Aktien einsammeln, als sie müssten, um dadurch netto Long zu werden, sprich die Seiten in Richtung bullisch zu wechseln.
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