Airbnb glänzt mit zweistelligem Wachstum, prall gefüllten Kassen und milliardenschweren Aktienrückkäufen – doch der Aktienkurs tritt seit Jahren auf der Stelle.
Netzwerkeffekte als Wachstumsmotor
Airbnb ist der weltweite Marktführer für die Vermittlung von Ferienwohnungen.
Das Kerngeschäft ist ein zweiseitiger Marktplatz: Gastgeber (Hosts) bieten Übernachtungsmöglichkeiten an und Gäste buchen diese über die Plattform. Es ist sehr schwierig, derartige Plattformen zu etablieren, denn sie bieten den Nutzern erst dann einen Mehrwert, wenn die Nutzerzahlen entsprechend groß sind.
Sobald dieser Punkt erreicht ist, ergeben sich positive Netzwerkeffekte: Mehr Listings ziehen mehr Gäste an, mehr Gäste machen die Plattform für Hosts attraktiver, wodurch sich die Auswahl und die Preissetzungsmacht verbessern.
Das führt dazu, dass solche Geschäftsmodelle im Internet in der Regel von 1 – 2 großen Anbietern dominiert werden. Für neue Konkurrenten sind die Eintrittsbarrieren außerordentlich hoch.
Airbnb verdient durch Vermittlungs- und Servicegebühren auf beiden Seiten der Transaktion. Neben klassischen Kurzzeit- und Ferienwohnungen hat das Unternehmen sein Angebot sukzessive diversifiziert: „Experiences“ (lokale Aktivitäten und Touren), ergänzende Services für Gastgeber (z. B. Listing-Optimierung, Versicherungsprodukte, Reinigungs- und Property-Management-Angebote) sowie Versicherungs-Upgrades.
Kurs vs. Fundamentaldaten
Dadurch ist es Airbnb gelungen, den Umsatz in den letzten fünf Jahren von 3,38 auf 11,10 Mrd. USD zu steigern.
Der Einbruch im Geschäftsjahr 2020 war vergleichsweise mild und bereits 2021 hat das Unternehmen einen neuen Rekordumsatz von 5,99 Mrd. USD erzielt – seitdem ist das Geschäft dynamisch gewachsen.
Der freie Cashflow war 2021 erstmals positiv und lag bei 3,51 USD je Aktie. Seitdem konnte der FCF in jedem Jahr zweistellig gesteigert werden und erreichte 2024 einen Wert von 6,95 USD je Aktie.
Der Kurs spiegelt die gute Entwicklung in keiner Weise wider.
Der letzte Mohikaner im Sektor
In den letzten Monaten hatte ich immer wieder darauf hingewiesen, dass in der Tourismusbranche und im Luftfahrtsektor noch Potenzial vorhanden ist. Ganz konkret wurden beispielsweise Booking mehrfach genannt, Expedia, einige Airlines, Fraport und Aktien wie Airbus und MTU Aero.
Inzwischen haben die meisten dieser Aktien einen Höhenflug vollzogen, doch Airbnb hinkt hinterher.
Haben wir es mit einer Nachzügler-Chance zu tun, oder ist Airbnb schlichtweg das schwächste Unternehmen im Sektor?
Die aktuelle Lage bei Airbnb erinnert mich ein wenig an die Situation bei Expedia 2023. Die Durststrecke bei Expedia dauerte etwa 2 Jahre, bevor sich die Aktie dann verdoppelte – bei Airbnb sind es inzwischen fast 3 Jahre. An der Börse kommt das ständig vor.
Während Booking bereits ein neues Allzeithoch markiert hatte, notierte Expedia knapp 50 % unter dem Allzeithoch, obwohl sich das Geschäft blendend entwickelte.
Inzwischen hat sich diese Diskrepanz weitgehend aufgelöst. Expedia hat sich mehr als verdoppelt und kratzt am Allzeithoch. Einer der Auslöser, der an der Börse zu einem Umdenken beigetragen hat, waren massive Aktienrückkäufe.
Airbnb folgt dem Vorbild Expedia
Airbnb geht jetzt denselben Weg. Seit vergangenem Jahr laufen bereits größere Buybacks, wodurch die Zahl der ausstehenden Aktien in den letzten 12 Monaten von 686 auf 652 Millionen Stück reduziert werden konnte.
Jetzt packt man allerdings nochmal eine Schippe obendrauf. Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen Aktienrückkäufe von 1,5 auf 7,5 Mrd. USD erhöht, was etwa einem Zehntel des Börsenwerts entspricht.
Da das Unternehmen keine nennenswerten Schulden hat, solide profitabel ist und über Barmittelreserven von 11,4 Mrd. USD verfügt, kann man es sich problemlos leisten.
Bei einem P/FCF von 16,4 dürften die Buybacks für Anleger einen klaren Mehrwert schaffen.
Wachstumsdynamik nimmt wieder zu
Das gilt vor allem, wenn das Unternehmen in Zukunft weiterwachsen wird – und danach sieht es aus.
Im ersten Quartal konnten die Zahl der gebuchten Nächte und Experiences um 8 % auf 141,1 Millionen USD und der Umsatz um 6 % auf 2,3 Mrd. USD gesteigert werden.
Vor wenigen Tagen hat Airbnb ein Update zum zweiten Quartal geliefert, das zuversichtlich stimmt.
Der Gewinn lag mit 1,03 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 0,94 USD. Mit einem Umsatz von 3,10 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 3,04 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 13 % und einem Gewinnsprung von 20 %. Die Wachstumsdynamik hat somit zugenommen.
Die einzige kleine Enttäuschung ist der freie Cashflow. In den letzten 12 Monaten (TTM) konnte ein FCF in Höhe von 4,3 Mrd. USD und eine FCF-Marge von 37 % erzielt werden.
Das bedeutet zwar, dass Airbnb hochprofitabel ist (FCF-Marge von 37 %), allerdings wurden im Vergleich zu den vorherigen 12 Monaten kaum Fortschritte erzielt, denn in dieser Zeit lag der freie Cashflow bei 4,2 Mrd. USD.
Dem Vorstand zufolge belastet das niedrige einstellige Wachstum in den USA das Geschäft. Die internationale Expansion verläuft jedoch gut.
Für das dritte Quartal stellt Airbnb ein Umsatzplus um 8 – 10 % auf 4,02 – 4,10 Mrd. USD in Aussicht. Die Gesamtjahresprognose wurde bestätigt.
Den Konsensschätzungen zufolge soll der freie Cashflow in diesem Jahr um 10 % auf 7,62 USD je Aktie steigen.
Airbnb kommt demnach auf einen forward P/FCF von 15,9. Mit den zweistelligen Wachstumsraten lässt sich das problemlos rechtfertigen. Seit dem Kurssturz im Jahr 2022 lag der P/FCF durchschnittlich bei 19,8.

Die Aktie hat am Tag nach den Quartalszahlen mit einem Down-Gap eröffnet, sich aber unmittelbar stabilisiert.
Aus technischer Sicht wäre jedoch ein Anstieg über 125 USD oder besser 130 USD notwendig, um ein klares Kaufsignal auszulösen.
Fällt die Aktie hingegen in Richtung 113 USD, könnte das für antizyklische Anleger eine Gelegenheit sein.
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