Die von Siemens Energy am Mittwoch vorgelegten Quartalszahlen waren herausragend. Trotzdem schaffte die Aktie am Ende nur ein Plus von 1,04 Prozent. Diese eher magere Reaktion und vor allem das, was zuvor im Handelsverlauf passierte, sollte vorsichtig stimmen.
Normalerweise ist es eine schlechte Idee, einlaufende Bilanzdaten mit den Analystenprognosen statt mit den Zahlen des Vorjahreszeitraums zu vergleichen. Aber die Zahlen des Energieversorger-Ausrüsters waren vor einem Jahr noch äußerst schlecht und die Ausgangslage eine andere. Jetzt haben wir die großen Erwartungen, die sich aus dem massiv steigenden Energiebedarf des KI-Booms und den anziehenden Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben in Europa ableiten. Die Frage muss also, wenn es um die Perspektive des Kurses geht, aktuell lauten: Wurden diese Erwartungen erfüllt?
Nein, sie wurden übertroffen, nicht überall, aber da, wo es darauf ankommt. So stieg der Umsatz „nur“ um 13,5 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro, das lag in etwa im Rahmen der Prognosen. Was auch für den operativen Gewinn von 497 Millionen Euro galt. Nichts, das so nicht erwartet worden wäre … aber wichtig ist ja nicht das, was war, sondern das, was kommt. Und da konnte Siemens Energy beeindrucken:
Der Auftragseingang im dritten Geschäftsjahresquartal (Geschäftsjahresende 30. September) lag mit 16,6 Milliarden Euro weit über der ohnehin optimistischen Prognose von im Schnitt 14,1 Milliarden. Das waren fast 65 Prozent mehr im Auftragseingang als vor einem Jahr. Und besonders erfreulich war, dass die spanische Windkraft-Tochter Siemens Gamesa, die in den Jahren zuvor zum Groschengrab geworden war, erheblich zu diesem immensen Auftragseingang beitrug. Damit präsentierte sich Siemens Energy mit einem Verhältnis Auftragseingang zu Umsatz (book-to-bill-ratio) von 1,7 – ein beeindruckend hoher Wert. Aber:
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Expertenmeinung: Wo war der gewaltige Kurssprung als Reaktion auf diese hervorragenden Ergebnisse? Er blieb aus, im Gegenteil, zeitweise lag die Aktie im gestrigen Handel bis zu 5,1 Prozent im Minus. Und weit im Plus lag sie nie.

Und das darf letzten Endes nicht überraschen, denn wenn eine Aktie dermaßen „gehypt“ wird wie diese, muss man fürchten, dass die Käufer hier nicht realistisches Wachstum erhoffen, sondern gewaltige, positive Überraschungen. Da ist bisweilen nicht einmal „sehr gut“ gut genug. Auch die Mitteilung, dass man angesichts dieser Ergebnisse damit rechnet, am oberen Ende des ohnehin bereits angehobenen Gesamtjahres-Ausblicks zu landen, konnte daran nichts ändern. Hinzu kommt, dass das höchste aller Analysten-Kursziele auch jetzt, nach den Zahlen, bei 108 Euro liegt, während der Kurs zuletzt seinen Verlaufsrekord bei 104,85 Euro sah. Und das durchschnittliche Ziel? Das liegt mit 80 Euro ein gutes Stück tiefer.
Daher dürften gestern einige den Eindruck gewonnen haben, dass jetzt, nachdem die guten Nachrichten auf den Tisch liegen und erst einmal keine neuen Kaufargumente auftauchen könnten, ein ganz guter Moment sei, um auch mal Kasse zu machen. Zwar gelang es, die aktuell wichtige, ehemalige Hausse-Begrenzungslinie bei derzeit 92,60 Euro, die seit Juni als Support fungiert, blitzsauber zu verteidigen. Aber das wirkte doch ein wenig wie Rettungskäufe der Bullen, daher:
Dass ein Kurssprung ausblieb und stattdessen Gewinnmitnahmen aufkamen, mahnt zur Vorsicht. Sollte diese gestern verteidigte Linie und die darunter wartenden Unterstützungslinien bei 89,52 und 87,20 Euro fallen, sollte sich, wer aggressiv auf der Long-Seite agiert, ernsthaft überlegen, die Reißleine zu ziehen.
Quellenangaben: Ergebnis des 3. Geschäftsjahresquartals, 06.08.2025:
https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/siemens-energy-naehert-sich-mit-starkem-quartal-dem-oberen-ende-.html
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