MDAX Prognose MDAX: Stabile Seitenlage … aber nur bis heute?

News: Aktuelle Analyse des MDAX Index

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des MDAX Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Die Rüstungsunternehmen im MDAX haben den Index an sein bisheriges Jahreshoch getragen. Und angesichts der geopolitischen Lage denken viele, dass deswegen kaum Luft nach unten ist. Aber jetzt hat der MDAX Unterstützungen gebrochen, die hätten halten sollen.

Renk Group, Hensoldt und thyssenkrupp … gleich drei der 50 MDAX-Unternehmen haben mit Verteidigung zu tun. Und sie sind es, die man als Zugpferde des gesamten Index ansah, wenngleich sie nicht gerade die Schwergewichte im MDAX sind. Aber allesamt haben sie seit Jahresbeginn dreistellige Kurszuwächse zu verzeichnen. Sind sie, die die Hausse gegeben haben, auch die, die sie wieder nehmen?

Charttechnisch ist die Sache für den MDAX zumindest nicht so ganz ohne. Wenn wir uns das langfristige Chartbild auf Monatsbasis ansehen, haben wir im März einen misslungenen Versuch, die bis Anfang 2020 zurückreichende Widerstandszone 29.438 bis 29.816 Punkte zu überwinden.

MDAX: Monats-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Monats-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Dann kam der grandiose Konter des April-Crashs, bei dem es gelang, die übergeordnete, 2009 etablierte Aufwärtstrendlinie zu verteidigen und im Mai dann den Ausbruch zu vollziehen, der im März noch abgewiesen wurde. Das sah perfekt aus. Aber jetzt, knapp nach der Halbzeit des Junis, wirkt es, als würden den Bullen gerade die Felle davonschwimmen.

MDAX: Tages-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tages-Chart vom 17.06.2025, Kurs 29.720,25 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der MDAX die beiden Hochs aus dem März nach kurzem Hin und Her zwar überbot. Aber seit dem am 5. Juni erreichten Jahreshoch machen sich die Käufer verdächtig rar. Sicher, das kann grundsätzlich nur eine „Verschnaufpause“ sein, man hat schon gut eingekauft und wartet jetzt auf neue Argumente, um, idealerweise ein gutes Stück günstiger, noch mal zuzukaufen.

Expertenmeinung: So könnte es sein. Aber dass der Index diese beiden März-Hochs zuletzt ohne Gegenwehr wieder unterbot, ist schon ein Grund, zumindest nicht zu sicher zu sein, dass die Bullen wiederkommen. Immerhin wäre der Weg für eine größere Korrektur aus rein charttechnischer Sicht jetzt frei. Wäre das bullische Lager stark genug, um das Geschehen zu dominieren, hätte man diese negative Vorlage auf Höhe der März-Hochs durch gezieltes Dagegenhalten im Keim erstickt. Hat man aber nicht. Wäre es möglich, dass die drei Outperformer aus dem Rüstungssektor jetzt zu Bleigewichten werden, die den MDAX in Richtung der nächsten, größeren Supportzone 26.719/28.256 Punkte drücken?

Eher nicht. Richtig ist zwar, dass alle drei Aktien derart drastisch gestiegen sind, dass man da, Wachstumsperspektive hin oder her, schon mal Gewinnsteigerungen für mehrere Jahre vorweggenommen haben dürfte. Aber wie eingangs geschrieben sind diese Aktien keine Super-Schwergewichte im MDAX. Hensoldt liegt trotz der durch die Hausse gestiegenen Marktkapitalisierung auf Rang 6, Renk auf 16 und thyssenkrupp auf Platz 19. Das Risiko auf diese drei Aktien zu reduzieren, wäre daher nicht zielführend. Das Problem ist eher, dass sich neue Zugpferde für die Bullen gerade nicht aufdrängen.

Der MDAX ist eine bunte Mischung aus allem, von hier stark vertretenen Immobilientiteln über Software, Chemie, Maschinenbau hin zu konsumnahen Aktien wie Delivery Hero oder HelloFresh. Und solange das Wachstum in Europa nicht wieder richtig Fahrt aufnimmt, solange die Verbraucher weiter auffallend zurückhaltend agieren und solange niemand weiß, was in Sachen Zölle am Ende Sache ist, fehlt es einfach an Kaufargumenten. Was auch hieße:

Die große Baisse zeichnet sich hier nicht ab: Solange der MDAX nicht durch die vorgenannte, mittelfristig relevante Unterstützungszone 26.719/28.256 Punkte fällt, ist der Index für Short-Seller nicht wirklich ein lukratives Ziel. Aber im Gegenzug müsste es nicht nur zu einem zeitnahen, idealerweise bis Monatsende gelungenen Rebreak über die März-Hochs bei 30.175 und 30.506 Punkten kommen. Dieser Anstieg sollte auch durch neue, bullische Argumente begleitet werden, sonst wäre auch ein solcher, erneuter Ausbruch nach oben einer, der auf wackligen Beinen daherkommt.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Den Großteil des dramatischen Kurseinbruchs hatte der MDAX bereits wettgemacht. Es blieben nur noch die zwei März-Hochs, um aus charttechnischer Sicht freie Bahn zu haben. Aber aus einem anfangs großen Plus wurde zum Montags-Handelsende ein kleines.

MDAX Index: Tageschart vom 12.05.2025, Kurs 29.785,72 Punkte, Kürzel: MDAX | Online Broker LYNX
MDAX Index: Tageschart vom 12.05.2025, Kurs 29.785,72 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

„Was wollt ihr denn noch?“, könnte man den Bullen zurufen. Natürlich hatte man in der Hoffnung auf eine Deeskalation in Sachen US-Zölle vorgekauft, sonst wäre der MDAX nie so nahe an das vorherige Hoch gelaufen. Aber das, was der US-Finanzminister dann am Montagmorgen in Genf verkündete, hatte dann eben doch keiner erwartet. Erst Ende der Vorwoche hatte Donald Trump geschrieben, dass eben dieser Finanzminister eine Reduzierung der China-Einfuhrzölle von 145 auf 80 Prozent als angemessen ansehen würde. Zumindest, sofern die Gespräche in der Schweiz gut laufen sollten. Aber dann ging es eben auf gegenseitige zehn Prozent nach unten. Ja, seitens der USA kommen noch die 20 Prozent Zoll wegen der Fentanyl-Vorwürfe obendrauf, sodass immer noch 30 Prozent bleiben. Und ja, das gilt nur für 90 Tage, aber:

Erstens darf man vermuten, dass diese 90 Tage einfach verlängert werden, wenn man mit den Verhandlungen bis dahin noch nicht durch ist. Denn die USA haben offenbar erkannt, dass sie sich mit den aggressiven Zollanhebungen zu sehr ins eigene Fleisch schneiden, um gegen ein Land wie China zu bestehen, das den Druck aussitzen will und kann. Zweitens deutet diese offenkundig friedlichere Verhandlungsstrategie der USA an, dass auch die EU einen relativ zeitnahen, nicht allzu ungünstigen „Deal“ mit den USA erreichen kann. Das Damoklesschwert eines abgewürgten Handels mit einem für viele MDAX-Unternehmen immens wichtigen Handelspartner hängt jetzt ein gutes Stück höher als zuvor. Warum also diese magere Reaktion, die zudem charttechnisch für die Bullen eine Situation schafft, die eher noch problematischer ist als am Freitag davor?

Expertenmeinung: Das hat vermutlich zwei Gründe. Zum einen kann man zwar argumentieren, dass eine realistische Chance auf einen „Status quo ante“ bedeutet, dass es angemessen ist, den Abstieg des Index seit März zurückzunehmen. Aber um darüber hinauszulaufen, müsste eben Entscheidendes besser sein bzw. werden als zuvor. Und das ist ja nicht der Fall, zumal die Beruhigung der Lage zwischen den USA und China die deutschen Unternehmen nur mittelbar betrifft. Zum anderen ist da noch der Faktor des „Rüstungsaktien-Hypes“. Und dieser Aspekt ist ein entscheidender in Bezug auf die gestern für viele wohl überraschend magere Performance.

Denn welche drei Aktien waren am Montag die größten Verlierer im MDAX? Hensoldt, Renk und thyssenkrupp. Alle im Vorfeld im Zuge der Erwartung massiv nach oben getrieben, dass Deutschland und andere EU-Länder jetzt in Windeseile immense Summen für die Aufstockung der Verteidigungsfähigkeit in die Hand nehmen. Die Nachricht, dass es übermorgen vermutlich zu einem ersten Treffen zwischen Selenskyj und Putin kommt und das ein erster Schritt in Richtung einer Beruhigung der Lage wird, hatte die „Rüstungs-Bullen“ verunsichert, alle drei Aktien verloren deutlich … und sorgten dafür, dass der MDAX erst einmal da nicht vorbeikam, wo er hätte vorbeikommen müssen:

An der Widerstandszone 30.534 zu 30.688 Punkte, die, wie Sie im Chart auf Wochenbasis sehen, nicht nur wegen der beiden März-Hochs relevant ist. Sie geht bis ins Jahr 2021 zurück, was heißt: Schon im März wurde der Index an einer alten, längerfristig bedeutsamen Widerstandszone abgewiesen und keineswegs im „luftleeren Raum“.

MDAX Index: Wochenchart vom 12.05.2025, Kurs 29.785,72 Punkte, Kürzel: MDAX | Online Broker LYNX
MDAX Index: Wochenchart vom 12.05.2025, Kurs 29.785,72 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Das ist für das bullische Lager jetzt gar nicht mal so „ohne“, denn was in Istanbul herauskommt, sollte es zu diesem Treffen zwischen der Ukraine und Russland kommen, ist eine Sache, das muss man abwarten. Aber in Bezug auf die Deeskalation im Zollstreit müsste man konstatieren: Wer da gestern noch kaufen wollte, hat gekauft. Wer nicht gekauft hat, ist entweder längst vorher eingestiegen oder will gar nicht kaufen. Gehen dem MDAX also ausgerechnet hier, an dieser wichtigen Hürde, die Käufer aus? Denkbar genug ist es, um diesen Gedanken zuzulassen und sich, sofern Long engagiert, entsprechend vorzubereiten. Das Problem ist indes, dass die nächstliegenden, potenziellen Auffanglinien aufgrund des rasanten Anstiegs zuvor nicht gerade nahe liegen.

Da hätten wir das Tagestief vom 6. Mai bei 28.690 Punkten, als es kurzzeitig zu einem größeren Abschlag kam, das wäre die nächstgelegene Auffanglinie. Darunter folgt die Nackenlinie des März-Doppeltopps bei 28.256 Punkten und dann, heute dann fast auf gleicher Höhe, die 20-Tage-Linie. Solange nicht all diese kleineren Supportlinien unterboten wurden, bleibt der MDAX auch auf kurzfristiger Ebene grundsätzlich bullisch und ein Befreiungsschlag auf der Oberseite jederzeit möglich, Long-Positionen sollten daher so gestaltet sein, dass sie einen Test dieser Unterstützungslinien „abkönnen“.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Das Chartbild des MDAX wirkt auf kurz- ebenso wie auf langfristiger Ebene verheißungsvoll. Entsprechend dürften viele darauf setzen, dass die Tiefs hinter uns liegen und mit einer V-Formation schnell wieder alles in die bullische Spur kommt. Aber man sollte vorsichtig bleiben.

Wie weit kann eine charttechnisch bullische Entwicklung einen Index tragen, wenn die Rahmenbedingungen bärisch bleiben? Die Antwort auf diese Frage wird darüber entscheiden, ob diejenigen, die seit Anfang vergangener Woche einsteigen, am Ende alles richtig gemacht haben, weil der MDAX nachhaltig wieder nach oben dreht … oder auf Sand gebaut haben. Zunächst ein Blick auf den MDAX auf Monats- und Tagesbasis. Da sieht es in der Tat gut aus:

MDAX Index: Monatschart vom 15.04.2025, Kurs 27.266,31 Punkte, Kürzel: MDAX | Online Broker LYNX
MDAX Index: Monatschart vom 15.04.2025, Kurs 27.266,31 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der Index war zwar im März an dem Versuch gescheitert, aus seiner seit drei Jahren geltenden Handelsspanne nach oben auszubrechen, und zum Monatsende wieder unter der 1.000-Tage-Linie gelandet. Aber die übergeordnete, bereits vor 16 Jahren etablierte Aufwärtstrendlinie, kurzzeitig unterboten, hielt. Und sie hielt so beeindruckend, dass der MDAX aktuell schon wieder von unten nahe an diese 48-Monats- bzw. 1.000-Tage-Linie herangelaufen ist.

