LVMH Aktie Prognose LVMH: Macht man hier gerade aus einer Mücke einen Elefanten?

News: Aktuelle Analyse der LVMH Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der LVMH Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Weiterhin ist zwar Hermès der Primus im Bereich der Luxusgüterkonzerne. Aber LVMH bleibt einigermaßen dran. Der Rückgang des Ergebnisses im ersten Halbjahr fiel überschaubar genug aus, um die Chance zu bieten, schnell wieder auf Touren zu kommen. Und die Aktie?

Die reflektiert diese Chance zwar, aber bislang eher verhalten. Man ist vorsichtig, immerhin war man bei Louis Vuitton Moet Hennessy, kurz LVMH, in den vergangenen Jahren Rückgänge bei Umsatz und Nettogewinn nicht gewohnt. Ein organisches Umsatzminus von drei und ein Rückgang des Nettogewinns von 22 Prozent könnten einen Konzern wie LVMH zwar zügig wieder in Wachstumsdynamik verwandeln. Aber eben auch nur, wenn die Kunden mitspielen.

Was sie zuletzt eben nicht taten, auch und gerade im so wichtigen, großen Markt China nicht. Da hilft es nichts, dass die Begüterten auch in Krisen begütert bleiben und sich jederzeit ein wenig Luxus leisten können. Die Kunden, die man für Wachstum braucht, sind Neukunden oder die, die selten etwas wirklich Luxuriöses kaufen, einfach, weil man zwar recht vermögend ist, aber nicht im Geld schwimmt. Das sind oft Selbständige mit kleinen und mittleren Unternehmen. Und das sind damit auch diejenigen, die momentan wegen des Wegfalls jedweder Planungssicherheit wegen der US-Handelspolitik vorsichtiger konsumieren als sonst. Woraus man ableiten kann:

Expertenmeinung: Für neue Dynamik muss sich die Gesamtsituation aufhellen, da kann LVMH selbst nicht einmal so unbedingt viel tun. Aber da dieses Unternehmen bislang noch jede schwierige Phase gut überstanden hat und stärker aus ihr hervorging als zuvor, ist ein gewisser Optimismus langsam im Kurs erkennbar. Nicht zuletzt, weil zwei Aspekte es fördern:

Zum einen ist die Bewertung über das Kurs-/Gewinn-Verhältnis mit derzeit 22 auf Basis der durchschnittlichen Analysten-Gewinnerwartung für 2025 deutlich niedriger als in früheren Jahren. Was richtig so ist, weil das Wachstum derzeit durch Abwesenheit glänzt, was aber „billig“ wäre, sobald es zurückkehrt. Zum anderen sind die Analysten wieder etwas optimistischer. Zwar zeigt die Spanne der nach der Halbjahresbilanz vergebenen Ziele am unteren Ende mit 450 Euro auch einen Kurs nahe des Jahrestiefs der Aktie. Aber das höchste neue Ziel lag bei 600 Euro – und der Schnitt der aktuelleren Kursziele findet sich um 550 Euro und damit ein gutes Stück über dem letzten Kurs.

Aber noch tasten sich die Käufer vorsichtig voran – und das ist grundsätzlich gut so, denn eine wilde Spekulationswelle würde deutlich mehr Rückschlagrisiken generieren als diese vorsichtige Bodenbildung. Gut ist auch, dass der langsam kletternde Kurs im Chartbild einige „Steighaken“ hätte, die, wenn man daran vorbei ist, Halt bieten können.

LVMH Aktie: Chart vom 27.08.2025, Kurs 501,40 Euro, Kürzel: MC | Online Broker LYNX
LVMH Aktie: Chart vom 27.08.2025, Kurs 501,40 Euro, Kürzel: MC | Quelle: TWS

Wichtig wäre es jetzt, die bereits angegangene Widerstandslinie bei 502,90 Euro zu überwinden. Dann wäre der erste Schritt hin zu einer mittelfristigen Aufwärtswende gelungen, der Bereich um 500 Euro könnte dann als Support und Basis für nachgezogene Stoppkurse dienen. Das nächste Kursziel danach wäre das Mai-Hoch bei 541,10 Euro. Darüber wäre die auf den Kurs zulaufende, derzeit bei 561 Euro liegende 200-Tage-Linie das Ziel.

