Während Investoren verunsichert sind, zeigt ein Blick auf die Fundamentaldaten von Zoetis eine ganz andere Realität. Die Gewinne scheinen unaufhörlich zu steigen.
Platzhirsch
Zoetis ist in mehr als 100 Ländern aktiv und gehört zu den weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von tiermedizinischen Produkten und Dienstleistungen.
Dazu zählen Medikamente, Impfstoffe und diagnostische Systeme für Haus- und Nutztiere. Die Breite des Portfolios ermöglicht es Zoetis, nahezu jede relevante Indikation abzudecken – von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen über dermatologische Probleme bis hin zu bakteriellen und parasitären Infektionen.
Gleichzeitig baut das Unternehmen seine Position in der Diagnostik stetig aus, um Veterinärmedizinerinnen und -medizinern präzise Instrumente zur Überwachung und Behandlung von Tiergesundheit an die Hand zu geben.
Der langfristige Erfolg von Zoetis ist jedoch nicht allein auf ein breites Produktangebot zurückzuführen. Wesentlich ist die geschickte Positionierung entlang makroökonomischer Trends, die den Tiergesundheitsmarkt strukturell verändern.
Ein zentraler Faktor ist die wachsende Bedeutung der Aquakultur. Während die natürlichen Fischbestände in den Weltmeeren seit Jahren unter Druck stehen, wächst der weltweite Bedarf an Fisch kontinuierlich. Heute stammt bereits mehr als die Hälfte der konsumierten Fischmenge aus Zuchtanlagen.
Megatrends, die Zoetis antreiben
Diese Industrialisierung bringt ähnliche Herausforderungen mit sich wie die intensive Viehzucht: Krankheiten in dicht besetzten Beständen verursachen hohe wirtschaftliche Risiken. Betreiber von Aquakulturen sind daher auf präventive Maßnahmen, Diagnostik und effiziente medikamentöse Behandlungen angewiesen. Zoetis hat diesen Trend früh erkannt und sich entsprechend positioniert.
Parallel dazu verändert sich der Markt für Fleisch- und Tierprodukte. Vegetarische und vegane Ernährung ist zwar medial und gesellschaftlich ein großes Thema, doch der globale Fleischkonsum steigt weiterhin.
Vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern, in denen steigende Einkommen zu veränderten Ernährungsgewohnheiten führen, wächst die Nachfrage nach Fleisch.
Auch im Heimtiermarkt erlebt Zoetis seit Jahren Rückenwind. Die Zahl der Haustiere nimmt weltweit zu, insbesondere in Industrienationen, in denen Haustiere oft als Familienmitglieder betrachtet und entsprechend gut versorgt werden.
Dieser Bereich ist besonders profitabel, da die Preissensitivität bei Haustierbedarf erstaunlich gering ist.
Die meisten von uns kennen jemanden, der seine Haustiere maßlos verwöhnt.
Rückenwind
All diese Faktoren liefern makroökonomischen Rückenwind, der sich in entsprechenden Zahlen niederschlägt.
In den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz von 4,77 auf 9,26 Mrd. USD gesteigert werden. Gleichzeitig hat sich die operative Marge von etwa 22 % auf 36 % erheblich verbessert und obendrein wurde die Zahl der ausstehenden Aktien von 501 auf 461 Millionen Stück reduziert.
Der Gewinn hat sich in dieser Zeit von 1,77 auf 5,92 USD je Aktie vervielfacht.
Wer seit dem Börsengang im Jahr 2013 investiert ist, konnte sein Kapital vervielfachen. Wer jedoch erst kürzlich eingestiegen ist, für den sieht es vollkommen anders aus.
Handelt es sich bei dem aktuellen Abverkauf nur um eine Hängepartie, oder ist die Erfolgsgeschichte von Zoetis zu Ende?
Statistisch betrachtet kehren ca. 80 % der langfristigen Gewinneraktien nach Kurseinbrüchen oder wirtschaftlichen Problemen wieder in die Erfolgsspur zurück. Doch man sollte sich nicht nur auf die Statistik verlassen, sondern die Geschäftszahlen sowie die Gründe für den Kursverfall genauer untersuchen.