MDAX Index: Tageschart vom 15.04.2025, Kurs 27.266,31 Punkte, Kürzel: MDAX | Online Broker LYNX
MDAX Index: Tageschart vom 15.04.2025, Kurs 27.266,31 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Auf Tagesbasis sehen wir, dass wir hier bislang tatsächlich eine V-Formation vor uns haben, also einen ansatzlosen Richtungswechsel nach einem steilen, schnellen Selloff. Aus dem markttechnisch markant überverkauften Bereich heraus gelang bereits der Rebreak über die 200-Tage-Linie. Derzeit notiert der Index an der 20-Tage-Linie und zugleich am unteren Ende der bis in den Herbst 2023 zurückreichenden Widerstandszone 27.163 zu 27.642 Punkte. Darüber stünde nur noch die Nackenlinie des Doppeltopps bei 28.256 Punkten, deren Bruch diesen Selloff einläutete, einer vollendeten V-Formation nebst bullischem Signal im Wege.

Was soll die Bullen, nachdem der MDAX bereits derart viel aufgeholt hat, noch aufhalten?

Expertenmeinung: Die Rahmenbedingungen könnten das tun. Denn die werden bei einer rasanten, fast hypnotisch auf Trader einwirkenden Aufholjagd gerne übersehen, pflegen sich aber, sofern sie nicht ebenfalls zeitnah ins Positive drehen, über kurz oder lang wieder im Bewusstsein der Marktteilnehmer zurückzumelden.

Wir hatten bereits im Vorfeld von Donald Trumps Amtsübernahme eine äußerst schwierige Ausgangslage, die man (durchaus erfolgreich) zu ignorieren versuchte. Deutschlands Wirtschaftsleistung ist 2023 und 2024 leicht gesunken, strukturelle Probleme wurden viel diskutiert, aber nicht gelöst, und China, normalerweise Rettungsanker in Bezug auf Wachstum, kam nicht in Fahrt. An all dem hat sich nichts geändert. Nur kommt jetzt eben noch die US-Politik hinzu. Die zwar einerseits für mehr Investitionen in den Bereichen Infrastruktur und Verteidigung sorgt, andererseits aber durch diese „Zoll-Strategie“ des Weißen Hauses Druck ausübt, der in Dauer und Intensität absolut nicht einschätzbar ist. Kein Wachstum, aber noch mehr Unsicherheitsfaktoren: Das ist es, was dem verheißungsvollen Chartbild des MDAX entgegensteht.

Solange das Momentum der Käufe hoch bleibt, kann das in den Hintergrund gedrängt werden, das wäre keineswegs ungewöhnlich. Nur sollte sich, wer hier auf der Long-Seite dabei ist oder über eine entsprechende Position nachdenkt, gewahr sein, dass eine graue Realität eine goldene Rallye irgendwann eben doch einholt und das Erwachen dann sehr drastisch ausfallen kann. Wie sehr, hat der Abverkauf, den man aktuell gerade zu tilgen versucht, ja gezeigt, daher:

Diesem ganz kurzfristigen Trend zu folgen, ist zwar möglich, sollte aber nur von erfahrenen, sehr diszipliniert agierenden Tradern auch nur erwogen werden … denn diese Rallye ist zweifellos fragiler, als sie auf den ersten Blick wirkt.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

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Seit einigen Wochen ist der MDAX kaum wiederzuerkennen. Statt Seitwärtstrend sehen wir jetzt erratische Schwankungen innerhalb eines bislang intakten, dynamischen Aufwärtstrends. Wobei man vielleicht besser schreiben sollte „eines noch intakten Aufwärtstrends“?

Die Argumentation der Käufer wirkt grundsätzlich schlüssig: Bislang war der DAX wegen der geringeren Abhängigkeit der dort notierten Unternehmen von der Inlandskonjunktur der Favorit, aber mit lockerer Schuldenbremse und Infrastruktur-Schuldenpaket ist jetzt der MDAX dran. Klingt gut, ist aber kein Argument dafür, dass der MDAX auf einmal zu einer bullischen Einbahnstraße wird. Und das schlägt sich jetzt in einer in beide Richtungen zunehmenden Volatilität nieder, die deutlich macht, dass viele Akteure hier so hektisch agieren, dass es sie leicht aus der Kurve tragen kann.