Ja, es geht langsam voran. Aber wenn neue Zuversicht auch von Vorsicht begleitet ist, hat sie größere Chancen, am Ende auch belohnt zu werden, als wilde Kaufwellen ohne Substanz. Solange LVMH nicht unter das letzte Zwischentief bei 450,40 Euro rutschen sollte, bleibt das Szenario einer an Kontur gewinnenden Aufwärtswende realistisch.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Jahrelang dachte man, dass sich Luxus auch in schwierigen Zeiten gut verkauft. Aber das erhoffte ewige Wachstum, das man Luxusgüter-Konzernen wie LVMH unterstellte, erwies sich als Trugschluss. Die Aktie erreichte gestern ein neues Jahrestief … könnte der Abstieg noch weitergehen?

LVMH Aktie: Chart vom 25.06.2025, Kurs 444,80 Euro, Kürzel: MC | Online Broker LYNX
LVMH Aktie: Chart vom 25.06.2025, Kurs 444,80 Euro, Kürzel: MC | Quelle: TWS

Es ist der tiefste Stand seit November 2020. Und der gestrige Schlusskurs liegt, Sie sehen es im Chart auf Wochenbasis, nur noch minimal über den 439 Euro, die das Hoch vor dem massiven Corona-Ausverkauf Anfang 2020 dargestellt hatten. Damit hat sich der Aktienkurs von Louis Vuitton Moët Hennessy, kurz LVMH, seit dem Rekordhoch aus dem Frühjahr 2023 mehr als halbiert.

Reicht das nicht langsam, zumal die Aktie sogar auf Wochenbasis markttechnisch überverkauft ist? Müsste diese markante Unterstützung bei 439 Euro jetzt nicht umgehend die Käufer mobilisieren?

Wenn man sich überlegt, dass Umsatz und Gewinn im Jahr 2024 zwar gefallen waren und die Analysten für 2025 mit einem erneut leichteren Gewinn rechnen, der dann aber, wenn der Konsens richtig liegt, nur knapp 25 Prozent unter dem Rekordgewinn pro Aktie des Jahres 2023 liegt, klingt dieser Gedanke plausibel. Zumal die Analysten momentan ein durchschnittliches Kursziel bei 580 Euro haben, meilenweit über dem aktuellen Kursniveau. Aber die Aktie ist ja nicht ohne Grund so stetig auf dem absteigenden Ast. Wo ist das Problem?

Expertenmeinung: Ein Aspekt, der die Käufer in Deckung halten dürfte, ist, dass das durchschnittliche Kursziel zwar jetzt bei 580 Euro liegt, Mitte April, bevor LVMH den Umsatz des ersten Quartals meldete, aber noch knapp über 700 zu finden war. Die Analysten hinken dem Abstieg zwar hinterher. Aber das ist bei jahrelang gestiegenen Aktien oft so. Daher sehen vermutlich viele diesen Konsensus von 580 Euro nicht als Kaufargument an.

Ein weiterer Faktor ist, dass man zwar weiß, dass der Umsatz des Konzerns im ersten Quartal nur leicht gefallen ist, aber sonst weiß man eben nichts. Dadurch, dass französische Unternehmen zum Ende des ersten und dritten Quartals nur den Umsatz melden und die vollständigen Zahlen immer nur zu Halbjahresenden auf den Tisch kommen, weiß man nicht, wie es bei LVMH seit Ende 2024 wirklich lief. Und da das Problem der Zölle auch Unternehmen wie dieses treffen kann, ist man im Vorfeld der am 29. Juli erwarteten Halbjahresbilanz … nicht ganz zu Unrecht … nervös. Ausgerechnet vor diesen wichtigen Daten zu kaufen, dürfte manche, Unterstützungslinie hin oder her, Überwindung kosten.

Zumal die Aktie zwar zuletzt deutlich stärker fiel als der Gewinn pro Aktie. Aber weil LVMH zuvor jahrelang diesen Bonus angeblichen ewigen Gewinnwachstums hatte, war die Bewertung da auch viel zu hoch. Jetzt, wo der Markt weiß, dass man etwas kleinere Brötchen backen muss und ein dynamisches Anziehen des Wachstums derzeit keine argumentative Grundlage hat, akzeptiert man hohe Kurs-/Gewinn-Verhältnisse eben nicht mehr.

Vor den Halbjahreszahlen einzusteigen, könnte daher tatsächlich, trotz dieses so langen und stetigen Abstiegs, ein ziemliches Wagnis sein. Zumal eine verteidigte Unterstützung eine Aktie noch nicht bullisch macht. Sie müsste Widerstände überwinden, den dort normalerweise wartenden Bären trotzen, um ein bullisches Signal auszusenden. Dazu müsste der LVMH-Kurs über der Widerstandszone 535/542 Euro schließen. Ein aus aktueller Sicht weiter Weg, den zu gehen im Vorfeld der Halbjahresbilanz eher knifflig werden dürfte, daher: besser abwarten!

