Ein Kurssprung um ganze 12,22 Prozent hinterlässt den Eindruck, dass die am Dienstagabend gemeldeten Umsatzergebnisse des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH eine Offenbarung gewesen sein müssen. Waren sie das wirklich?
Nein, sie können nüchtern betrachtet eine gewisse Hoffnung erzeugen, dass das Tal der Tränen in der Branche womöglich bald durchschritten ist. Aber mehr war das nicht. Konkret legte der Umsatz im Sommerquartal um ein Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2024 zu. Mehr nicht.
Es ist zwar ein besser als erwartetes Ergebnis, weil die Analysten im Schnitt mit einem Minus von 0,6 Prozent gerechnet hatten. Und man kann positiv vermerken, dass die Umsätze in Asien außerhalb Japans, sprich vor allem in China, endlich wieder ansteigen. Nach -11 Prozent im ersten und -6 Prozent im zweiten Quartal wurden hier +2 Prozent zum Vorjahresquartal gemeldet. Aber dass das die Lage im positiven Sinne auf den Kopf stellt, wie man das angesichts der drastischen Reaktion der Aktie denken könnte, kann man nicht behaupten, zumal:
Auf die ersten drei Quartale insgesamt gerechnet bleibt es bei einem Umsatzminus zum Vorjahreszeitraum von 2 Prozent. Da wurden 58,09 Milliarden erreicht, im Vorjahr waren es bis 30. September 60,753 Milliarden gewesen. Und das Hauptgeschäft mit Mode und Lederwaren, das die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmacht, legte im Gegensatz zu anderen Bereichen wie Spirituosen oder Uhren und Schmuck im 3. Quartal nicht zu, hier blieb es bei einem Umsatzrückgang von 2 Prozent zum Vorjahresquartal. Hinzu kommt, und das ist noch entscheidender:
Die Anleger gackern hier über ein nur halb gelegtes Ei, denn es wurden ja nur die Umsätze gemeldet, keine Gewinnmarge, kein Gewinn. Dazu kommen erst wieder im Januar Zahlen, weil französische Unternehmen die kompletten Bilanzdaten nur zu einem Halbjahresende vorlegen. Ob und wie deutlich diese leichte Verbesserung des Umsatzes auch die Gewinne befeuert hat, weiß man also schlicht nicht.
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur LVMH Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: So gesehen war dieser Kurssprung einer, der aus einer Mücke einen Elefanten gemacht hat, als wäre jetzt die Wende zum Positiven in Stein gemeißelt. Die Wende im Aktienkurs war bereits gelungen, zumindest der Grundstein gelegt, indem die LVMH-Aktie Anfang des Monats die Zwischenhochs der Vormonate sowie die aktuell bei 546 Euro verlaufende 200-Tage-Linie überbot. Die Anschlusskäufe kamen, mündeten aber erst einmal in einen Rücksetzer, der den Kurs Anfang der Woche sogar kurz wieder unter die 200-Tage-Linie drückte, bevor am Dienstagabend dann diese Quartalsmeldung kam, die die Aktie am Mittwoch nach oben katapultierte.

Rein charttechnisch gesehen ist damit ein perfekter, trendbestätigender Pullback abgeschlossen, der LVMH auch über den Widerstandsbereich 565/582 Euro trug, an dem die Aktie zuvor nicht vorbeigekommen war. Die nächste Hürde wäre das Zwischentief vom Jahresanfang bei 609,60 Euro, das gestern im Tageshoch schon touchiert wurde. Das sieht, rein vom Chartbild her, gut aus. Nur dass da eben ein Elefant gefeiert wird, der auch eine Mücke mit kurzer Lebensdauer sein könnte. Da kann es nicht schaden, abseits der Freude über diesen Satz nach oben mal zu schauen, was die Analysten über diese Zahlen denken.
Alle Analysten, die auf diese Umsatzzahlen bislang reagierten, hoben ihre Kursziele an, das ist gut. Weniger gut ist aber, dass nur die LBBW mit 655 Euro ein Kursziel ausrief, das über dem aktuellen liegt. Die anderen, neuen Kursziele liegen bei 530, 570 und 575 Euro, der Schnitt aller momentan als aktuell anzusehenden Ziele findet sich bei 580 Euro … und damit unter dem gestrigen Schlusskurs.
Das heißt nicht zwingend, dass die LVMH-Aktie überzogen hat und wieder zurückkommen muss, aber es sollte deutlich machen, dass man das einkalkulieren sollte. Wer aggressiv bullisch tradet, könnte den Bereich knapp unter 585 Euro als Stoppmarke wählen, wo die Aktie gestern ihr Tagestief sah und wo der Kurs seine vorherige Rallye beendet hatte. Aber für mittelfristige Positionen müsste man schon bis 527 Euro heruntergehen, wo die Aktie am Dienstag ihr Tief sah und wo knapp darüber die 20-Tage-Linie verläuft, die LVMH am Dienstag aufgefangen hatte. Das ist unerfreulich weit weg, so gesehen:
Wer hier hoch investiert ist, könnte sich durchaus überlegen, bei einem Teil der Position den Gewinn mitzunehmen, denn das, was der gestrige Kurssprung suggeriert, diese Gewissheit, dass die Wende zurück zum Wachstum vollzogen ist, ist keineswegs gewiss.
Quellen:
Umsatzergebnis des 3. Quartals, 14.10.2025:
https://www.lvmh.com/fr/publications/amelioration-des-tendances-au-troisieme-trimestre-2025
https://lvmh-com.cdn.prismic.io/lvmh-com/aO5reZ5xUNkB184B_LVMHQ32025_Presentation.pdf
Handeln Sie Wertpapiere wie Aktien, ETFs, Optionen, Futures, Zertifikate, Optionsscheine und mehr an 150 Märkten und Börsenplätzen in 33 Ländern über eine moderne und professionelle Trading-Software. Informieren Sie sich hier: Handelsplattform Trader Workstation
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen