Siltronic steht trotz boomender Halbleiternachfrage überraschend stark unter Druck – und die Zahlen zeichnen ein beunruhigendes Bild.
Für die Halbleiterbranche unverzichtbar
Siltronics Geschäftsmodell basiert auf der Herstellung von Siliziumwafern in unterschiedlichen Durchmessern (vor allem 200 mm und 300 mm), die in der Halbleiterfertigung eingesetzt werden. Das Unternehmen unterhält Fertigungsstätten in Europa (Deutschland), Asien (Singapur) und den USA.
Siliziumwafer sind die Grundlage der modernen Halbleiterindustrie und die Basis für Chips in allen Anwendungsbereichen der Elektronik – von Computern über Smartphones bis hin zu Elektroautos und Windkraftanlagen.
Siltronic ist international aufgestellt und beschäftigt weltweit rund 4.400 Mitarbeiter.
Diese globale Präsenz ist ein zentraler Wettbewerbsvorteil: Sie ermöglicht, kundennahe Lieferketten zu etablieren und internationale Chip-Hersteller direkt zu beliefern.
Die wichtigsten Produkte von Siltronic sind Siliziumwafer mit Durchmessern bis 300 mm – insbesondere polierte, epitaktische und standardmäßige Wafer mit verschiedenen Dotierungen wie Bor, Phosphor oder Antimon.
Zudem hat das Unternehmen Technologien wie das Float-Zone-Verfahren oder das Czochralski-Verfahren im Angebot, um unterschiedlich reine und strukturierte Wafer herzustellen.
Der Wafer-Markt: Stark konsolidiert…
Damit deckt Siltronic eine breite Palette von Anforderungen ab – von Standardanwendungen bis zu besonders hochwertigen Chips für spezialisierte Märkte.
Darüber hinaus wird der Wafer-Markt von wenigen großen Anbietern dominiert. Die wichtigsten Mitbewerber sind japanische Unternehmen wie Shin-Etsu und Sumco, aber auch GlobalWafers aus Taiwan und SK Siltron aus Korea.
Shin-Etsu dürfte mit einem Marktanteil von etwa 30 % der größte Anbieter sein, gefolgt von Sumco mit etwa 25 %, SK Siltron mit 18 %, Siltronic mit etwa 14 % und GlobalWafers mit 12 %.
Die Quellenlage ist jedoch alles andere als optimal, teilweise sind die Daten mehrere Jahre alt.
Es steht jedoch fest, dass es sich um einen stark konsolidierten Markt handelt, was in der Regel dazu führt, dass alle Unternehmen im Sektor gutes Geld verdienen.
… aber hart umkämpft
Das Problem ist jedoch, dass das nicht der Fall ist. Obwohl die Branche von nur fünf Unternehmen dominiert wird, scheint die Konsolidierung noch nicht abgeschlossen zu sein.
Der Umsatz von Siltronic liegt heute noch auf demselben Niveau wie 2018. Bei GlobalWafers sieht es auch nicht viel besser aus.
Sumco konnte den Umsatz in diesem Zeitraum jedoch um 22 % steigern und Shin-Etsu sogar um etwa 60 % – auch wenn es sich nicht um einen reinen Wafer-Hersteller handelt.
SK Siltron ist nicht börsennotiert, daher liegen keine genauen Daten vor.
Die Entwicklung deutet jedoch darauf hin, dass Siltronic und GlobalWafers tendenziell Marktanteile an Shin-Etsu und Sumco verliert.
Ausblick und Bewertung
Nüchtern betrachtet sieht es für Siltronic nicht gut aus. Die Profitabilität des Unternehmens ist das vierte Jahr in Folge rückläufig – und das mitten in einem weltweiten Halbleiter-Boom.
Im laufenden Geschäftsjahr ist das Unternehmen sogar in die roten Zahlen geschlittert und das wird den Schätzungen zufolge auf unabsehbare Zeit so bleiben. Auch für 2026 und 2027 wird ein Verlust erwartet.
Das Unternehmen befindet sich in einer zunehmend prekären Lage, denn die schwache geschäftliche Entwicklung kollidiert bei Siltronic mit einer erheblichen Verschuldung.
Im Jahresverlauf sind die Nettofinanzschulden um nahezu 200 Mio. Euro gestiegen und lagen zum Ende des dritten Quartals bei 933 Mio. Euro.
Im Verhältnis zur Unternehmensgröße ist das eine besorgniserregende Summe, denn das entspricht nahezu dem Gewinn der letzten fünf Jahre.
Siltronic hat zuletzt einen Jahresumsatz von etwa 1,4 Mrd. Euro erzielt.
Trotz weltweitem Halbleiter-Boom
In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres war der Umsatz um 7,3 % auf 975,1 Mio. Euro rückläufig.
Die positive Volumenentwicklung konnte die negativen Effekte aus Preisen, Produktmix und Wechselkursen nicht kompensieren.
Die EBITDA-Marge ist auf Jahressicht von 25,7 auf 23,6 % gesunken und das EBITDA von 270,7 auf 230,5 Mio. Euro.
Auf den ersten Blick wirkt die Entwicklung nicht sonderlich dramatisch. Wer meine Artikel kennt, wird jedoch wissen, dass ich das EBITDA bereits mehrfach als Frankenstein-Kennzahl bezeichnet habe, die in vielen Fällen kaum Aufschluss bietet.
So auch in diesem Fall. Das Ergebnis ist in den ersten drei Quartalen von +68,8 auf -25,1 Mio. Euro gesunken. Das Ergebnis je Aktie verschlechterte sich von +2,19 auf -0,83 Euro je Aktie.
Die eigentliche Dramatik offenbart jedoch der freie Cashflow in Höhe von -202,6 Mio. Euro. Ganz simpel ausgedrückt: Siltronic hat 202,6 Mio. Euro mehr ausgegeben als eingenommen, was sich 1:1 mit dem Anstieg der Verschuldung deckt.
Wie sagte Altmeister Rappaport so schön: „Profit is an opinion, Cash is a fact.“

Kurzfristig ist die Aktie überverkauft, eine technische Gegenreaktion in Richtung 45,50 oder sogar 50 Euro ist jederzeit möglich.
Aus meiner Sicht ist es jedoch wahrscheinlich, dass die Bären anschließend wieder das Ruder übernehmen. Fällt die Aktie unter 42 Euro, wäre auch ein direkter Abverkauf bis 38 – 39 oder 32 Euro möglich.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen





