Norwegian Cruise Line scheint Stück für Stück wieder auf die Erfolgsspur zurückzukehren. Könnte sich das als große Chance entpuppen?
Oligopol mit hohen Hürden
Norwegian Cruise Line ist nach Carnival und Royal Caribbean das drittgrößte Kreuzfahrtunternehmen der Welt.
Die Branche ist unter normalen Umständen sehr lukrativ und durch erhebliche Markteintrittsbarrieren sowie eine oligopolistische Struktur geprägt.
Die drei Platzhirsche sind grob unterschiedlich durch die Krise gekommen. Royal Caribbean ist als strahlender Sieger vom Feld gegangen und erzielt längst neue Rekordgewinne.
Carnival und Norwegian Cruise Line sind meilenweit davon entfernt, doch die Norweger könnten für Anleger dennoch die beste Alternative sein.
Der globale Kreuzfahrtmarkt wird von nur vier großen Betreibern dominiert, die zusammen fast 80 % der weltweiten Kapazität kontrollieren.
Carnival Corporation ist der unangefochtene Marktführer gemessen am Marktanteil mit einem Anteil von etwa 30 %. Es folgen Royal Caribbean mit circa 18 %, Norwegian Cruise Line mit 10 % und MSC mit 7 % Marktanteil.
Die verbleibenden Anteile verteilen sich auf kleinere Nischenanbieter. Diese Konzentration deutet auf ein faktisches Oligopol hin, in dem ein intensiver Preiskampf vermieden wird, da dieser allen Teilnehmern schaden würde und die Auslastung der Schiffe bereits hoch ist. Kreuzfahrten sind daher ein attraktives Geschäft.
Ausgelastet
Die zentralen Eintrittsbarrieren der Branche sind der enorme Kapitalbedarf sowie die begrenzten Werftkapazitäten. Ein modernes, großes Kreuzfahrtschiff erfordert eine Investition von 1,5 – 2,5 Mrd. USD.
Die Hürde ist jedoch nicht nur finanzieller Natur, sondern auch physisch. Weltweit gibt es lediglich eine Handvoll Werften, die überhaupt in der Lage sind, Kreuzfahrtschiffe dieser Größenordnung zu bauen.
Diese Werften sind durch die Aufträge der etablierten Großunternehmen auf Jahre im Voraus ausgelastet. Neue Marktteilnehmer können selbst bei ausreichendem Kapital kaum oder nur mit extrem langer Vorlaufzeit neue Schiffe in Auftrag geben.
Das bedeutet, dass sich das Wettbewerbsumfeld nur langsam oder gar nicht verändert.
Auf hoher See: Ein Monopol
Faktisch handelt es sich um ein Oligopol und dementsprechend sind Kreuzfahrten ein äußerst einträgliches Geschäft.
Die Auslastung ist ohnehin hoch, daher besteht für niemanden in der Branche ein Anreiz, die Preise zu senken.
Inzwischen entfällt aber ein immer größerer Anteil des Geschäfts auf Upsells wie Getränkepakete, Spa-Anwendungen, Ausflüge und die Nutzung von Privatinseln.
Die großen Kreuzfahrtanbieter sind inzwischen dazu übergegangen, sich eigene Inseln anzuschaffen, um auf ihnen regelrechte Freizeitparks zu bauen.
Norwegian besitzt beispielsweise Great Stirrup Cay, eine 268 Hektar große Insel, die Teil der Berry Islands auf den Bahamas ist.
Das Geschäft auf den eigenen Inseln und auf hoher See gleicht einem Monopol, da die Gäste an Bord keine Alternativen haben und alle Lebensmittel, Getränke und Dienstleistungen vom Betreiber beziehen müssen.
Wieder voll auf Kurs
Es hat einige Zeit gedauert, bis Norwegian die Nachwehen von 2020 überstanden hatte, aber inzwischen schreibt das Unternehmen längst wieder schwarze Zahlen.
Im Geschäftsjahr 2023 wurde ein Gewinn von 0,70 USD je Aktie erzielt und im letzten Jahr von 1,82 USD je Aktie. Trotzdem tritt der Kurs auf der Stelle, doch ewig dürfte sich das nicht in dieser Weise fortsetzen.
Die Bewertung von Norwegian Cruise Line ist inzwischen auf einem Niveau angekommen, auf dem die Kursrisiken minimal erscheinen, ganz im Gegensatz zum Kurspotenzial.
In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte der Umsatz von 7,37 auf 7,58 Mrd. USD gesteigert werden.
Gleichzeitig waren die Kosten rückläufig, wodurch das operative Ergebnis von 1,25 auf 1,37 Mrd. USD gesteigert werden konnte.
Die Auslastung lag zuletzt bei knapp über 100 %. Norwegian arbeitet demnach sogar mit Überbuchungen, da immer ein kleiner Teil der Gäste kurzfristig abspringt. Das zeigt jedoch, wie hoch die Nachfrage ist.
Der durchschnittliche Umsatz je Kunde und Tag lag zuletzt bei 430,29 USD.
Ausblick und Bewertung
In Zukunft dürfte die Profitabilität weiter zunehmen. Dem Earnings Call zufolge haben die Verkäufe von Zusatzleistungen („Pre-cruise sales“), die Gäste vor ihrer Einschiffung kaufen können, ein neues Rekordniveau erreicht. („Pre-cruise sales are at our all-time high levels, which drives higher onboard revenue and higher guest satisfaction and repeat rates“)
Den Konsensschätzungen zufolge dürfte das Ergebnis (non-GAAP) im laufenden Geschäftsjahr um 15 % auf 2,10 USD je Aktie steigen.
Norwegian Cruise Line kommt demnach auf eine forward P/E von 8,8.
Sollte der Gewinn im kommenden Jahr wie erwartet um 24 % auf 2,60 USD je Aktie steigen, würde die P/E dadurch auf 7,1 sinken.
Das scheint aus heutiger Sicht plausibel, denn es gibt gleich mehrere Faktoren, die für eine steigende Profitabilität sprechen: Mehr Zusatzleistungen, ein steigender Anteil von Kurztrips, laufende Sparmaßnahmen, höhere Kapazitäten und geplante Preiserhöhungen.

Norwegian ist wieder zum unteren Ende des Trendkanals zurückgekommen und scheint nahe der Unterstützungszone bei 17,50 – 18,00 USD auf Interesse zu stoßen. Das könnte die Basis für eine Erholung in Richtung 19,50 USD sein. Darüber ergeben sich Kursziele von 21,20 und 22,50 USD.
Fällt die Aktie hingegen unter 17,50 USD, muss mit einem Rücksetzer bis zum Aufwärtstrend nahe 16,60 USD gerechnet werden. Richtig problematisch wird es aus Sicht der Bullen jedoch erst, wenn der Aufwärtstrend nachhaltig durchbrochen wird.
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