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Long / Buy
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Die am Montagabend gemeldeten Umsätze des 1. Quartals lagen unter denen des Vorjahres, doch das Minus fiel durchaus moderat aus. Trotzdem wurde die LVMH-Aktie am Dienstag, als die Anleger reagieren konnten, kräftig abverkauft. Und noch sieht es nicht nach Boden aus.

Ein Umsatzminus von zwei Prozent bzw. von drei Prozent, wenn man es auf organischer Basis rechnet, das ist eigentlich nicht tragisch, schließlich ist das Konsumumfeld weltweit kein gutes. Und auch die Vermögenden können mal vorsichtiger agieren. Außerdem legte Europa sogar ein wenig zu, die USA lagen nur leicht zurück, und dass es in Asien gerade schlecht läuft, weiß jeder. Warum also fiel die Aktie von Louis Vuitton Moet Hennessy, abgekürzt LVMH, daraufhin am Dienstag um 7,3 Prozent, wieso kamen die Käufer am Mittwoch nicht zurück, obwohl sie rein vom Tageschart her dafür eine gute Basis gehabt hätten?

LVMH Aktie: Tageschart vom 16.04.2025, Kurs 485,20 Euro, Kürzel: MC | Online Broker LYNX
LVMH Aktie: Tageschart vom 16.04.2025, Kurs 485,20 Euro, Kürzel: MC | Quelle: TWS

Diese Basis ergibt sich daraus, dass der Kurs am Dienstag ganz nahe an das in der Vorwoche bei 482,60 Euro markierte, bisherige Jahres-Verlaufstief gerutscht war. Daraus hätte man den Grundstock für ein Doppeltief machen können. Nur scheint die Motivation dazu nicht für Käufe auszureichen, auch am Mittwoch nicht. So, wie sich der Chart derzeit darstellt, wäre ein neues Jahrestief wahrscheinlicher als eine Rallye. Die, würde sie über das Vorwochen-Zwischenhoch bei 566,70 Euro hinausführen, den ersten Schritt zu einem wenigstens kurzfristig relevanten, bullischen Signal darstellen würden, das generiert wäre, wenn LVMH die Widerstandszone 565,40 zu 600,90 Euro bezwingen sollte. Warum bleiben die Bullen hier weg?

Expertenmeinung: Das könnte alleine deswegen wundern, weil LVMH wie andere französische Unternehmen auch nur zum Ende eines Halbjahres komplette Zahlen liefert. Nach dem ersten und dritten Quartal kommen nur die Umsatzzahlen, was bedeutet: Wir wissen nicht, ob das Umsatzminus durch Margendruck umso heftiger auf den Gewinn gedrückt hat oder es im Gegenteil gelungen ist, die Margen zu steigern und das Umsatzminus dadurch auszugleichen. Und gerade in den USA berichtete man nur von einem leichten Umsatzminus, ist das denn kein gutes Zeichen?

Nein, womöglich ist es sogar das Gegenteil. Denn im ersten Quartal galten zwar noch keine hohen Zölle auf französische Einfuhren, aber man musste mit ihnen rechnen. So, wie die Verkaufszahlen von importierten Neuwagen in den USA im März auffällig stiegen, hätte man sich auch bei den Produkten aus dem Luxusgüterbereich vorstellen können, dass da hektisch vorgekauft wird. Das aber blieb offensichtlich aus. Weil man seitens der wohlhabenden Klientel in den USA gelassen bleibt? Oder weil man längst auf die Konsumbremse getreten ist?

Die Anleger scheinen Letzteres zu fürchten. Und da der Zollstreit auch auf den Konsum in Asien drückt, ist die Perspektive jetzt erst einmal düster. Das macht sich durch diese auffallende Dichte an roten Tageskerzen bemerkbar, im Tages- ebenso wie im Wochenchart.

LVMH Aktie: Wochenchart vom 16.04.2025, Kurs 485,20 Euro, Kürzel: MC | Online Broker LYNX
LVMH Aktie: Wochenchart vom 16.04.2025, Kurs 485,20 Euro, Kürzel: MC | Quelle: TWS

Nur selten schließt die LVMH-Aktie über ihrem Eröffnungskurs. Dies und der Umstand, dass die Vorwochen-Hoffnungsrallye im Bereich der im Wochenchart gut zu sehenden Widerstandszone 535/542 Euro scheiterte, liefern hier ein bislang weiter klar bärisches Bild. Ein Test der auf mittelfristiger Ebene nächstliegenden Unterstützung bei 439 Euro (das Prä-Corona-Hoch) ist derzeit wahrscheinlicher als ein doch noch auftauchendes Doppeltief als Basis einer Aufwärtswende.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Luxus verkauft sich auch in Krisen gut, heißt es. Und in den meisten Fällen trifft das auch zu – das starke Wachstum bei LVMH in der Corona-Phase ist ein Beispiel. Aber diesmal läuft es anders. Das haben die Trader zwar schon eingepreist … aber ob das bereits ein Boden ist?