Das Problem bei diesem Argument zu Gunsten des MDAX ist, dass hier zwar in der Tat Unternehmen vertreten sind, die vom Schuldenpaket profitieren werden. So thyssenkrupp und Hensoldt im Bereich Verteidigung, Bilfinger und Hochtief als Vertreter der Bauindustrie oder Logistik-Spezialisten wie Jungheinrich und die KION Group. Aber so manche andere Aktie wurde einfach mit dem Sog mitgerissen, ohne dass man so recht wüsste, warum sie jetzt stärker sein sollte als bislang. Und an Branchen wie Chemie oder Software, die im MDAX stark vertreten sind, dürfte diese neue Lage eher vorbeigehen, während sie den gerade im MDAX zahlreichen Immobilienunternehmen durch den Anstieg der Zinsen am Anleihe- und Kreditmarkt sogar auf die Füße fällt. Daher wäre die Behauptung, jetzt werde der MDAX ein DAX 2.0 in Sachen Hausse, ziemlich gewagt. Und das sehen offenkundig nicht wenige Trader so. Die Folge:

Expertenmeinung: Der MDAX beginnt, immer intensiver zu schwanken und könnte sogar nach unten wegrutschen, wenn sich die Bullen nicht umgehend ranhalten. Wobei die näher rückenden US-Zölle und die gestrigen Aussagen von EZB-Chefin Lagarde, die darauf hinwies, dass diese Zölle das Eurozone-Wachstum 2025 um etwa 0,3 Prozent drücken, die Inflation zugleich um 0,5 Prozent verstärken könnten, nicht gerade Rückenwind lieferten. Worauf kommt es jetzt an, was muss halten, damit die Chance bestehen bleibt, das am 6. März bei 30.506 Punkten markierte, bisherige Jahreshoch zu überwinden?

MDAX: Tages-Chart vom 20.03.2025, Kurs 29.102.20 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 20.03.2025, Kurs 29.102.20 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass aktuell zwei Aufwärtstrendlinien relevant sind, eine hat ihren Ursprung Mitte Januar, die andere Anfang Februar. Zugleich fällt auf, dass die 20-Tage-Linie diese Aufwärtsbewegung zu führen scheint, was bei intensiven Rallyes auch durchaus üblich ist. Auf diese drei Linien kommt es jetzt an, sie bilden zwischen 28.350 und 28.890 Punkten die kurzfristig entscheidende, fächerförmige Zone, die halten und als Kaufzone genutzt werden muss.

Würde sie fallen und darüber hinaus das bei 28.255 Zählern liegende, kleine Zwischentief vom 13. März auf Schlusskursbasis unterboten, hätte das Abdrehen des MDAX innerhalb der mittelfristigen, im Wochenchart zu sehenden Widerstandszone Folgen … und zwar in Form eines dann vollendeten Doppeltopps.

MDAX: Wochen-Chart vom 20.03.2025, Kurs 29.102.20 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Wochechart vom 20.03.2025, Kurs 29.102.20 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Zwar würde, das sehen wir gut im Chart auf Wochenbasis, bereits im Bereich 27.236 zu 27.641 Punkte die nächste Auffangzone in Form der zahlreichen Zwischenhochs des Jahres 2024 warten. Aber wenn eine Lawine erst einmal losgetreten ist und (womöglich, noch ist ja offen, ob es so kommt) die 25-prozentigen US-Zölle die Hoffnungen auf den Anschub-Effekt des Schuldenpakets überlagern, muss selbst diese Zone nicht halten. Die Bullen sind also gefordert: Sie müssen den Index nach oben hinausbekommen, um das Momentum und mit ihm die Zuversicht der Käuferseite aufrechtzuerhalten. Misslingt das, kann es hier schnell ungemütlich werden.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Der Kursgewinn, der aus der Zwei-Tages-Rallye als Reaktion auf das von CDU/CSU und SPD angepeilte 500-Milliarden „Sondervermögen“ entstand, ist großenteils schon abverkauft. Aber die drei letzten Tageskerzen im MDAX deuten an, dass noch mehr Ungemach droht.

Was wäre, wenn die in den Raum gestellten 500 Milliarden für Infrastruktur, weitere Milliarden für die Verteidigung und das Lockern bzw. besser Lösen der Schuldenbremse nicht so kommen, wie man sie vergangene Woche im MDAX zelebrierte, nachdem die kommenden Koalitionäre dies publikumswirksam am letzten Dienstagabend in den Raum gestellt hatten? Was, wenn es deutlich weniger wird, wenn es zu wochen- oder gar monatelangem Gezerre um die neuen Schulden käme und die deutsche Konjunktur derweil weiter in die Knie geht? Was, wenn dann auch noch ein Schlagabtausch mit den USA in Form beiderseitig massiv negativer Einfuhrzölle einsetzt?

