Nächstes Quartal soll sich der Umsatz verdoppeln. Super Micro Computer hat den größten Deal der Unternehmensgeschichte an Land gezogen.
Skandale und Ermittlungen erschüttern Super Micro
Super Micro Computer gehörte zeitweise zu den hellsten Sternen am Börsenfirmament. Doch ein Bericht von Hindenburg Research vom 27. August 2024 warf dem Unternehmen unter anderem Bilanzmanipulation, undeklarierte konzerninterne Transaktionen, Verstöße gegen Exportkontrollen sowie Mängel bei Kunden‑ und Qualitätskontrollen vor.
Im Anschluss verzögerte Super Micro die fristgerechte Einreichung seines Geschäftsberichts (Form 10‑K) für das am 30. Juni 2024 endende Geschäftsjahr und erhielt von der Börse Nasdaq Stock Market eine Mitteilung über die Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Berichtslegung.
Im Oktober desselben Jahres kündigte der langjährige Wirtschaftsprüfer Ernst & Young LLP (EY) seinen Rückzug als Abschlussprüfer an.
Parallel dazu leitete das US‑Justizministerium (United States Department of Justice, DOJ) Ermittlungen gegen Super Micro wegen möglicher Verstöße gegen US‑Rechtsvorschriften im Rechnungswesen und bei der Unternehmensführung ein.
Aufräumen nach der Krise: Neue Führung und interne Kontrollen
Das führte zu einem enormen Reputationsverlust und dementsprechend auch zu einem massiven Kurssturz.
Um dieser Situation zu begegnen, bildete der Vorstand von Super Micro im August 2024 ein unabhängiges „Special Committee“, das mit externer Beratung sowie forensischer Prüfung beauftragt wurde. Ende 2024 gab das Gremium seinen Abschlussbericht bekannt und erklärte, keinen Beleg für betrügerisches Verhalten oder Fehlverhalten des Managements oder des Audit‑Komitees gefunden zu haben.
Darüber hinaus wurden der CFO und der Chief Accounting Officer ausgewechselt und eine ganze Reihe von Maßnahmen eingeleitet, um interne Kontrollmechanismen zu stärken.
Im Februar 2025 meldete Super Micro schließlich die verspätete Einreichung der Geschäftsunterlagen und erhielt vom neuen Prüfer BDO USA, P. C. die Bestätigung, dass die konsolidierten Abschlüsse für das Geschäftsjahr 2024 „in allen wesentlichen Belangen ordnungsgemäß“ sind.
Bis heute keine Strafen oder Anklagen
Die Ermittlungen durch das United States Department of Justice (DOJ) zu möglichen Gesetzesverstößen scheinen im Sand verlaufen zu sein, bis heute gibt es keine Anklagen oder laufenden Prozesse.
Tatsächlich wurden bis heute keine Strafen gegen Super Micro Computer oder Mitarbeiter des Unternehmens verhängt, und es konnte auch kein Fehlverhalten nachgewiesen werden.
Kann man daher sicher sein, dass bei SMCI alles astrein lief? Natürlich nicht, aber für Anklagen oder Strafen scheint das Fehlverhalten nicht ausgereicht zu haben.
Die Vorwürfe haben für SMCI trotzdem enormen Schaden angerichtet, denn dadurch hat auch das Vertrauen der Kunden gelitten, die teilweise Aufträge an andere Anbieter vergeben haben.
Ist das Vertrauen zurück?
Es scheint jedoch so zu sein, dass das Vertrauen wieder zurückgekehrt ist. Super Micro Computer konnte den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte an Land ziehen und hat daher eine Umsatzprognose vorgelegt, die aufhorchen lässt.
Der Gewinn lag in Q1 mit 0,35 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 0,28 USD. Mit einem Umsatz von 5,02 Mrd. USD wurden die Analystenschätzungen von 5,48 Mrd. USD jedoch klar verfehlt.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzrückgang um 15 % und in etwa einer Halbierung des Gewinns.
Wäre die Geschichte an dieser Stelle zu Ende, wären der gestrige Abverkauf der Aktie und der heutige Absturz in der Vorbörse um weitere 7,75 % auf 43,82 USD absolut verständlich.
Allerdings hat das Unternehmen die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 33 Mrd. USD auf „mindestens 36 Mrd. USD“ erhöht, was einem Umsatzsprung um mehr als 60 % entsprechen würde.
Für das zweite Quartal stellt SMCI eine Umsatzverdopplung von 5,0 auf 10 – 11 Mrd. USD in Aussicht.
Größter Deal der Unternehmensgeschichte
Dem Quartalsbericht zufolge hat das Unternehmen den größten Deal der Unternehmensgeschichte an Land gezogen. Der Auftragsbestand für Nvidia GP300 liegt inzwischen bei 13 Mrd. USD.
Daher stehen die Chancen nicht schlecht, dass die bisherigen Konsensschätzungen, nach denen der Gewinn in diesem Jahr nur um 6 % auf 2,20 USD je Aktie steigen soll, zu niedrig sind.
Die Lage lässt sich aus meiner Sicht wie folgt zusammenfassen:
Viele Kunden von SMCI sind zeitweise abgesprungen und haben bei der Konkurrenz eingekauft. Doch die Nachfrage im KI-Sektor übersteigt das Angebot und wer aktuell zeitnah Serversysteme benötigt, für den ist Super Micro Computer nahezu alternativlos.
SMCI eröffnet sich dadurch eine einmalige Gelegenheit zur Rehabilitierung. Kehrt das Vertrauen in das Unternehmen wieder zurück und zieht die Auftragsseite wieder nachhaltig an, dürfte auch das Vertrauen in die Aktie zurückkehren.

Aus Sicht der Bullen sollte die Aktie nicht unter 40 USD fallen. Geschieht es dennoch, muss mit Kursverlusten in Richtung 30 oder sogar 26 USD gerechnet werden.
Gelingt hingegen eine Rückkehr über 48 USD, könnte das eine Erholung bis 55 oder 59 USD einleiten. Darüber würde sich das Chartbild nachhaltig aufhellen.
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