Spektakuläre Kurskapriolen, Short-Angriffe und Insiderkäufe. Hinter den Kulissen tobt ein Kampf um das Vertrauen der Anleger.
Gezielter Angriff?
In den letzten Monaten hat die Kontron-Aktie einen Höhenflug erlebt. Seit Ende 2024 ist der Kurs von unter 16 auf 29 Euro gestiegen, ein Plus von etwa 80 %.
Doch der Weg war alles andere als geradlinig. Immer wieder kam es zu Kurskapriolen.
Der letzte Kurssturz wurde ausgelöst, als bekannt wurde, dass mehrere Hedgefonds Leerverkaufspositionen eröffnet haben.
Dem Bundesanzeiger zufolge sind gleich vier Hedgefonds Short.
Viel interessanter ist aus meiner Sicht aber das Timing. Wie der Zufall es so will, kamen die Meldungen über die Short-Positionen fast zeitgleich mit der Nachricht, dass Goldman Sachs seine Beteiligung an Kontron reduziert hat.
Ich würde das natürlich niemals behaupten, aber ein gezielter Angriff würde auch nicht anders aussehen.
Ebenso gut ist es möglich, dass die Hedgefonds schlichtweg vorher schon wussten, dass Goldman seine Beteiligung reduzieren würde und den Moment der Schwäche genutzt haben.
Insider schlagen zu
Der Vorstand hat auf die Situation souverän reagiert und vorläufige Quartalszahlen vorgelegt, um dem „fundamental unbegründeten Kursrutsch“ entgegenzuwirken und „Marktspekulationen vorzubeugen“.
Da inzwischen auch die abschließenden Zahlen vorliegen, werden wir die vorläufigen Zahlen überspringen und später im Artikel den Quartalsbericht durchleuchten.
Die vorläufigen Zahlen waren aber nicht die einzige vertrauensbildende Maßnahme. Der CEO und Großaktionär hat am 28. Oktober bei einem Kurs von 23,12 Euro für über 100.000 Euro Aktien von Kontron gekauft.
CFO Billek hat bei einem Kurs von 23,10 Euro zugeschlagen und 2.000 Anteile für etwas mehr als 46.000 Euro gekauft.
Anschließend hat Ennoconn International Investment Co., die in Verbindung mit dem Aufsichtsratsmitglied Chu steht, bei einem Preis von 22,08 Euro pro Aktie auf einen Schlag 30.000 Aktien mit einem Gesamtwert von 662.400 Euro erworben.
Einige Hedgefonds und Goldman scheinen skeptisch zu sein, doch die Insider sind es nicht.
Strategische Neuausrichtung trägt Früchte
Die Geschäftszahlen zeigen, warum das der Fall ist. Da Kontron das COM-Geschäft, welches in etwa einen Jahresumsatz von 100 Mio. Euro erzielt hat, verkauft hat, ist der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten mit 1,18 Mrd. Euro nahezu unverändert.
Die Profitabilität hat sich jedoch deutlich verbessert. Das Konzernergebnis ist von 62,3 auf 110,8 Euro gestiegen. Der Gewinn je Aktie kletterte von 1,01 auf 1,80 Euro.
Der Auftragsbestand konnte seit dem Jahreswechsel von 2,08 auf 2,44 Mrd. Euro massiv gesteigert werden. Die Auftragsbücher sind demnach prall gefüllt, was für eine Fortsetzung des Wachstums spricht.
Der Wert der Projekt-Pipeline ist sogar von 6,64 auf 7,80 Mrd. Euro gestiegen.
Die strategische Neuausrichtung des Unternehmens scheint sich auszuzahlen:
Kontron hat den Großteil des IT-Geschäfts im Jahr 2022 an Axians verkauft. Damals verblieben drei IT-Gesellschaften mit einem Umsatz von 220 Mio. Euro in Ungarn, Rumänien und Österreich. 70 Mio. Euro an IT-Geschäft wurden mittlerweile beendet.
Durch den Abgang des COM-Geschäfts und die Reduktion der IT-Aktivitäten gingen rund EUR 170 Mio. Umsatz verloren. Ein weiterer Verkauf von IT-Aktivitäten ist in Planung.
Gleichzeitig konnte aber die Gross Marge von 34,7 % im Jahr 2022 auf 41,7 % in Q3 2025 gesteigert werden. In derselben Zeit stieg das EBITDA von 70 Mio. Euro 2022 auf 220 Mio. Euro (operativ ohne Sondereffekt). Die Fokussierung zahlt sich aus.
Massiver Gewinnsprung in diesem Jahr
Die Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr wurde bestätigt. Kontron stellt weiterhin ein operatives EBITDA von mehr als 220 Mio. Euro in Aussicht, zuzüglich einmaliger positiver Sondereffekte in Höhe von 46 Mio. Euro durch den Verkauf von COM.
Kontron stellt demnach für das laufende Geschäftsjahr einen Gewinnsprung von 1,47 auf etwa 2,47 Euro je Aktie in Aussicht.
Das KGVe liegt demnach bei 9,3.
Darüber hinaus sieht sich das Unternehmen gut positioniert, um den Wachstumskurs und die Profitabilität auch im kommenden Jahr fortzusetzen.
Der gemeldete Gewinn je Aktie könnte dennoch auf der Stelle treten, da der positive Sondereffekt durch den Verkauf von COM wegfallen wird.
Womöglich ist auch das einer der Gründe für den Short-Angriff auf die Aktie. Sinkt der gemeldete Gewinn im nächsten Geschäftsjahr, lässt sich das gut für Negativ-Schlagzeilen nutzen – auch wenn das operative Ergebnis gleichzeitig steigt.
Daher wird auch mit einer steigenden Dividende gerechnet. Die Ausschüttung für 2025 könnte von 0,60 auf 0,83 Euro je Aktie steigen, was einer Dividendenrendite von 3,63 % entspricht.

Aus technischer Sicht war der Abverkauf von untergeordneter Bedeutung. Die Aktie ist nicht in den Abwärtstrend zurückgekehrt, sondern ist abgeprallt und anschließend wieder über 22,50 Euro gestiegen.
Dadurch sind die Bullen wieder im Vorteil. Ausgehend von dieser Basis könnte es jederzeit wieder zu einem Anstieg in Richtung 24 oder 25 Euro kommen. Darüber würde ein Kaufsignal ausgelöst.
Fällt die Aktie jedoch unter 22,50 Euro, muss mit einem erneuten Rücksetzer bis 21 Euro gerechnet werden. Wirklich problematisch wird die Sache aber erst unter 20 Euro.
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