Die gestern vorgelegte Quartalsbilanz des Online-Gebrauchtwagenhändlers AUTO1 Group las sich hervorragend, ein neuer Rekord jagte da den nächsten. Doch die Aktie drehte nach anfänglichem Plus ins Minus ab. Was passte den Verkäufern da nicht?
32,8 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahreszeitraum, ein um 51,2 Prozent höherer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) und eine angehobene Gesamtjahresprognose – was will man mehr? Zwar fiel die Anhebung der EBITDA-Prognose nicht gewaltig aus, hier korrigierte man die vorherige Zielzone von 160 bis 190 Millionen auf jetzt 180 bis 195 Millionen Euro nach oben. Aber es waren starke Ergebnisse, stark genug, um als positive Überraschung durchzugehen.
Und das passte auch den Experten. Die drei am Tag der Bilanzvorlage neu vergebenen Kursziele lagen bei 30,00, 34,60 und 40,00 Euro. Und sieht man sich die Analysten-Kursziele an, die nicht älter als drei Monate sind, kommt man auf einen Schnitt von 34 Euro. Das wäre also kein dringliches Argument gewesen, um bei Erreichen des bisherigen, Anfang Oktober markierten Jahreshochs von 31,50 Euro mit Verkäufen zu beginnen. Trotzdem kam es so … und das zum zweiten Mal in kurzer Zeit, denn schon am Dienstag hatte es Abgaben gegeben, nachdem die Aktie zum Montags-Schlusskurs an dieses bisherige Hoch herangelaufen war. Wo sahen da einige ein Haar in der Suppe?

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Expertenmeinung: Man darf vermuten, dass diejenigen, die da Kasse machten, keineswegs unzufrieden mit diesen gemeldeten Zahlen waren und womöglich auch nicht noch höhere Erwartungen hegten. Die wahrscheinlichere Variante wäre, dass ihnen die Aktie einfach teuer genug bewertet ist, um jetzt langsam mehr Risiko nach unten als Chance nach oben zu sehen.
Zwar ging die AUTO1-Aktie 2021 mit immensen Erwartungen an den Start und startete den Börsenhandel mit einem Kurs von 55 Euro. Aber dieses „Ur-Hoch“ ist kein probater Vergleichswert. Damals hatte man einfach zu wenig Informationen. Das Unternehmen schrieb noch rote Zahlen, man ging aber von starkem Wachstum aus. Zugleich ging AUTO1 im Februar 2021 an die Börse, in einer Phase, in welcher der Optimismus alles andere überlagerte.
Heute hat man die Entwicklung des Umsatzes, der Marge und des Gewinns über mehrere Jahre als Vergleich. Und vor allem hat man damit die Möglichkeit, die üblichen Bewertungsmaßstäbe anzulegen. Und wer da genauer hinsieht, könnte diejenigen, die nach diesem seit einem Jahr währenden und unter neun Euro begonnenen Aufwärtstrend entschieden, in die „Good News“ hinein den Gewinn zu sichern, durchaus verstehen.
Denn die Aktie weist auf Basis der aktuellen 2025er-Konsensschätzung für den Gewinn pro Aktie ein Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 72 aus. Selbst wenn die Analysten recht behalten und der Gewinn für das Jahr 2027 um etwa 140 Prozent über der 2025er-Schätzung läge, käme man da noch auf ein KGV von 31. Das ginge in Ordnung, wenn wir es hier mit einem rasant wachsenden Tech-Unternehmen zu tun hätten. Aber wenn man sich fragt, ob die AUTO1 Group wirklich imstande sein wird, im Gebrauchtwagenmarkt derart konstant und schnell Marktanteile zu gewinnen, kann man nüchtern betrachtet nur sagen: Möglich ist es, unbedingt davon ausgehen kann man aber nicht.
Sollte man sich also denen, die gestern ausgestiegen sind, anschließen? Da es hier nach Zahlen immer besonders volatil zugeht und sich erst nach dem ersten Trubel wieder eine Richtung ausmachen lässt, wäre das noch nicht unbedingt angezeigt. Erst, wenn die Aktie den seit dem April-Tief den Trend dominierenden Leitstrahl auf Schlusskursbasis brechen sollte, wäre das zu überlegen. Dabei handelt es sich – Sie sehen es im obigen Chart – um die 100-Tage-Linie, die seit Monaten immer mal wieder getestet und jedes Mal verteidigt wurde.
Die Aktie ist an diese Linie herangerutscht. So gesehen wird man bald wissen, ob sie auch diesmal hält. Wenn nicht, wären die 200-Tage-Linie bei 24,55 und die November-2024-Aufwärtstrendlinie um 22,50 Euro naheliegende Ziele einer Korrektur. Käme es zum Test dieses mittelfristigen Aufwärtstrends, wäre das womöglich schon eine Gelegenheit, hier über Käufe nachzudenken … aber auch das nur dann, wenn die Nachrichtenlage weiter passt und die Aktie dort klare Signale sendet, wieder nach oben zu drehen.
Quellen:
Ergebnis des 3. Quartals, 05.11.2025: https://www.auto1-group.com/de/press/pressrelease/auto1-group-reports-record-units-sold-in-q3-accelerating-growth-across-the-business/
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