Siemens Energy Aktie Prognose Siemens Energy: Jetzt sollte man vorsichtig werden

News: Aktuelle Analyse der Siemens Energy Aktie

von | |

Nachricht schicken an Ronald Gehrt
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Siemens Energy Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Am kommenden Mittwoch stehen die Quartalsergebnisse von Siemens Energy im Terminplan. Man erwartet hervorragende Zahlen und einen noch besseren Ausblick. Aber selbst, wenn diese Erwartungen erfüllt würden, hätte man sich schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt!

Man hatte Respekt vor der „magischen“ Marke von 100 Euro, das war nicht zu übersehen. Anfang Juli war man ihr mit einem Verlaufshoch von 99,10 Euro schon sehr nahegekommen, doch statt sie mit Schwung zu überwinden, schob sich die Aktie erst einmal seitwärts – bis zum Mittwoch. Der Auslöser, warum man sich dann doch auf einmal traute:

Siemens Energy Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 102,00 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 31.07.2025, Kurs 102,00 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hob die Dividendenbeschränkung für das Unternehmen vorzeitig und damit bereits für das laufende Geschäftsjahr auf. Die galt, weil der Bund Garantien für Kredite des Unternehmens übernommen hatte, welche aber von Siemens Energy im Juni vorzeitig abgelöst worden waren. Was heißt: Die Unternehmens-Dividendenpolitik, zwischen 40 und 60 Prozent des Nettogewinns an die Aktionäre auszuschütten, greift wieder. Und das rechtfertigt grundsätzlich höhere Kurse. Eigentlich.

Doch gilt das auch für eine Aktie, die weit über dem Normalen bewertet ist, weil die Anleger hier immense Gewinnsteigerungen eingepreist haben, die erst noch Realität werden müssten?

Expertenmeinung: Wenn Siemens Energy in dieser Hinsicht „liefert“, indem der Auftragseingang weiterhin rasant zunimmt und die Gewinnmargen steigen, so dass die hohen Erwartungen der Analysten und Anleger unterfüttert werden, ließe sich das bejahen. Aber noch steht eine solche Bestätigung ja aus. Die letzten Zahlen waren die zum zweiten Geschäftsjahresquartal (Geschäftsjahresende ist hier immer der 30.9.). Und die kamen am 8. Mai. Seither ist der Aktienkurs um in der Spitze 43 Prozent gestiegen. Und mit ihm die Bewertung:

Auf Basis der durchschnittlichen Gewinnprognose für das am 30.9. endende Geschäftsjahr 2024/2025 läge das Kurs-/Gewinn-Verhältnis jetzt bei knapp 70. Das ist für einen Energieversorgungs-Ausrüster mehr als üppig. Sogar für die mehrheitlich grundsätzlich bullischen Analysten, denn der Kurs liegt mittlerweile meilenweit über deren Durchschnitts-Kursziel von 80 Euro.

Als Argument für dieses extrem hohe KGV werden die steigenden Ausgaben für Infrastruktur nicht nur in Deutschland und die Notwendigkeit eines rasanten Ausbaus der Energieversorgung aufgrund des hohen Energiebedarfs der wegen des KI-Ausbaus entstehenden Rechenzentren angeführt. Aber dafür wäre Siemens Energy ja nicht der einzige Anbieter. Und all das befindet sich in der Rubrik „voraussichtlich“.

Dieses Kursniveau wäre nur zu halten … und im Idealfall auszubauen … wenn die kommende Woche erwarteten Ergebnisse des dritten Geschäftsjahresquartals so stark ausfallen, dass sie die aktuelle Erwartung unterfüttern, dass sich der Gewinn pro Aktie im Geschäftsjahr 2025/2026 mindestens verdoppelt. Wenn da aber auch nur das kleinste Haar in der Suppe schwimmt, sollte man sich nicht wundern, wenn die Aktie die jetzt überbotene „magische“ 100-Euro-Marke sang- und klanglos wieder unterschreitet. Achten Sie also unbedingt auf die Reaktion nach den anstehenden Quartalszahlen, die dürfte für die kommenden Wochen wegweisend werden.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Kaum kamen am Freitag mal wieder Rüstungsaktien unter den Hammer, stiegen Aktien des „Infrastruktur-Hypes“ wie Heidelberg Materials und Siemens Energy. Das treibt Letztere an die magische Marke von 100 Euro. Aber treibt es sie nicht zugleich ans Ende der Fahnenstange?

Es wirkt, als würden große Summen zwischen den zwei Hypes, die aktuell den deutschen Aktienmarkt erfassen, hin und her vagabundieren. Während Rheinmetall und die anderen deutschen Aktien mit Verteidigungs-Hintergrund ihre Hochs bislang nicht wieder erreichen konnten und zum Wochenschluss der Rallye-Versuch des Vortages scheiterte, zog Siemens Energy an und nähert sich ebenso erstmals einer runden Marke wie Heidelberg Materials, wo es um die 200-Euro-Marke geht. Aber apropos geht … geht das wirklich gut?

Siemens Energy Aktie: Chart vom 27.06.2025, Kurs 95,50 Euro, Kürzel: ENR | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 27.06.2025, Kurs 95,50 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Rein charttechnisch gesehen kann es das bislang. Wenn wir uns dazu die alte „Trompeten-Formation“ (ein nach rechts offenes Dreieck, das, wenn es verlassen wird, einen starken Trendimpuls unterstützt) ansehen, so erkennen wir, dass die Aktie des Energie-Ausrüsters durch die Korrektur in der ersten Juni-Dekade genau auf der oberen Begrenzung des Dreiecks aufsetzte. Zugleich reichte diese kurze Korrektur aus, um den überhitzten Zustand der markttechnischen Indikatoren wie des hier gezeigten Stochastik-Oszillators abzubauen. Aus dieser Warte heraus wären das Erreichen und auch das Überwinden der runden Marke von 100 Euro also möglich. Aber das klappt eben nur, wenn sich genügend Akteure ganz ausschließlich auf die charttechnische Trendfolge konzentrieren und dabei alles ausblenden, was dagegen spräche.

Expertenmeinung: Wir wissen, dass Siemens Energy vom großen Infrastrukturprogramm der Bundesregierung profitieren wird. Wir wissen auch, dass Unternehmen wie Siemens Energy gefragt sind, wenn es um den immensen Mehrbedarf an Energie geht, den man in Bezug auf den Ausbau von KI-Kapazitäten erwartet. Doch beides wissen wir seit Monaten.

Und ja, die jüngsten Bilanzdaten von Siemens Energy waren sehr erfreulich. Aber die kamen Anfang Mai, vor knapp zwei Monaten. Am Tag nach diesen, am 8.5. vorgelegten Zahlen, schloss die Aktie bei knapp 75 Euro. Seither gibt es keine neuen Argumente für die Bullen, die Aktie steigt aber immer weiter. Man stößt also ein ums andere Mal auf denselben, längst vergangenen Geburtstag an. Das ist riskant.  

Zumal die Bewertung höchst gewagt ist. Denn für das am 30.9. endende Geschäftsjahr schätzen die Analysten einen Gewinn pro Aktie zwischen 1,10 und 1,40 Euro. Auf dieser Basis wäre die Bewertung geradezu grotesk teuer. Für 2025/2026 erwarten die Analysten dann im Schnitt einen Gewinnanstieg zwischen 100 und 150 Prozent. Kommt es so, wäre Siemens Energy jetzt mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 33 für den Gewinn des in 15 Monaten endenden, kommenden Geschäftsjahres fair bewertet, was heißt:

Die Bewertung ginge in Ordnung, wenn a) diese sehr dynamische Gewinnentwicklung wirklich Realität wird und b) die Aktie ab jetzt nicht weiter zulegt. Denn würde sie weiter anziehen, würde damit auch das Kurs-/Gewinn-Verhältnis wieder steigen.

Da jetzt nahe dieser runden Marke zu kaufen, statt im Gegenteil mal Kasse zu machen, ist auch deswegen ein nicht unwesentliches Risiko, weil die Analysten für die Aktie im Schnitt ein Kursziel von 76 Euro haben und selbst das höchste aller Kursziele mit 102,50 Euro bereits sehr nahe ist. Nur noch 13 von 22 Experten stufen die Aktie noch als kaufenswert ein … und einige dieser Einstufungen wurden getroffen, als die Aktie noch ein gutes Stück niedriger notierte.

Daher Vorsicht: Hier sehen wir eine Fahnenstange, die langsam brüchig wird. Sollte die Aktie unter das vorherige Hoch bei 89,52 Euro fallen, wäre das zwar „nur“ ein Warnsignal. Aber rutscht Siemens Energy unter das Juni-Korrekturtief vom 10.6. bei 82,10 Euro, ist das ein zumindest auf kurzfristiger Ebene bärisches Signal. Mittelfristig bärisch wäre die Aktie zwar erst, wenn die 200-Tage-Linie bei 56,11 Euro gefallen wäre. Aber wer will ernsthaft eine derartig große Distanz nach unten mit vollen Beständen mitmachen?

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Gültigkeit der Analyse: 2 Wochen
Erwartung: Long / Buy
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der deutsche Spezialist für Energietechnologie zeigt sich an der Börse weiterhin in einer stabilen Verfassung. Seit Anfang 2024 präsentiert sich die Siemens Energy-Aktie in einem insgesamt soliden Aufwärtstrend und erreicht regelmäßig neue Hochs. Die deutliche Korrektur im DAX im April belastete kurzfristig aber auch hier die Kurse, doch bereits knapp zwei Wochen später zeigten sich die Käufer wieder deutlich aktiver.

Mit dem Ausbruch über die im Chart eingezeichnete Widerstandslinie wurde ein neues technisches Kaufsignal generiert. Die darauffolgenden Kursanstiege untermauerten das insgesamt konstruktive charttechnische Bild.

Expertenmeinung: Der Kursverlauf zeigt seit mehreren Wochen eine stabile Bewegung oberhalb der 20-Tage-Linie. Solange diese nicht unterschritten wird, dürfte die Kontrolle weiterhin bei den Bullen liegen. Dass sich die Aktie aktuell relativ weit von der 50-Tage-Linie entfernt hat, könnte jedoch auf eine überkaufte Marktlage hindeuten.

Die Konsolidierung der letzten Tage wirkt jedoch konstruktiv und könnte schon bald in Richtung Norden verlassen werden. Derzeit zeigen sich keine Anzeichen von Schwäche, was grundsätzlich auf eine weiterhin positive Tendenz hindeutet.

Aussicht: BULLISCH

Siemens Energy Aktie: Chart vom 15.05.2025, Kurs: 76.18 USD Kürzel: ENR | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 15.05.2025, Kurs: 76.18 USD Kürzel: ENR | Quelle: TWS
Über den Autor

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Binnen acht Monaten hat sich der Kurs des Energie-Ausrüsters Siemens Energy verdreifacht. Vom Mauerblümchen zur „Hype“-Aktie, durch die Erkenntnis befeuert, dass alles mehr Energie braucht: Verteidigung, Infrastruktur, KI. Aber eine Einbahnstraße ist sie damit dennoch nicht.

Je länger und stärker ein Kurs steigt, desto mehr Akteure verfallen dem Glauben, dass das gerade wegen dieser hohen Dynamik wohl noch lange so weitergehen werde, und springen auf den dahinrasenden Zug auf. Doch wenn das so funktionieren soll, braucht es starke Argumente aufseiten der Fundamentals. Und die finden sich bei Siemens Energy eher nicht … zumindest nicht mehr auf diesem Kursniveau und auf kurzfristiger Basis.

In der von meiner Seite letzten Analyse der Aktie am 22. April hatte ich bereits über die da direkt vor Ostern vorgelegten Vorab-Ergebnisse zum zweiten Geschäftsjahresquartal berichtet. Zugleich hatte das Unternehmen die Prognose für das am 30.9. endende Geschäftsjahr 2024/2025 angehoben. Die (am 8.5. offiziell bestätigten) Vorab-Zahlen waren in der Tat beeindruckend und lagen besser als im Schnitt von den Analysten vorausgesagt. Und dass der Auftragseingang von 9,47 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 14,43 Milliarden zulegte, unterstrich, dass das zweite Quartal keine „Eintagsfliege“ war.

Entsprechend deutlich fiel die Anhebung der Geschäftsjahresprognose aus: Die Erwartungsspanne für das Umsatzwachstum wurde von 8 bis 10 auf 13 bis 15 Prozent angehoben, die Gewinnmarge sieht man jetzt nach zuvor 3 bis 5 bei 4 bis 6 Prozent. Der Gewinn wird also deutlich höher ausfallen als bis dahin geschätzt, zumal Siemens Energy gerade mitteilte, dass man im zweiten Halbjahr mit einer Belastung durch die US-Importzölle in der Größenordnung eines hohen zweistelligen Millionenbetrags kalkuliert. Angesichts einer Umsatzerwartung im Bereich von 38 Milliarden im Gesamtgeschäftsjahr ist das beruhigend moderat.

Expertenmeinung: Aber wie gesagt, keine Aktie ist eine Einbahnstraße. Aus einem einfachen Grund: Irgendwann sind eben auch bessere Prognosen in den Aktienkurs eingepreist und sie wird von der Bewertung her teuer bzw. zu teuer. Ab einem solchen Punkt ist das Risiko von Gewinnmitnahmen natürlich höher als sonst. Und steigt sie dennoch einfach weiter, kann aus Gewinnmitnahmen auch ein kapitaler Kurseinbruch werden. Haben wir diesen Punkt hier schon erreicht?

Sicher weiß man das, wie immer an der Börse, natürlich erst im Nachhinein. Aber wenn man sich ansieht, dass der Kurs seit dem Kurssprung, mit dem die vor Ostern vorgelegten Vorab-Zahlen honoriert wurden, in der Spitze (d. h. gerechnet zum am Freitag erzielten, neuen Verlaufsrekord bei 76,12 Euro) um weitere 20 Prozent gestiegen ist, ohne dass sich die Gemengelage verändert hätte, geht schon eine Augenbraue nach oben.

Zumal die Aktie damit eine Hausse-Begrenzungslinie, die sich über die letzten Zwischenhochs seit Dezember zieht, schon fast erreicht hat und das durchschnittliche Analysten-Kursziel bei derzeit 66,28 Euro bereits weit überboten wurde, obwohl einige fleißig ihre Ziele den neuen Hochs hinterherziehen. Und nur noch 12 der 21 die Aktie regelmäßig beobachtenden Experten stufen sie momentan noch als kaufenswert ein. Was könnte man tun?

Einfach einen Stoppkurs unter die nächstliegende, relevante Unterstützungszone zu legen, wäre hier nur eingeschränkt ideal. Immerhin läge diese Zone derzeit im Bereich 63,20/65,00 Euro und damit unerfreulich weit entfernt.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 09.05.2025, Kurs 74,76 Euro, Kürzel: ENR | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 09.05.2025, Kurs 74,76 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Aber wenn man sich im Chart ansieht, dass auch eine Aktie wie Siemens Energy in Wellen läuft, nach einem „Auf“ auch immer mal wieder ein „Ab“ kommt, ließe sich die Stoppkurs-Methode ergänzen. Und zwar, indem man immer dann, wenn sie wie jetzt mal wieder heißgelaufen ist, ein paar Gewinne mitnimmt und die verkleinerte Restposition mit einem Stoppkurs absichert, sodass dessen große Entfernung nicht mehr so ins Gewicht fällt. Dann müsste man nur zusehen, dass man die auf überkauftem Niveau abgegebenen Anteile in eine Korrektur hinein, wenn Kurs und Markttechnik ein gutes Stück zurückgekommen sind, wieder einsammelt.

Quellen:
Ergebnis des 2. Geschäftsjahresquartals, 08.05.2025: https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/ergebnisveroeffentlichung-q2-gj-2025.html
Analysten-Kursziele: https://finance.yahoo.com/quote/ENR.DE/analysis/

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Am Mittwochabend gab Siemens Energy vorläufige Zahlen zum 2. Geschäftsjahresquartal 2024/2025 bekannt und hob dabei die Gesamtjahresprognose deutlich an. Die Aktie reagierte am Gründonnerstag mit einem Kurssprung. Aber wie viel Luft nach oben ist da noch?

Es las sich beeindruckend, was die Siemens-Tochter da vorweisen konnte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum lag der Umsatz mit 9,96 Milliarden Euro im 2. Geschäftsjahresquartal (Januar bis März) 20,7 Prozent höher. Bereinigt um Sondereffekte kam die Gewinnmarge auf 9,1 Prozent, weit über der durchschnittlichen Analystenprognose von 6,2 Prozent und noch weitaus deutlicher über der Vorjahres-Marge von 2,1 Prozent. Dementsprechend stark legte der Gewinn zu, der mit 906 Millionen hereinkam, im zweiten Geschäftsjahresquartal 2023/2024 waren es nur 170 Millionen Euro gewesen.

Wichtiger aber war die Entwicklung des Auftragseingangs. Der stieg erheblich, von 9,47 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 14,43 Milliarden … und unterstrich, dass das starke 2. Quartal keine „Eintagsfliege“ war, sondern das Unternehmen vorerst weiter konstant wachsen dürfte. Dass die Marktteilnehmer diese unerwartet starken Ergebnisse durch einen Kurssprung honorierten, ist nachvollziehbar. Aber die Frage, die man sich jetzt stellen muss, lautet:

Ist die Aktie im Licht dieser Ergebnisse noch kaufenswert oder könnte man nicht doch darüber nachdenken, bei einer vorhandenen Position zumindest einen Teil mit gutem Gewinn zu verkaufen? Immerhin läuft die Hausse bereits seit anderthalb Jahren und hatte ihren Ausgangspunkt im Oktober 2023 bei 6,40 Euro. Hält der Anstieg des Gewinns überhaupt mit dieser Verzehnfachung des Aktienkurses mit … oder ist da bereits so viel vorweggenommen worden, dass die Ergebnisse noch deutlich weiter steigen müssten, um dieses Kursniveau der Aktie zu rechtfertigen?

Expertenmeinung: Sehen wir uns dazu mal an, wie Siemens Energy nach dem Absolvieren des ersten Geschäftsjahres-Halbjahrs die Prognose angepasst hat. Natürlich ist es sehr positiv, dass der Energie-Ausrüster das Umsatzwachstum jetzt bei 13 bis 15 Prozent sieht (bislang zwischen acht und zehn Prozent). Zugleich nahm man den Ausblick für die Gewinnmarge von drei bis fünf auf vier bis sechs Prozent nach oben.

Das hieße, dass der Gewinn (wenn man annimmt, dass Umsatz und Marge zuvor am oberen Ende der alten Prognosespanne gelandet wären und bei der neuen Projektion auch das obere Ende erreicht wird) um etwa 44 Prozent höher liegt, als die bisherige Prognose erwarten ließ. Das wäre in dem Fall ein Grund, um am Ball zu bleiben oder sogar zuzukaufen, wenn man unterstellen würde, dass nur die alte Prognose im Kurs eingepreist war. Aber das ist fraglich.

Wenn wir das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der neuen Prognose schätzen, kämen wir unter der Annahme, dass der Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr von den 1,37 Euro im Jahr 2023/2024 in einen Bereich von 2,40 bis 2,50 Euro zulegen könnte, auf 26. Eine Bewertung, die angemessen wäre, vorausgesetzt, das Wachstum des Gewinns geht in den nächsten zwei Jahren in einer Größenordnung zwischen 10 und 20 Prozent per annum weiter. Die Frage ist, ob man das voraussetzen kann.

Denn dass der in den ersten Monaten 2025 so kräftig angezogene Auftragseingang womöglich durch die neue US-Wirtschaftsagenda befeuert wurde, weil einige ihre Orders eilig vorgezogen haben, um höheren Zöllen und strengeren Regularien zu entgehen, ist nicht auszuschließen. Und ob sich das Wachstum bei Siemens Energy hält, wenn die Weltwirtschaft deutlicher unter Druck gerät, womit man jetzt zumindest rechnen sollte, ist fraglich.

Es kann daher gut sein, dass die Prognoseanhebung die insgeheim von vielen Tradern gehegten Erwartungen nicht allzu weit übertroffen hat, zudem das Wachstum in diesem Tempo nicht weitergeht und Siemens Energy damit bereits eher hoch bewertet wäre.

Siemens Energy Aktie: Chart vom 17.04.2025, Kurs 63,80 Euro, Kürzel: ENR | Online Broker LYNX
Siemens Energy Aktie: Chart vom 17.04.2025, Kurs 63,80 Euro, Kürzel: ENR | Quelle: TWS

Da die Aktie auf rein charttechnischer Ebene ein solides Fundament für die aktuelle Rallye hat, da man zuvor das November-Gap geschlossen und die 200-Tage-Linie punktgenau verteidigt hatte, wäre ein kompletter Ausstieg oder gar eine Short-Positionierung im Licht der guten Zahlen nicht angebracht.

Aber hier bei einer bestehenden Position ein paar Gewinne mitzunehmen, dürfte allemal eine erwägenswerte Sache sein, denn vieles der Luft, die man auf der Oberseite hätte, dürften die Bullen bereits verbraucht haben. Dass der Kurs den Ausbruch über das vorherige Rekordhoch zum Handelsende des Donnerstags erst einmal nicht schaffte, deutet genau das an.

Quellen:
adhoc-Meldung zu den Ergebnissen des 2. Geschäftsjahresquartals, 16.04.2025: https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/ad-hoc-mitteilung–siemens-energy-ag-gibt-vorlaeufige-ergebnisse0.html

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.