Solange die Rallye lief, stellten sich diese Fragen offenbar wenige. Denn schon vergangene Woche, als der MDAX binnen zwei Tagen um in der Spitze 8,8 Prozent haussierte, wankten die Kurse an den US-Börsen. Dadurch wurde deutlich erkennbar, dass die Käufer die Risiken, die durch die massiv veränderte US-Politik entstehen, im Zuge dieser Kaufwelle einfach aus den Augen verloren. Jetzt, da man Gegenwind in Sachen Schuldenpaket realisiert und der Druck durch immer neue Zölle und weiter fallende US-Aktienindizes steigt, scheinen nicht wenige aus allen Wolken zu fallen. Das führte in den vergangenen drei Handelstagen beim MDAX zu drei Kerzen im Candlestick-Chart, die zusammen genommen eine brandgefährliche Formation darstellen: die Formation der „Three Black Crows“.

Expertenmeinung: Drei rote Kerzen, die direkt nacheinander gelegen nach einer größeren Aufwärtsbewegung auftauchen. Die Regel schreibt vor, dass alle drei lange Kerzenkörper haben müssen und jede einen tieferen Schlusskurs als den des Vortages ausweist, also auch die erste der drei. All das ist hier gegeben … und wir sehen sogar noch eine Verschärfung:

Das obere Ende der Handelsspanne an den beiden letzten der drei Tage bewegte sich zeitweise im Bereich der Vortages-Handelsspanne, bevor es letztendlich in beiden Fällen zum Handelsende zu Kursverlusten kam. Das zeigt, dass so mancher Akteur nicht bereit ist, die Risiken wahrzunehmen und in fallende Kurse hinein einfach weiter kauft. Nur so ist zu erklären, dass der MDAX am Montag und Dienstag zeitweise in der Pluszone rangierte, bevor am Ende ein Minus daraus wurde.

MDAX: Tages-Chart vom 11.03.2025, Kurs 28.550,92 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Tageschart vom 11.03.2025, Kurs 28.550,92 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Das Ganze korrespondiert dann auch noch mit Trendlinien der klassischen Charttechnik. Sie sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Index mit dem Minus des Dienstags wieder in den August-Aufwärtstrendkanal zurückgefallen ist und die negative Divergenz des RSI-Indikators zu dem jüngsten neuen Hoch im Index fortbesteht. Eine der Regeln für diese „Three Black Crows“ ist, dass ihre Gültigkeit durch andere Indikatoren bestätigt werden müsste. Hier bestätigen sie sogar Chart- und Markttechnik gemeinsam. Und das nicht nur auf Tagesbasis.

MDAX: Wochen-Chart vom 11.03.2025, Kurs 28.550,92 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MDAX: Wochenchart vom 11.03.2025, Kurs 28.550,92 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS

Auf Wochenebene sehen wir, dass der MDAX Ende vergangener Woche ans obere Ende der Widerstandszone 28.874/30.630 Punkte gelaufen war, dort abprallte und zumindest Stand Dienstag nach unten aus ihr herausgerutscht ist. Und das, nachdem der RSI-Indikator auf Wochenbasis erstmals seit Sommer 2021 in die überkaufte Zone gelaufen war.

Sollte der MDAX weiter nachgeben, wäre im Fall eines Bruchs der bislang noch nicht getesteten 20-Tage-Linie (im Tageschart blau) die Unterstützungszone 26.847/27.642 Punkte das nächste Kursziel.

Aber was muss gelingen, damit die negative Aussage der „Three Black Crows“ egalisiert wird? Ein starkes Signal dahingehend, dass die Bullen noch können und wollen wäre, wenn es gelingt, den MDAX zeitnah über das Tageshoch des Dienstags bei 29.335 Punkten zu tragen. Dadurch wäre auch der August-Aufwärtstrendkanal wieder überboten. Aber auch wenn das gelingen sollte, wäre Vorsicht angebracht, denn die Faktoren, die den Index drei Tage so dynamisch unter Druck setzten, bleiben vorerst. Sollte der Index im Fall einer Erholung doch wieder zurückfallen, wäre ein Schlusskurs unter dem gestrigen Tagestief (28.500 Punkte) eine verspätete, dann aber womöglich noch massivere Bestätigung der „Drei-Krähen-Formation“.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.