Der Boom-and-Bust-Zyklus von Zoetis
Zoetis ist ein Paradebeispiel für einen Boom- und Bust-Zyklus, wie wir ihn an der Börse ständig erleben.
Das Geschäft lief nach dem Börsengang 2013 über viele Jahre hinweg blendend. Die Zuversicht der Anleger wurde immer größer und dementsprechend kletterten die Kurse noch schneller als es die Fundamentaldaten gerechtfertigt hätten – eine typische Boomphase.
Am Kulminationspunkt Ende 2021 kletterte die P/E auf ein Rekordhoch von über 50, obwohl der langjährige Durchschnitt nur bei 30 lag.
Den Bullen ging die Puste aus, die Kurse fingen an zu purzeln, das Chartbild trübte sich ein und die Aktie fiel in Ungnade.
Die maßlose Zuversicht wurde zunächst durch Skepsis und schlussendlich durch Panik abgelöst.
Die Kluft wird immer größer
Dabei ergibt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen Kursgeschehen und fundamentaler Realität. Der Kurs von Zoetis sinkt zwar seit 2021, der Gewinn jedoch nicht, wie sich anhand des folgenden Fastgraphs-Charts leicht erkennen lässt.

Die Linie in Orange entspricht dem 15-fachen des Gewinns je Aktie, die Linie in Blau dem langjährigen Durchschnitt. Das EPS selbst und die jeweiligen Gewinnsteigerungen lassen sich unten ablesen.
Im laufenden Geschäftsjahr 2025 dürfte der Gewinn beispielsweise um 7 % auf 6,34 USD je Aktie zulegen.
Kursgeschehen und Fundamentaldaten driften auseinander. Zunächst ist der Kurs schneller gestiegen als der Gewinn, jetzt sinkt der Kurs trotz steigender Gewinne.
Ebenso wie die Übertreibung auf der Oberseite irgendwann ein Ende gefunden hat, wird es auch die Übertreibung auf der Unterseite – das ist jedenfalls das wahrscheinlichste Szenario.
Eigentlich eine Lappalie …
Bohrt man noch etwas tiefer, findet man weitere Argumente für diese These. Der jüngste Kurssturz von etwa 140 auf 120 USD wurde aus meiner Sicht durch eine Lappalie ausgelöst.
Zoetis hat die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 9,45 – 9,60 Mrd. USD auf 9,40 – 9,48 Mrd. USD gesenkt.
Das ist sicherlich keine gute Nachricht. Die Rahmenbedingungen sind schwierig – allerdings wurde die Gewinnprognose in Höhe von 6,30 – 6,40 USD je Aktie bestätigt.
Man kann unterschiedlicher Meinung sein und über diese Anpassung philosophieren, aber unter dem Strich dienen Unternehmen dem Zweck der Gewinnerzielung.
Darüber hinaus ist es aus meiner Sicht ein Zeichen der Stärke, wenn ein Unternehmen trotz schwieriger Rahmenbedingungen und einer schwächeren Umsatzentwicklung die Gewinnziele erreicht.
Das deutet in der Regel auch darauf hin, dass intern schnell reagiert wurde.
Zoetis kommt derzeit auf eine forward P/E von 19,3. Da der Gewinn im bald anbrechenden Geschäftsjahr um 8 % steigen soll, würde die P/E dadurch auf 17,9 sinken.
Die Bewertung ist derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit dem Börsengang, obwohl das Unternehmen weiterhin solide wächst.
Der Vorstand hat bereits darauf reagiert und Aktienrückkäufe eingeleitet. Dadurch konnte die Zahl der ausstehenden Papiere auf Jahressicht von 454 auf 443 Millionen Stück reduziert werden.

Nach der ersten Panik ist es nahe der Unterstützungszone bei 118 – 120 USD zu einer Stabilisierung gekommen. Ausgehend von dieser Basis könnte es jetzt zu einer Erholung in Richtung 130 USD kommen. Darüber käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit einem möglichen Kursziel bei 140 – 141 USD.
Fällt die Aktie hingegen nachhaltig unter 118 USD, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.
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