Noch weiß man zwar in Bezug auf den französischen Luxusgüter-Riesen Louis Vuitton Moet Hennessy, kurz LVMH, noch nicht, wie das erste Quartal gelaufen ist. Aber wenn die Trader jetzt bereits einpreisen, dass dieses enttäuschend verlaufen sein dürfte, dann zweifellos mit Fug und Recht. Denn die großen Luxuskonzerne hatten in den vergangenen Jahren immer einen Vorteil: Wenn es in Europa mal nicht voranging, blieben ihnen immer noch, als kleinere Stütze, die USA und, als großer Wachstumstreiber, China. Diesmal nicht.

China kommt seit den dort erst Ende 2022 beendeten Lockdowns einfach nicht mehr in Fahrt. Der Immobilienmarkt hatte überzogen und wurde zum Sorgenkind immens vieler Bürger. Was er weiterhin ist. Und jetzt kommt noch die US-Zollpolitik hinzu. Zölle von über 120 Prozent könnte China vermutlich lange durchhalten, weil man dieses Durchhalten einfach erzwingen kann. Aber was den Konsum angeht, wird das drastische Folgen haben. Wer kann, wird sich zurücknehmen. Und das dürfte in einem Umfeld wie aktuell auch die Vermögenden mit einschließen. Und ein schwaches China lässt sich nicht kompensieren, denn:

In den USA ebenso wie in Europa erkennen viele die Brisanz der Gesamtsituation. Man weiß: Mit dem Amtsantritt von Donald Trump wird alles noch schwieriger, noch weniger berechenbar. Und das nimmt auch Selbständige und Unternehmer nicht aus, eine kippende Konjunktur trifft am Ende alle. Damit könnten viele als LVMH-Kunden wegfallen, die nicht steinreich sind, sich aber ab und an auch mal etwas Teureres gegönnt hatten. Alleine mit denen, die derart vermögend sind, dass die Lage an ihnen völlig abtropft, sind Umsatz, Marge und Gewinn nicht ansatzweise zu halten.

Expertenmeinung: Wie weit es da abwärts gehen könnte, wie lange das anhält, niemand kann es abschätzen. Aber noch ist, trotz dieses insgesamt bereits weitreichenden Abstiegs, erst ein „bisschen Krise“ eingepreist. Denn ja, das Kurs/Gewinn-Verhältnis würde sich mit 22 für den durchschnittlich von den Analysten geschätzten Gewinn im Jahr 2025 als günstig darstellen. Aber nur, wenn diese Schätzungen auch eintreffen.

Derzeit liegt der Schnitt der Gewinnprognosen nach einem Gewinnrückgang im Jahr 2024 von 17 Prozent bei einem wieder um fünf bis sieben Prozent steigenden Gewinn pro Aktie. Das erscheint in der jetzigen Gemengelage kaum zu halten. Da ist viel, sehr viel Spielraum für sinkende Gewinnprognosen. Und fällt der Gewinn 2025 erneut, färbt sich der Ausblick auf 2026 negativ ein, dann wäre auch ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 22 zu teuer.

LVMH Aktie: Chart vom 10.04.2025, Kurs 527,70 Euro, Kürzel: MC | Online Broker LYNX
LVMH Aktie: Chart vom 10.04.2025, Kurs 527,70 Euro, Kürzel: MC | Quelle: TWS

Dass man genau das am Markt befürchtet, zeigt sich am Kursverhalten des gestrigen Donnerstags. Wir sehen, dass die LVMH-Aktie anfangs einen Satz nach oben gemacht hatte, nachdem sie zuvor wochenlang wie an der Schnur gezogen immer weiter gefallen war. Zur Eröffnung lag sie über 13 Prozent höher und damit wieder auf dem Level, auf dem sie am 3.4., nach Trumps jüngster „Zollrunde“, den vorherigen, im Vergleich zu vorher besonders intensiven Abstieg startete. Am Ende des gestrigen Tages jedoch lag der Gewinn nur noch bei 5,18 Prozent.

Keine Anschlusskäufe nach der Aufwärts-Kurslücke, sondern umgehend Verkäufe. Verkäufe von Akteuren, die der Überzeugung waren, dass ihnen da unverhofft die Chance in den Schoß gefallen ist, doch noch zu etwas besseren Kursen aussteigen oder leer verkaufen zu können. So präsentiert sich keine Aktie, die gerade kurz vor der Aufwärtswende steht, so sieht ein fallendes Messer aus. Bevor LVMH nicht über der Widerstandszone 566/602 Euro geschlossen hat, an der sie gestern nach unten abdrehen musste, bleibt diese Aktie in Bezug auf einen Einstieg immens riskant!

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Wie unlängst berichtet, hatte der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont unerwartet starke Ergebnisse zum vierten Quartal vorgelegt, die die anderen Unternehmen der Branche mit nach oben zogen. Gestern Abend kamen die Zahlen von LVMH – wie werden die Trader reagieren?

Louis Vuitton Moët Hennessy, wie LVMH ausgeschrieben heißt, meldete gestern nach dem offiziellen Handelsende in Europa zwar auch einen Umsatz, der wie bei Richemont über den Prognosen lag. Aber er lag enttäuschend wenig darüber. Während die Analysten im Schnitt vermutet hatten, dass der 2024er-Umsatz etwa ein Prozent unter dem des Jahres 2023 liegen würde, kam er mit 84,7 Milliarden Euro ein Prozent höher herein, das vierte Quartal für sich genommen lag zwei Prozent über der Prognose. Nett, aber nicht überzeugend. Und das Problem war: Für den Gewinn galt das ganz besonders.

Denn der fiel … und das nicht zu knapp. Der Nettogewinn fiel gegenüber 2023 um 17 Prozent auf 12,55 Milliarden Euro, die durchschnittliche Analystenerwartung hatte bei 13,5 Milliarden gelegen. Das bedeutet einen heftigen Druck auf die Gewinnmargen, der zwar auch mit Restrukturierungskosten zusammenhängt, aber insgesamt trotzdem stärker war als vermutet. Und damit hat sich der Gedanke, dass die Ergebnisse von Richemont auf die gesamte Branche übertragbar seien, zumindest für LVMH erledigt.

Expertenmeinung: Doch das war ja nicht nur ein Gedanke, die Trader handelten ja auch. Seit den Richemont-Zahlen hatte der Kurs von LVMH bis zum gestrigen Schlusskurs gut 17 Prozent zugelegt. Was wird davon heute, wenn die Trader auf die Bilanz reagieren werden, übrigbleiben?

LVMH Aktie: Chart vom 28.01.2025, Kurs 750,60 Euro, Kürzel: MC | Online Broker LYNX
LVMH Aktie: Chart vom 28.01.2025, Kurs 750,60 Euro, Kürzel: MC | Quelle: TWS

Der Chart zeigt das Kursbild zum offiziellen Handelsende, da schloss die Aktie in Paris bei 750,60 Euro. Gegen 20 Uhr sah man an den nachbörslichen Handelsplätzen Kurse zwischen 725 und 728 Euro. Das ist schwach genug, um die Chance, dass wir hier nur einen kurzen Rücksetzer in die nächstliegende Supportzone 700/708 Euro sehen, spürbar zu verringern. Denn diese doch ziemlich deutliche Reaktion macht klar: Die Anleger haben deutlich mehr erwartet. Und außer der üblichen Zuversicht ohne konkreten Ausblick hatte die Bilanz nichts zu bieten, das den Tradern das Gefühl geben könnte, dass auch LVMH, nur eben ein bisschen später, in Sachen Umsatz und Gewinn durchstarten würde.

Hinzu kommt die weitreichende Rallye im Vorfeld, die am Dienstag auch noch an der Widerstandslinie bei 757,50 Euro gestoppt wurde, während die Markttechnik klar überkauft ist. Das böte grundsätzlich allerhand Luft nach unten. Fällt der Bereich 700/708 Euro, wären die nächsten Supportzonen zunächst der Bereich von 20-Tage- und 200-Tage-Linie um 672/675 Euro (der als Ziel des Rücksetzers momentan relativ wahrscheinlich erscheint), darunter ginge es dann um die Auffangzone 643 zu 655 Euro. Ob es so weit nach unten geht, ist zwar offen. Aber in fallende Kurse hinein zu kaufen, wäre jetzt, da die Erwartung vom Tisch ist, dass es hier genauso überraschend gut gelaufen wäre wie bei Richemont, äußerst gewagt!

Quellen:
Ergebnisse des Jahres 2024, 28.01.2025: https://www.lvmh.com/en/publications/lvmh-achieves-a-solid-performance-despite-an-unfavorable-global-economic-environment

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