Während die größten Konkurrenten allesamt in der Krise stecken, geht der Gewinn von Royal Caribbean durch die Decke – und die Aktie auch.
Rendite auf hoher See
Die Kreuzfahrtindustrie ist eine faszinierende Branche, die von einer Handvoll großer Unternehmen dominiert wird.
Mit einem Marktanteil von etwa 36 % ist Carnival Corp der unangefochtene Marktführer, gefolgt von Royal Caribbean mit rund 25 % und Norwegian Cruise Line mit 14 %.
Gemeinsam kontrollieren diese drei Unternehmen den Großteil des Marktes, den Rest teilen sich vor allem MSC, Disney Cruise Line, TUI Cruises, Virgin Voyages und Viking.
Wir haben es also mit einem Oligopol zu tun, in dem wenige Akteure den Ton angeben und neue Wettbewerber kaum eine Chance haben, Fuß zu fassen.
Ein wesentlicher Grund für diese Dominanz sind die enormen Eintrittshürden. Der Bau eines Kreuzfahrtschiffes ist nicht nur extrem teuer, sondern auch zeitaufwendig. Darüber hinaus gibt es weltweit nur eine Handvoll Werften, die in der Lage sind, solche Schiffe zu bauen, und diese sind auf Jahre hinaus mit Aufträgen der etablierten Kreuzfahrtgesellschaften ausgelastet.
Selbst wenn ein potenzieller neuer Akteur das notwendige Kapital aufbringen könnte, würde er kein Schiff bekommen.
Das schützt die bestehenden Unternehmen vor neuer Konkurrenz und ermöglicht es ihnen, ihre Marktposition zu festigen.
Oligopol oder doch eher ein Monopol?
Royal Caribbean, als zweitgrößter Anbieter, profitiert von diesem stabilen Wettbewerbsumfeld.
Das Geschäftsmodell des Unternehmens basiert auf dem Verkauf von Kreuzfahrten, die oft als All-inclusive-Pakete angeboten werden. Diese Pakete umfassen nicht nur die Unterkunft und Verpflegung an Bord, sondern auch eine Vielzahl von Unterhaltungs- und Freizeitaktivitäten.
Die Schiffe von Royal Caribbean sind wie schwimmende Resorts konzipiert, die den Gästen ein einzigartiges Urlaubserlebnis bieten. Von luxuriösen Kabinen und Gourmet-Restaurants bis hin zu Shows, Casinos und Wellnessbereichen – die Angebote sind vielfältig und auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Geschäftsmodells ist die Generierung von Zusatzeinnahmen an Bord. Sobald die Gäste das Schiff betreten, wandelt sich das Oligopol der Branche in ein faktisches Monopol.
Getränke, zusätzliche Mahlzeiten, Ausflüge und andere Dienstleistungen können nur vom Betreiber gekauft werden, da es auf hoher See keine Alternativen gibt.
Dieses Monopol an Bord ermöglicht es Royal Caribbean, erhebliche zusätzliche Einnahmen zu erzielen, die oft einen signifikanten Teil des Gesamtumsatzes ausmachen.
Der große Krisengewinner
Soweit gilt das für alle Kreuzfahrt-Anbieter. Von den drei Großen ist nur ein Unternehmen gut durch die Krise gekommen und das ist Royal Caribbean.
Carnival hat im letzten Geschäftsjahr 68 % weniger und Norwegian hat 64 % weniger verdient als 2019.
Im Vergleich dazu läuft es bei Royal Caribbean blendend. Das Unternehmen hat 2024 einen Rekordgewinn eingefahren und 24 % mehr verdient als 2019.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Im Jahr 2020 hat das Unternehmen schnell reagiert und den Betrieb eingestellt. Ältere Schiffe wie die Empress of the Seas und Majesty of the Seas wurden verkauft, um die Kosten zu senken und ein Polster zu schaffen.
Außerdem war Royal Caribbean das erste Unternehmen, das mit der Quantum of the Seas in Singapur unter strengen Gesundheitsprotokollen wieder Fahrt aufnahm.
Darüber hinaus hat das Unternehmen in den letzten Jahren mehrere Schiffe in Dienst gestellt, die auf gute Resonanz gestoßen sind. Darunter beispielsweise die Icon of the Seas, die seit der Indienststellung Anfang 2024 als größtes Kreuzfahrtschiff der Welt gilt.
Kreuzfahrt-Gigant zündet den Turbo
All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass Royal Caribbean im letzten Jahr ein Rekordergebnis eingefahren hat, was wiederum eine wahnsinnige Rallye der Aktie nach sich gezogen hat.
Die heutigen Quartalszahlen sprechen dafür, dass die geschäftliche Rekordjagd längst nicht zu Ende ist.
Der Gewinn lag in Q2 mit 4,38 USD je Aktie weit über den Schätzungen von 4,10 USD. Mit einem Umsatz von 4,54 Mrd. USD hat man die Erwartungen erfüllt.
Das entspricht einem Umsatzplus von 10,4 % und einem Gewinnsprung um 36,5 %.
Laut dem Vorstand hat sich das Buchungsaufkommen in den letzten Monaten weiter beschleunigt. Das Unternehmen verzeichnet weiterhin eine starke Nachfrage in allen wichtigen Produkt- und Quellmärkten. Die Vertriebskanäle – insbesondere die digitalen – entwickeln sich sowohl bei Buchungen als auch bei Käufen vor der Kreuzfahrt außergewöhnlich gut.
Die Ausgaben der Gäste an Bord sowie die Vorabbuchungen übersteigen weiterhin die Werte der Vorjahre. Die Buchungen für die Star of the Seas und die Celebrity Xcel, die beide in diesem Jahr ihren Betrieb aufnehmen, laufen äußerst erfolgreich.
Nachdem Royal Caribbean die Prognose im ersten Quartal bereits erhöht hat, wurde sie jetzt von 14,55 – 15,55 auf 15,41 – 15,55 USD je Aktie erhöht.
Die Aktie notiert vorbörslich 5,4 % im Minus bei 332,88 USD. Royal Caribbean kommt demnach auf eine forward P/E von 21,5. Das ist in Anbetracht der hohen Wachstumsraten vertretbar. An sich selbst gemessen ist die Aktie jedoch kein Schnäppchen, vor 2020 lag die P/E im langjährigen Durchschnitt bei 17. Ob das in Anbetracht der veränderten Marktstruktur ein guter Maßstab ist, ist fraglich.
In den kommenden beiden Jahren werden ebenfalls zweistellige Gewinnsteigerungen erwartet, daher dürften sich größere Rücksetzer als Gelegenheit herausstellen.

Für antizyklische Anleger würde sich beispielsweise die Unterstützungszone bei 260 – 277 USD anbieten. Ob die Aktie jedoch so weit fallen wird, ist fraglich.
Falls Sie sich fragen, warum ich nicht früher auf die Aktie hingewiesen habe: Das habe ich, die letzte Analyse zur Aktie ist im April 2024 erschienen, als der Kurs bei 129 USD lag.
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