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Silber kocht. Die Volatilität ist immens … aber derzeit findet sie fast ausschließlich auf der Oberseite statt. Das führt dazu, dass sich viele Trader schnell an etwas gewöhnen, das höchst ungewöhnlich ist. Einen Schritt zurückzutreten, wäre nötig, um zu hohe Risiken zu vermeiden.
Es läuft für die Bullen, keine Frage. Der ersten „Super-Kaufwelle“, die Anfang September startete und bis Mitte Oktober lief, folgte Ende November eine zweite, die bis jetzt anhält. Dass das Tempo der Rallye zunimmt, ist denen, die hier immer intensiver und oft auch aggressiver long sind, natürlich nur recht. Und was die Bären denken, spielt keine Rolle, nicht in einer „Fahnenstange“, wie sie Silber jetzt ausgebildet hat, also in einer Aufwärtsbewegung, die „steil geht“, immer mehr an Dynamik zulegt.
Was soll schon passieren, dürften da manche denken … denn man wäre verleitet zu glauben, dass zwar auch jetzt eine Korrektur nicht zu umgehen ist, die aber so relativ sanft laufen wird wie im Oktober/November und danach sowieso neue Hochs anstehen, so dass man sich keine Gedanken um korrekte Stoppkurse oder kluges Timing machen muss.
Die Vermutung, dass relativ viele Akteure die Sache so sehen könnten, basiert darauf, dass es in der Börsengeschichte eine Menge vergleichbarer Situationen gab. Die Explosion des Ölpreises 2007/2008, die „Dot.Com“-Blase 1999/2000, die Entwicklungen verschiedener Einzelwerte wie einstmals bei der Volkswagen-Aktie oder so mancher „Meme-Aktie“ der letzten Jahre … und letzten Endes alle Phasen, in denen Preise den Kontakt mit der Realität verloren hatten, bis zurück zum Tulpen-Crash im 17. Jahrhundert. Und allen war zweierlei gemein:
Expertenmeinung: Zum einen, dass kaum jemand dachte, dass das schiefgehen könnte, und zum anderen, dass es am Ende eben doch schiefging.
Interessant ist, dass man im Fall dieser Silber-Hausse nicht einmal allzu viele Warnungen hört, denen man dann stereotyp entgegnen könnte, dass es diesmal doch etwas ganz anderes sei. Aber selbst, wenn man allerorten Warnungen hören würde: Es würde die Trader nicht abhalten, mit steigenden Gewinnen auch ihr Risiko durch noch aggressiveres Trading zu erhöhen, in dem Glauben, dass da schon nichts anbrennen wird.
Aber tritt man mal einen Schritt aus dem Wald heraus, um wieder den Überblick zu bekommen, würde man im Chart auf Monatsbasis feststellen: Wir sind jetzt bereits extrem weit über die alten Rekorde gelaufen, die 1980 und 2011 bei knapp unter 50 US-Dollar pro Feinunze erreicht wurden. Noch Anfang 2025 hätte einem wohl ein jeder einen Vogel gezeigt, wenn man behauptet hätte, der Silberpreis würde in diesem Jahr die 50 US-Dollar erreichen. Jetzt kratzt der Kurs an der 70-US-Dollar-Marke … und kaum jemand findet das seltsam. Der Gewöhnungseffekt ist an der Börse äußerst stark ausgeprägt. Vor allem, wenn man auf der richtigen Seite steht.

Aber der Blick auf die langfristige Kursentwicklung zeigt auch, wie äußerst drastisch die Hausse des Jahres 2011 endete. Da gab es kein gemütliches Auslaufen, keine Toppbildung: Der Kurs sackte einfach plötzlich weg. 1980 war das nicht anders gewesen. Je extremer das Momentum, desto leichtsinniger werden viele Marktteilnehmer. Das erhöht die Gefahr eines „sudden death“ der Hausse, die meisten „Fahnenstangen“ enden so. Daher:
Niemand könnte absehen, ob Silber noch bis 80 oder sogar 100 und mehr US-Dollar läuft oder gleich morgen ansatzlos einbricht. Das ist in solchen Situationen nicht absehbar, aber gerade das muss dazu führen, dass man dieses Risiko ernst nimmt. Nur, wer sich des Risikos bewusst ist, kann es eingrenzen.
Und da Fahnenstangen dazu führen, dass sich der Kurs sogar von relativ kurzfristigen gleitenden Durchschnitten weit entfernt, die sonst den Trend führen würden (in diesem Fall liegt sogar die 20-Tage-Linie erst bei 61,20 US-Dollar), wäre es unbedingt zu überlegen, die Positionsgröße im Sinne eines konsequenten Money-Managements so herunterzufahren, dass man sich einen so relativ weit entfernten Stop-Loss knapp unter dieser 20-Tage-Linie auch „leisten“ kann.

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