Adobe wird vom Markt wie ein KI-Verlierer behandelt. Ein Blick auf Wachstum, Margen und Cashflows wirft jedoch erhebliche Zweifel an diesem Narrativ auf.
Warum Investoren Adobe abschreiben
Während viele Unternehmen im Technologiesektor von der Euphorie um künstliche Intelligenz profitieren, trägt Adobe den Stempel eines potenziellen KI-Verlierers. Doch ist das gerechtfertigt?
Investoren befürchten, dass generative KI-Modelle wie Midjourney oder DALL-E die Eintrittsbarrieren für kreative Arbeit so stark senken, dass komplexe Softwarelösungen überflüssig werden könnten. Diese Angst hat zu einem Kursverfall geführt – die Sorgen scheinen so groß zu sein, dass der starke Geschäftsverlauf in diesem Jahr komplett ignoriert wurde.
Der Markt preist derzeit ein Szenario ein, in dem KI die traditionellen Geschäftsfelder von Adobe kannibalisiert. Die Ankündigung von OpenAIs Video-Generator Sora verstärkte diese Befürchtungen kurzzeitig deutlich und führte zu panikartigen Abverkäufen.
Das Narrativ der Bären lautet, dass “Text-to-Image” oder “Text-to-Video” die mühsame Bearbeitung in Photoshop oder Premiere Pro ersetzen wird.
Diese Sichtweise ignoriert jedoch die tiefe Verankerung von Adobe in den Arbeitsabläufen professioneller Agenturen und Großkonzerne.
Professionelle Workflows per Prompt ersetzen?
Ein Blick auf die Quartalszahlen stellt die Untergangsthesen jedoch infrage. Adobe liefert zweistellige Wachstumsraten und Gewinnspannen, die selbst in der Softwarebranche zur Spitzenklasse gehören.
Das Kerngeschäft zeigt keinerlei Hinweise auf Probleme.
Im Gegenteil – die hohen Margen beruhen auf einer Preissetzungsmacht, die ohne eine dominante Marktstellung nicht durchsetzbar wäre. Die Diskrepanz zwischen der Angst vor Disruption und den tatsächlichen Cashflows war selten so groß wie in diesem Fall.
Entweder wird Adobe doch noch zeitnah disruptiert, oder es liegt aus meiner Sicht eine eindeutige Unterbewertung vor.
Denn womöglich ist Adobe nicht das Opfer einer Disruption, sondern ein möglicher Profiteur.
Warum Agenturen und Konzerne bei Adobe bleiben
Mit der Einführung von Firefly hat der Konzern generative KI direkt in seine bestehende Produktpalette integriert, anstatt sich von externen Tools verdrängen zu lassen. Der entscheidende Wettbewerbsvorteil liegt hierbei in der Rechtssicherheit. Firefly wurde auf Basis von lizenzierten Adobe-Stock-Bildern trainiert, was Unternehmenskunden vor Urheberrechtsklagen schützt. Das ist ein Argument, das für Compliance-Abteilungen der allermeisten Unternehmen schwerer wiegen dürfte als die niedrigeren Kosten offener Modelle.
Die Integration von KI dient Adobe zudem als Vehikel für Upselling und Kundenbindung. Funktionen wie “Generative Fill” in Photoshop reduzieren die Arbeitszeit für Routineaufgaben deutlich und erhöhen den Nutzwert der Software.
KI fungiert hier als Co-Pilot und nicht als Ersatz für den kreativen Profi. Dadurch gelingt es Adobe, die Nutzer noch tiefer in das eigene Ökosystem zu ziehen. Gleichzeitig erhöht das die Wechselkosten für Unternehmen, da isolierte KI-Tools keine integrierten Workflows ermöglichen – sie sind lediglich Alternativen für einzelne Aufgaben.
Das zeigen auch die Rückmeldungen, die ich aus meinem geschäftlichen Umfeld erhalte – sei es aus der hauseigenen Grafik-Abteilung als auch von den vielen Anlegern, mit denen ich zu tun habe.
Wachstum, Margen und Cashflows sprechen Klartext
Während die Bären über den Untergang von Adobe philosophieren, hat das Unternehmen im gesamten Geschäftsjahr ein nahezu konstantes Wachstum verzeichnet. Das Umsatzplus lag in allen vier Quartalen bei 10 – 11 %.
Darüber hinaus wurden die Erwartungen durchweg übertroffen und überproportionale Gewinnsteigerungen erzielt.
Der Auftragsbestand (RPO) ist im Jahresverlauf von 19,96 auf 22,52 Mrd. USD gestiegen, wobei die Dynamik in der zweiten Jahreshälfte wieder zugenommen hat.
Im letzten Quartal lag der Gewinn mit 5,50 USD je Aktie über den Erwartungen von 5,38 USD. Mit einem Umsatz von 6,19 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 6,10 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 10 % und einem Gewinnsprung von 14 %.
Damit hat Adobe das bis Ende November laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus von 11 % auf 23,77 Mrd. USD, einem Gewinnsprung um 14 % auf 20,94 USD je Aktie und einem operativen Rekord-Cashflow von 10 Mrd. USD abgeschlossen.
Für das laufende Geschäftsjahr stellt Adobe einen Umsatz von 26,0 Mrd. USD, einen Anstieg der annualisierten Umsätze um 10,2 % und einen Gewinnsprung auf 23,40 USD je Aktie in Aussicht.
Jetzt muss man sich nur noch die Frage stellen, was so ein Unternehmen wert sein könnte. Ist die Antwort darauf „mehr als eine forward P/E von 14,9“, dann könnte Adobe interessant sein.

Adobe hat kurzzeitig den mehrjährigen Aufwärtstrend durchbrochen, die Bären konnten jedoch keinen nachhaltigen Profit daraus schlagen. Statt weiter einzubrechen, konnte die Aktie wieder in den Aufwärtstrend zurückkehren und die Schlüsselstelle bei 332 USD zurückerobern.
Gelingt jetzt ein Anstieg über 365 USD, könnte das eine Erholung in Richtung 383 USD einleiten. Darüber wäre der Weg in Richtung 422 oder 440 USD frei.
Fällt die Aktie doch wieder unter 332 USD zurück, könnte sich das Blatt doch noch einmal wenden.
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