Mit der Aktie des Automobil-Riesenkonzerns Stellantis tauchte am Donnerstag ein Titel auf Platz 1 der Euro Stoxx 50-Gewinnerliste auf, den man in den letzten Wochen meist bei den Verlierern sah. Was hat die Anleger motiviert, diese Aktie auf einmal zu kaufen?
Der neue Vorstandschef des Multimarken-Konzerns, Antonio Filosa, sagte in einem Interview am Donnerstag, dass man kurz davorstehe, das Zollproblem mit den USA zu lösen. Man sei in einem „sehr produktiven Ideenaustausch“ mit der US-Regierung, so der CEO, wie u.a. die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtete. Außerdem hätten die USA jetzt absolute Priorität. Nachdem Stellantis‘ Zahlen im ersten Halbjahr vor allem durch auffallend deutlich schrumpfende Verkäufe in den USA unter Druck gerieten, will man hier wieder durchstarten. Unter anderem ließ man durchblicken, dass wieder Fahrzeuge mit großem Hubraum wie der Jeep Cherokee und die RAM-Trucks angeboten werden, nachdem die US-Händler die Einstellung dieser Modelle als entscheidenden Faktor für schwache Verkäufe benannt hatten.
Da klingt der unbedingte Wille durch, so schnell wie möglich vom Standstreifen zurück auf die Überholspur zu kommen. Und was die Zollbelastung angeht, kann da zweifellos einiges gelöst werden, denn obwohl Stellantis‘ Markenpalette u.a. Chrysler und Jeep beinhaltet, waren über 40 Prozent der im Vorjahr von Stellantis in den USA verkauften Fahrzeuge Importe. Die indes weniger aus Europa kamen, sondern vor allem aus Stellantis-Werken in Kanada und Mexiko. Da eine Sonderregelung zu erreichen, wäre unstrittig hilfreich. Dass solche Aussagen eine positive Reaktion in der Aktie nach sich zogen, ist daher verständlich. Doch reicht das auch für eine Wende … oder bleibt es bei einem kurzen Impuls, der schnell versandet?
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Stellantis Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: Das wird davon abhängen, ob Stellantis wirklich relativ bald mit einem „Deal“ in Sachen Zölle daherkommt. Und davon, wie die Analysten das einordnen. Schließlich ist Stellantis nicht der einzige Autokonzern mit Problemen. Die Branche an sich steckt in der Klemme, sieht sich gedrückten Margen und zögernden Käufern gegenüber. Die Zölle haben die Sache verschärft. Aber sie haben sie weder ausgelöst noch können Lösungen beim Thema Zoll das übergeordnete Problem einer ins Wanken geratenen Branche beenden.
Und der bei Stellantis aktuell in Arbeit befindliche, neue Geschäftsplan müsste erst einmal greifen, bevor man erwarten könnte, dass der Baisse eine stabile Hausse folgt. Denn Pläne machen kann jeder. Funktionieren müssen sie, nicht nur gut aussehen. Und bis das absehbar wird, wird es dauern.
Nach der Halbjahresbilanz gab es zwei einigermaßen optimistische Analysten, die „Kaufen“-Einschätzungen vergaben, deren Kursziele liegen bei 10,00 und 11,00 Euro. Nicht übersehen sollte man dabei indes, dass beide Kursziele vor den Zahlen höher lagen, gesenkt wurden sie also trotzdem. Und der Rest der Experten vergab nur „Halten“-Einschätzungen mit Kurszielen zwischen 7,50 und 9,00 Euro. Die DZ-Bank urteilte sogar mit „Verkaufen“ und setzte ihr Kursziel auf 6,75 Euro.

In diesem Umfeld hat die Aktie innerhalb der seit April geltenden Seitwärtsrange nahe der unteren Begrenzung bei 7,26 Euro nach oben gedreht. Aber vorerst einen Ausbruch nach unten vermieden zu haben und ein bullisches Signal, das sind eben zwei Paar Schuhe. Dieses Plus könnte die Aktie zwar wieder in die Nähe der oberen Begrenzung der Range tragen, die bei 9,80 Euro wartet. Aber mittelfristig wäre Stellantis erst weit höher, bei einem Ausbruch über 11,87 Euro, ein Kauf. Und davor liegt eine ganze Latte an Charthürden … und eine schwache Auto-Konjunktur.
Für Range-Trader könnte dieses Plus des Donnerstags eine Chance sein, sofern sie mit konsequenten Stop Loss agieren. Ein Kaufsignal für Investoren sind das Statement des neuen CEO ebenso wie dieses bisher noch nicht durch Anschlusskäufe stabilisierte Plus eindeutig nicht.
Sie möchten ein Depot für Ihre GmbH, AG oder UG eröffnen und Betriebsvermögen in Wertpapieren anlegen? Informieren Sie sich jetzt über unser Wertpapierdepot für Geschäftskunden: Mehr zum Firmendepot über LYNX
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen