Mit einem Plus von 15 % steht RTL heute ganz oben auf den Kurszetteln. Steht die Aktie vor einem Turnaround?
Erschreckender Rückblick
Die letzte Analyse zu RTL hatte ich 2022 geschrieben und damals ganz eindeutig von der Aktie abgeraten.
„Großartige Impulse zur Oberseite sind aus geschäftlicher Sicht unwahrscheinlich. Der Trend, weg vom linearen Fernsehen, ist ungebrochen. […]
Aus all diesen Gründen ist RTL ein Underperformer und dürfte es auch bleiben.“
Seitdem hat man mit der Aktie kein Geld verdient, trotz der hohen Dividende. Die sehr viel wichtigere Erkenntnis ist jedoch, dass die damaligen Schätzungen viel zu optimistisch waren.
Damals sind die Prognostiker davon ausgegangen, dass das Ergebnis von RTL in den Geschäftsjahren 2023 und 2024 bei 4,40 und 5,10 Euro je Aktie liegen würde.
In der Realität waren es dann aber 2,27 auf 215 Euro je Aktie.
Es ist erstaunlich, dass der darauffolgende Kursverfall nicht noch wesentlich stärker ausgefallen ist.
Die Schätzungen waren aber nicht nur damals zu hoch, sondern wurden auch im Verlauf der beiden Geschäftsjahre mehrfach verfehlt. Die Erfahrung lehrt, dass man in solchen Situationen sehr vorsichtig sein sollte und sich keinesfalls auf die zukünftigen Schätzungen verlassen darf.
Ein Deal mit Signalwirkung
Nach diesen mahnenden Worten kommen wir jetzt aber zu dem Thema, das den heutigen Kurssprung ausgelöst hat: RTL übernimmt Sky Deutschland, der Kaufpreis liegt bei 150 Mio. Euro in bar. Hinzu kommt eine variable Gegenleistung, die an den Aktienkurs der RTL Group gekoppelt ist.
Es ist ein Paukenschlag für die deutsche und europäische Medienlandschaft. Nach Ansicht von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe bringt die Übernahme RTL auf „Augenhöhe mit den amerikanischen Plattformen, vor allem Netflix und Amazon Prime“.
Das ist eine gewagte These, aber Potenzial ist sicherlich vorhanden.
Die Übernahme hat an der Börse die Hoffnung geweckt, dass sich bei RTL endlich etwas bewegen könnte – was auch dringend nötig ist.
Die Übernahme ist Teil einer umfassenden Expansionsstrategie der RTL Group, die bereits in den letzten Jahren durch Investitionen in Streamingdienste wie RTL+ und den Ausbau der Content-Produktion vorangetrieben wurde.
Sky Deutschland: Schatztruhe oder Problemfall?
Mit Sky Deutschland erhält RTL Zugang zu einem großen Portfolio an Live-Sportrechten, darunter die Bundesliga, Formel 1 und internationale Top-Fußballligen – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil im Kampf um Abonnenten.
Man muss aber auch ganz klar sagen, dass Sky Deutschland sicherlich kein Überflieger wie Netflix ist.
Sky Deutschland hatte in den vergangenen Jahren mit stagnierenden Nutzerzahlen und hohen Kosten zu kämpfen.
RTL kauft sich also keinen Selbstläufer ein, auch bei Sky sind Veränderungen notwendig.
Aus Sicht von RTL bietet sich jedoch die Gelegenheit, Synergien zu nutzen, Kosten zu senken und das Angebot beider Plattformen zu kombinieren.
In der Theorie ist das natürlich möglich, etliche andere Fusionen und Übernahmen haben aber gezeigt, dass das leichter gesagt als getan ist.
Die Aktien der RTL Group reagierten positiv auf die Nachricht: Sie legten unmittelbar nach Bekanntwerden der Übernahme zweistellig zu. Die meisten Analysten sehen in dem Schritt eine strategisch sinnvolle Antwort auf die zunehmende Marktkonzentration im Streamingbereich.
Der große Streaming-Vergleich: RTL gegen Netflix
Ob die Integration jedoch reibungslos verläuft und RTL tatsächlich zu einem ebenbürtigen Wettbewerber für Netflix & Co. wird, bleibt abzuwarten. Realistisch betrachtet ist das nicht zu erwarten.
Sky Deutschland ist im Vergleich zu Netflix ein Zwerg. Die US-Amerikaner haben mehr als 300 Millionen Abonnenten und erzielen einen Jahresumsatz von über 20 Mrd. USD.
Sky dürfte Schätzungen zufolge etwa 5 Millionen zahlende Kunden haben, gemeinsam käme man auf 11,5 Millionen.
Bisher ist die Übernahme jedoch ein voller Erfolg. Der Börsenwert von RTL ist heute um mehr als 700 Mio. Euro gestiegen.
Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Es ist gut möglich, dass die erste Euphorie bald der Ernüchterung weicht.
Unterm Strich straucheln beide Unternehmen. Ob es gemeinsam besser wird, ist fraglich.
Derzeit geht man davon aus, dass der Gewinn von RTL in diesem Jahr von 2,97 auf 2,62 Euro je Aktie sinken wird. RTL kommt demnach auf ein KGVe von 13,9.

Gelingt jetzt ein nachhaltiger Ausbruch über 36 Euro, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 39 und 40,75 Euro.
Fällt die Aktie jedoch unter 36 Euro zurück, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan.
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