2023 und 2024 waren immens starke Jahre für die SAP-Aktie. Das Papier mauserte sich im DAX zum Super-Schwergewicht, die Analysten waren durchweg bullisch, die Aktie lief wie auf Schienen. 2025 jedoch wurde SAP zum Klotz am Bein des DAX. Ändert sich das gerade?
Was für ein Unterschied doch zwei Handelstage machen können. Am Dienstagabend hatte die Aktie des Softwareunternehmens auf dem April-Tief bei 210,20 Euro aufgesetzt, war sogar mit 209,70 Euro schon leicht darunter gerutscht. Am Donnerstagabend notierte die Aktie fast zehn Prozent über diesem Tief. Begründet wurde das mit der optimistischen Aussage eines Analysten. Aber war das wirklich die treibende Kraft hinter den Käufen?
Eher nicht. Erstens, weil dieses Statement am Donnerstag kam – da hatte die Aktie schon einen Tag zugelegt. Zweitens, weil der betreffende Analyst bei Jefferies zwar sein „Kaufen“-Rating nebst Kursziel 290 Euro bestätigte. Aber dasselbe hatte JPMorgan eine Woche zuvor auch getan, ohne dass das die Aktie gestützt hätte. Und nach den Quartalszahlen Ende Juli wurden sogar Kursziele von 310 Euro ausgelobt. Geholfen hatte es der Aktie, wie der Chart zeigt, nicht. Warum also sollte jetzt verfangen, was vorher niemanden interessierte? Die Basis der Käufe dürfte eine andere sein:

Die Kombination aus dem Aufsetzen auf einem wichtigen Support, einer überverkauften Markttechnik und dem heutigen Abrechnungstermin an der Terminbörse. Aber erst einmal andersherum, zu den Fundamentals.
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Expertenmeinung: Eigentlich ist die SAP-Aktie nicht mehr über Gebühr teuer. Das Wachstum passt auch, wenngleich es derzeit langsamer läuft, als sich das viele Bullen wohl wünschen. Das Problem ist das gleiche wie bei allen Aktien, bei denen man so lange weiterkaufte, bis der Kurs die Bodenhaftung zu den realen Zahlen in der Bilanz verlor:
Irgendwann geht den Käufern die Luft aus, dann schwindet das Momentum. Die Akteure fangen an, sich für die Zahlen zu interessieren, die sie vorher ignorierten, erkennen eine eher teure Bewertung und verkaufen. Mit diesem „Schicksal“ steht SAP nicht alleine – das ist bei sehr lange und sehr stark gelaufenen Aktien durchaus normal. Aber dann, wenn es erst einmal abwärts geht, ist es wiederum vor allem der Trend, den die Anleger beachten, sodass eine günstiger gewordene Bewertung und lobende Worte von Analysten oft nicht genug sind, um eine Aktie aufzufangen und zu drehen. Da muss dann mehr kommen. Mehr … so wie jetzt?
Möglich. Möglich wegen der Umstände, die wir jetzt sehen. SAP wäre womöglich gar nicht erst an das April-Tief gefallen, wäre da nicht die Sache mit der Reaktion auf die grandiosen Quartalszahlen von Oracle gewesen. Zuerst war die SAP-Aktie mitgestiegen, drehte dann aber ab, als diejenigen in die Rallye verkauften, denen klar war, dass man SAP und Oracle schon lange nicht mehr – wie in früheren Jahren – in einen Topf werfen kann. Das führte zu einem dramatischen Intraday-Turnaround nach unten und beschleunigte den Abwärtsimpuls.
Das war aber eine überzogen negative Entwicklung – und das dürfte auch einigen bärischen Tradern klar geworden sein. Der Touchdown auf dem April-Tief war damit eine perfekte Gelegenheit, Short-Positionen zu schließen. Und da das erfordert, die Aktie zu kaufen, um sich gegenüber den vorherigen Leerverkäufen neutral zu stellen, zog der Kurs an. Der kräftige Satz der Aktie am Donnerstag dürfte daher weniger die Reaktion auf die Wiederholung einer positiven Einschätzung durch Jefferies gewesen sein als das hurtige Schließen weiterer Short-Trades durch bärische Trader, die von diesem Aufwärtsschwenk überrumpelt wurden und reagieren mussten. Denn heute werden die Optionen mit September-Laufzeit abgerechnet – da dürften manche in letzter Minute in eine Schieflage geraten sein – ein typischer Short Squeeze also.
Es ist gar nicht mal so selten, dass so etwas den Grundstein einer Aufwärtswende legt, weil dadurch die Aufmerksamkeit der Trader auf die Aktie gelenkt wird und so mancher die beeindruckende Schere zwischen dem aktuellen Kurs und den Einschätzungen der Analysten bemerkt. Von den 15 Analysten, die SAP regelmäßig einstufen, werten sie 13 als kaufenswert. Und das durchschnittliche Kursziel liegt bei 344 Euro – also meilenweit über dem aktuellen Kurs.
Zwar wäre die Aktie auf diesem Level, bei 344 Euro, dann schon wieder zu teuer. Aber dass diese zwei starken Tage die Basis bilden, dass sie sich zumindest in diese Richtung aufmacht, ist gut denkbar. Solange dieses Wochen-Verlaufstief bei 209,70 Euro nicht auf Schlusskursbasis unterboten würde, steht diese Chance im Raum.
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